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Endurance mit TT-Cockpit

Stelvio16

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Hallo zusammen!

Vorweg: Mir ist klar, dass ein Austausch im Forum kein echtes Bike-Fitting ersetzen kann... :-)

Ich bräuchte trotzdem mal ein paar externe Sichtweisen/ Tipps zu folgendem Gedankenspiel: Ich möchte mich als Triathlonanfänger nicht direkt auf eine "extreme" Auflieger-Position festlegen. Ist es denkbar, dass man eine grundsätzliche Endurance Geometrie für ein Zeitfahrcockpit nutzt, ohne an allen Ecken Kompromisse einzugehen?

In meinem Fall wäre die Basis des Aufbaus ein BMC Roadmachine in 58 (Ich selbst bin 1,88m groß und habe eine Schrittlänge von 92cm). Der Rahmen bringt mit 610 Stack und 394 Reach eine moderate Sitzposition mit (Oberrohr 568mm, Steuerrohr 206mm). Interessant finde ich den (relativ) steilen Sitzwinkel von 74,2°.
Ich würde den Rahmen nämlich gerne mit einem 75mm Liteforce, 440mm Syntace Stratos und einem Syntace C6 Large Auflieger kombinieren.
Wenn ich mir nur die Zahlen anschaue, müsste der im Vergleich zum TT-Bike flachere SW doch eigentlich gut durch das etwas längere Steuerrohr "ausgeglichen" werden, oder? Sprich: Die Sitzposition wäre auch sehr aerodynamisch, aber nicht zu nah über dem Vorderrad...

Oder übersehe ich etwas?

Für Ratschläge/Hinweise bin ich sehr dankbar!

Beste Grüße!
 

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Re: Endurance mit TT-Cockpit
Hilfreichster Beitrag geschrieben von felix#

Hilfreich
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Man dreht sich auf Triathlonrädern mit Triathlon-Geometrie um das Tretlager im Gesamten rum. Der Sitz kommt weiter hoch vor allem aber nach vorne in Richtung über Tretlager. Der Lenker kommt weiter herunter. Man fällt auf den Auflieger drauf.
Um es anders zu sagen: Das eigentliche Ziel ist ein offenerer Hüftwinkel bei stark geneigter Position. Man könnte sich sehr stark nach unten vorne zerren und den Sattelsitz da lassen, wo er normal ist. Dann wird man aber stark in der Hüfte abknicken müssten und tritt sich entweder gegen den Bauchansatz mit den Beinen oder in die Rippen.
Dem entgeht man etwas, in dem man den Sitzwinkel erhöht (Sattel weiter vor) und wie oben gesagt dadurch den Hüftwinkel öffnet. Eines der Ziele ist vor allem den Kopf und die Arme vor den Oberkörper zu kriegen und den Oberkörper so flach wie möglich zu ziehen, so dass man damit aber immer noch gut fahren bzw. treten kann.

Bei einem relaxten Rad ist man vorne deutlich höher, der Sitzwinkel ist bei dir zwar nicht 73°, aber Sitzwinkel bei Triathlonrädern sind ja eher 80°. Du kannst es natürlich ausprobieren. Arme vor dem Körper sind schon fast immer schneller. Wichtig ist nur, dass der Auflieger möglichst wenig aufbaut und kaum zusätzlich Höhe bringt. Alternativ kann man versuchen Spacer rauszunehmen oder falls noch vorhanden anderen Standardvorbauten mit negativem Winkel verwenden. "Sehr aerodynamisch" ist da in der Regel nicht drin, aerodynamischer als ne normale Rennradhaltung meistens schon, kommt aber natürlich auf die Haltung an.
Dazu kommt, dass Triathlonrahmen mitunter auch etwas mehr auf Geradeauslauf getrimmt sind. Man muss auf Rennradgeometrie einige Nachteile oder Kompromisse eingehen, was dann irgendwann so weit geht, dass man zwar vielleicht den Auflieger auf einen sehr klein dimensionierten Rahmen bekommt, der Auflieger einigermaßen passt, aber die Rennradhaltung dann nicht mehr stimmt. Oder was viel häufiger ist: Rennradhaltung etwa wie vorher, nur die Aufliegerhaltung ist dann eben nicht top; wie auch.
Austesten kann mans natürlich. Oft scheitert es am langen Steuerrohr, am Sitzwinkel bzw. der Sattelverstellung nach vorn, vielleicht auch zu wenig Reach nach vorn.
Ich würde in den Rennradumbau nur zum Testen erst mal wenig investieren. Stinknormaler Clipon geht hoffentlich an den Rennlenker dran. Negativer Vorbau kostet auch nicht die Welt. Wenn du auf Basebar gehts, brauchst du anderen Bremsen und/oder andere Schaltgriffe oder es ist ein Gefrickel mit den STIs.
Wenn du nach den Tests mit dem Rennrad weißt, dass es was für dich ist, ist häufig ein "echter" Triathlonrahmen dann doch was wert. Leider ist das Radzeug mittlerweile irre teuer geworden oder immer noch - meiner Meinung nach. Daher kann man auch gut im Gebrauchtmarkt nach TTs / Triathlonrädern oder nach reduzierten Angeboten schauen, mitunter sind die Geräte wenig gefahren (und dann oft noch recht teuer).

Der Test oder Umbau mit dem genannten Syntace-Equipment wäre mir jedenfalls zu teuer. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man noch einiges umbauen muss oder später bei Gefallen ohnehin ein Triathlonrad kauft. Da würde ich zu einem günstigen Clip-On greifen, negativen Vorbau kann man sich überlegen, ja. Basebar würde ich nicht machen und einfach - falls möglich - die Clipons an den Rennradlenker machen. Dafür muss der Rennradlenker aber nicht zu früh abgeflacht sein nach der Vorbauklemmung (und dafür freigegeben sein).
 
Hallo Felix,

vielen lieben Dank für diese super ausführliche und fundierte Einschätzung! Ich war selbst schon soweit, dass bei der Körperhaltung eine Rotation um das Tretlager herum erfolgt, aber deine Analyse ist doch nochmal um Welten differenzierter! 👍 Ich fahre zwar viel und sportlich Rennrad, Gravel und auch MTB, trotzdem kann ich überhaupt nicht einschätzen, wieviel Position eine SW-Änderung um 1-2° wirklich ausmacht.

Offensichtlich wird es also doch nicht so leicht, wie ich es mir zu Beginn vorgestellt habe - dafür ist mir das Experiment mit einem Endurance-Rahmen als Basis tatsächlich zu vage (und natürlich damit einhergehend zu teuer....).
Bei den Syntace Komponenten ist es so, dass ich die mal ziemlich günstig bekommen habe und sie seitdem im Regal liegen und auf ihren Einsatz warten.

Na deinen Ausführungen ist es demnach am sinnvollsten, den Weg zum Bike-Fitting in Kauf zu nehmen und realistische Positionen auf den Bike (ggf. mit dem vorhandenen Cockpit) zu eruieren. Ich schaue mich mal um, was sich hier im Großraum Bielefeld so tummelt...

Beste Grüße und nochmal herzlichen Dank!
Tim
 
Naja. Zum Ausprobieren ist es nicht schwer. Perfektion ist dann wirklich nicht leicht bis unmöglich. Dafür sind die möglichen Positionen von relaxt Rennrad auf radikal TT oder Triathlon doch schon sehr unterschiedlich.

Also wenn du nur mal einen Triathlon ausprobieren willst, dann kann man auch recht günstige Clip-on Bars besorgen. Ab besten sind die in viele Richtungen einstellbar, also auch die Extensions unabhängig von den Armschalen und den Klemmungen. Da bin ich mir bei dem Syntace nicht so sicher, ob das geht.
Wir reden beim Sitzwinkel ja nicht nur von 1-2° sondern eher 7-mehr Grad. Das ist dann schon einiges. Beim Rennrad sitzt man ja nicht selten so 5 oder mehr cm mit der Sattelspitze hinterm Tretlager. Bei deiner Größe eher noch mehr wegen Stützenauszug. Beim Triathlon sitzen die Leute mit der Sattelspitze häufig direkt auf Tretlagerlot. +-x natürlich, persönliche Vorliebe, Satteltyp usw.
Das sind schon recht große Unterschiede insgesamt. Bei einem Test mit einem bestehenden Rennrad und noch mit Standard-Vorbauten, die man durchtauschen kann, kann man aber im Grunde genommen viel mit negativem Vorbau, Vorbaulänge oder Verstellbarkeit der Clip-on-Halterung + Extensionauszug ausprobieren.
Da kann (!) man auch recht weit mit kommen, keine Frage.
Oft hört man dann aber doch, dass der Wechsel auf das Triathlonrad dann doch oft "komfortabler" war; wobei das keine Äußerung von mir ist. Meistens liegt das daran, dass man ohne Sattelstütze, die wer weiß wie weit nach vorne statt nach hinten geht (also quasi negativer Seatback), den Sattel einfach deutlich weiter hinten fährt.
Ich habe das damals auch gemacht. Mit Auflieger am Rennrad ausprobiert und auch Langstreckenfahrer machen das ja auch mal ganz gerne. Also es geht schon am Rennrad. Es ist dann eben nur nicht unbedingt "perfekt". Welchen Grad an Perfektion man auch immer erreichen will :D
 
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