... ich habe mir vor kurzem bei Hilary Stone diesen Rahmen gekauft.
Was auf den Photos nicht wirklich zu sehen war, ist, daß das Sitzrohr oben mehrere Risse hat und im Sitzrohr offensichtlich eine Sattelstütze verwurschtelt wurde.
Ich frage mich nun, ob man alles so lassen kann und sollte, ob eine Reparatur notwendig ist oder ob ich den Rahmen zurücksende. Der Rahmen ist von 1948/49. Ich bin mir nicht sicher, ob es der Originallack ist.
Eure Kommentare sind herzlich willkommen,
a22osAktives Mitglied
Erste kurze Einschätzung: Kein Original-Lack. Zu dicke Sattelstütze reingeklopft, weil die Klemmschelle gefehlt hat. Könnte auch ne Sattelstütze mit Innenklemmung gewesen sein (wie es z.Bsp. Bridgestone gemacht hat). Aber eher nicht, denke ich. Sehr unschöner Schaden. Reparieren lässt sich fast alles. Ob sich's lohnt und ob du nicht zu viel für den Rahmen bezahlt hast: Keine Ahnung.
Aber was ist das auf dem letzten Bild im Sattelrohr?
KnobiAktives Mitglied
Das sehe ich ganz ähnlich. Vielleicht war die Stütze auch nicht zu dick, aber im Lauf der Jahre so sehr festgegammelt, dass sich das Rohr beim gewaltsamen und unsachgemäßen Entfernen so stark verformt hat; auf dem letzten Foto ist vermutlich der Rest der Stütze zu sehen.
Meiner Meinung nach ist das Sitzrohr so stark beschädigt, dass man damit keine Stütze mehr problemlos festbekommt und/oder im Betrieb recht bald weitere Schäden auftreten werden. Ob sich eine Reparatur lohnt, ist immer eine Frage der Zeit und des Geldes. Ich würde vermutlich die oberen 20 cm des Sitzrohrs absägen, vorsichtig von Hinterbau und Oberrohr trennen (sägen und feilen, nicht auslöten!) und einen neuen Rohrabschnitt mit einer Innenmuffe einsetzen, weil so zumindest die schöne und gut erhaltene Tretlagersektion unberührt bleiben würde (ta22os kennt das und hat sowas schon gemacht). Je nachdem, womit die Auftragslötung gemacht wurde, sollte der neue Rohrstummel dann an Oberrohr und Hinterbau mit einem Lot mit niedrigerem Schmelzpunkt eingelötet werden, wenn vorher möglichst viel der originalen Lotnaht erhalten werden konnte (Rohrreste ausschleifen, bis nur noch Lot zu sehen ist).
Der Rahmen ist ansonsten wirklich schön und die schrille Farbe finde ich auch irgendwie gut. Ich würde ihn wohl reparieren, wenn der Kaufpreis nicht unverschämt hoch gewesen sein sollte - wenn doch, würde ich ihn zurückgeben.
Hast Du ggf. schon etwas Erfahrung im Hartlöten?
Wie der Rahmen ursprünglich lackiert war oder ob die Farbe historisch korrekt ist, kann ich nicht sagen, weil ich Paris Cycles vor 10 Minuten überhaupt noch nicht kannte. Die Farbe erinnert mich aber sehr, sehr stark an einige Autos aus den späten 80er/frühen 90er Jahren, z.B. Mazda 121, Mercedes C-Klasse (202) oder Honda Civic.
Auf der Rohrinnenseite sieht man tiefe Einschnitte, in denen diese Farbe auch zu finden ist. Das wirkt, als sei die festgerostete Stütze abschnittsweise mit einem Sägeblatt entfernt und der Rahmen erst anschließend in dieser Farbe lackiert worden. Also: Nicht original.
Viel Erfolg
ta22osAktives Mitglied
Zu Knobis Ausführungen kann ich nicht viel ergänzen.
Die Sägespuren, wo sich dann auch die Risse gebildet haben, meine ich auch eindeutig zu sehen.
Der Lack ist demnach wirklich nicht original. Ich meine auch, dass man auf den Verkaufsbildern sieht, dass der Öler für das Tretlager mitlackiert ist. Oder täuscht das?
Die Auftragslötung ist vermutlich nicht mit Silberlot gemacht. Drum wäre die Vorgehensweise, wie von Knobi vorgeschlagen, tatsächlich auch meine erste Wahl. So lassen würde ich das nicht, wenn's mein Rahmen wäre.
Und unterhalb der nicht exsistenten Stützenklemmschelle sind Ausbaulungen zu sehen. Da war schon jemand mit viel Gewalt zugange. Allerdings ist das Rohr natürlich ohne Muffe sehr dünn…
Falls das Rohr doch gerade sein sollte, könnte man alternativ auch ein dünneres Rohr auf einer Länge von 10 bis 15 cm einlöten. und eine normale Sattelklemmung anlöten:
Ich glaub aber nicht, dass das Rohr noch gerade ist, wie auch die Reflexe auf deinem Foto vermuten lassen:
Übrigens tatsächlich ein sehr schöner Rahmen, der es verdienen würde erhalten zu werden.
Einen großen finanziellen Wert sehe ich da aber nicht mehr.
Letztlich ist es deine Entscheidung, was dir der Rahmen Wert ist. Ich würde dafür, wenn ich ihn unbedingt haben wollte, mit Bauchschmerzen vielleicht 150 Euro ausgeben.
Magst du uns die verraten, was du dafür bezahlt hat? Ich sags auch nicht weiter.
Viele Grüße
Ash25Aktives Mitglied
Die Firma Condor Cycles bietet einen Nachbau dieses Rahmens an.
Vielleicht ist das irgendwann eine Alternative.
https://www.condorcycles.com/collections/single-speed-track-bikes/products/paris-path-framese
ta22osAktives Mitglied
Der Nachbau ist wirklich sehr schön gemacht (und hat ne ordentliche Sattelklemmung
) Für mich wär's aber nix. Ich finde das hat den Charme eines VW Beetle. Ist aber alles Geschmachssache…
Viele Grüße
KnobiAktives Mitglied
Der Rahmen ist an sich wirklich schön. Mir fallen da vor allem die Kettenstreben auf, weil sie rund und über die gesamte Länge konisch sind, ohne irgendwo abgeflacht zu sein. Da wirken die Ausfallenden fast schon plump. Die Verzierungen am Steuerrohr sind derart fein und gleichmäßig, dass man den Condor-Nachbau im Vergleich dazu eigentlich nicht ernstnehmen kann.
Ash25Aktives Mitglied
Ja, der Rahmen ist schon etwas besonders und nicht mit einem von Condor Cycles zu vergleichen.
Einmal laut gedacht - der Rahmen wird wieder in Schuß gebracht.
Das würde bedeuten:
- den oberen Teil des Sitzrohres, ca 10 - 15 cm, ersetzten
- vielleicht eine passende Klemme integrieren
- vielleicht den gesamten Rahmen neu lackieren; in einer schöneren Farbe
- den Öler als Nebenprodukt wieder funktionsfähig machen
KnobiAktives Mitglied
Hmm.
Kosten würde das jedenfalls mehr, als er in gutem Zustand einbringen würde, weil eine Lackierung mit derartigen Details sehr zeitaufwendig ist und man sich mit der Reparatur durchaus auch einen vollen Tag lang beschäftigen kann.
Für eine solche Lackierung incl. der Dekore dürften z.B bei Velociao mindestens 550 € fällig werde, ohne den Zeitaufwand fürs Nachzeichnen der Dekore am Rechner. Die Rohrreparatur dürfte beim Profi vermutlich auch über 300 € liegen, aber da kann es große Unterschiede geben.
Daraus resultiert:
wenn Geld eine Rolle spielt, kann man sowas eigentlich nur selbst machen
über einen Nachlass würde ich da nicht verhandeln, sondern den Rahmen zurückgeben
Wenn ich so einen Rahmen allerdings geschenkt oder "für 'nen Fuffi" bekommen hätte, würde ich ihn selbstverständlich mit Freude reparieren und neu lackieren. So fängt es bei mir auch wirklich meistens an.
KnobiAktives Mitglied
Ja, das stimmt natürlich.
Sollte der Rahmen also repariert werden und einer von uns dabei helfen (oder beide), wird es hier auch weitergehen - und sowieso ein ordentlicher Thread eröffnet!
Ash25Aktives Mitglied
Diese Seite ist zum Thema recht interessant:
https://www.flickr.com/photos/22983673@N02/sets/72157638979793445
Das ist ja bereits eine kleine Anleitung für die Ausführung!
Also, die Geschichte zu diesem Rahmen ist: ich hatte die Idee eines 1x2 Rades
Ein Freilauf-Gang und zwei Felgenbremsen in einem Rahmen mit Rennrad Geometrie und Bahnradausfallenden: Fertig!
Am Ende vieler Überlegungen, Hilary Stone bot mir diesen Rahmen an, als er och nicht auf seiner Webseite ausgestellt war, war die Entscheidung getroffen.
Ich würde den Condor Nachbau zwar nicht mit dem VW Beetle vergleichen, aber es ist nicht weit entfernt: Original ist Original.
Nun könnte ich mich wieder auf die Suche machen oder für viel Geld bei Condor einen Rahmen kaufen oder diesen Rahmen wieder in Schuß bringen.
Die Reparatur hat zwar ihren Preis, aber ich lerne etwas über Rahmenbau und habe am Ende des Tages ein neu geschaffenes Original.
Die Entscheidung ist gefallen, den Rahmen zu behalten und zu reparieren.
Ich bin zwar Flugmodellbauer, habe aber keine Erfahrung im Rahmenbau und im Lackieren von Rahmen.
Vielleicht, so habe ich es verstanden, kann ich ein wenig von Euren Kenntnissen aus der Ferne lernen; ich wohne in Wannsee.
Ich weiß, in Potsdam gibt es einen Rahmenbauer.
Ich hatte in der Tat eine Diskussion auf Rennrad-News zu diesem Rahmen gestartet; die Frage war, wie ohne die Verwendung von Clips auf dem Oberrohr der Bremszug für die hintere Bremse verlegt werden könnte. In dieser neuen Situation könnte ich mir nun vorstellen, Bremszuganschläge links am Oberrohr anzubringen. In einem alten Paris / Rensch Prospekt wurde dies als Option für den Rahmen auch angeboten.
So sieht der Rahmen mit ein paar angesteckten Komponenten aus:
Die Sattelstütze hat einen Durchmesser von 27.0 mm und paßt oben nachtlos
Der Rahmen sieht ja recht modern aus: ich könnte mir diese
Bremsen durchaus daran vorstellen, aber entschieden ist noch nichts.
Ash25Aktives Mitglied
Was den Rahmen angeht, falls Du ihn doch behalten möchtest: Welche Arbeiten kannst Du ggf. selbst erledigen?
Mit etwas Geschick und Geduld ist es z.B. kein Problem, den kaputten Rohrabschnitt zu entfernen. Ich würde dabei zuerst die Sitzstreben ganz nah am Rohr mit einer feinen Eisensäge abtrennen (nur durchs Lot sägen, nicht ins Rohr und vor allem nicht in die Strebe). Dann würde ich das Sitzrohr quer zur Fahrtrichtung halbieren, bis kurz unterhalb der Verbindungsstelle zum Oberrohr, und ein gutes Stück darunter komplett durchsägen natürlich möglichst gerade und rechtwinklig. Die Sattelstütze darf später nicht mit der Reparaturstelle in Konflikt kommen, diese muss also unterhalb des Verstellbereichs liegen. Das verbliebene Stück Sitzrohr wird dann mit Säge und Felie soweit entfernt, bis es wirklich nur noch im Bereich der Lötstelle vorhanden ist, und dort großzügig mittig zum Oberrohr hin durchbohrt (Schälbohrer/Stufenbohrer). Die letzten Reste entfernt man dann vorsichtig mit Druckluftschleifer oder Dremel und groben Schleifkappen, bis nur noch Lot zu sehen ist.
Anschließend wird der Schnitt entgratet und der Innendurchmesser von neuem und altem Rohr genau bestimmt, um eine passende Innenmuffe auf der Drehbank anfertigen zu können oder irgendwo ein passendes Rohrstück zu finden. Der Lotspalt sollte rundum nicht deutlich über 0,2 und nicht deutlich unter 0,1 mm betragen, die Überlappung der Teile sollte oben und unten nicht unter ca. 2 cm liegen.
Zur Sichtkontrolle beim Löten kann man altes und neues Rohr neben dem Stoß rundum einige Male durchbohren, muss aber nicht sein. Zumindest sollten die Teile aber beim Löten von einigen Stahlstiften/Nägeln in sehr genau passenden Löchern zusammengehalten werden, um nicht zu verrutschen. Die Nägel werden außen später einfach abgesägt und verschliffen; innen stören sie ja nicht.
dann kommen alle Teile mit ordentlich viel Flussmittel zusammen und werden perfekt in Position gebracht. Zum Oberrohr hin würde ich das neue Rohrstück einfach mit Draht festwickeln, z.B. oberhalb der Lötstelle mit dem Steuerrohr (und enstprechend langem Draht).
Gelötet wird dann mit ca. 55%igem Silberlot an der Sitzrohrverbindung und mit ca. 40%igem an den fließenden Übergängen, wobei die vorhandenen Lotreste nicht schmelzen (vermutlich ist das Messing, aber am besten vorher ausprobieren). An den Übergang zum Oberrohr muss man ggf. anschließend nochmal mit einer sehr kleinen Brennerspitze ran, um ihn überall wirklich wieder glatt zulaufen zu lassen. Je mehr von der Rundung fehlt, desto komplizierter wird es, wenn Silberlot verwendet wird - während die hohen Temperaturen für Messinglot das Oberrohr vielleicht kein zweites Mal überlebt.
Die Lackierung ist dann en ganz anderes Thema und wahrscheinlich viel zeitaufwendiger, als die Reparatur.
Ash25Aktives Mitglied
Das ist ein interessanter Ansatz.
Berichte gerne über die weiteren Erkenntnisse.
Ja, einem Nachlass sollte Hilary Stone zustimmen.
Hier noch drei Photos des Innenlebens.
Das Reststück beginnt 160 mm unterhalb der Oberkante des Sitzrohres.
KnobiAktives Mitglied
Als ich die Fotos mit Sattelstütze gesehen habe, dachte ich vorhin auch an Ausbeulen. Das ist jedenfalls erstmal einen Versuch wert, am besten mit passender Alustütze im Rohr und "Schrumpfhammer", der die Oberfläche beim Aufschlag ein wenig staucht. Hoffentlich kommt man rundum einigermaßen mit dem Hammer ans Rohr.
Der Schrumpfhammer drückt kleine Vertiefungen ins Blech (bzw. Rohr) und zieht es dabei zusammen, statt es beim Zurechtklopfen dünner zu machen und zu "treiben". Die bekannte Billigversion hält meistens nicht lang und verkürzt das Blech auch nicht wirklich, sondern wird eher dem "Treiben" entgegen, wenn man etwas selbst in Form hämmern will:
https://www.esska.de/esska_de_s/Sta...on-beidseitig-nutzbar-94490hh500st-12610.html
Besser ist ein Hammer mit feinerer, schärferer Riffelung und segmentiertem Kopf, dessen Segmente sich beim Aufschlag über einen Konus und einen Federring aufeinander zu (Stauchen) oder voneinander weg (Strecken) bewegen. Nachteil: Das wird teuer, und dieses Gerät hier ist bestenfalls ein Basismodell mit ungerichteter Beweglichkeit der Segmente:
https://www.esska.de/esska_de_s/Ausbeul-Riffelhammer-225-Gramm-944300001676-12610.html
Bevor Du das Rohr also zersägst, würde ich sagen: Besorg's ihm mit dem Koteletthammer!
Wenn das schiefgeht, kannst Du immernoch zur großen Operation ansetzen.
Einen Klemmring zum Auflöten aufs Rohrende sollten die meisten Rahmenbauer griffbereit haben. Hübsch abgerundet, schlank und dünngeschliffen kann er durchaus historisch korrekt wirken - oder man bastelt sich sowas selbst aus einem passenden Rohrabschnitt/Blechstreifen und einer amputierten Sitzmuffe. Dann aber bitte mit einer verlängerten Zunge im Paris-Style an der Vorderseite