Als ich aus Magdeburg herausfahre, kommt mir ein "Rollerfahrer", der augenscheinlich auch als Elberadler unterwegs ist, entgegen. Vorn am Lenker eine riesen Tasche und auf dem Buckel einen Rucksack Größe XXL. Mein Gott, was sich einige so zutrauen !
Mir entschärft es kurz darauf meinen grünen Beutel zum 3ten Mal und ich habe die Faxen dicke ! Schweren Herzens verabschiede ich mich davon.
Das nächste Ziel ist ein Highlight und ich will es vor dem großen Regen erreichen. Dass der kommen wird, ist so klar wie das Amen in der Kirche !
Hinter Magdeburg beginnt irgendwo das "Jerichower Land". Im letzten Jahr hatte ich hier bereits eine Runde gedreht und schwärme immer noch vom Wasserstraßenkreuz Magdeburg mit der Trogbrücke und der Schleuse Hohenwarte. Nun bin ich da, habe mein Highlight des Tages. Zuvor stürme ich noch den 75 Meter hohen Weinberg, der mir Sicht Richtung Magdeburg und auch auf den immer dunkler werdenden Himmel bietet.
Es ist tief dunkelblau über der anderen, linken Elbseite.
Ach ja, da will ich übrigens gleich hin !!!
Es herscht große Dramatik am Himmel, doch beschreiben oder mit Fotos festhalten lässt sich diese Wirklichkeit nicht recht. Mein kleines Herz schlägt schnell angesichts dieser Wetteraussichten und hinter der Schleuse fahre ich volle Kanne vor dem Unwetter her.
Hohenwarthe, Niegripp, Schartau - so heißen die Orte hier. Ich trete alles was ich kann. Vorn eine tolle Landschaft mit schönem Himmel und rechts hinter mir der Weltuntergang.
Alles was vor mir fährt setze ich als Ziel, das es einzuholen gilt. Und ich hole alles ein !
Auch einen Mountainbiker mit Fully, der, wie ich wenig später erfahre, bis "Rogätz" eine Abkürzung nimmt. Nebenbei halte ich noch 2 Mal an und fotografiere. 500 Meter vor der Fähre muss ich kapitulieren, das Unwetter hat mich eingeholt. Die Regenschwaden kommen von der Seite, es donnert und blitzt. Eine alte, schiefe Weide bietet mir etwas Schutz vorm Regen.
Als der 1.Akt leicht nachlässt, fahre ich runter zur Anlegestelle und treffe hier den Biker wieder.
Noch bei der Überfahrt schlägt das Monster erneut zu. Als wir drüben ankommen, bin ich eigentlich schon nass genug, ziehe die Regensachen aber trotzdem über und beginne meine Fahrt in und mit dem Regen.
In "Bittkau" ist 30 Minuten später der Spuk vorbei. Die Sonne kommt durch, alles dampft- einschließlich mir. Nun ist die Welt wie neu geboren, alles ist klar, herrlichste Farben - ein wundervoller Kontrast.
Im Nordosten zieht das Unwetter dahin ... Mein Bikerfreund hatte sich untergestellt und wir treffen uns nun. Er will in Ferchland mit der Fähre rüber und zurück nach Magdeburg. Das alles in Form einer Feierabendrunde. Wir verabschieden uns und ich gebe jetzt nochmalst alles. Tangermünde ist das erkorene Ziel, ein paar Kilometer sind es noch, es ist halb fünf und ich muss mich sputen.
Doch "ach oh weh" , plötzlich fängt mein Hinterrad an zu schlingern. Ein untrügliches Zeichen für einen Plattfuß. Nein ! - nicht das auch noch !
Aber mir bleibt nichts anderes übrig als mich meinem Schicksal zu fügen. Also hänge ich die Taschen ab, baue das Hinterrad aus. Sicherlich keine große Sache und in 10 Minuten erledigt, doch das Rad ist total verkeimt und dementsprechend sehen meine Hände nun aus.
Ich bin am Aufpumpen, da sehe ich ihn erneut, meinen Bikebruder.
"He ! " - Breites Grinsen auf beiden Seiten - wir haben heute wohl das Pech für uns gebucht. Die Fähre in Ferchland fährt nicht, also muss er den Umweg über Tangermünde nehmen. 15 Kilometer mehr sind aber zu verschmerzen und würzen eine "Feierabendrunde" richtig auf.
Er bietet mir alle erdenkliche Hilfe an, doch mein Rad ist soweit wieder hergestellt und so lehne ich dankend ab. " Machs gut und komm gut heim ! " , dann verschwindet er im erneut aufkommenden Regen !
Nach vielem Fluchen, mit schmutzigen Pfoten, schwitzend, nass und triefend schwinge ich mich wieder aufs Rad - und fahre direkt in den nächsten Guss. Doch nach dem Regen kommt Sonne und auch ein verdammt herrlicher Regenbogen, das entschädigt mich für alles.
Der Radweg ist hier vor Tangermünde bestens präpariert und so fliege ich förmlich in die Stadt hinein. Der erneuter Schauer stört mich schon gar nicht mehr.
Holpernd und suchend fahre ich über Altstadtpflaster, finde recht schnell das" Hotel Adler " und damit meine Bleibe für die Nacht.
Das "Busfahrerzimmer" direkt unterm Dach ist noch zu haben. Runde 50,- € kostet mich dieses kleine Paradies für eine Nacht, doch die sind es wert.
Zum Zimmer gelange ich durch eine Hausunterführung und über 2 Straßen.
Das Hotel ist vielhausig - kein Wunder bei dieser alten Altstadt, die aber wunderherrlich ist. Zunächst müssen die Klamotten ausgewaschen und getrocknet werden. Zum Glück geht die Heizung im Bad, was das nächtliche Trocknen sehr erleichtert. Ein Tässchen Milch und eine Flasche Wasser kosten mich noch mal 5,- € ! - Hotelpreise eben.
Auf das Abendessen im "Gasthaus am Rathaus" warte ich lange. Es sitzt sich ostmäßig hier und eigentlich widerstrebte mir die Einkehr. Doch ich finde nichts Besseres und letztlich schmeckt der Hering, den ich bestelle, sehr gut....
Grüße
-firlie-