AW: Ein Hoch auf Helme!
Zum Thema EN 1078 verweise ich mal auf folgende Seiten, die zumindest mich stutzig gemacht haben:
Das habe ich mir doch noch mal angesehen. Wenn ich es recht sehe, soll ein
Helm laut der EN-Norm also einen 5kg Klotz von etwa Tempo 25km/h auf 0 herabbremsen können, ohne dass dieser mit mehr als 300g beschleunigt wird. Anscheinend hält der Kopf 300g aus und wiegt etwa 5kg. Wenn man das als Fakt hinnimmt, dürfte ein
Helm in der Mehrzahl der Unfälle, bei dem er überhaupt zum Einsatz kommt, wertvolle Dienste leisten.
Kritisiert wird an der EN-Norm, dass ja nicht nur der Kopf, sondern auch zumindestens ein Teil des Körpers mitabgebremst werden muss, was eine abzubremsende Masse deutlich über 5kg hinaus bedeutet. Das trifft indes m.E. für die Mehrzahl der Unfälle nicht zu. Der typische Unfall ist nicht der, dass man Kopf voran, seine Fahrgeschwindigkeit mitnehmend, auf eine unnachgiebige Stelle aufkracht. Die am Kopf zu dissipierende Energie wird vielmehr durch drei Faktoren entscheidend gemindert:
(1) Die Aufschlagstelle ist oft selbst wenigstens ein bisschen nachgiebig, das gilt insbesondere für die Mehrzahl der Autoteile.
(2) Man schlägt meist nicht Kopf voran auf, sondern mehr seitlich, so dass der Körper seine Masse quasi selbst auffängt.
(3) Die maßgeblichen Geschwindigkeiten liegen in aller Regel deutlích unter den Grenzwerten.
Zu (3): Die Mehrzahl der Unfälle dürfte entweder ohne Fremdeinwirkung oder aber wenigstens durch ein bloßes Anfahren von der Seite geschehen. In solch einem Fall spielt die eigene Fahrtgeschwindigkeit keine allzu große Rolle, da diese auf einem langen Bremsweg abgebaut wird, wenn nicht irgendwo ein Hindernis im Weg steht. Das ist dann alles sehr schmerzhaft, gibt im Prinzip aber nur Schürfwunden. Nicht umsonst stehen Motorradfahrer bei Motorradrennen nach Stürzen bei Tempo deutlich über 100 oftmals auf, als wäre nichts gewesen. Entscheidend für die Schwere der Verletzungen ist vielmehr die Fallhöhe. Bei einer Höhe von 2m (höher dürfte wohl niemand seinen Kopf tragen) ist die Endgeschwindigkeit des Kopfes beim Bodenkontakt und ungebremsten Fall rechnerisch 22,5km/h. Nimmt man 1,5m Fallhöhe (eher realistisch) an, sind es noch 19,5km/h. Auch diese Geschwindigkeit ist wahrscheinlich noch zu hoch, da die Körperteile ja miteinander verbunden sind und die durchschnittliche Fallhöhe des Körpers vielleicht eher bei 1,2m anzusiedeln ist. Dann hätte man eine Geschwindigkeit von 17,5km/h. Sämtliche Geschwindigkeiten kann der
Helm aber nach der EN-Norm locker verkraften, es ist sogar ein recht großer Sicherheitsspielraum vorhanden. Ohne
Helm dürften aber selbst bei Tempo 17,5km/h schwerwiegende Verletzungen auftreten.
Jetzt müssten eigentlich alle Helmskeptiker überzeugt sein. Oder habe ich irgendwo einen Denkfehler?