wildspitze
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Erfahrungsbericht zur Kombination Nabendynamo SON 20R + Busch & Müller E-Werk + Busch & Müller Pufferakku 461a + Garmin Edge 705.
Als Alternative zu den mit 2 AA Batterien (bzw. handelsüblichen AA-Akkus) betriebenen Garmin Outdoor-Geräten findet bei den Langstrecklern auch der Edge 705 zunehmende Verbreitung, obwohl durch den eingebauten Lithium-Ionen-Akku die Laufzeit auf rund 16 h beschränkt ist.
Um den Edge während einer Tour mit externer Energie zu versorgen, gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Akkupack mit USB-Anschluss, der über AA oder AAA Batterien/Akkus gespeist wird. Nachteil, man muss die Batterien/Akkus mitschleppen oder unterwegs besorgen.
- solarbetriebener Akkupack mit USB-Anschluss. Liefert in der Nacht und bei schlechten Witterungsbedingungen keine oder möglicherweise nicht ausreichende Energie.
- Dynamogetriebene Ladeadapter. Rundum-Sorglos-Paket mit vergleichsweise hohem Preis, besonders in Kombination mit einem zusätzlichen Akkupack.
Produktdetails:
Zurück zu meiner Kombination. Das E-Werk (UVP 139 €) ist seit Ende letzten Jahres auf dem Markt, den Pufferakku 461a (UVP 69 €)gibt es erst seit wenigen Wochen. Die Teile sind zugegebenermaßen nicht gerade preiswert und das E-Werk ist mit der Einstellmöglichkeit der Ausgangsspannung zwischen 2,8 und 13,3 V und des Ladestroms bis 1,5 A für den Betrieb eines Edge 705 eigentlich überdimensioniert. Es ist dafür aber recht kompakt, lässt sich mit einem O-Ring oder Kabelbindern befestigen, die Anschlüsse sind spritzwassergeschützt ausgelegt und vielleicht ergibt sich ja auch mal die Notwendigkeit andere Geräte mit Saft versorgen zu müssen.
Kommen wir zunächst mal zu den Einzelteilen. Hier ein Größenvergleich:
Die Maße des E-Werks sind mit 32 (Breite) x 23 (Höhe) x 88 mm angegeben und beziehen sich auf das Gehäuse ohne Anschlüsse und ohne Befestigungsclip. Komplett mit den zwei Anschluss-Stummeln und dem Plastikclip, ergeben sich Maße von 46 x 32 x 145 mm. Das E-Werk wird mit einem umfangreichen Kabelsatz ausgeliefert. Der genaue Umfang ist der Produktseite zu entnehmen. Die Längen zweier Kabel möchte ich trotzdem exemplarisch angeben. Das Kabel zum Nabendynamo weist mit angecrimpten Steckern und ansonsten ungekürzt eine Länge von 835 mm, das Anschlusskabel mit der USB-Mini-Buchse (für den Edge) eine solche von 475 mm aus (jeweils Ende – Ende, beim Ineinanderführen mit den Anschlussklemmen am E-Werk und anschließender Verschraubung gehen jeweils 13 mm verloren).
Der Kabelsatz enthält sämtliches Material für die Verwendung an SON- und/oder Shimano-Nabendynamos. SON-Eigner sind mit den zwei Flachsteckverteilern (Abb. rechts, bereits gecrimpt) besser bedient, die Flachstecker vom Scheinwerfer lassen sich hier einfach aufschieben.
Die mitgelieferten 2 Schrumpfschläuche (Länge 20 mm) sind vom Durchmesser allerdings etwas knapp bemessen und müssen vor dem Ancrimpen der Verteiler aufgeschoben werden. Am Besten entfernt man die Außenisolierung großzügig, schiebt zunächst einen dritten (nicht im Lieferumfang enthaltenen und mindestens 20 mm langen Schrumpfschlauch) über beide Adern, dann die beiden anderen Schläuche jeweils über eine Ader, die nach dem Crimpen der Verteiler diese isolieren. Danach dann den zuerst aufgeschobenen Schlauch auf die Verzweigung aufschrumpfen.
Shimano-Jünger müssen bei vorgesehener gleichzeitiger Nutzung der Beleuchtung die jeweiligen Adern vom E-Werk-Kabel und vom Scheinwerfer miteinander verdrillt in den Stecker (Abb. links) einführen. Das ist mühselig und nicht gerade modular.
Der Pufferakku (Eingang 5,6 V, Ausgang 5 V, Kapazität 1400 mAh) ist schlicht gehalten. 4 Stück NiMH-Zellen sind zusammen mit der Elektronik in einer Kunststoff-Box platziert und mit Epoxidharz versiegelt. Der Block wird in einer Nylontasche verstaut, deren Klettband ausreichend lang ist, um das Pack auch an voluminösen Ober- oder Unterrohren sicher zu fixieren. Die LED signalisiert das Laden, ist im Normalfall wegen der umhüllenden Tasche aber nicht sichtbar.
Die von Bumm angegebene Bemaßung von 80 x 40 x 40 mm ist großzügig ausgelegt, real bemisst sich das Set mit 70 x 35 x 35 mm (einschl. Tasche) etwas kleiner. Die Gewichtsangabe stimmt dagegen (Akku 163 g, Tasche 15 g). Die Anschlusskabel haben eine Länge von 160 mm.
Die Kabelführung ist wohl wie folgt vorgesehen.
Allerdings werden die Kabel meines Erachtens dabei direkt am Austritt unnötig stark geknickt, zum anderen geht deutlich an Länge verloren. Ich habe daher den Deckel der Tasche mit zwei Öffnungen versehen und die Kabel dort durchgezogen, diese verlaufen jetzt also linear.
Montage am Rad:
Am Renner bleibt nicht gerade viel Platz zur Unterbringung von E-Werk und Pufferakku. Der Bereich Lenker/Vorbau ist in der Regel schon belegt. Verstauen in einer Lenkertasche ist nur dann eine Option, wenn eine mitgeführt wird. Ich habe einiges ausprobiert und bin letztlich bei dieser Anordnung verblieben, bei der ich ohne Verlängerungskabel auskomme.
Wie man sieht, führe ich auch noch einen Lupine-Akku spazieren. Dieser belegt seinen Stammplatz im Steuerrohr-Dreieck. Die zugehörige Wilma ist in unübersichtlichem und kurvenreichem Gelände oder bei schnelleren Abfahrten zusätzlich zum Edelux-Scheinwerfer im Einsatz. Für mich ein Sicherheitsgewinn und daher unverzichtbar. Da die Wilma nicht permanent leuchtet, reicht der 7,5 Ah-Akku schon eine Weile.
Der Bumm Pufferakku ist direkt hinter dem Lupine-Akku am Oberrohr fixiert. Der stört dort nicht beim Wiegetritt und auch eine große 1 Liter-Flasche lässt sich problemlos aus dem vorderen Flaschenhalter ziehen (beim 58er Rahmen). Den am Oberrohr offenliegenden Teil des HR-Bremsinnenzuges habe ich als Schutz vor dem Klettband mit einer Teflonhülle ummantelt. Das hinter dem Pufferakku – außer der Teflonhülle – sichtbare Kabel führt zum ND-versorgten Rücklicht.
Das E-Werk am Steuerrohr wird lediglich durch den größten der 3 mitgelieferten O-Ringe gehalten. Der Befestigungsclip besitzt Durchführungen für zwei Kabelbinder, die ich auf Grund der schnelleren Demontage aber nicht verwende. In der vorgegebenen Konstellation vermeide ich unnötige Bewegungen der Anschlusskabel auch bei weiten Lenkeinschlägen, und auch die Schaltzüge kommen mit dem E-Werk nicht ins Gehege.
Natürlich ist das eine ganze Menge Zeug, was ich da mitschleppe und wirkt auch optisch recht chaotisch. Für Puristen und Poser ein Graus, aber die fahren auch keine Langstrecken . Für mich geht es primär um Funktion, Zuverlässig- und Unabhängigkeit. Und solange sich das Rad trotz des Gerödels auch freihändig sicher fahren lässt, ist alles OK.
Im Einsatz:
Auf der Bumm-Webseite gibt es eine Kompatibilitätsliste zum Betrieb verschiedener Geräte am E-Werk. Nach der Liste mit Stand 15.12.09 dürfte sich der Edge zwar mit Firmware 2.6 aber nicht mit (ab?) Firmware 2.9 direkt am E-Werk oder direkt über den Pufferakku betreiben lassen. Lediglich ein Laden (also im USB-Modus ohne GPS-Funktionalität) sollte demnach möglich sein.
Zum Glück stimmt das so nicht für meinen Edge mit FW 3.0. Beim Anschluss direkt an das über den ND gespeiste E-Werk (also ohne Akku), Ausgangsspannung auf 4,9 V und Strom auf 0,4 A begrenzt, verhält sich der eingeschaltete Edge so wie erwartet und erhofft. Ein kurzer Dreh am Vorderrad, der Edge piepst und die Beleuchtung wird aktiviert. 1 - 2 Sekunden nach Stillstand des VR meldet der Edge mit einem erneuten Warnpieps dann „externe Stromvers. aus“.
Wichtig ist, zunächst den Bootvorgang abzuwarten und erst bei Einblendung der Satellitensuche die externe Stromversorgung anzuschließen. Geschieht dies zu früh, schaltet der 705 direkt in den Lademodus.
Ein direkter Betrieb am E-Werk ist also möglich, aber nicht ideal. Bei jedem Halt und jedem Wiederanfahren erfolgt ein Warnhinweis bzw. eine zu bestätigende Meldung. Zudem ist fraglich, ob die immer wieder neu einsetzende, selten gleichmäßige und dann wieder unterbrochene Spannung dem Li-Ionen-Akku auf Dauer gut tut.
Mit dem Zwischenschalten des Pufferakku (Ausgangsspannung am E-Werk von 4,9 auf 5,6 V umgestellt, Strom auf max. Einstellung 1,5 A hochjustiert) wird dies umgangen, der Garmin (oder andere Verbraucher) konstant mit Spannung versorgt. Bei halbwegs zügiger Fahrt liefert der SON ca. 550 mA Strom (gilt ähnlich auch für Shimano NDs). Rein rechnerisch sollte der Pufferakku mit seiner Kapazität von 1400 mAh bei ausgeschalteter Beleuchtung innerhalb 3 Stunden komplett geladen sein. Aber vermutlich hat die Steuerelektronik des Akkus etwas dagegen, denn laut Beipackzettel soll das E-Werk den Akku ab einer Geschwindigkeit von 15 km/h in ca. 8 h bis zu einer Kapazität von 80%, also mit lediglich 140 mA bis auf 1120 mAh laden.
Zum Vergleich: Die Kapazität des Edge-Akkus beträgt 1200 mAh, bei einer angenommenen Laufzeit von 15 Stunden genehmigt sich das GPS-Gerät somit im Betrieb rund 80 mA.
Ich habe die Kombination bei zwei 600er-Brevets mit jeweils einer Nachtfahrt (und somit also gleichzeitiger Nutzung des E-Werk und eines Scheinwerfers am ND über mehrere Stunden) problemlos und ohne Auffälligkeiten im Betrieb gehabt. Zudem bei einer weiteren längeren Tour mit mehrstündigem Regen. Dabei habe ich auch einige Tests gefahren. Zum Beispiel den fast leeren Edge während des GPS-Betriebs über 12 h an den Pufferakku, aber ohne Verbindung des Akkus zum E-Werk, betrieben. Nach rund 3 Stunden war der Li-Akku des Edge voll geladen und blieb dies auch zum Ende der Runde.
Laut dem bereits oben angesprochenen Artikel soll die Lichtleistung bei gleichzeitiger Stromversorgung eines Gerätes leicht reduziert sein. Dies mag sich messen lassen, optisch erkennbar ist es für mich jedenfalls nicht.
Fazit:
Der Edge (zumindest mit FW 3.0) lässt sich wunderbar über E-Werk/Pufferakku dauerhaft betreiben. Die Verwendung des E-Werks ohne Pufferakku ist wohl für die meisten Geräte, egal ob Mobiltelefone oder Navis nicht empfehlenswert. Im Gegensatz zu vielen anderen ND-Ladern ist am E-Werk ein Parallelbetrieb Scheinwerfer und Verbraucher möglich, natürlich steht dann zum Laden weniger Strom zur Verfügung.
Die Kombination ND/E-Werk/Pufferakku/705 hat sich bei mir jedenfalls bewährt. Auch ein testweise angeschlossenes Garmin Vista HCx und ein SRM PowerControl lassen sich ohne Einschränkung mit Strom versorgen. Als Wermutstropfen bleibt der hohe Preis.