Ich vermute mal, es ging konkret um dieses Begriff. Dann kotze ich mich mal eben aus:
Die gesamte Öko-Politik und das Öko-Verhalten hat m.E. inzwischen (quasi-)religiöse Züge angenommen, ist in unserer unreligiösen Gesellschaft schon (fast?) zur Ersatzreligion geworden. Man glaubt an vieles (ohne es genau zu wissen), z.B. Klimawandel, steigenden Meeresspiegel, Mülltrennung, Sonnenenergie, Feinstaub, die ewige Ehe, die Unfehlbarbkeit des Papstes, Fegefeuer, Himmel/Paradies und leitet daraus ein gefordertes Verhalten der Menschen ab. Wer dieses Verhalten nicht an den Tag legt oder bestimmte Glaubensgrundsätze in Frage stellt, wird gesellschaftlich geächtet / als Ketzer verunglimpft / ausgegrenzt - ok, noch brauche ich nicht zu befürchten, dass Öko-Taliban mich steinigen, aber soweit ist es bis dahin nicht mehr. Eine Untersuchung, die feststellen würde, dass der Klimawandel nicht menschverursacht, sondern ein ganz normales natürliches Phänomen ist, würde ähnliche Beachtung finden, wie eine wissenschaftliche Erkenntnis, dass es keinen Gott gibt: die meisten ignorieren die Erkenntnis, die anderen verteufeln sie und verunglimpfen den Forscher. Man kann sich solche Untersuchungen auch sparen und wenn trotzdem jemand zufällig zu der Erkenntnis kommt, muss er aufpassen, dass es ihm nicht geht wie Gallileo.
Die Maßnahmen, die wir zur Vermeidung des Unheils (das über die Welt hineinzubrechen droht wie die Sintflut einst über uns hineinbrach - so groß ist der Unterschied zwischen Sintflut und Klimawandel/steigendem Meeresspiegel gar nicht) ergriffen werden, zielen alle darauf ab, uns vor der großen Schöpfung zu demütigen und ansonsten persönlich einzuschränken ... ein gottgefälliges Leben zu führen. Wir werden gezwungen, Müll zu trennen - obwohl es zweifelhaft ist, was das bringt (da muss ich nur in die Bio-Tonne vor meinem Haus schauen) und technische Sortiersysteme vermutlich zumidest ebenbürtig sind
http://www.volksfreund.de/nachricht...oesst-in-der-Region-auf-Kritik;art806,2732993
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/muelltrennung-in-deutschland-die-gelbe-revolution-a-699781.html
aber der Bürger würde ja nicht bei jedem Stück Müll, das er verursacht, an sein schlechtes Gewissen (weil er die Natur zerstört) erinnert. Das hat für mich einen ähnlichen Charakter wie das Tischgebet, bei dem man ja auch daran erinnert wird, dass man Gott alles zu verdanken hat.
Der Feinstaub-Wahn in unseren Städten zeigt ebenfalls kaum bis keine Wirkung. Man weiß weder, wo der Feinstaub genau herkommt, noch weiß man, ob es mehr geworden ist oder weniger oder ob und welche Gefahren von ihm ausgehen. Aber es passt ins Konzept: Man schränkt aus vermeintlich ökologischen Gründen den bösen Autoverkehr (Teufel) ein, kann die ganzen bösen alten Stinker auch noch abstrafen ... also macht man es. Die gewünschte Wirkung bleibt aus - um so besser: da fällt uns noch was neues ein, um die Menschen Demut zu lehren. Das erinnert mich ein bisschen an die Pestzeiten: Die Menschen gesundbeten hat nicht geholfen, dann schicken wir sie eben auf Pilgerfahrt. (In südeuropäischen Metropolen hat man übrigens eine gute Lösung für das Feinstaub-Problem gefunden: Man sprizt regelmäßig die Straßenzüge rund um die Messstationen, der Feinstaub wird vom Wasser am Boden gebunden und in die Kanalisation gespült und schon kann man Brüssel tolle Messergebnisse liefern und das Problem ist aus der Welt.)
Ein historisches Beispiel findet man zum Beispiel hier: das Waldsterben in den 80ern wurde mit zahllosen Maßnahmen (u.a. Katalysatoren für Autos) aufgehalten, ohne dass man bis heute sicher sagen kann, was Ursache für das Waldsterben und Grund für dessen Ausbleiben war ... aber natürlich ist es ein Erfolg der Umweltpolitik, dass wir heute noch Wälder haben, obwohl die ja schon quasi tot waren:
http://www.focus.de/wissen/klima/kl...rben-nur-falscher-oeko-alarm-_aid_760816.html
Die Reihe der Beispiele, an denen deutlich wird, wie wir uns vom Glauben an die Notwendigkeit des Umweltschutzes treiben lassen, ließe sich beliebig fortsetzen. Das rationale Handeln wurde glaubensorientierten Prinzipien geopfert und führt dann zu auswüchsen, wie
- dass man wegen des Waschens eines Fahrrads auf der Straße Sanktionen befürchtet - das Regenwasser landet in der gleichen Kanalisation und im gleichen Klärwerk wie das Badewasser,
- dass man es für möglich hält, dass 406heijn mit seiner Aussage recht haben könnte (hat er?) oder
- diesem schönen Beispiel für Öko-Talibanismus: http://www.spiegel.de/gesundheit/er...nn-darf-man-welches-obst-kaufen-a-840192.html für das es sicher noch zahllose weitere gäbe.
Diese Öko-Talibans sind dann sogar so verblendet, dass sie CO2-Gutschriften kaufen für die Flugreisen, die sie machen oder für jede Kiste Bier, die man kauft, ein Baum gepflanzt wird (erinnert mich auch an mittelalterlichen Ablaßhandel). Andere kaufen Öko-Strom und denken allen Ernstes, sie würden der Umwelt was Gutes tun und den Ausbau nachwachsender Energien fördern - dabei rechnen die Energieversorger ihnen nur den Öko-Strom zu, den sie in Folge des EE-Gesetzes sowieso widerwillen kaufen müssen. (In Deutschland gibt es ca. 4 seriöse Öko-Strom-Anbieter und selbst deren Angebote werden kritisch hinterfragt.)
Nur um einem Missverständnis vorzubeugen: Ich bin keineswegs der Meinung, dass die ganzen Umweltschutzmaßnahmen überflüssig sind und dass man es lassen sollte. Aber etwas mehr Rationalität in der Diskussion und weniger "Belehrung", "Gutmenschtum", "Eiferei um ein umweltgefälliges Leben", "Bigotterie" wäre mir schon sehr lieb. Bei mir rufen diese ganze Sachen ähnliche (physische und psychische) Reaktionen hervor, wie Papst Benedikt (oder diese deutsche Evangelen-Tante, die wegen Trunkenheit am Steuer zurücktreten musste - wenn ich die beiden schon sehe, wird mir unwohl), der geschiedene Gläubige vom Abendmahl abhält oder Muslims und Juden, die meinen unbedingt Ihre Söhne beschneiden zu und ihre Töchter und Frauen unter Kopftücher / Perücken zwingen zu müssen oder eben Taliban, die denken auf Sie würden 99 Jungfrauen warten, wenn Sie Anders- oder Ungläubige bekämpfen und umbringen.
So, das war jetzt aus Zeitgründen etwas oberflächlich - der Stoff würde wohl für ein Buch reichen, man könnte vielleicht sogar Religionswissenschaftler an eine Doktorarbeit zu dem Thema setzen - ich hoffe, es ist hier fürs Forum trotzdem differenziert genug.