Guido, Du bist (Höhenmeter)Sammler und (Rekorde)Jäger in einem. Jetzt willst Du in 14 Tagen 100.000 Höhenmeter mit dem Rennrad machen. Erzähl von dem Projekt!
Guido Kunze:
Ja, eigentlich sind es zwei Projekte in einem. Vom 10.08. bis 23./24.08.2015 will ich über die klassischen Pässe der Alpen, die man aus Tour de France, Tour de Suisse und Giro d’Italia kennt, insgesamt 100.000 Höhenmeter sammeln. Und dazu will ich am Anfang auch noch versuchen, den bestehenden Guinness-Weltrekord für die meisten Höhenmeter in 48 Stunden zu knacken. Den hält im Moment der Österreicher Jacob Zurl und der hat da echt eine Hausnummer vorgelegt. Dafür muss ich knapp 29.000 Höhenmeter schaffen.
Das klingt brutal – aber Du bist da ja wortwörtlich schon extrem erfahren. Wie siehst Du die Herausforderung?
So unmachbar, wie das vielleicht beim ersten Hören klingt, ist es nicht. Ich denke natürlich lange über so was nach und berede mich mit vielen, bevor eine Idee es zum echten Projekt schafft. 2008 hab ich die Tour de France auf dem Originalparcours als echten Ultra gefahren und da waren es zusammen auch an die 53.000 hm in 8 Tagen. Schaffen kann ich es also auf jeden Fall.
Wie hast Du Deine Planung grob ausgelegt?
Also, der 48-Stunden-Versuch ist ein klassischer Ultra mit möglichst viel Zeit im Sattel und mit möglichst kurzen Ruhepausen. Dann steht erst mal ein ½ Tag Ruhe an. Was danach kommt ist ein Etappenrennen. Nach hinten raus werden die Tagesstrecke und die Tageshöhenmeter immer weniger. Und wir haben auch noch gut 24 Stunden Luft für Unvorhergesehenes. Das heißt, dass ich ab Tag 4 oder 5 nach Plan nicht mehr oder kaum noch in der Dunkelheit fahren muss.
Wo genau verläuft die Strecke denn?
Ha! Das weiß mein Garmin Edge… Also, so grob: Es geht am Ventoux in der Provence los und dann große Teile der traditionellen Strecke des Raid Provence Extrême in die Verdonschlucht. Dann folgt der 48-Stunden-Versuch. Der spielt sich in den Seealpen und im Piemont ab, dann in den Savoier Hochalpen. Das ganze endet im Val Thorens.
Ab Tag 4 ist dann alles dabei, was in Frankreich, Schweiz und Italien Rang und Namen hat: Iseran, Großer St. Bernhard, San Bernardino, Gavia, Mortirolo, Stilfser, Zoncolan, alles rund um Cortina und Sella Ronda. Es gibt auch einen Abstecher nach Tirol über Reschen, Pillerhöhe und Timmelsjoch. Auslassen muss ich nur Alpe-d’Huez.
Das Projekt endet am Reiterjoch zwischen Eggental und Fleimstal in Südtirol. Die Gemeinde Eggental unterstützt es als touristische Werbung für sich und die Tourismusdestination Latemar/Rosengarten. Wir haben auch einen italienischen Titel für das Projekt: Centomila!
Vor was hast Du am meisten Respekt?
Das Wetter! Wie immer… Die 48 Stunden können wir bei länger andauerndem Regen vergessen. Falls es auch noch kühler wird, müssen wir wahrscheinlich in den Schnee. Es sind sechs Pässe über 2.600 m dabei. Auch deshalb will ich mit recht viel Puffer rangehen und möglichst wenig bei Dunkelheit fahren.
Gibt’s Mitfahrer?
Naja, ich hoffe schon, dass Ihr kommt! Es sind wirklich alle herzlich eingeladen. Aber ich weiß, dass es oft schwierig ist. Ich kann ja nicht sagen, dann-und-dann bin ich genau dort.
Wir werden versuchen, jeden Tag einen Blogeintrag auf meine Homepage www.guido-kunze.de zu bekommen. Mal sehen wie die Internetdeckung in dem einen oder anderen Tal oder auf so manchem Pass ist. So werden wir versuchen, für Kurzentschlossene die Gelegenheit zu geben, sich vielleicht am nächsten Tag einzufinden.
Das ist ein Aufruf an alle Rennradler?
Absolut! Wirklich! Ich würde mich wahnsinnig über Begleitung freuen.
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