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Die große Koalition, der Vertrag und die Helmpflicht(?) für Radfahrer

a.j.h.

Rennradklassik-1%er
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Was ist da los? Ich hab's gerade im Fernsehen (öffentlich rechtlich - ARD) gehört, dass "mehr Fahrradfahrer Helm tragen sollen", so der Wortlaut (Ulli Deppendorf).
Kann man da auch irgendwo etwas Genaues erfahren?

Jedem Volk die Regierung, die es verdient. Danke.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aus dem vorläufigen Koalitionsvertrag:

Wir wollen den Anteil des Fahrradverkehrs als umweltfreundliche Mobilitätsalternative weiter steigern. Ausgerichtet an den Zielen des Nationalen Radverkehrsplans werden wir den breiten gesellschaftlichen Dialog über neue Wege und Umsetzungsstrategien zur Radverkehrsförderung intensivieren. Das Radwegenetz an Bundesverkehrswegen werden wir weiter ausbauen und die gesetzliche Grundlage für den Radwegebau an Betriebswegen unserer Bundeswasserstraßen schaffen. Um die Verkehrssicherheit im Radverkehr zu stärken, wollen wir an Bundesfernstraßen durch eine optimierte Infrastrukturplanung der Bildung von Unfallschwerpunkten vorbeugen und bestehende beseitigen. Zukunftsweisende Projekte an der Schnittstelle ÖPNV/Carsharing/Fahrrad werden wir weiter fördern. Wir wollen darauf hinwirken, dass deutlich mehr Fahrradfahrer Helm tragen.
 
Sie wollen darauf hinwirken, daß "deutlich mehr" Fahrradfahrer Helm tragen - nicht "alle"! ;)

Ich gehe aber trotzdem schon mal die Chips holen! :D
 
Bei Interesse, hier der komplette voläufige Koalitionsvertrag; die Passage zum Radverkehr ist auf Seite 45:
https://www.cdu.de/sites/default/files/media/dokumente/koalitionsvertrag.pdf

Der Wortlaut lässt nicht darauf schließen, dass eine allgemeine Helmpflicht angedacht ist.
Nur was soll das Kriterium sein, wenn nicht die allgemeine Helmpflicht eingeführt wird? Ich schlage schon mal folgende Kriterien vor:

- Kriterium 1, "Fahrrad": Elektrobikes, Rennräder mit Carbonrahmen, Damenräder,...
- Kriterium 2, "Fahrradführer": nach Alter, Geschlecht, Nationalität, "persönlicher Eignung",...
- Kriterium 3, "Tageszeit": Hell / Dunkel, fixe Zeitfenster
- Kriterium 4, "Strecke": Einführung des neuen Straßenschildes "Helmpflichtiger Streckenabsschnitt"
- Kriterium 5, Promille: ... :bier:

Gibt bestimmt noch sehr viele ebenso blöde Kriterien...
 
Wenn sie Gefahren Stellen vorbeugen wollen, warum Bauen sie dann neue Radwege:rolleyes:?

An Bundesstraßen und vielleicht irgendwann an Bundeswasserstraßen finde ich das schon sehr sinnvoll. Ich fahre ungern auf Straßen, auf denen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 120 gefahren wird. Dass mehr Radwege in Städten, wo sie wirklich gefährlich sind, gebaut werden sollen, kann ich da nicht rauslesen.

Andererseits geht die Planung von neuen Radwegen vor der Umsetzung noch über viele, viele Schreibtische, deren Besatzung höchstwahrscheinlich mit dem Auto zur Arbeit gefahren ist und sich mal wieder über Radfahrer aufgeregt hat, die morgens den Berufsverkehr aufhalten:rolleyes:

Eine Helmpflicht würde ich aus dem einen Satz auch nicht rauslesen. Jedenfalls glaube ich nicht, dass die Radhelmhersteller so einflussreich sind, sowas kontraproduktives durchsusetzen.
 
Offtopic: Glaubt ihr, der Ramsauer bleibt Autominister?

Oder könnten wir Radler es noch schlechter treffen?
 
Man hätte es sich denken können: Erstmal schön schwammig, wirklich drauf festnageln wird man niemanden können. Dann kann Ramsauer hin- und wieder mal trommeln, wenn ihn gerade keiner mehr auf'm Schirm hat. Hat er ja mit der "Kennzeichenpflicht" für Räder auch gemacht. Ohhhh Mann....
 
Nur so btw: Da wird nicht umsonst von Bundesstraßen gesprochen. Denn was in Städten passiert, ist Ländersache. :)
 
Ich frage mich nur, wo (außer in Stuttgart) gibt es eine Regierung mit Vertretern anderer Parteien, die nicht hier koalieren? Von wegen "Föderalismus"...
Wenn die shyce Radwege an den Bundesstraßen wenigsten einigermassen taugen würden,... Aber, da helfen Helme bestimmt.
 
Was genau sind Bundeswasserstraßen? Ist mir bisher noch nicht untergekommen. Klärt mich bitte auf!

Ich denke, es geht um Kanäle und begradigte Flüsse. Daneben gibt es kleine Holperwege, die man wunderbar zu Radwegen ausbauen könnte.
Zur Zeit sind diejenigen, die ich kenne, nur mit einem Fully halbwegs zu befahren.
 
Ist doch gut, ein paar Plakate mit Radhelmen drauf und schon ist ein Punkt des Vertrages erfüllt.

bicycle_girl.jpg


Was für ein toller Radweg! :D
 
Ich übersetze mal in allgemein verständliches Deutsch

1. "Wir wollen den Anteil des Fahrradverkehrs als umweltfreundliche Mobilitätsalternative weiter steigern."

Das ist eine Absichtserklärung ohne Konsequenzen. Den Willen etwas zu tun kann man niemandem Absprechen, der es dann doch nicht getan hat.

2. "Ausgerichtet an den Zielen des Nationalen Radverkehrsplans werden wir den breiten gesellschaftlichen Dialog über neue Wege und Umsetzungsstrategien zur Radverkehrsförderung intensivieren."

Ein Dialog kostet kaum Geld, schafft allerdings auch keine Radverkehrsinfrastruktur.

3. "Das Radwegenetz an Bundesverkehrswegen werden wir weiter ausbauen und die gesetzliche Grundlage für den Radwegebau an Betriebswegen unserer Bundeswasserstraßen schaffen."

Konkret bedeutet das, dass an jedem noch so ungeeigneten Weg parallel zu einer Bundesstraße ein blaues Schild aufgestellt wird und an Bundeswasserstraßen die Möglichkeit geschaffen wird, "Radfahrer frei" aufzustellen.

4. "Um die Verkehrssicherheit im Radverkehr zu stärken, wollen wir an Bundesfernstraßen durch eine optimierte Infrastrukturplanung der Bildung von Unfallschwerpunkten vorbeugen und bestehende beseitigen."

An Autobahnen gibt es keine Unfallschwerpunkte für Radfahrer, Für Bundesstraßen siehe Punkt 3.

5. "Zukunftsweisende Projekte an der Schnittstelle ÖPNV/Carsharing/Fahrrad werden wir weiter fördern."

"weiter fördern" also so wie bisher, Na denn...

6. "Wir wollen darauf hinwirken, dass deutlich mehr Fahrradfahrer Helm tragen."

Das könnte tatsächlich auf eine allgemeine Helmtragepflicht hinauslaufen. Wenn so eine Pflicht eingeführt wird, wird das zweifellos dazu führen, dass die Helmtragequote steigt. Ob die erhöhte Tragequote sich dann auch absolut durch mehr Helm tragende Radfahrer auszeichnet, wage ich zu bezweifeln.
Im Übrigen gilt zum Begriff "wollen" die Bemerkung zu 1.

Ich würde sagen, dieser Teil der Koalitionsvereinbarung ist eine Verschwendung von Papier und Toner. Die geistigen Recourcen, mit deren Hilfe diese Vereinbarungen getroffen wurden, halte ich insgesamt für weniger wertvoll, sehe daher in diesem Bereich keine Verschwendung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist wahrscheinlich so ein kulturgeschichtliches Ding. Schon im letzten Jahrhundert haben die Bewohner unserer Nachbarländer uns nur mit Helm kennen gelernt.

Oder aber es soll auf eine allgemeine Helmpflicht für alle vorbereiten, schließlich sollen in Zukunft ja Pakete mittels Drohnen ausgeliefert werden....
 
Es ist so traurig, dass anstatt die Attraktivität vom Radfahren durch Ausbau von Radwegen, Freigbe von Einbahnstraßen, Bau von "Fahrrad-Highways" etc. zu steigern, die meißten Politiker immer wieder das Bild von den Kampfradlern verbreiten und mit Diskussionen um Helmpflicht usw. das Radfahren unattraktiv erscheinen lassen.
Ist es so schwer zu verstehen, dass sich hier riesige Chancen verbirgen? Massive Einsparungen im Gesundheitswesen, Entzerrung des Stadtverkehrs, niedrigerer CO2-Ausstoß, ... .
 
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