AW: ebäh: Ganna 1935 - Vittoria Margherita gear
Ich bin fassungslos vor Staunen über die Felgenbremsen an den Holzfelgen.
Wenn ich überlege wie heiß meine Alufelgen bei gewissen Abfahrten schon geworden sind...
Was die Lackierung angeht: bei einem Rad was sicherlich ein vierstelliges Sümmchen mit einer 2 oder 3 vorne wert ist, sollte man doch annehmen dass ein professioneller (das heisst auch: dem Zeitcharakter angemessen originalgetreuer) Farbauftrag lohnenswert wäre? Oder, wenn nicht an einem Rad wie diesem, an welchem dann??
Ich verwende an meinen Holzfelgen sowohl lederne
Bremsbeläge als auch solche aus Gummi. Können sich Aluminiumfelgen bei Bremsungen bis angeblich 270 Grad Celsius erhitzen, werden Holzfelgen dagegen weit weniger heiß, dafür aber sind es die
Bremsbeläge, die sich sehr stark erhitzen und die man regelmäßig auswechseln muß. Die abgeriebene Lasur der
Felgen sollte in Anständen erneuert werden, um sie vor Witterungseinflüssen zu schützen.
Was meinst Du mit "dem Zeitcharakter angemessen originalgetreuer Farbauftrag"? Unter Berücksichtigung der verstrichenen Zeit hätte die Originallackierung am glaubhaftesten und damit angemessensten gewirkt, selbst, wenn sie starke Spuren aufgewiesen hätte. Unnötige Neulackierungen sind Vandalismus am Originalzustand und vor allen Dingen deshalb verwerflich, weil es sich nicht allein um Gebrauchsgegenstände handelt, sondern um europäisches Kulturgut, für das der Besitzer eine Verantwortung trägt, die nicht durch seine Eigentumsrechte aufgehoben wird. Im schlimmsten Fall war so, daß das Rad ohne Grund, nur zum Verkauf auf
ebay restauriert wurde, also der Originallack zugunsten einer neuen Haut geopfert wurde. Nicht umsonst ist auch der Erlös eines unrestaurierten Rades von Interesse in aller Regel wesentlich höher.
Für mein blaues Rad bleibt mir wohl leider keine andere Möglichkeit als eine Neulackierung, denn der Erstbesitzer (ich habe es tatsächlich aus der Hand des Sohnes des Erstkäufers) hatte die Farbe bis auf die Rostschutzschicht entfernt und in den folgenden Jahrzehnten insgesamt fünf Schichten Pinsellack aufgetragen, die nun in das schön detaillierte Muffenwerk zukleistern. Den originalen Farbton konnte ich auf dem Gabelrohr festellen.
Nur weil ich das Rad gekauft habe, habe ich nicht das Recht, es verfallen zu lassen, also muß ich Roststellen versorgen und dafür den Pinsellack entfernen - Zweifel habe ich daran keinen, denn der Erhalt der Substanz geht vor einer Verliebtheit in die Geschichte, die das Rad während seiner Jahre erfahren hat und auch vor einer anrührenden, weil dilettantisch (liebhaberisch) ausgeführten Pinsellackierung. Allenfalls könnte ich überlegen, aus Gründen der geschichtlichenn Korrektheit bei der Neulackierung wieder die Mittel anzuwenden, die der Großteil der Fahrer damals zur Verfügung hatte und wäre damit wieder bei der Pinsellackierung, mit der man - wenn man weiß wie - sehr schön dem Charakter einer alten Industrielackierung entsprechen kann, denn frühere Lackierungen ergaben eine lange nicht so perfekte Oberfläche wie heutige es tun, dazu kommen Erhebungen, die sich durch Einschlüsse oder Unterrostungen unter dem Lack einstellen.
Und nein: das italienische Rad ist keinesfalls 3.000 Euro wert. Für eine komplette Osgear-Schaltung (nicht identisch, aber ähnlich) habe ich 170 Pfund bezahlt, Holzfelgen kosten nicht die Welt... wirklich, laß Dich nicht blenden.