Seinen Rennradrahmen selbst zu bauen ist schon eine beachtliche Leistung. Sich gleich an ein Lötverfahren wie Fillet Brazed zu wagen, grenzt an Wagemut, zumal wenn es mit einem nicht ganz billigen Columbus Life Rohrsatz geschieht. Der Mut zahlte sich aus. Denn am Ende des Prozesses stand das höchst ansehnliche und mit 7,8 Kilo auch richtig leichte Rennrad, das wir heute als Renner der Woche vorstellen. Viel Spaß damit.
Renner der Woche
Selbstbau mit Christian Pyttel. Columbus Life Rohr, bob600
Rennrad-News.de: Hallo bob600. Wie bist Du zu dem Rad gekommen, das wir heute als Renner der Woche vorstellen? Warum hast Du Dich für genau diesen Aufbau entschieden?
Der Wunsch nach einem Rahmen-Selbstbau bestand schon einige Jahre und wurde nun endlich in die Realität umgesetzt. Da Christian Pyttels Werkstatt (hier geht es zu einem ganz anderen Renner der Woche aus einem Selbstbaukurs bei Pyttel) nur eine Autostunde von meinem derzeitigen Zuhause entfernt ist und er zudem noch eine absolute Koryphäe auf dem Gebiet ist, war schnell auch klar, bei wem das Ganze stattfinden soll. Die Gedanken an einen vollständigen, autodidaktischen Rahmenbau bestanden auch, wurden aber aufgrund von hohen Werkzeugkosten und ungewissem Ausgang für das Erstlingswerk doch wieder bei Seite gelegt. Das ganze Bauvorhaben wurde im Nachbarforum des Tour-Magazins (sorry! ☺) dokumentiert.
Was zeichnet das Rad für Dich besonders aus? Wenn es ein Selbstaufbau oder Tuning ist: Worauf hast Du besonders geachtet?
Der Grundgedanke war es, ein modernes, schnörkelloses, hochwertiges Stahlrad zu bauen. Dabei sollten Gewicht, Steifigkeit und Alltagstauglichkeit in einem sinnvollen Verhältnis stehen. Um das Maximale an Kenntnissen aus dem Kurs heraus zu ziehen, sollten zusätzlich sowohl gemuffte als auch auftragsgelötete (fillet-brazed) Verbindungen vorhanden sein. Die Geometrie sollte sportlich aber auch langstreckentauglich sein und natürlich optimal zu meinen Körpermaßen passen. Realisiert wurde das Ganze mit Columbus Rohr, hauptsächlich aus der Life-Serie. Dieser Rohrsatz bietet zeitgemäße Rohrdimensionen und Legierung, aber eben auch Wandstärken, die nicht bei jedem Rempler zu Dellen führen. Ergänzt wird das Ganze durch eine Reynolds Ouzo Pro Gabel mit 1 1/8“ Schaft. Der Lack ist ein VW-Farbton: Black Berry Metallic. Der Einfachheit ist der Rahmen komplett in einem Ton gehalten und die Decals nur aufgeklebt.
Bleibt jetzt alles so oder wird es weitere Ausbaustufen geben?
Nichts ist ja bekanntlich so beständig wie der Wandel… Bei Schlechtwetter oder Mehrtagesveranstaltungen fahre ich üblicherweise klassische Alu-Laufräder (Dura Ace Naben + Mavic Open Pro UST Felgen, selbst eingespeicht). Der Rest hat bisher zumindest in den ersten 4 Monaten keine Änderungen erfahren.
Was wiegt Dein Renner der Woche?
7,8 kg, so wie auf den Fotos.
Wo fährst Du mit diesem Rennrad? Welche Rennen, RTF oder andere Veranstaltungen hat es schon bestritten?
Das Rad hat mich Anfang Juni auf der 5-tägigen Tour EUCOR begleitet und dort über 800 km, 12.000 hm und so einige Gewitterschauer klaglos überstanden. Ansonsten benutze ich das Rad im Training, bei Vereinsausfahrten mit dem RSV Heidelberg und auch bei der einen oder anderen RTF oder Radmarathons in den Alpen wird es zum Einsatz kommen.
Wie würdest Du das Fahrverhalten des Rades charakterisieren?
Sehr ausgewogen. Geht sowohl bergab als auch bergauf gut.
Wie und wann bist Du zum Rennradfahren gekommen?
Vor circa 12 Jahren mit einem Stahlrad (Faggin Bj. 97) für 250 Euro.
Wie würdest Du Dich jetzt selbst als Rennradfahrer charakterisieren?
Klassischer Wasserträger.
Wie bist Du zum Forum von Rennrad-News gekommen?
Ich meine mich zu erinnern, dass ich damals im Forum Ansätze suchte, mein Stahlrad um das ein oder andere Gramm zu erleichtern.
Was macht für Dich den Reiz des Rennradfahrens aus?
Mit wenig Aufwand auch lange Strecken zurückzulegen und etwas von der Landschaft zu sehen.
Dein Verhältnis zur Radbranche – immer das neuste oder am liebsten noch mit Rahmenschalthebel?
Wie man an der 10 Jahre alten Dura-Ace am neuen Rahmen sieht muss es nicht immer der neuste Schrei sein. Ich habe da durchaus auch ein Herz für alte Sachen. In Sachen Schaltkomfort muss sich die 7800er Dura-Ace auch nicht verstecken vor den aktuellen Gruppen.
Technische Daten: Selbstbau mit Christian Pyttel. Columbus Life Rohr
Rahmen: Selbstbau mit Christian Pyttel. Columbus Life Rohr. 35mm Unterrohr/ 28,6mm Oberrohr / 29mm Sitzrohr/ Ovale Kettenstreben. Tretlager gemufft sonst fillet-brazed (Messinglot). Auswerfer aus Edelstahl.
Gabel: Reynolds Ouzo Pro Vollcarbon 1 1/8”
Schalthebel: Shimano Dura Ace ST-7801
Umwerfer: Shimano Dura Ace FD-7800
Ritzelkassette / Abstufung: Shimano Dura Ace CS-7800 12-27
Tretkurbel / Abstufung / Innenlager: Shimano Dura Ace FC-7800 53/39
Pedale: Shimano Dura Ace PD-7810
Kette: Shimano CN-6701
Bremsen: Shimano Dura Ace BR-7800
Laufräder: BC Flechtwerk
Reifen: Continental Granprix 4000s
Sattel / Sattelstütze: Selle Italia SLT RR (ohne Polster, bezogen mit Rentierleder) Ritchey Superlogic 27,2mm
Vorbau / Lenker: Thomson Elite x2 / Ritchey WCS Carbon
Lenkerband: k.A.
Sonstiges (Licht, Gepäckträger, Dynamo, integrierte Funktionen): Tune Schnellspanner, Flaschenhalter und Sattelschelle
Über den Renner der Woche
Ihr habt auch ein Rad, dass sich in dieser ehrenhaften Galerie der schönsten Rennräder aus dem Forum sehen lassen könnte? Dann macht doch einfach mit. Wir zeigen nicht nur edle, sondern auch einfach spannende Bikes und es geht immer auch um ihre Geschichte und Besitzerinnen und Besitzer. Lust bekommen? Lest euch die Regeln für folgendes Album durch und ladet ein Bild in selbiges hoch. Viel Erfolg! Hier zu den Regeln: fotos.rennrad-news.de/p/455915 / Das Album findet ihr hier: Renner der Woche Fotoalbum.
Die letzten Renner der Woche findet ihr hier:
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