Canyon will ab 2016 das Frauen Pro Peloton anführen. Nach zwei erfolgreichen Saisons mit den beiden UCI World Teams Katusha und Movistar Team mit unzähligen Siegen und Podiumsplätzen, will der deutsche Radhersteller sein Konzept in den Frauenradsport übertragen. Dazu hat sich Canyon mit Ronny Lauke zusammengeschlossen.
Der Ex-Rennradprofi ist einer der erfolgreichsten sportlichen Leiter im Radsport. Da dessen derzeitiges Profi-Team Velocio-Sram zum Jahresende aufgelöst werden wird, war Lauke auf der Suche nach einem neuen Partner. Ab 2016 wird er die Stelle des Team Managers übernehmen.
Als sportliche Leiterin holt Lauke seine derzeitige Kollegin Beth Duryea mit an Bord. Beide verfolgen seit Jahren eine gemeinsame Vision: „Wir wollen die Welt für den Frauenrennradsport begeistern und damit auch mehr Frauen für den Radsport gewinnen. Unser Ziel ist es, eines der professionellsten und erfolgreichsten Teams des Pelotons zu werden“, so Lauke.
In einem Exklusivinterview mit Rennrad-News spricht er über Aerobic, Lifestyle Medienpräsents und große Gefühle.
Ronny, worin bestehen für dich als Teammanager die größten Unterschiede zwischen einem Männer- und einem Frauenteam?
Ronny Lauke:
Frauenteams sind von der Struktur her um einiges kleiner als Männerteams. Somit muss jeder Doppelfunktionen bekleiden. Zudem ist Emotionalität und sensible Gefühlswelt zwischen Männern und Frauen doch sehr unterschiedlich. Das erfordert einen anderen Umgang mit den Athletinnen. Meines Erachtens beeinflusst die Gefühlswelt bei Frauen auch mehr deren Leistung auf dem Rad, als dies bei Männern der Fall ist.
Heißt das, ihr müsst in den Wettkampfphasen Samthandschuhe tragen?
Nein, man braucht einfach ein sehr sensibles Gespür für Grundstimmungen innerhalb der Gruppe. Schließlich verbringen Frauenteams viel mehr Zeit miteinander, was daher rührt, dass es kaum Rotation bei Fahrerinnen und Personal gibt.
Mit Beth hast du bereits einige Zeit zusammen gearbeitet. Zusammen verfolgt ihr das Ziel, mehr Frauen für den Rennradsport zu begeistern. Worin siehst du die größten Hürden?
Radsport ist sehr von Traditionen geprägt und Frauen wurden viel zu lang nur als Beiwerk angesehen, obwohl sie ehrlichen, spannenden Sport bieten. Hier muss ein Umdenken stattfinden.
In welchen Bereichen müssen diese Perspektivenwechsel geschehen?
In den letzten Jahren hat sich schon viel verändert. Die verschiedenen Gruppen (Verbände, Mannschaften, Hersteller, Organisatoren) entdecken die vielen positiven Attribute, die sich mit Frauenradsport verbinden lassen: Spaß, Gesundheit, Wohlfühlen und Natur, aber auch Disziplin, Commitment und Stärke. Hier liegt es klar auch an den Profiteams, diese Eigenschaften zu verkörpern. Wir, als Team Canyon, möchten diese an die radinteressierte Frauenwelt weitergeben.
Wellness, bio und Gesundheit sind Trend. Wie wichtig ist Lifestyle im Frauenrennradsport?
Der Radsport, allen voran Rennrad fahren entwickelt sich mehr und mehr zum Fitnesstrend bei Frauen. Ich kann das in meinem direkten Umfeld ausmachen. Dort kaufen sich immer mehr Frauen hochwertige Rennräder und wollen feine, individuell gestaltete Kleidung tragen. Radfahren wird für Frauen ein Lebensgefühl. Es entwickeln sich eigene Communities und dadurch wird die Wahrnehmung und das Wachstum gestärkt.
Rennrad fahren als ein Revival des Aerobic-Trends der 80er?
Naja, nicht ganz. Die Traditionalisten haben den Sport gern übergangen, dies ändert sich jedoch, mit sehr viel Initiative der oben genannten Parteien. Vor allem aber auch stärkere TV-/Medienpräsenz steigert das Interesse, genau wie damals beim Aerobic-Boom. Nur ein sichtbarer Sport steigert die Wahrnehmung. Dieser Schritt ist lobenswert und dringend notwendig. Nur so kann sich eine breitere Fanbasis bilden und auch mehr Frauen veranlassen, selbst aufs Rad zu steigen.
Kommentare