Max Schrom hat sich die Zeit genommen und uns zum Neujahrsgespräch getroffen. Selbst heute, trotz ausgiebigen Feierns ist er, wie seit seinem sechsten Leben Trialsport fokussiert. „2005 hatte ich vier Fahrräder, keins davon hatte einen Sattel,“ erzählt uns der 28-jährige Trial-Virtuose. Mit im Gepäck hat er heute sein neues Video.
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Herzlichen Glückwunsch zum neuen Video, Max. Gerade wurde die 60.000 Klicks-Marke geknackt! Im Video fährst du im Snowpark und hüpfst auf Trampolinen etc. – großes Kino! Wann wurdest du mit dem Trial-Virus infiziert?
Seit rund 22 Jahren bin ich auf dem Trialbike unterwegs: Mein Bruder und ich sind im Urlaub Motocross gefahren. Zurück in der Heimat musste der Urlaubsspaß in den Alltag integriert werden. Der MSC-Schatthausen (Trialsport-Verein) bot eine ähnliche Möglichkeit mit Trial-Motorrädern an. Weil wir aber noch zu jung waren, waren Motorräder für uns tabu. So mussten wir auf Bikes starten… und dabei bin ich bis heute auch geblieben.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten! Wer auf deine Homepage klickt, erfährt, dass du dreifacher Weltrekordhalter und Deutscher Meister bist, zudem unter den Top 8 bei den Europameisterschaften warst.
Stimmt, die Wettkampfzeit verlief wirklich erfolgreich und viele meiner Freunde fahren noch aktiv mit. Ich finde es jedoch mittlerweile spannender, Videos zu drehen und Leute zum Lächeln, Staunen oder Klatschen zu bringen, als mich im Wettkampf zu messen.
Vor vier Jahren habe ich begonnen, meine Tricks auf dem Mountainbike zu demonstrieren. Damit wurde alles gleich etwas professioneller. Durch die Weltrekorde wurden auch große Medien wie das ARD auf mich aufmerksam, und ich habe mich mehr und mehr auf Shows und Weltrekorde konzentriert.
In Road Bike Parkour 2 sieht man dich nun auf dünnen Reifen. Wie kam der Wechsel aufs Rennrad?
Martyn Ashtons erste Projekte haben mich inspiriert, bei meinen Showauftritten ein Rennrad zu benutzen. Die Sache lief super und ich begann, es auch bei Videodrehs zu fahren. Wichtig ist mir jedoch, ein normales Rennrad zu nutzen und nicht irgendetwas umzubauen, was nur so aussieht.
Wie sieht der Prozess bei einer Videoproduktion aus?
Als erstes braucht man eine Idee. Die Ideen Schnee, Trampoline etc. zu integrieren, hatte ich nach dem ersten Teil von Road Bike Parkour. Durch den Einstieg meines Sponsors Skoda ergab sich die Möglichkeit, das Projekt ohne eigene Kosten umzusetzen: eine große Sorge weniger! Natürlich war das Budget weit unter dem, was anderen zur Verfügung steht. Aber für meine und deutsche Verhältnisse war das gut. Ein Traum ging für mich in Erfüllung, der ohne Skodas Beitrag wohl offen geblieben wäre.
Was muss ich als Video-Dreh-Neuling beachten? Gibt es dos und don’ts? Kann ich mich auf Matt Dennisons Tipps verlassen?
Das Video ist zwar lustig gemacht, aber es steckt tatsächlich sehr viel Wahres darin. Für den Schnitt ist das tatsächlich 1:1 anwendbar. Für mich spielt die Musikauswahl und der Schnitt auf den Song eine sehr wichtige Rolle. Je nach Schnitt kann man die Bildsprache verändern. Meine Meinung ist: einfach MACHEN! Das erste Video ist nie das Beste: Mit jedem neuen Projekt entwickelt man sich weiter. Deshalb einfach rausgehen, Spaß haben und versuchen das einzufangen.
Ein don´t ist vielleicht: zu viel Nachdenken und zu hohe Ansprüche. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man dann schnell im kreativen Treibsand festhängt.
Wie sieht es mit der Finanzierung aus?
In Deutschland ist es leider selbst für die Stars unserer Randsportart sehr schwer, an Budgets zu kommen. Deshalb empfehle ich, die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen und das Beste daraus zu machen. Der Rest wird sich von alleine entwickeln. Oft braucht es auch einfach etwas Glück und Mut, vom Drehplan abzuweichen, um zu improvisieren.
Bei allem Mut zum Kamera-Freestyle, wie viel Zeit sollte man einplanen, um vernünftige Bilder zu bekommen?
Da es immer von der Art des Projekts abhängt, gibt es leider keine klaren Angaben. Aber als Anhaltspunkt: Für Road Bike Parkour 2 hatten wir ein klar durchstrukturiertes Konzept und haben insgesamt an zwölf Tagen, verteilt über einen Monat, gedreht. Das Ergebnis sind gute fünf Minuten Film.
Kannst du vom Sport leben?
Bis Ende letzten Jahres war ich halbtags-Profi. Im September habe ich mein Kunststofftechnik Studium (Untergruppe vom Maschinenbau-Ingenieurwesen) mit einer Abschlussarbeit über einen Carbon-Fahrradvorbau abgeschlossen. Finanziert habe ich mich seit einigen Jahren komplett durch Showauftritte und durch meine Sponsoren. Seit Oktober fahre ich erstmals nur Rad und könnte das vermutlich auch weiter so machen. Jedoch ist ein reines Profi-Dasein in Deutschland kein Zuckerschlecken und auf lange Sicht alles andere als ein sicherer Job. 2016 wird sich zeigen, ob ich den Sport weiter so betreiben werde, oder als Ingenieur in der Fahrradbranche einsteige. Wie es auch kommt, der Spaß am Radfahren soll im Vordergrund stehen.
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