Das 3T Exploro RaceMax im Test: Das 3T Exploro reklamierte als erstes Gravel Bike Aero-Attribute für sich. Schneller fahren mit dicken Reifen und Getränken am Rad war der Entwicklungsgedanke. Mit dem Exploro RaceMax führt 3T die Idee in ihre nächste Evolutionsstufe: Den Fokus legten die Italiener dabei auf die optimale Reifen-Rahmen-Harmonie. Wir haben das Aero Gravel Bike getestet – und können auch Vergleiche zum ebenfalls gefahrenen Cervélo Áspero ziehen. Hier lest ihr, was wir dabei erfuhren.
3T Exploro Race-Steckbrief
Einsatzbereich | Tour, Rennen, Aero, Gravel, Commute, Reise |
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Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 8,6 kg |
Stack | 564 mm |
Rahmengrößen | XXS, 51, 54, 56, 58, 61 (im Test: 54) |
Website | www.3t.bike |
Der italienische Hersteller 3T kann mit einigem Recht behaupten, die Nische „Aero Gravel Bike“ erfunden zu haben. Das 3T Exploro war das erste Gravel Bike, das mit dicken Reifen, Trinkflaschen und Dreck im Windkanal getrimmt wurde. Kein Wunder, denn mit Gerard Vroomen ist ein ehemaliger Macher der Aero-Spezialisten von Cervélo Teilhaber bei 3T. Das Exploro RaceMax läutet die nächste Stufe ein. Sein Carbonrahmen ist auf eine bestimmte Reifengröße hin aero-optimiert. Es gilt das Motto „gemessen, nicht gelesen“. Für den optimalen Luftfluss um Rahmen und Räder zählt die reale Ausdehnung des Pneus. „WAM“ wie „width as measured“ heißt das bei 3T. Und „WAM“ kann bis zu 61 mm mit 650b-Reifen betragen, mithin MTB-Dimensionen. Dabei sollen selbst mit so dicken Schlappen noch 90 % des Aero-Bonus erhalten bleiben. Zum Vergleich: beim Vorgänger Exploro sind es 54 mm und bei den meisten „normalen“ Gravel Bikes 47 mm (ohne Aero-Anspruch).
Mit dem aufwändigen Ansatz ordnet sich das 3T Exploro RaceMax klar in der Riege der Gravel Bikes gehobener Preisklasse ein. Los geht es bei 4.399 € für das Exploro RaceMax mit Shimano GRX 2-fach. Für 1.000 € mehr gibt es das Bike mit der neuen Campagnolo Ekar 1×13. Und die Basis für unser Testrad mit SRAM Force eTap AXS Wide kostet 5.899 € – plus aerodynamisch gebotenem Laufrad-Upgrade auf die 3T Discus-Carbonfelgen landet man bei stolzen 7.289 €.
Ausstattung: Um den Rahmen gebaut
Das 3T Exploro RaceMax verleiht dem Ausdruck „integriert“ am Gravel Bike eine neue Bedeutung. Nicht weil die Leitungen und Kabel nirgendwo hervortreten (sie sind immerhin nur kurz zu sehen und verwschwinden im Oberrohr). Nein, weil das Rad aus einem Guss ist und jedes Detail einem einzigen Ziel in die Hände spielt: schneller und besser auf Gravel zu fahren. Das heißt, nicht nur auf Gravel. Ein Blick auf die Einsatzbereiche im Steckbrief zeigt auch, dass es viele Spielarten des Rennradfahrens integriert. Straße? Check, mit dünneren Reifen kratzt es an der 8-Kilo-Marke und man verschenkt wenig Watt mit viel Angriffsfläche. Wie dünn sich der Rahmen von vorne macht, ist schon eine Augenweide. Übrigens baut 3T hier einen Spezialsteuersatz ein, um trotzdem einen Gabelschaft mit großem Durchmesser für hohe Lenkpräzision unterzubringen.
Weiter in der Liste: Commuten? Check. Gewindeeinsätze für Schutzbleche sind versteckt vorhanden. Bikepacking und Reisen? Ja, gerne, aber mit kleinem Gepäck: Die üblichen Montagemöglichkeiten sind vorhanden, wie für den Fuel Tank auf dem Oberrohr, die dritte Flasche unter dem Unterrohr und zwei verschiedene Positionen für den Halter auf dem Unterrohr. Aber an den Gabelseiten gibt es keine Gewindeeinsätze. Gravel Race? Muss das noch gesagt werden?
Schauen wir uns den Rahmen genauer an. Dass die Verarbeitung so gut ist, wie sie aussieht, der Lack fein aufgetragen wurde, kann man erwarten. Allerdings auch, dass der Lack ab Werk durch Folien oder Einsätze an den Zügen geschützt wird, was leider nicht der Fall ist. Auch einen Unterrohrschutz haben wir an einem so fähigen Gravel Bike vermisst.
Technisch fällt auf, dass die Kettenstreben an beiden Seiten abgesenkt sind. Sie schaffen Platz für die dicken Reifen. Auch die flache Gabelkrone fällt ins Auge. 3T hat die Einbauhöhe wie beim Straßenrad gehalten. So wollen die Italiener trotz dicker Reifen eine agile Lenkung erreichen. Die hauseigene Carbon-Sattelstütze – Achtung: proprietäre Maße! – wird über einen Konus geklemmt, die Schraube ist auch mit einem Mini-Tool noch erreichbar, falls nötig. Im Test war der Sitz sicher.
Schon immer typisch für das Exploro ist das breite Unterrohr. Es erhielt einen schmaleren “Kragen”. Unten weitet es sich auf satte 75 mm. Hier dient die Fülle dazu, die beste Aerodynamik beim Transport einer 0,75-Liter-Flasche zu schaffen.
Wie man den vielseitigen Rahmen aufbaut, entscheidet kräftig mit über den späteren Einsatzschwerpunkt. Klar ist, mit dicken Reifen – die Max-Option – geht es mehr in Richtung von häufigem Off-road-Einsatz. Mit den dünneren 700c-Reifen wie am Testrad – die Race-Option – liegt eher der typische Gravel-Mix im Fokus. 3T bietet die Race-Variante ab Werk mit verschiedenen 1-fach- und 2-fach-Antriebsgruppen an, darunter auch die noch recht neue Campagnolo Ekar 1×13. Bei den Max-Varianten liegt der Schwerpunkt aber auf breit gestuften 1-fach-Antrieben. Für uns eine logische Entscheidung, da 2-fach-Ensembles immer noch meist im Vorteil sind, wenn es um feine Gangsprünge für effizientes Pedalieren geht.
Testrad-Ausstattung
- Gabel 3T Fango Carbon
- Antrieb SRAM Force eTap AXS Wide 2X12
- Bremsen SRAM Force AXS 160 / 160 mm
- Laufräder 3T Discus
- Reifen WTB Riddler 37-622 (40 mm WAM)
- Cockpit 3T Superergo Lenker 460 mm / 3T Apto (90 mm)
- Sattelstütze 3T Charlie Sqaero, Carbon
Ausstattungsvariante | Exploro Max Force Eagle AXS | Exploro Max Shimano GRX 1x | Exploro Max Shimano GRX 2x | Exploro Race Sram Force AXS 2x | Exploro Race Shimano GRX 1x | Exploro Race Shimano GRX 2x | Exploro Race Force AXS 1x Torno |
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Preis (UVP) | 5.899 € | 4.199 € | 4.399 | 5.899 € | 4.199 € (UVP) | 4.399 € (UVP) | 6.399 € (UVP) |
Gabel | Fango RaceMax Vollcarbon, 1 1/2" - 1 1/4" | Fango RaceMax Vollcarbon, 1 1/2" - 1 1/4" | Fango RaceMax Vollcarbon, 1 1/2" - 1 1/4" | Fango RaceMax Vollcarbon, 1 1/2" - 1 1/4" | Fango RaceMax Vollcarbon, 1 1/2" - 1 1/4" | Fango RaceMax Vollcarbon, 1 1/2" - 1 1/4" | Fango RaceMax Vollcarbon, 1 1/2" - 1 1/4" |
Schalthebel | Sram Force AXS eTap 1x12 | Shimano GRX 1x11 | Shimano GRX 2x11 | Sram Force AXS eTap 2x12 | Shimano GRX 1x11 | Shimano GRX 2x11 | Sram Force AXS eTap 1x12 |
Kurbelgarnitur / Zähne | SRAM Force AXS 1x Crankset / 40 T | Shimano GRX / 40 T | Shimano GRX / 46-30 T | SRAM Force AXS / 46-33 T | Shimano GRX / 40 T | Shimano GRX / 46-30 T | 3T Torno Team, Carbon / 36 T |
Kassette / Zähne | SRAM Eagle / 11-50 | Powerglide / 11-42 | Powerglide / 11-36 | Force AXS / 10-36 | Powerglide / 11-42 | Powerglide / 11-36 | Force AXS / 10-36 |
Umwerfer/Schaltwerk | - / Eagle XX1 AXS Long Cage | - /Shimano GRX RX-812 | GRX / Shimano GRX RX-810 | SRAM Force AXS eTap WIDE | – / Shimano GRX RX-812 | GRX / Shimano GRX RX-810 | – / Sram Force AXS eTap WIDE |
Bremsen | SRAM Force eTap AXS, 160/160 mm | Shimano GRX , 160/160 mm | Shimano GRX , 160/160 mm | SRAM Force eTap AXS, 160/160 mm | Shimano GRX , 160/160 mm | Shimano GRX , 160/160 mm | SRAM Force eTap AXS, 160/160 mm |
Laufradsatz | Fulcrum Racing 7 DB, 650b, tubeless ready | WTB Serra, 650b, tubeless ready | WTB Serra, 650b, tubeless ready | Fulcrum Racing 7 DB, 650b, tubeless ready | WTB Serra, 700c, tubeless ready | WTB Serra, 650b, tubeless ready | Fulcrum Racing 7 DB, 700c, tubeless ready |
Reifen | Schwalbe G-One Allround TLE, 650b, 57mm | Schwalbe G-One Allround TLE, 650b, 57mm | Schwalbe G-One Allround TLE, 650b, 57mm | Schwalbe G-One Allround Evo TLE, 700c, 35 mm | Schwalbe G-One Allround Evo TLE, 700c, 35 mm | Schwalbe G-One Allround Evo TLE, 700c, 35 mm | Schwalbe G-One Allround Evo TLE, 700c, 35 mm |
Lenker | 3T Aeroghiaia LTD carbon | 3T Superergo PRO , Alu | 3T Superergo PRO , Alu | 3T Aeroflux LTD carbon | 3T Superergo PRO , Alu | 3T Superergo PRO , Alu | 3T Aeroflux LTD carbon |
Vorbau | Apto Stealth | Apto Stealth | Apto Stealth | Apto Stealth | Apto Stealth | Apto Stealth | Apto Stealth |
Sattel | Fizik Argo Tempo R5 | WTB SL8 | WTB SL8 | Fizik Argo Tempo R5 | WTB SL8 | WTB SL8 | Fizik Argo Tempo R5 |
Sattelstütze | 3T Charlie Sqaero Team, Carbon | 3T Charlie Sqaero Team, Carbon | 3T Charlie Sqaero Team, Carbon | 3T Charlie Sqaero Team, Carbon | 3T Charlie Sqaero Team, Carbon | 3T Charlie Sqaero Team, Carbon | 3T Charlie Sqaero Team, Carbon |
Unser 3T Exploro RaceMax-Testrad war leicht abweichend vom Serien-Trimm aufgebaut. Am auffälligsten sicher bei den Laufrädern, die eine Option beim Kauf sind: 3T Discus 45 | 40 Ltd. Carbon-Laufräder. Sie besitzen eine Maulweite von 29 mm und bauen außen 40 mm breit – so ziemlich das Breiteste, was der Gravel-Laufradmarkt derzeit zu bieten hat. Die extreme Breite macht aus zwei Gründen Sinn. Denn erstens ergibt sich so ein aerodynamisch günstiger Übergang zum WTB Riddler-Reifen. Er misst zwar nominell nur 37 mm, dehnt sich aber auf der breiten Felge auf 39,5 mm aus. Zweitens kann der breite Reifen auf der breiten Felge mit weniger Druck gefahren werden – zumal er im Tubeless-Set-up, also ohne Schlauch montiert ist. Wir haben mit Luftdrücken zwischen 2,2 v. / 2,4 bar h. bis hinunter zu 1,4 vorne und 1,6 bar hinten gespielt.
Noch ein Wort zur Reifenfreiheit: Der begrenzende Faktor ist am Exploro nicht die Breite, sondern die Höhe der Reifen. So bleiben zur Gabelkrone mit den „WAM“ 40 mm breiten Reifen noch rund 6 mm und zum Monostay. Hinten sind es noch 7 mm. Man tut also gut daran, auch maximal die Reifenbreite zu fahren, für die das Rad aerodynamisch optimiert wurde.
Die zweite abweichende Ausstattung: die SRAM Force Wide-Kurbel mit 43-30. Serienmäßig verbaut 3T hier die 46-33-Kurbel bei identischer Kassettenwahl. Das wäre auch unsere Empfehlung, denn so ergeben sich bessere Abstufungen und Schaltwege zum Roulieren bei typischen Straßen- und Gravelgeschwindigkeiten zwischen 24 km/h und 35 km/h. Hier haben wir die Übersetzung des Serienrades für euch im Ritzelrechner. Und hier gibt es das Testrad im Ritzelrechner, das mit der SRAM Force Wide-Kurbel eher auf Bikepacking ausgelegt ist. Klarstellen muss man aber auch: Selbst mit dem 43er Kettenblatt und dem 10er Ritzel kann man tretend an einer schnellen Rennradgruppe dranbleiben, wenn es sich nicht gerade um Profis handelt.
Apropos schnell: Die SRAM eTap AXS-Funkschaltung beweist für mich erneut, dass sie in Sachen Schaltlogik (breite Taster!), Geschwindigkeit und Präzision mit Recht einen festen Platz in der Oberklasse der Gravel Bikes hat.
Lobende Erwähnung verdienen die Kontaktpunkte. Nummer eins: der 3T Superergo-Lenker. Er gehört für ein Gravel Bike dieser Ausrichtung zum Besten, was ich zuletzt in den Händen hatte. An den Bremsgriffen schön schmal für Speed im Wind, im Unterlenker etwas breiter (460 mm) und ganz oben schön flach. Auch die vierte Position in den oberen Lenkerbögen ist dank Abflachung sehr bequem zu fahren. Nummer zwei: Der Fizik Argo Tempo-Sattel. Der Short-Nose-Sattel ähnelt vom Sitzgefühl stark dem Specialized Power Pro und besitzt zudem eine fühlbare Dämpfung.
Geometrie: Straße ins Gelände verlängert
Unter 6 Größen kann sich der Kunde beim 3T Exploro Race/Max die passende wählen, was für einen kleineren Hersteller wie 3T schon ein ordentliches Angebot ist. Dabei wartet das Exploro Race mit einer Gravel Bike-untypischen Besonderheit auf: Die breitschultrige Gabel mit flacher Aero-Krone hat eine Einbauhöhe wie bei einem reinen Straßen-Rennrad. Das macht sie laut 3T seitensteifer und sorgt – im Test für uns nachvollziehbar – für eine präzise Lenkung. Um trotzdem eine leicht aufrechte Sitzposition zu erreichen, fallen die Steuerrohre länger aus – 180 mm etwa in Größe 56. Aber auch der Stack liegt in Testgröße 54 beispielsweise 1 cm höher als beim vergleichbaren Cervélo Áspero.
Die resultierenden Verhältnisse von Stack und Reach weisen des Exploro RaceMax als weniger krassen Aero-Boliden aus, als es die Optik nahelegt. Der Wert von 1,5 am Testrad ist eher Endurance-Niveau. Alle Details gibt es in der Geometrietabelle.
Rahmengröße | XXS | 51 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 355 mm | 366 mm | 377 mm | 385 mm | 393 mm | 404 mm |
Stack | 520 mm | 542 mm | 564 mm | 584 mm | 604 mm | 632 mm |
STR | 1,46 | 1,48 | 1,50 | 1,52 | 1,54 | 1,56 |
Lenkwinkel | 69° | 69,5° | 71° | 72° | 72° | 72° |
Sitzwinkel, effektiv | 74,5° | 74° | 73,5° | 73° | 72,5° | 72,5° |
Oberrohr | 506 mm | 526 mm | 546 mm | 566 mm | 586 mm | 606 mm |
Steuerrohr | 125 mm | 147 mm | 161 mm | 180 mm | 201 mm | 232 mm |
Sitzrohr | 436 mm | 463 mm | 490 mm | 518 mm | 545 mm | 572 mm |
Kettenstreben | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm |
Radstand | 998 mm | 1.008 mm | 1.008 mm | 1.014 mm | 1.024 mm | 1.044 mm |
Tretlagerabsenkung | 79 mm | 79 mm | 77 mm | 77 mm | 75 mm | 75 mm |
Einbauhöhe Gabel | 370 mm | 370 mm | 370 mm | 370 mm | 370 mm | 370 mm |
Reach steigt zwischen den Größen in 1-cm-Schritten, was einen gewissen Ausgleich durch die Länge des Vorbaus ermöglicht, wenn man zwischen 2 Größen liegt. Um stark veränderte Fahreigenschaften zwischen den Größen muss man sich dabei keine Sorgen machen, da etwa die Kettenstreben gleich lang – beziehungsweise kurz – über alle Größen hinweg bleiben.
Auffällig ist außerdem das recht weit abgesenkte Tretlager – ein Tribut an die Möglichkeit wirklich dicke Pneus aufzuziehen. Nebenbei fiel mir bei diesem Test erneut auf, dass ich für schnellen Gravel-Einsatz unbedingt ein Fan von weiter abgesenkten Tretlagern bin, was die Erfahrungen mit dem Cervélo Áspero und dem Specialized Diverge 2021 bestätigten.
3T Exploro Race auf dem Kurs
So sitzt man: Obwohl das Testrad mit 54er Rahmen nominell eher zu klein für mich wäre, ließ sich eine sportliche, aber nicht zu gedrungene Position finden. Tatsächlich betrug die Sattelüberhöhung bei 765 mm Sitzhöhe circa 12 cm, gutes Aero-Roadbike-Niveau, aber sicher nicht das, was ich sonst an einem Gravel Bike fahren würde. Das Ganze gilt ganz ohne Spacer mit Vorbau in 90 mm. Dabei erleichtert der kurze Vorbau das extreme Sitzen etwas und macht die Lenkung agiler – auch bei einem Test des Cervélo Áspero war ich mit der kleineren Rahmengröße ganz gut gefahren. „Downsizing“ passt zur Gattung der Aero Gravel Bikes. Bleibt als Tipp: Wer mehr Rennradgefühl will und zwischen zwei Größen liegt, nimmt bei diesen Gravel Bikes eher die kleinere Rahmenhöhe und ergänzt eventuell einen längeren Vorbau. Mit der 56er Rahmenhöhe wäre ich für lange Bikepacking Touren aber sicher besser beraten gewesen.
Auf der Straße: Tempomachen, das fällt mit dem Exploro Race leicht. Auf der Straße kann man schon mit der Originalbereifung und moderatem Reifendruck bei der Rennradgruppe im Windschatten mitfahren. Dabei nerven die WTB Riddler-Reifen auch nicht mit lautem Surren. In Antritten zeigt sich das Exploro ungemein reaktionsfreudig, das Cockpit kein bisschen schwammig. Auch Asphaltkehren lassen sich dank der tiefen Front und dem direkten Lenkverhalten mit Spaß nehmen. Straße fahren macht mit diesem Gravel Bike wirklich Spaß, auch wenn man von Aero-Rennrad umsteigt, wie es für den Test manchmal der Fall war. Kann man die Aerodynamik fühlen? Ich würde sagen, ja. Messen konnten wir nicht.
Auf dem Kiesweg Damit ist auch klar, dass das Exploro Race auf schnellen Waldautobahnen und festen Gravel-Pfaden ganz eindeutig seine Domäne hat. Hier spielen Geometrie, und Ausstattung perfekt zusammen. In schnellen Kurven ist die Steuerung sehr präzise, das Gewicht auf dem Vorderrad verleiht Sicherheit. Die Seitenführung der verhältnismäßig gering profilierten Riddler-Reifen erwies sich auf feinen, festen Schotterwegen als gelungen, wird es grober und loser, wünscht man sich aber mehr Seitenhalt.
Die Kür I auf dem Trail: Werden die Kurvenradien enger und die Trails schmaler, verlangt das Exploro etwas mehr Aufmerksamkeit am Steuer. Zum einen, weil man aus der geduckten Haltung nicht so schnell auf Hindernisse reagieren kann, zum anderen, weil die Lenkung nicht so quirlig und agil ist wie bei den Gravel Bikes mit mehr MTB-Anleihen. Das Exploro schiebt eher mal über das Vorderrad.
Die Kür II – Vergleich mit Aero-Rennad: Frei nach unserem letzten Fahrversuch, ob ein Gravel Bike mit einem Rennrad mithalten kann, haben wir einen zügigen Straßen-Gran-Fondo mit einem Merida Reacto Team-E Aero-Rennrad und dem 3T Exploro Race unternommen, beide in Originalausstattung. Um es kurz zu machen: In diesem unfairen Vergleich zieht das Exploro doch merklich den Kürzeren. Trotz der an Gravelreifen angepassten Aero-Laufräder entscheiden hier letztlich die Reifen und die Sitzposition über die letzten 10 bis 30 Watt je nach Tempo. Den Vergleich mit einem gewöhnlichen Endurance-Rennrad muss das Exploro aber nicht scheuen.
Das ist uns aufgefallen
- Braucht man ein Aero Gravel Bike? Gegenfrage: Warum Wattgewinne verschenken, wenn man ohnehin in dem Preisbereich unterwegs ist und sonst keine Kompromisse eingehen muss?
- Kann man zu viel Reifenfreiheit haben? Nein, es ist ein gutes Gefühl, ein Rad zu haben, das viel mehr kann, wenn man es mal braucht.
- Fahrverhalten Gelungener Kompromiss aus Straßen- und Trailtauglichkeit
- 3T Discus Carbon-Laufräder Überraschend schluckfreudig und ein echtes Plus, aber für mich bitte nicht mit den Carbon-Ti-Naben mit dem Zorniger-Bienenschwarm-Sound
- Feine Details Extra Lob für die Tubeless-Ventile. Ihre Schraube kann nicht so leicht verbiegen und sie bieten der Pumpe einen definierten Halt.
- Unfeines Detail Rahmenschutz etwas vernachlässigt
- WTB Riddler-Reifen Weder Fisch, noch Fleisch. Gravelreifen müssen einen schwierigen Spagat schaffen, aber der Riddler passt weder in Sachen Speed zum Exploro noch kann er in Sachen Trail-Tauglichkeit und Kurvengrip überzeugen. Lieber entweder einen schnelleren oder einen trailtauglicheren Reifen wählen.
Fazit
Ein Bike für alles? Das 3T Exploro RaceMax ist das Gravel Bike, das dem Anspruch am besten gerecht wird, wenn man es mit dem Rennradfahren ernst meint. Straßenballern trifft Gravelspaß. Bikepacking und Commuten sind auch drin, das Gewicht bremst einen nicht aus, die Geometrie trifft eine goldene Mitte. Richtig rund wird es aber erst mit den Carbon-Aero-Laufrädern – womit das Bike dann soviel kostet wie zwei Bikes. Aber ein Gravel Bike und ein Rennrad sind keine Alternative. Denn ein Gravel Bike zu finden, das so schnell in seinem Terrain unterwegs ist wie das Exploro Race, wird schwer.
Pro / Contra
Pro
- Praxisgerichte Aero-Optimierung
- Riesige Reifenfreiheit
- Gewicht
- Genau auf das Einsatzgebiet getrimmte Geometrie
- Gangspektrum und Abstufung
Contra
- Spärlicher Rahmenschutz
- Aufdringlicher Sound der Carbon-Ti-Naben (subjektiv)
- Reifenwahl am Testrad nicht konsequent
Was denkt ihr über das 3T Exploro Race?
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