Da dieser Renntag ohne das legendären
M&M-Battle auskommen musste, erzähle ich euch heute die Geschichte von den kleinen Weihnachtswundern.
Der unter den herrschenden Bedingungen technisch eher anspruchslose Kurs mit dem betonharten und damit sehr schnellen Boden sorgten für eine Strecke, auf der ich normalerweise spätestens ab der 2. Runde sang- und klanglos eingehe und in Sachen „Kraft & Geschwindigkeit“ immer Insolvenz anmelden muss – das sollte an diesem sonnigen 2. Weihnachtstag allerdings auf wundersame Weise anders sein…
Während ich beim „Warmfahren“ langsam auskühlte entschied ich mich dafür, in Rennen anstelle des Schmutz-resistentem schwarz-roten Trikots (hatte ich nur in der dünnen Variante dabei) auf die dickere und weniger kalte Intermediate-Jacke zu wechseln – die wiederum hatte ich nur im empfindlicheren „Sommer-Design“ dabei, aber unter diesen klinisch-reinen Frostbedingungen blieb auch die schön sauber. Dickere Handschuhe wären allerdings auch gut gewesen, denn die linke Hand war schon nach der ersten Runde taub und feinfühliges
Bremsen und Umwerferbetätigung gingen nur noch so leidlich gut.
Dank ausgedünntem Starterfeld ging es aus der erstens Reihe los. Lange, breite Asphaltgerade + Kurve + eine noch längere Gerade = ein guter Start lag für mich schon auf dem Silbertablett.
So war es dann auch: Als 2. ging es in die Kurve rein und als 1. aus der Kurve heraus. An sich war ich davon überzeugt, dass ich auf der Gegengerade überholt werden würde, aber entweder hatte es niemand wirklich eilig oder mein Tempo war hoch genug – noch ein kleines Wunder.
So machte ich mich also daran, nicht nur aufgerundete, sondern meinen ersten echten und vollständigen Führungskilometer zu sammeln: Irgendwie schon ein seltsames Gefühl mit so freien Blick nach vorn die ganze Meute anzuführen.
Und teilweise gar nicht so leicht: Nach kurzer Besichtigung trotzdem eine neue und unbekannte Strecke mit vielen Richtungswechseln und ohne wirklich sichtbar in den Boden gefurchte Ideallinie – da war schon einige Konzentration nötig, um jede Kurve bestmöglich anzusteuern.
Hinter der Treppe dann steckte Tex zum ersten Mal sein Rad an mir vorbei, was ich in der folgenden Kurve noch einmal kontern konnte und wir uns noch kurz über sein schönes Manöver austauschten.
Hinter dem bergab-Singletrail ging es scharf rechts ums Eck zurück auf den Asphalt: Hier kam ich etwas aus dem Tritt, was Tex und Jeremy zum Überholen nutzen (schön zu sehen im Video): Eine gute halbe Runde „Führungskilometer“ gingen also zu Ende.
Überhaupt war dies die einzige glatte Stelle, in der 3. Runde hätte es mich hier fast geschmissen:
nils.k post_id=80368 time=1640795264 user_id=4050 schrieb:
... Ich musste zum Glück erst später ran, da hat die Sonne, die uns heute den ganzen Tag lang begleitet hat, die Temperaturen bereits auf -5 Grad "aufgeheizt". ... aber die Glätte machte es in den vielen Kurven nicht einfacher.
Vielleicht war der frühere Start sogar günstiger und die Sonne hat später eher für ein paar mehr rutschigere Stellen gesorgt?
Eine Zeit lang konnte ich bei den beiden noch auf Tuchfühlung bleiben, aber ganz allmählich vergrößerte sich der Abstand doch.
Allerdings: Tex fuhr jetzt souverän von vorn und es sah nicht danach aus, dass Jeremy ihm wirklich dicht auf den Pelz rücken könnte – da bahnte sich also das nächste Weihnachtswunder an:
Nach einem wirklich starken Saisonstart in Norderstedt lief es für Tex danach ja nicht so toll. Seine aus den Vorjahren bekannte Stärke konnte er nie richtig zeigen und in so manchem Rennen hatte er nach ordentlichen Starts kräftig einstecken müssen.
Ab Mitte der 2. Runde bis weit hinein in die 4. Runde ging es dann aber richtig zur Sache: Zunächst hatte ich Kay und Sebastian direkt im Nacken und dann entbrannte ein wahres „Racing-Feuerwerk“: Im Laufe dieser 2 Runden hat es wohl bestimmt ein Dutzend Positionswechsel innerhalb unserer Dreiergruppe gegeben: Von 3 auf 4 auf 5 zurück auf 3 und so weiter und so fort – das war supergeiles Racing vom Feinsten, so viel Spaß am Stück innerhalb eines Rennens hatte ich schon lange nicht mehr – DANKE dafür, Jungs!
Das hier ist übrigens der Moment, in dem ich gerade Platz 3 unwiederbringlich verliere:
Bei Stichwort „Sebastian“ wäre wir damit schon beim nächsten kleinen Weihnachtswunder: Bei seinen bisherigen Starts konnte er auch noch nicht so richtig durchzünden, das hier war aber „sein Tag“. Oder wie er selbst sinngemäß im Ziel sagte: „Endlich eine Strecke für diejenigen, die nicht fahren können …“ Sicher etwas überspitzt, aber an solch einem Tag punktet vielleicht doch der größere Motor gegenüber dem feineren Fahrwerk, und die Serie des Stevens-Cups lebt ja auch von den wechselnden Strecken, deren Charakteristik und dem Einfluss des Wetters auf die Strecke. Ein paar Tage Regen bei Plusgraden und der Kurs hätte hier auch eine ganz andere Charakteristik.
Spät im Rennen konnte Sebastian sogar kurz an Jeremy vorbei auf Platz 2 vorfahren, was Jeremy aber schnell wieder konterte, sich wieder Luft verschaffte und sogar noch relativ dicht an Tex heran kam.
Der fuhr jedoch souverän seinen allerersten Sieg ein – das hat mich an diesem wundersamen Weihnachtssonntag ganz besonders gefreut, das hat sich der alte Haudegen redlich und sportlich verdient.
Ich konnte mir währenddessen nach hinten ausreichend Luft gegenüber Kay verschaffen, allerdings kam Pirat Arne nun langsam aber stetig dichter auf – eine Runde mehr und es wäre vielleicht nicht gut für mich ausgegangen.
So konnte ich aber den 4. Platz ins Ziel bringen und war in Metern gerechtet gar nicht einmal weit von Platz 3 entfernt.
Für einen kleinen Hüpfer über die Ziellinie hat die Kraft dann auch noch gereicht:
So aber war das verdiente Podium gleich doppelt frisch besetzt: Eine dicke Gratulation an die besten 3 des Tages!
Im Damenrennen waren von den 14 gemeldeten Teilnehmerinnen zwar nicht einmal alle am Start, aber Julia bestätigte mit ihrem 8. Platz ihr bislang bestes Saisonergebnis aus Mölln und hat sich auch in der Gesamtwertung in die Top Ten vorgearbeitet.
Und wie man sieht, geht das Treppenlaufen noch ganz bequem mit Nasenatmung:
Apropos Gesamtwertung: In der Momentbetrachtung konnte ich mich hier im
M&M-Battle vorbeischieben. Bereinigt man den aktuellen Stand aber um das eine Streichergebnis, dann liegt Mario um 2 Zähler vorn. Es wird also in Buchholz noch einen richtig spannenden, furiosen, nie da gewesenen, epochalen Showdown geben – STAY TUNED …
Apropos tuned: Den Soundtrack des Tages hat uns dieses Mal der gute, alte Billy ins Ohr geträllert:
Und um die lange Zeit bis Buchholz und bis zum City-Cross zu überbrücken, wird die Cross-Brigade des CTH am übernächsten Wochenende die sandigen Böden Brandenburgs im Rahmen des Hobby-Rennens der DM in Luckenwalde unter die Räder nehmen.
Bilder von Michael Richter (aka. Mike667,
https://www.helmuts-fahrrad-seiten....om-stevens-ccc-in-hamburg-harburg-26-12-2021/), weitere Bilder von Tex.