Nachdem meine geplante Reise nun ausgefallen ist, ich aber oft rennradartige Räder mit Gepäck fahre, fasse ich mal ein paar Beobachtungen zusammen, die für mich persönlich wichtig sind:
- Nicht zu viel Gepäck am hinteren Träger.
8-10 Kilo reichen, darüber kann es schon seltsam werden, wenn der Hinterbau eher kurz ist.
- Gepäck am hinteren Träger möglichst weit vorn anbringen, aus dem selben Grund.
- Wenn möglich, zusätzlich vorn einen Lowrider verwenden und dort mindestens 1/3, gern auch die Hälfte des Gesamtgepäcks unterbringen.
Der Lowrider soll möglichst steif sein, der Taschenschwerpunkt soll nicht vor der Vorderachse liegen, besser ein Stück dahinter. Leider lässt sich das mit vielen käuflichen Trägern an sehr vielen Gabeln nicht umsetzen.
- Eine große, schwere Lenkertasche soll nicht nur am Lenker fest sein, sondern braucht eine vernünftige, stabile Abstützung an der Unterseite.
Klickfixe und vergleichbare Systeme habe ich unterwegs schon allzu oft verdreht oder einfach abgerissen gesehen, das will man auf einer echten Reise nicht erleben.
Wie sich das Gewicht am Lenker aufs Fahrverhalten auswirkt, hängt stark von der Rahmengeometrie und sonstigen Beladungssituation ab.
Meine Beobachtung sagt, dass große, schwer bepackte Lenkertaschen an rennradähnlichen Rahmen mit (sehr) steilem Lenkkopfwinkel und wenig Nachlauf angenehmer sind, als an ausgesprochenen Geradeausläufern mit aufrechter Sitzhaltung.
- Gepäckträger aller Art sollen möglichst stabil sein, wenn man wirklich mit großem Gepäck lange Strecken reisen will.
Auf 50 oder 100 g Mehrgewicht pro Träger kommt es da nicht an, dafür kann man z.B. drei Paar Socken weniger mitnehmen, oder ein Stück Seife statt der Halbliterflasche Duschgel. Oder den Elektrorasierer daheim lassen.
- Gepäckstücke und Packtaschen aller Art sollen möglichst straff und wackelfrei am Rad bzw. an den Trägern befestigt sein.
Hier muss man bei vielen Standardtaschen nachhelfen, weil sie das auch mit allerlei Adaptern nicht können.
Im Einzelnen dazu:
Bei rennradartigen Rahmen sind die Hinterbauten oft nicht lang genug, um mit wirklich schwerem Gepäck in typischen Seitentaschen an einem hinteren Täger entspannt zu fahren.
Der Schwerpunkt der Packtaschen landet meistens deutlich hinter der Hinterachse; dann bringen oft schon knappe 10 Kilo die Fuhre zum Schwimmen.
Das Hauptsymptom ist dann ein ständiges Lenkerschlingern, das zwar nie wirklich schlimm wird, aber gewaltig nervt.
Wenn das auftritt, lässt es sich oft schon im Stand provozieren und man beobachtet dabei meistens, wie sich Vorderrad und -reifen seitlich verformen. Eine möglichst steife Felge mit nicht zu wenig Speichen an einer wirklich spielfreien Nabe mit nicht zu weicher Achse kann dann enorm helfen, ein schmalerer (!) Reifen mit deutlich mehr Luftdruck auch, während etwas mehr Luftdruck im breiten Reifen alleine nichts bringt.
Das ist kurios, aber gerade bei viel Gepäck am hinteren Ende hilft ein stabiles Vorderrad.
Derweil habe ich es auch mutwillig nie geschafft, relativ leichte Hinterräder mit 12 Kilo oder mehr am hinteren Träger auf mittleren bis groben Feldwegen oder Kopfsteinpflaster zu schrotten.
Wer es sich aussuchen kann, darf trotzdem gern einen Rahmen mit 135 mm Einbaumaß verwenden, oder eine außermittig gebohrte hintere Felge, oder beides. Stabile Speichen schaden auch nicht; solche mit 1,5 mm Mittelteil sind am Reiserad nur was für hinten links.
Wer am Rennrad mit hinteren Packtaschen fahren will, sollte sie auf dem Träger so weit wie möglich nach vorn schieben. Es reicht, wenn die Füße gerade noch so eben an den vollgestopften Taschen vorbeikommen; das muss man natürlich in allen denkbaren Situationen ausprobieren (Wiegetritt, Anfahren, ...).
Manchmal machen da schon ein bis zwei Zentimeter den Unterschied zwischen Schlingern und Ruhe aus.
Wer möchte, darf gern die Taschen möglichst weit unten anbringen oder die schweren Sachen möglichst weit unten in die Taschen legen.
Der Effekt ist meiner Meinung nach aber weit weniger deutlich, als die horizontale Position der Taschen auf dem Träger.
Ein hoher Gepäckschwerpunkt nervt eher im Wiegetritt (nicht sonderlich, wenn man das weiß und damit rechnet); ein Gepäckschwerpunkt hinter der Hinterachse nervt ständig.
Gepäckträger sollen generell möglichst verwindungssteif sein, wenn wirklich schweres Gepäck dranhängen soll. Manche Träger schlingern alleine schon, dann ist es auch egal, wo und wie die Taschen daran fest sind.
Die Träger sollen wirklich stabil mit dem Rahmen verschraubt sein. Je weniger Adapter und Blechwinkel dafür nötig sind, desto besser.
Lowrider brauchen unbedingt eine stabile Abstützung von ihrem unteren Ende zur Gabel hin, wenn sie schwer bepackt und auf schlechten Wegen genutzt werden; in etwa so:
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Sonst eiern die Taschen samt Träger seitlich rum, was nervt. Und der Träger bricht irgendwann im unteren Bereich einfach durch, oder weiter oben an der Gabel ab, was ziemlich viele Nutzer von Alu-Lowridern gut kennen dürften. Alternativ kann man natürlich auch einen Träger verwenden, der ohne solche Stäbchen schon steif genug ist, also den Tubus Tara.
Die Taschen sollen wirklich straff und wackelfrei am Träger befestigt sein.
Leider ist das eine Kunst, die kaum ein Taschenhersteller beherrscht; z.B. Ortlieb-Taschen klappern und rappeln auch mit den passenden Adaptern oft in nervtötendem Ausmaß, wenn die Trägerstreben unter 12 mm dick sind. Ob man nun an den Kontaktstellen was um den Gepäckträger wickelt, oder z.B. den unteren Halter selbst mit Lenkerband auffüttert, oder was-auch-immer unternimmt, bleibt jedem selbst überlassen und ist optisch meist schwer zu ertragen, wenn die Taschen nicht am Träger sind.
Aber auch wackelnde Taschen können spürbar "in die Lenkung greifen", gerade auf schlechten Wegen.
Abgesehen von der Geräuschkulisse.