AW: Eifelrunde gesucht
Wenn eine eine Reise tut, so kann sie was erleben.
Die Woche war für mich aus diversen Gründen sehr stressig gewesen, ich ging auf dem Zahnfleisch. Was macht man dann am besten, wenn man 4 Tage frei hat? Richtig! Eine kleine Flucht. Wohin? Die Eifel ist immer eine Reise wert. Wo da genau? Och, eine schöne Runde drehen. Ahr, dann Vulkaneifel, Kylltal und retour.
Aber es kommt ja immer anders als man denkt.
Donnerstag morgen: Es stürmt, es regnet aus allen Kübeln. Ich finde soviel Ruhe zu sagen: nöö, muss nicht sein. Was mache ich denn dann als Alternative? Hmm. Ok, die Runde wird geändert, ich fahre nach Gerolstein, quartiere mich dort in ein Hotel ein und fahre am Samstag da eine schöne Runde und am Sonntag wieder um. Das Hotel ist schnell gebucht. Verwöhnwochenende hört sich gut an.
Freitag morgen nach dem Frühstück ging es los. Der Wind ist gnädig, von der Seite oder von hinten. Meine Gedanken hängen überall und nirgends. Trotzdem sehe ich noch die ganzen Blümchen.
Weiter ging es in meinem Trott. Die Gedanken, die Gefühle, die Empfindungen fuhren Achterbahn. Ablenkung tut gut.
Nach 1,5h, kurz vor Zülpich erde ich so langsam. Ich mache an meiner Lieblingsbank eine kurze Rast und genieße die Aussicht.
Für den Widu habe ich dann unterwegs wieder einen Nepomuk eingefangen, in Satzvey.
Langsam ging es in die ersten Eifelsteigungen rein. Stop! Was fliegt denn da? Viel größer als der normale Bussard. Gabelschwanz, viel rot, zarter Körperbau. Was war es? Ein Rotmilan. Ziemlich selten in unserer Gegend.
Krahkrahkrah machte es im nächsten Ort. Überall Krähen, ich fühlte mich an "die Vögel" erinnert.
Dann machte ich die missliche Feststellung, das ich mir irgendwann mein
Schaltauge verbogen haben muss. das 27er Ritzel war nicht mehr zu schalten. Bzw. dann hing das Schaltwerk in den Speichen. Das 25er Ritzel ging nur noch vorsichtig im Stand rein. Na, das wird dann lustig!
Der Blick in Richtung Bad Münstereifel.
Kurz vor Nettersheim ging es dann so richtig satt hoch. Also im Stand mal schnell das 25er aufgelegt und hoch kurbeln.
Oben!
oder doch lieber das hier? [Handybild]
Dann ging es erst einmal rasant den Berg runter. Um dann wieder hoch nach Nettersheim und dann mach Marmagen zu radeln.
In Marmagen gab es dann den standardgemäßen Stop im Cafe Milz. Sehr zu empfehlen. Nach 85km kann man auch mal eine weitere Pause machen. Mir war klar, jetzt geht es eigentlich nur noch Bergab. So hoffte ich jedenfalls. Im großen und ganzen stimmte es auch, die Haupthöhenmeter waren bis dahin gefahren.
Die Abfahrten waren ein Genuss, schon war ich wieder in einem Tal. Das Kylltal war fast erreicht.
Licht und Schatten gehören zusammen. Im Kylltal.
So sieht das dann in der Tachoaufzeichnung auf. Vmax war ein wenig höher, das liegt am Speicherintervall von 20sec.
Die Beine fühlen sich abends noch top an, ich gehe noch 5 km gemütlich spazieren.
Der Samstag kam und es sollte kein guter Tag werden. ich merke morgens beim Aufwachen in mir schon eine große Anspannung. Das muss ja nun wirklich nicht sein.
Erst einmal ein ausgiebiges Frühstück. Es ist ja nicht so, als ob ich nach den 5 Gänge vom Vorabend irgendwie schon Hunger hätte, aber ich will ja 80km Vulkaneifel erradeln.
Mein Fahrrad durfte in der Garage von den Hotelbesitzern übernachten. Und war dort in guter Sportgesellschaft.
Wemser meets Spargummiwemser
Es ging sofort gut los in den Steigungen.
Mir ging es sehr übel. Kotzgrenze. Zittrig. Schwindelig. Kaltschweißig. Die Abfahrten runter geschlichen. Kein Vergleich zu gestern.
Pause machen. Was süßes trinken. Entspannungsübung machen. Nichts half.
Am liebsten da rein legen.
Mir ist klar, heute wird das nichts mit dem Rad fahren. Also Tourabbruch und zurück nach Gerolstein. Hier abbiegen und noch mal 50HM hoch radeln. Das ist manchmal sehr, sehr hart.
Magere Ausbeute:
Im Hotel erst einmal hingelegt und 3h geschlafen. Nichts essen können. Etwas getrunken. Langsam zur Ruhe kommen. Leicht verzweifeln. Hoffentlich erholt sich der Körper bis morgen soweit, das ich bis nach Hause komme!
Die Nacht war nicht so toll, ich bin schon schweißgebadet und zittrig aufgewacht. Na, das sind ja ganz tolle Voraussetzungen für gute 110km, quer durch die Eifel. Das kann ja was werden. Egal, da muss ich nun durch. Ich traue mir die Strecke zu.
Ein Frühstück mit 2 Brötchen und Belag, wo ich mir sicher sein kann, das ich ihn vertrage.
Ich fahre aus Gerolstein anders raus als ich rein gekommen bin. Direkt in die Steigungen rein. Ich weiß ja, das es heute tendenziell nur Bergab geht. Ich vermeide den Kyllradweg, Sonntags morgens um 9h schläft noch die Eifel. Herrliche Ruhe, der Wind wieder gnädig mit mir und huch???? Wie schnell bin ich denn nun unterwegs? Holla, die Waldfee! Der Versuch, mich ein wenig zu bändigen geht schief, ich verlasse mich auf mein Gefühl, was richtig ist.
In Jünkerath biege ich nicht ab auf die Tälerroute, sondern fahre weiter nach Stadtkyll. Von dort nach Dahlem. Uuups. Von da unten kam ich her.
Der Blick weiter nach rechts:
ui, was für eine schöne Abfahrt. Ich lasse es komplett laufen. Ich genieße es. Dahlem ist schnell durchquert und es ging hoch nach Schmidtheim.
Da unten liegt Dahlem.
Marmagen war dann wieder schnell erreicht und dieses mal bog ich nach Kall ab. Die Bewölkung nahm zu, es gefiel mir gar nicht das Wetter. In Kall gab es dann die erste kleine Pause, eine Fanta, eine Waffel, das reicht.
Weiter nach Gemünd. Die Nordeifel ist erreicht und schon merkt man da an der Vielzahl der Motorradfahrer. An der Tanke in Gemünd noch schnell die Wasserflasche aufgefüllt, den kleinsten Gang aufgelegt und gehofft, das ich die Steigung hoch komme. Es war anstrengend, sehr sogar. Die Motorradfahrer fuhren zum Teil so, als ob sie auf einer abgesperrten Rennstrecke wären. Ich war froh, als ich oben war.
Ich schob mir noch ein Gel rein, nicht das ich auf der langen Abfahrt in den Unterzucker komme. Trikot zu, anfahren, einklicken, klein machen. Grinsen. Topspeed des Jahres endlich mal toppen. 71km/h ist zwar nicht viel, aber nach den Ereignissen diesen Jahres war es für mich absolutes Hochgefühl, wieder die Freiheit im Kopf zu haben, nicht zu
bremsen. Meinen Spaß haben, in der Baustelle im fließenden Verkehr mitzufahren. Kurzen Blick auf den Moppedfahrer neben mir werfen, der ein wenig verdutzt war, das man auch mit 53km/h da durch fuhr.
Leider musste ich dann bei Vlatten dann doch mal
bremsen, aufgefräster Asphalt. Danke an den Rennradler, der mich gewarnt hat.
Jetzt auf den letzten Hügeln der Eifel sehe ich, das a) der Wind auf Nord gedreht hat (= Gegenwind) und b) dort verdammt dunkle Wolken hängen.
Ob ich das Zeitfahren gegen den Regen gewinnen werde? Wieso werden die Rennradler vor mir so unruhig? Nur weil ich sie trotz Rucksack einhole? *gg*
Die Beine schmerzen, die Lunge pfeift. Die Wolken kommen näher. Der Wind wird stärker. Die ersten Tropfen. Durchhalten. Durch gehalten. Trocken geblieben. Neue Rekordzeit aufgestellt. Stolz sein. Endlich meine Ruhe wieder finden.