9 Performance-Rennrad-Schuhe im Test: Moderne Rennrad-Schuhe der Profi-Klasse versprechen eine effektive Kraftübertragung, kombiniert mit niedrigem Gewicht und gutem Komfort. Sie richten sich in erster Linie an sportlich Ambitionierte und Profis. Wir haben die besten Rennrad-Schuhe von 9 Herstellern mehrere Monate lang getestet und berichten, was man von den Top-Modellen für Preise von 330 bis 440 Euro erwarten kann.
9 Rennrad-Schuhe der Profi-Klasse im Test
Wer ernsthaft Rennrad fahren will, kommt um das Thema Rennrad-Schuhe und Klickpedale nicht herum. Nur mit der festen Verbindung von Klickpedalen und kompatiblen Schuhen mit steifer Sohle lässt sich die aufgebrachte Muskelkraft effizient und nahezu verlustfrei in Vortriebsenergie umwandeln. Wenn man sich für ein Pedalsystem entschieden hat, stellt sich noch die Frage der richtigen Schuhe. Das Angebot der Hersteller ist riesig und deckt ein breites Spektrum an Anforderungen ab. Es gibt Schuhe für Einsteiger, für Profis, für hohen Komfort oder für maximale Performance. Damit einhergehend auch ein breites Spektrum an Preisen und Modellen.
Wir richten uns mit diesem Test an anspruchsvolle Rennradfahrer mit sportlichen Ambitionen, die ihr Augenmerk auf die Performance legen.
Übersicht: alle Performance-Rennrad-Schuhe im Test
Modell | getestete Größe | Verschluss | Lieferumfang | Besonderheit | Gewicht (Paar) | Preis |
---|---|---|---|---|---|---|
Bont Vaypor S Li2 | 43 | 2 x Boa Li2 | Schuhbeutel | Durchgehende Sohle ohne Belüftung, Thermoformbare Sohle | 477 g | 415 € |
Bontrager XXX | 42 | 2 x Boa IP1 | Schuhbeutel | 505 g | 399,99 € | |
DMT KR SL | 42 | Schnürsenkel | Schuhbeutel, Schuhlöffel, 2. Paar Schnürsenkel | Oberschuh gewebt, Look Memory System | 454 g | 399 € |
Giant Surge Pro | 43 | 2 x Boa Li2, Klettriegel am Vorfuß | Schuhbeutel, dünne Einlegesohlen, Klettkeile für Fußgewölbeunterstützung in 2 Höhen | 478 g | 349,90 € | |
Giro Imperial | 43 | 2 x Boa IP1 | Schuhbeutel, Schrauben zur Plattenmontage, Klettkeile für Fußgewölbeunterstützung in 3 Höhen | 447 g | 440 € | |
Northwave Extreme Pro 3 | 42 | 2 x Northwave SLW3 Drehverschluss | Schuhbeutel, 2 Paar Einlegesohlen in unterschiedlicher Höhe | Look Memory System, Speedplay kompatibel | 572 g | 329,99 € |
Rapha Pro Team Shoes | 42,5 | 2 x Boa IP1 | Schuhbeutel, Klettkeile für Fußgewölbeunterstützung in 2 Höhen | Durchgehende Sohle ohne Belüftung | 499 g | 335 € |
S-Works Ares | 42,5 | 2 x Boa Li2 | Schuhbeutel | Oberschuh teilweise gewebt | 494 g | 440 € |
Sidi Shot 2 Dzero | 43 | 2 x Sidi Drehverschluss | Schuhbeutel, Werkzeug zur Anpassung | Reflektoren an der Ferse, Weitenverstellung an der Ferse | 588 g | 429 € |
Die Testkandidaten in der Einzelbewertung
Nachfolgend findet ihr alle unsere Eindrücke zu den einzelnen Testkandidaten zusammen mit vielen Fotos. So kann man sich relativ einfach ein Bild von einem Schuh machen und die Stärken und Schwächen einschätzen. Zudem gibt es natürlich immer einen Überblick über angebotene Größen, Farben und Preise:
Bont Vaypor S Li2
Die australische Marke Bont ist bei uns aufgrund eines nicht vorhandenen Händlernetzes (noch) nicht allzu bekannt, bietet aber einige Besonderheiten, die recht ungewöhnlich sind und sie hier in unseren Test geführt hat. Zum einen gibt es mit einem Spektrum von vier unterschiedlichen Weiten und Größen von 36 – 50 eine unglaubliche Größen-Auswahl, um für jeden einen passenden Schuh zu finden, zum anderen sind die Carbon-Sohlen von Bont thermoformbar und lassen sich nach einer Erhitzung im Backofen (kein Witz!) an die individuelle Fußform anpassen. Über den niederländischen Online-Händler Reins kann man Bont Schuhe auch in Deutschland recht einfach und komfortabel beziehen.
- Verschluss 2 x Boa Li2
- Lieferumfang Schuhbeutel
- Besonderheiten Durchgehende Sohle ohne Belüftung, thermoformbare Sohle
- Farben Weiß, Schwarz
- Größen 36 – 50, halbe Größen 40,5 – 42,5 – 44,5 – 46,5, alle Größen in vier verschiedenen Weiten (Narrow, Standard, Wide, Double Wide) erhältlich
- Getestete Größe 43 Standard
- Gewicht Testschuhe (Paar) 477 g
- Herstellungsland China
- www.reins.cc
- Preis (UVP) 415 €
Im Einsatz
Der Bont Vaypor S Li2 lässt sich zum Anziehen weit öffnen. Schlüpft man zum ersten mal in den Schuh fällt sofort auf, dass er eine sehr steife Sohle hat, die zudem an der Seite und an der Ferse weit nach oben gezogen ist. Somit steht der Fuß in einer Art Wanne und bekommt extrem viel Halt. Obwohl die Öffnung des Oberschuhs sehr groß ist und das Material rund um den Knöchel auffällig weit geschnitten ist, bekommt der Fuß dennoch sehr viel Halt. Die Fersenkappe sitzt von Beginn an fest an der Ferse, ohne einzuengen oder zu drücken. Am Spann lässt sich der Bont mit den zwei Boa-Verschlüssen gut anpassen und bietet den Zehen durch die besondere Leistenform viel Platz. Zur Thermoanpassung gibt es ein YouTube Video, in dem alles genau erklärt ist, somit kann man die Schuhe bei Bedarf innerhalb von 30 Minuten an die persönliche Fußform anpassen. Auch Druckstellen können über diesen Weg beseitigt werden. Die Kraftübertragung ist mit dem Bont Vaypor S Li2 überragend, der Schuh sitzt ausgezeichnet am Fuß und lässt sich fein einstellen. Die Fußgewölbeunterstützung ist in Ordnung, könnte aber für meinen Geschmack etwas ausgeprägter sein. Mit der genau passenden Einlegesohle von Cobra9 (erhältlich in 3 Höhen für knapp 90 €) lässt sich die Performance noch einmal eine Stufe nach oben schrauben. Dann spielt der Bont Vaypor S Li2 in der obersten Liga und ist dem Testsieger DMT KRSL ebenbürtig. Allerdings steigt mit diesem Upgrade auch der Preis auf über 500 €. Auf jeden Fall eine Empfehlung für Problemfüße.
Fazit
Ungewöhnlicher Schuh, bei dessen Konstruktion sehr viel richtig gemacht wurde. Hervorragend geschnittener Leisten mit Platz für die Zehen, ausgezeichneter Halt und perfekte Kraftübertragung kombiniert mit hohem Tragekomfort. Lediglich die Unterstützung des Fußgewölbes könnte besser sein. Mit der Cobra9 Einlegesohle überragend, aber teuer.
Bontrager XXX
Mit dem Bontrager XXX hat Trek einen sehr hochwertigen, renntauglichen Schuh im eigenen Zubehör-Programm. Eine steife Sohle aus OCLV Carbon und der weit überlappende Oberschuh sollen eine hervorragende Kraftübertragung sicherstellen. Mit den zwei Boa IP1 Verschlüssen lässt sich die Passform gut anpassen und in beide Richtungen auch während der Fahrt variieren. Nur in ganzen Größen erhältlich.
- Verschluss 2 x Boa IP1
- Lieferumfang Schuhbeutel
- Farben Weiß, Schwarz
- Größen 37 – 47, nur ganze Größen
- Getestete Größe 42
- Gewicht Testschuhe (Paar) 505 g
- Herstellungsland China
- www.trekbikes.com
- Preis (UVP) 399,99 €
Im Einsatz
Der Bontrager XXX zeichnet sich durch eine ungewöhnliche Konstruktion ohne klassische Zunge aus, die fast den gesamten Fuß von außen umschlingt. Das verhindert Druckstellen am Spann und sorgt dank des weit überlappenden Oberschuhs für sehr guten Halt. Allerdings führt diese Konstruktion auch zu einem relativ großen Bereich mit Materialdopplung und zahlt damit nicht auf das Gewichtskonto ein. Mit 505 Gramm gehört der Bontrager XXX zu den schwereren Modellen im Test. Das An- und Ausziehen geht dank des weit öffnenden Oberschuhs einfach von der Hand. Der Sitz am Fuß ist eng, auch die Ferse findet hervorragend Halt. Die Zehenbox bietet in der Breite nicht viel Platz, was den Komfort bei empfindlichen Trägern einschränken kann. Dank der vielen Perforationen im Oberschuh geht die Belüftung auch an heißen Tagen in Ordnung. Einen großen Beitrag dazu leisten auch die großzügigen Lüftungsöffnungen an der Front und im Mittelteil der Sohle. Auch die Einlegesohle verfügt über entsprechende Öffnungen.
Fazit
Der Bontrager XXX bietet einen strammen Sitz und hervorragende Kraftübertragung. Auch die Belüftung geht in Ordnung. Preislich und vom Gewicht her im Mittelfeld.
DMT KR SL
Der DMT KR SL ist der einzige Rennrad-Schuh in unserem Test mit Schnürsenkeln. Zudem ist er als weitere Besonderheit mit einem einteilig gestrickten Oberschuh ausgestattet. Damit lässt er sich extrem gut an den Fuß anpassen und glänzt mit einem niedrigen Gewicht. Die Schnürsenkel bringen allerdings auch den Nachteil, dass sich die Passform nicht während der Fahrt verändern lässt. In ähnlicher Ausführung auch mit Boa-Verschlüssen erhältlich. Produktion in Bosnien und Herzegowina.
- Verschluss Schnürsenkel
- Lieferumfang Schuhbeutel, Schuhlöffel, 2. Paar Schnürsenkel
- Besonderheiten Oberschuh einteilig gewebt, Look Memory System
- Farben Weiß, Schwarz, Grau
- Größen 37 – 47, halbe Größen 37,5 – 45,5
- Getestete Größe 42
- Gewicht Testschuhe (Paar) 454 g
- Herstellungsland Bosnien und Herzegowina
- www.dmtcycling.com
- Preis (UVP) 399 €
Im Einsatz
Das Anziehen des DMT KR SL ist nicht ganz einfach, denn der gestrickte Oberschuh kann nicht geöffnet werden und ist deshalb am Einstieg naturgemäß recht eng. DMT legt deshalb auch als einziger Hersteller im Test einen Schuhlöffel bei, mit dem das Anziehen dann doch recht einfach vonstattengeht. Kaum ist man in den DMT KR SL geschlüpft, stellt sich sofort ein angenehmes Wohlgefühl ein. Der Schuh sitzt von Beginn an wie eine gut passende Socke und lässt sich dank der Schnürsenkel über die gesamte Länge sehr exakt an den eigenen Fuß anpassen. So gut, gleichmäßig und individuell justierbar wie es selbst die besten Drehverschluss-Systeme im Test nicht leisten können. Die Enden der Senkel lassen sich einfach und komfortabel in dem eingebauten „Fach“ verstauen und stören fortan beim Fahren kein bisschen. Freilich lässt sich die Schnürung nicht während der Fahrt verstellen, das fiel im Test nach gewissenhafter Schnürung jedoch kein einziges Mal negativ auf. Der Tragekomfort ist vom ersten Tag an exzellent, die Passform überragend. Ebenso überzeugen können die effektive Atmungsaktivität durch das Strickmaterial und die hervorragende Kraftübertragung, sowie das in der Carbonsohle vorgeformte Fußbett, das hohen Komfort sicherstellt und einer Ermüdung der Fußmuskulatur vorbeugt.
Fazit
Sockenähnliche Passform dank gestricktem Oberschuh, kombiniert mit Schnürsenkeln ergeben einen sehr leichten Schuh mit exzellentem Tragekomfort und verlustfreier Kraftübertragung. Das vorgeformte Fußbett in der Carbonsohle macht zudem Einlegesohlen überflüssig. Kein Wunder, dass Tadej Pogačar seit Jahren auf diesen Schuh vertraut. Testsieger, nicht nur für Fans von Schnürsenkeln.
Giant Surge Pro
Auch Giant hat als Radhersteller mit dem Surge Pro einen sehr hochwertigen und wettkampftauglichen Schuh im Angebot. Er kommt serienmäßig mit Klettkeilen für die Fußgewölbeunterstützung in zwei Höhen und einer sehr dünnen zweiten Einlegesohle als Alternative zur normalen Version oder zum Unterfüttern dieser. In Deutschland nur in ganzen Größen erhältlich.
- Verschluss 2 x Boa Li2, Klettriegel am Vorfuß
- Lieferumfang Schuhbeutel, dünne Einlegesohlen, Klettkeile für Fußgewölbeunterstützung in 2 Höhen
- Farben Weiß
- Größen 41 – 48 nur ganze Größen
- Getestete Größe 43
- Gewicht Testschuhe (Paar) 478 g
- Herstellungsland China
- www.giant-bicycles.com
- Preis (UVP) 349,90 €
Im Einsatz
Der Oberschuh des Giant Surge Pro ist klassisch mit Zunge aufgebaut und lässt sich leicht und weit öffnen. So geht das An- und Ausziehen leicht und schnell von der Hand. Im Gegensatz zu den anderen Schuhen im Test, funktionieren die BOA-Verschlüsse des Giant nicht mit hauchdünnen Kunststoff-Drähten, sondern mit etwas dickeren Kunststoff-Seilen. Ein funktionaler Unterschied ist uns im Test dabei nicht aufgefallen. Der Surge Pro bietet einen tiefen Ausschnitt am Knöchel, der Druck- oder Reibstellen verhindert und überzeugt mit einem festen Sitz am Fuß. Der Oberschuh fühlt sich in direktem Vergleich zu manchem Mitbewerber in der Hand etwas steif an und wirkt optisch nicht ganz so hochwertig, das fällt jedoch beim Fahren nicht negativ auf. Dank den unterschiedlich hohen Klettkeilen lässt sich die Einlegesohle individuell anpassen und bietet eine relativ gute Unterstützung. So kann in der Regel auf teure Einlegesohlen verzichtet werden. Um mit der dritten Schnalle mit Klettverschluss am Vorfuß tatsächlich eine Verengung der Passform zu erzielen, ist hoher Kraftaufwand erforderlich. Dank vieler Öffnungen im Oberschuh und einer Lüftung in der Sohle ordentliches Fußklima auch an heißen Tagen.
Fazit
Gut verarbeiteter Schuh mit tief ausgeschnittenem Knöchelbereich und einwandfreier Kraftübertragung. Bequemer Leisten mit komfortablem Oberschuh sorgt für hohen Komfort. Vordere Klettschnalle nicht optimal positioniert.
Giro Imperial
Der Giro Imperial ist ein klassisch aufgebauter Radschuh mit innovativem Material, das extrem zugfest aber dennoch sehr weich und anschmiegsam ist. Die zwei Boa IP1 Verschlüsse funktionieren in beide Richtungen und erlauben eine feinstufige Anpassung des Oberschuhs an die persönliche Fußform. Leichtester Schuh im Test.
- Verschluss 2 x Boa IP1
- Lieferumfang Schuhbeutel, Schrauben zur Plattenmontage, Klettkeile für Fußgewölbeunterstützung in 3 Höhen
- Farben Weiß, Schwarz, Rot
- Größen 38 – 48, halbe Größen 42,5 – 45,5
- Getestete Größe 43
- Gewicht Testschuhe (Paar) 447 g
- Herstellungsland Vietnam
- www.giro-sports.com
- Preis (UVP) 440 €
Im Einsatz
Das Anziehen des Giro Imperial erfolgt dank der weit öffnenden Zunge komfortabel und einfach. Das Obermaterial des Schuhs ist relativ weich und schmiegt sich angenehm an den Fuß. Hat man die passende Schuhgröße gefunden, kann man die mitgelieferte Sohle mit den beigelegten Klett-Einsätzen in unterschiedlicher Höhe an das persönliche Fußgewölbe anpassen. Dabei stehen drei unterschiedliche Höhen zur Verfügung, mit denen sich die meisten Fußformen abdecken lassen sollten. Mittels der „Schnürung“ über die zwei Boa-Drehverschlüsse lässt sich der Giro Imperial gut an den Fuß anpassen. Dabei fällt auf, dass am Vorfuß viel Platz in der Höhe zur Verfügung steht. Da die Weite am Spann ohnehin gut über die Verschlüsse geregelt werden kann, ist der Giro ein guter Tipp für Menschen mit hohen Spann. In der Breite fällt der Leisten normal aus. Mit nur 447 Gramm ist der Giro der leichteste Schuh im Test und das geringe Gewicht ist auch schon beim Tragen des Schuhs zu spüren oder besser gesagt nicht zu spüren. Das Material des Oberschuhs ist zum Teil durchsichtig und sehr dünn. Die Belüftung ist gut, auch im Sommer gibt es mit dem Giro Imperial keine Schweißfüße. Die Kraftübertragung ist dank der steifen Sohle und dem gut anpassbaren Oberschuh hervorragend, auch der Komfort ist dank des anschmiegsamen Materials sehr gut. Selbst Problemstellen wie Hallux Valgus schmerzen dank des weichen Obermaterials nicht. Alles in allem ein angenehm zu tragender Schuh mit ausgezeichneter Performance und extrem niedrigem Gewicht.
Fazit
Der leichteste Schuh im Test überzeugt nicht nur durch sein geringes Gewicht, sondern auch durch tolle Passform, einfache Handhabung und Performance auf höchstem Niveau. Die serienmäßige Einlegesohle mit Höhenanpassung ist ein willkommener Bonus. Sehr nah am Testsieger.
Northwave Extreme Pro 3
Auffällig am Northwave Extreme Pro 3 ist das eigene Verschluss-System von Northwave, welches optisch und von der Handhabung her an die Drehverschlüsse von Boa erinnert, aber eben doch ein paar spezielle Feinheiten und Unterschiede in der Bedienung aufweist. Ansonsten ist der Top-Rennrad-Schuh der Italiener mit einem einteiligen Oberschuh und Zunge ganz klassisch aufgebaut. In unserem Testfeld ist der Extreme Pro 3 mit einem Preis von 329,99 Euro der günstigste Schuh.
- Verschluss 2 x Northwave SLW3 Drehverschluss
- Lieferumfang Schuhbeutel, 2. Paar Einlegesohlen in unterschiedlicher Höhe
- Besonderheiten Look Memory System, Speedplay kompatibel
- Farben Weiß, Schwarz, Rot
- Größen 36 – 48, halbe Größen 39,5 – 45,5
- Getestete Größe 42
- Gewicht Testschuhe (Paar) 572 g
- Herstellungsland Kambodscha
- www.northwave.com
- Preis (UVP) 329,99 €
Im Einsatz
Das Anziehen funktioniert dank der weit zu öffnenden Zunge sehr einfach, allerdings muss man den kleinen Hebel zum Lösen des Drehverschlusses permanent ziehen, um die Schnur aus dem Gehäuse ziehen zu können. Das erfordert zunächst ein paar Fingerverrenkungen und kann bei kalten Händen schwierig sein. Unter normalen Umständen gestaltet es sich jedoch nach ein wenig Übung noch recht einfach. Das Material des Oberschuhs und auch der Zunge fühlt sich beim ersten Anziehen ein wenig steif an, dieser Eindruck verflüchtigt sich auf dem Rad jedoch. Das hauseigene Verschlusssystem mit zwei Drehrädchen funktioniert einwandfrei, die Schnüre laufen sehr leicht und bauen somit beim Schließen gleichmäßig Druck am Spann auf. Möchte man den Sitz etwas lockern, löst man die Schnürung mit leichtem Druck auf einen kleinen Hebel um jeweils genau einen Klick. Das geht auch während der Fahrt sehr einfach und feinfühlig von der Hand. Der Leisten ist gut geschnitten, der Extreme Pro 3 lässt sich gut an den Fuß anpassen und sitzt nach einer kurzen Testphase mit kleineren Korrekturen fest und dennoch komfortabel. Die Kraftübertragung ist hervorragend, auch in der Zugphase. Die Form der Sohle und die Einlegesohle unterstützen das Fußgewölbe gut und ermöglichen auch lange Fahrten ohne einschlafende Füße. Auch der Halt an der Ferse ist sehr gut. Die Schuhe sind am Knöchel recht hoch geschnitten, haben bei unserem Test jedoch keine Druckstellen provoziert. Die Belüftung ist in Ordnung, aber in unserem Testfeld nicht in der Spitzengruppe.
Fazit
Günstigster Schuh im Test, mit guter Passform und fein justierbarer Schnürung. Zwar kein sockenähnliches Tragegefühl, aber dennoch sehr komfortabel und stabil in der Kraftübertragung. Mit 572 Gramm leider auch recht schwer.
Rapha Pro Team Shoes
Rapha bietet als Bekleidungshersteller ein kleines, aber feines Programm an Rennrad-Schuhen. Die Rapha Pro Team Shoes bieten einen klassischen Aufbau mit traditionell geschnittener Zunge und zwei Boa IP1 Verschlüssen. Mit knapp 500 Gramm liegen sie vom Gewicht her im Mittelfeld unseres Tests und sind mit 335 Euro die zweitgünstigsten Schuhe im Test. Der Testschuh in der Farbe High-Vis Pink ist ein echter Farbtupfer im Testfeld.
- Verschluss 2 x Boa IP1
- Lieferumfang Schuhbeutel, Klettkeile für Fußgewölbe-Unterstützung in 2 Höhen
- Besonderheiten Durchgehende Sohle ohne Belüftung
- Farben Weiß, Schwarz, High-Vis Pink, Teal/Grey Blue/Green/Green
- Größen 36 – 48, halbe Größen 40,5 – 46,5
- Getestete Größe 42,5
- Gewicht Testschuhe (Paar) 499 g
- Herstellungsland China
- www.rapha.cc
- Preis (UVP) 335 €
Im Einsatz
Die Rapha Pro Team Shoes lassen sich sehr weit öffnen, womit der Ein- und Ausstieg ein echtes Kinderspiel ist. Mit den beiden Boa IP1 Verschlüssen lassen sich die Oberschuhe schnell und passgenau über den Fuß spannen, ohne punktuelle Druckstellen zu erzeugen. Der Leisten ist am Vorfuß recht eng, die Rapha Pro Team Shoes sitzen damit fest und absolut wackel frei am Fuß. Positiv hervorzuheben ist die Einlegesohle mit zwei unterschiedlichen Klettkeilen zur Anpassung der Gewölbeunterstützung. Beim Wechseln der Klettkeile hat sich zwar an einer Sohle der Klebestreifen gelöst, aber das ist nicht dramatisch, da man diese Anpassung in der Regel ohnehin nur einmal vornimmt und den Unterstützungskeil ja nicht mehrmals montiert und wieder abnimmt. Bei mir passte der Medium-Keil wunderbar und brachte eine gute Unterstützung des Fußgewölbes beim Fahren. Passform und Kraftübertragung liefern keinen Grund zur Kritik, lediglich bei sehr langer Tragezeit spürte ich leichten Druckschmerz an meiner „Problemstelle“ am Ansatz der kleinen Zehe. Das sollte jedoch ein sehr individuelles Thema sein und dürfte bei normaler Fußform kaum auftauchen. Dennoch bleibt festzuhalten, dass der Rapha Schuh am Vorfuß recht eng geschnitten ist. Die glänzende Sohle blieb übrigens relativ lange in diesem Zustand und verkratzte erst bei intensivem Einsatz und bei Laufeinlagen über Schotter. Das Material des Oberschuhs ist fast winddicht, damit werden die Rapha Pro Team Shoes im Sommer recht warm, lassen sich dafür aber im Herbst/Winter noch lange ohne Überschuhe fahren.
Fazit
Klassisch aufgebauter Rennrad-Radschuh mit problemloser und komfortabler Handhabung. Gute Passform, die viel Halt und eine sehr gute Kraftübertragung bietet. Gute Unterstützung des Fußgewölbes. Relativ warm, mit nur mäßiger Lüftung. Am Vorfuß recht eng geschnitten. Im Testfeld eines der günstigeren Modelle.
S-Works Ares
Der S-Works Ares ist nicht der neueste Performance-Schuh im Angebot von Specialized, denn das ist der ähnlich hochpreisige S-Works Torch. Dennoch fand der Ares seinen Weg in unseren Test, weil er ein sehr interessantes Konzept verfolgt. Anstatt einer Zunge hat der Ares nämlich einen durchgehenden Innenschuh mit einer etwas seitlich platzierten Naht und zwei Boa-Verschlüsse.
- Verschluss 2 x Boa Li2
- Lieferumfang Schuhbeutel
- Besonderheiten Oberschuh teilweise gewebt
- Farben Weiß, Team Weiß, Lagoon Blue, Flo Red/Maroon, Dune White/Fiery Red
- Größen 36 – 49, halbe Größen 38,5 – 45,5
- Getestete Größe 42,5
- Gewicht Testschuhe (Paar) 494 g
- Herstellungsland China
- www.specialized.com
- Preis (UVP) 440 €
Im Einsatz
Ähnlich wie beim DMT KRSL ist das Anziehen des S-Works Ares nicht ganz einfach, denn dazu muss man den Stoff des Innenschuhs ein ordentliches Stück auf dehnen. Mit etwas Übung und einem Schuhlöffel gleitet man jedoch recht schnell in den Performance-Rennrad-Schuh von Specialized. Sitzt der Ares erst mal am Fuß, hat man direkt das Gefühl eines gut passenden Sockens am Fuß. Der Vorfuß ist von der Breite her recht eng geschnitten, bietet aber gerade noch genug Platz für ein komfortables Fahrgefühl. Aufgrund der speziellen Konstruktion reicht es aus, die Boa-Verschlüsse nur mit leichter Kraft anzuziehen, um einen nahezu perfekten Sitz und Kraftschluss am Fuß herzustellen. Am Knöchel ist der S-Works Ares relativ hoch geschnitten und bietet sowohl in diesem Bereich, als auch an der Ferse überragende Stabilität ohne zu reiben oder zu drücken. Die serienmäßig beigelegte Einlege-Sohle bietet hingegen wenig Unterstützung am Fußgewölbe. Mit einer der drei erhältlichen Body Geometry SL Einlegesohlen für 30 € lässt sich eine deutliche Komfortsteigerung erzielen.
Fazit
Der S-Works Ares bietet dank seiner speziellen Konstruktion einen sehr engen Sitz und eine exzellente Kraftübertragung. Zudem ist der Bereich an der Ferse extrem stabil. Damit also eine besondere Empfehlung für Fahrer mit instabilen Füßen und solche, die hautengen Kontakt zu ihren Schuhen lieben. Mit den separat erhältlichen Specialized Body Geometry SL Footbeds Einlegesohlen auf Testsieger-Niveau.
Sidi Shot 2 Dzero
Sidi geht beim Shot 2 Zero in vielen Details eigene Wege. Der Oberschuh ist zwar klassisch mit Mittelzunge aufgebaut, mit den hauseigenen Drehverschlüssen auf der Zunge präsentieren die Italiener allerdings eine recht ungewöhnliche Konstruktion. zudem findet sich an der Ferse eine aufgesetzte Kunststoffspange, mit der man die Form des Schuhs in diesem Bereich anpassen kann. Schwerster Schuh im Test. Beim getesteten Modell Dzero wurde besonders auf Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit geachtet. So ist sowohl der Oberschuh als auch die Einlegesohle und sämtliches Verpackungsmaterial aus Recycling-Material hergestellt. Das ungewöhnliche Design zeigt Zitate und Mottos des Firmengründers Dino Signori. Hergestellt in Italien.
- Verschluss 2 x Sidi Drehverschluss
- Lieferumfang Schuhbeutel, Werkzeug zur Anpassung
- Besonderheiten Reflektoren an der Ferse, Weitenverstellung an der Ferse, Oberschuh, Einlegesohle und Verpackung aus Recycling-Material
- Farben Dzero, 4 weitere Farben als Shot 2
- Größen 38 – 48, halbe Größen 38,5 – 46,5
- Getestete Größe 43
- Gewicht Testschuhe (Paar) 588 g
- Herstellungsland Italien
- www.sidi.com
- Preis (UVP) 429 €
Im Einsatz
Die Zunge des Sidi Shot 2 Dzero lässt sich weit öffnen und gibt somit den Weg für ein bequemes An- und Ausziehen frei. Auf der Seite der Zunge befindet sich ein kleiner Klettverschluss, mit dem sich die Zunge gegen Verrutschen am Oberschuh fixiert. Das ist am Anfang beim Anziehen ein wenig gewöhnungsbedürftig, nach ein paar Mal hat man jedoch den Bogen raus und platziert die Zunge an der richtigen Stelle im Oberschuh. Um die hauseigenen Drehverschlüsse zu schließen, muss man zunächst einen Bügel nach oben klappen und diesen nach erfolgter Einstellung auch wieder zurückklappen. Das ist im Vergleich zu den guten Boa-Verschlüssen im Test ein wenig umständlich, funktioniert aber nach kurzer Gewöhnung auch während dem Fahren. Einzelne Rasterstellungen lassen sich mit Druck auf die Metallösen auch während der Fahrt wieder öffnen, um den Sitz bei Bedarf zu lockern. Wirklich umständlich ist jedoch die komplette Öffnung der Verschlüsse, mit der man die Schnürung komplett freigeben kann. Dazu muss man den Verschluss oben und unten gleichzeitig zusammendrücken und währenddessen auch die Zunge nach oben ziehen oder mit dem Fuß nach oben drücken. Klingt kompliziert und ist auch so. Aber es funktioniert natürlich trotzdem. Der Leisten ist recht eng geschnitten, vor allem am Vorfuß sitzt der Sidi damit schön stramm. Bei Problemstellen am Fuß wie zum Beispiel Hallux Valgus kann es damit jedoch auch zu Druckstellen kommen. Der Oberschuh wirkt sehr stabil und leitet beim Ziehen am Pedal die Kraft eins zu eins weiter. Auch die Sohle wirkt sehr steif und erlaubt eine verlustfreie Kraftübertragung. Der Fersenhalt war im Test auch ohne Zudrehen der Fersenverstellung ausgezeichnet.
Fazit
Sehr stabiler Schuh mit ausgezeichneter Kraftübertragung und guter Passform, aber etwas umständlich zu bedienendem Schnürsystem. Mit 588 Gramm schwerster Schuh im Test und damit nichts für Gewichts-Fetischisten.
Die Testsieger
Platz 1: DMT KR SL
Alles in allem liefert DMT das beste Gesamtpaket und benötigt kein „Tuning“ durch (teure) Einlegesohlen. Daher alleiniger Testsieger.
Platz 2: Bont Vaypor S Li2, Giro Imperial, S-Works Ares
Platz 2 teilen sich gleich drei Schuhe, die sehr nah am Testsieger dran sind, aber eben doch nicht ganz das gleiche Niveau erreichen. Bont und Specialized liefern mit dem Vaypor S Li2 bzw. S-Works Ares hervorragende Schuhe, kommen jedoch nur mit den hauseigenen Zubehör-Einlegesohlen auf das hohe Niveau des Testsiegers. Giro glänzt mit dem Imperial als leichtesten Schuh im Test und muss hinsichtlich der Anpassung des Oberschuhs nur geringe Einbußen gegenüber dem DMT KR SL hinnehmen.
Einen Preis-Leistungs-Tipp haben wir übrigens nicht vergeben, weil die Schuhe in diesem Test alle sehr hochpreisig sind und die Top-Performer preislich zu eng beieinander liegen.
Warum haben wir verschiedene Größen getestet?
Bei Rennrad-Schuhen in dieser Preisklasse geht es vor allem um Performance, deshalb ist es unerlässlich, dass die Schuhe perfekt passen. Ansonsten leidet die Kraftübertragung und damit auch die vorrangige Funktion der Schuhe. Deshalb haben wir uns die Mühe gemacht, nicht einfach alle Schuhe in der gleichen Größe zu bestellen und dann irgendwie zu improvisieren, sondern dafür gesorgt, dass wir für unseren Tester jeweils die richtige Größe finden. Das war zwar mitunter mit einigem Aufwand und dem Hin- und Herschicken der Testkandidaten verbunden, hat aber den großen Vorteil, dass alle Schuhe in unserem Test der gleichen Person optimal passen.
Das hilft euch beim Kauf zudem bei der ersten Einschätzung der richtigen Größe und zeigt die Unterschiede der Hersteller untereinander auf. Zudem vergleichen wir zum Beispiel hinsichtlich des Gewichts nicht Äpfel mit Birnen, denn letztlich spielt es keine Rolle welche Größe auf dem Schuh steht, sondern dass er perfekt passt.
Wie finde ich die richtige Größe?
Am besten beim Anprobieren in einem guten Fachgeschäft mit entsprechender Beratung. Allerdings hat nicht jeder in der Nähe ein Fachgeschäft mit einem entsprechenden Angebot. Gerade im Bereich von High-End Rennrad-Schuhen kann es unter Umständen schwierig sein, ein Ladengeschäft mit entsprechend großer Auswahl zu finden.
Möchte oder muss man Rennrad-Schuhe also im Online- oder Versand-Handel kaufen, ist es wichtig, dass man seine Füße ordentlich vermisst und dann den Empfehlungen der jeweiligen Hersteller folgt. Einige Firmen bieten auf ihrer Homepage sogar entsprechende Mess-Vorlagen an, die man ausdrucken kann und dann im Anschluss nur die Konturen der Füße anzeichnen muss. So lässt sich relativ gut eine erste Schätzung der passenden Größe ermitteln. Bei halben Größen ist es dennoch immer hilfreich, beide Versionen zum Probieren zur Verfügung zu haben.
Auf jeden Fall immer beide Füße messen! In der Regel sind die Füße nicht gleich groß, ihr müsst euch also immer nach dem größeren Exemplar richten. Wichtig ist es auch immer die Breite beider Füßen zu messen, auch sie kann natürlich variieren und hat eine Auswirkung auf die richtige Schuhgröße.
Zur besseren Orientierung hier die Fußabmessungen unseres Testers:
Linker Fuß: 257 mm Länge, 96 mm Breite
Rechter Fuß: 265 mm Länge, 97 mm Breite
Habt ihr bereits Rad-Schuhe, die perfekt passen, ist es in der Regel sehr hilfreich, die Innensohle herauszunehmen und die Länge zu messen. Die Chance, dass ein neuer Schuh mit gleich langer Innensohle ähnlich gut passt, ist zumindest höher als bei deutlichen Längenabweichungen. Das gilt allerdings nur für Rad-Schuhe, Vergleiche mit Sneakern, Laufschuhen oder Modellen für den Alltag sind sinnlos.
Die alte Weisheit, dass man Schuhe nur am Nachmittag oder Abend anprobieren sollte, weil die Füße über den Tag hinweg anschwellen und größer werden können, gilt für Rennradschuhe nur bedingt. Sie sind nämlich nicht dazu gemacht, beim Herumlaufen optimalen Komfort zu gewähren, sondern die eingesetzte Kraft möglichst verlustfrei aufs Pedal zu bringen. Daher ist ein enger Sitz angestrebt, freilich nur so, dass die Füße nicht schmerzen.
Prinzipiell ist es besser, wenn ein Schuh auch in halben Größen angeboten wird, denn diese unterscheiden sich in erster Linie in der Weite des Oberschuhs von den ganzen Größen. So lässt sich in der Regel zuverlässiger ein perfekt passender Schuh finden. Was allerdings nicht heißt, dass ein Modell, welches nur in ganzen Größen angeboten wird, nicht auch perfekt passen kann. Wer schon beim Anprobieren das Gefühl hat zwischen zwei Größen zu stehen, die beide nicht perfekt passen, sollte ein anderes Modell mit Zwischengrößen probieren.
Fußprobleme durch Rennrad-Schuhe?
Wer schon lange Rennrad fährt, wird es vielleicht bereits selbst einmal erlebt haben: schmerzende Füße. Vom bitzelnden Gefühl an diversen Stellen, über einschlafende Füße bis hin zu starkem Brennen an der Fußsohle oder stechenden Schmerzen sind viele Probleme bekannt und treten bei vielen Radfahrenden vor allem bei langen Touren oder intensiven Einsätzen mit hoher Kraftaufwendung wie bei einem Rennen auf. Das ist keine Seltenheit und auch nicht sonderlich verwunderlich, denn unsere Füße sind evolutionsmäßig nicht dafür geeignet in Schuhe mit einer brettharten Carbon-Sohle gezwängt zu werden.
Die Frage, die sich oft stellt: Liegt es an den Füßen oder an den Schuhen? Oder an einer falschen Sitzposition? Eine schwierig zu beantwortende Frage, die sich allerdings in manchen Fällen dadurch in Luft auslöst, dass man mit dem einen Schuh acht Stunden am Stück fahren kann und sich pudelwohl fühlt, aber mit einem anderen Modell schon nach zwei Stunden dermaßen Schmerzen hat, dass man eine Pause einlegen muss. Hat man einen Schuh erwischt, der sich im Laden toll angefühlt hat, aber bei langen Ausfahrten Probleme verursacht, ist guter Rat teuer. Wer in einem guten Fachgeschäft gekauft hat, sollte dort eigentlich auch nach dem Kauf Hilfestellung bekommen, auch bei Online-Händlern kann sich eine Nachfrage nach einer Umtausch-Möglichkeit lohnen.
Alternativ könnten hochwertige Einlegesohlen Hilfe bringen, denn manche Schuhe sind serienmäßig nur mit sehr einfachen Einlegesohlen ausgestattet, die dem Fuß kaum Unterstützung bieten. Ist die eigentliche Carbon-Sohle auch noch ohne Wölbung am Mittelfuß ausgeführt, ist eine hochwertige Einlegesohle ein erster Lösungsansatz. Angeboten werden sie von vielen Schuh-Herstellern oder auch von Ergonomie-Spezialisten wie zum Beispiel SQlab. Manche Hersteller bieten auch eine Testphase mit Rückgabe-Möglichkeit an, so kann man die Sohlen risikofrei testen.
Während unseres Tests haben wir mit den Zubehör-Sohlen von Specialized, SQlab und Bont gute Erfahrungen gemacht. Alle drei Hersteller bieten ihre Sohlen in drei unterschiedlichen Höhen an, aus denen man die Version wählt, die am besten zum eigenen Fuß passt. Die Body Geometry SL Footbeds von Specialized sind für 30 € recht günstig, während die Sohlen von Bont und SQlab etwas aufwendiger konstruiert und mit fast 100 € deutlich teurer sind. Gute Einlegesohlen sind übrigens nicht nur bei Problemen ein Lösungsansatz, sondern können auch ohne vorherige Probleme eine deutliche Komfort- und Performance-Verbesserung bringen.
Wenn alles nicht hilft, bleibt noch der Gang zum Bikefitter oder zu einem Orthopädie-Fachgeschäft, welches sich auch mit Radschuhen auskennt. Nicht zuletzt gibt es auch Spezialisten für das Fitting von Rennrad-Schuhen inklusive der Anpassung oder Herstellung individuell geeigneter Sohlen.
Auch Fußfehlstellungen oder zum Beispiel ein Hallux Valgus können Probleme bereiten. Zudem kann es Schwierigkeiten geben, wenn auf sehr schlanken Füßen am Spann viele exponierte Adern verlaufen, die vom Radschuh abgedrückt werden. Manche Probleme traten auch in unserem Test auf, sie sind jedoch so vom individuellen Fuß abhängig, dass sie nicht in unsere Bewertung einflossen und auch nicht erwähnt werden, um kein unfaires negatives Licht auf ein bestimmtes Schuh-Modell zu werfen. Ich persönlich hatte bei zum Beispiel bei langen Fahrten über 2 Stunden während des Tests leider mehrmals mit einschlafenden Zehen zu kämpfen, ein weiterer Tester hatte mit den identischen Schuhmodellen jedoch keinerlei Probleme. Womit auch klar ist, dass es sich schlicht um eine Inkombatibilität zwischen Testerfuß und Schuh handelt.
Rennrad-Schuhe für Damen
Einige Hersteller bieten spezielle Schuh-Modelle für Rennrad-Fahrerinnen an. Bei diesen Modellen soll über spezielle Leisten auf die Fußform von Frauen Rücksicht genommen werden. Solche Leisten finden sich in der Regel jedoch bei Schuh-Modellen, die mehr auf Komfort als auf Leistung getrimmt sind. Im Bereich der Performance Rennrad-Schuhe setzen die meisten Hersteller hingegen auf Unisex-Modelle.
Rennradschuh Klick-Systeme
Dass ambitionierte Rennradfahrerinnen und Rennradfahrer mit Pedal-Klicksystemen an den Start gehen, ist heute selbstverständlich. Rennrad-Schuhe sind für Systeme im sogenannten 3-Loch-Standard ausgelegt – im Unterschied zu 2-Loch-Systemen für MTB-Pedale. Dazu passen die verbreiteten Systeme von Look (Keo und Delta), Shimano SPD-SL oder auch von Time. Alle Rennrad-Pedalsysteme können in der Regel über Adapterplatten mit 3-Loch-Sohlen verwendet werden.
Highend-Rennradschuhe zeichnen sich durch eine dünne, aber trotzdem sehr steife Carbonsohle aus, in die der Plattenadapter eingelassen ist. Das sorgt zudem für einen geringeren Abstand zur Pedalachse als bei schwereren und dickeren Kunststoff-Sohlen.
Hier geht es zu unserer großen Kaufberatung Klick Pedale fürs Rennrad
Die Möglichkeiten zur Einstellung der Bindung unterscheiden sich zwischen den Schuhen teils. Wer etwa eine weiter Richtung Ferse positionierte Cleat-Stellung bevorzugt, häufig verbunden mit einer weiter nach vorne verlagerten Sitzposition, sollte beim Kauf auf einen entsprechenden Einstellbereich achten.
Weite Rennrad-Schuhe
Die Breite des Leistens ist auch bei Rennrad-Schuhen oftmals ein Thema. Denn wer breitere Füße hat, profitiert in der Regel auch von einem Schuh, der im Vorderfuß breiter ist (weite Rennrad-Schuhe Diskussion im Forum). In unserem Test geht es allerdings um Performance-Schuhe, die meist eher eng geschnitten sind. Nur sehr wenige Hersteller im Testfeld bieten ihre Profi-Schuhe eigens unterschiedlichen Weiten an.
Breite Leisten gibt es zwar von fast allen Herstellern, sie finden sich jedoch in der Regel in Schuh-Modellen, die ohnehin mehr auf Komfort getrimmt sind. Eine Ausnahme im Testfeld ist Bont, die Australier bieten den getesteten Vaypor S Li2 in sage und schreibe vier unterschiedlichen Weiten an. Die Ausrichtung des Testfeldes erklärt auch, warum wir die Passform nicht in weit, eng usw. einteilen, denn alle Schuhe im Test haben aufgrund ihres Anspruchs eine enge Passform.
Rennrad-Schuh Schnürungen
Bei Rennrad-Schuhen haben sich in den vergangenen Jahren Dreh- und Klett-Verschlüsse durchgesetzt, die sich auch während der Fahrt in beide Richtungen verstellen lassen. An den Füßen von Radprofis finden sich meist Schuhe mit Drehverschlüssen, Klettbänder sind nur noch selten und wenn, dann nur partiell zu sehen. Deshalb überwiegen in unserem Testfeld auch die Schuhe mit Drehverschlüssen. Viele Hersteller bieten ihre Profi-Schuhe nur in dieser Version an.
Dass in unserem Test ein Schuh mit Schnürsenkeln gewonnen hat, ist eher Zufall und keinesfalls allein dem Schnürsystem zuzuweisen. Der DMT KR SL überzeugt einfach in allen Gesichtspunkten und hat als einzigen Negativ-Aspekt den Nachteil, dass man die Schnürung nicht während der Fahrt anpassen kann. Theoretisch könnte sich die Schnürung sogar während der Fahrt lösen. Aber genauso gut kann auch ein Defekt bei einem Drehverschluss auftreten. Wer Schnürsenkel ohnehin für die beste Lösung hält, findet Profi-Schuhe mit dieser Schnürung unter anderem auch bei Specialized, Giro oder Rapha.
Fazit: Die Hersteller haben ihre Hausaufgaben gemacht
Dass man bei einem Rennrad-Schuh für weit über 300 Euro eine gute Performance und ordentliche Passform erwarten darf, ist keine Träumerei. Es ist aber auch alles andere als selbstverständlich, dass dieser Anspruch der Kunden auch erfüllt wird. Unser Test von 9 Rennrad-Schuhen der Profi-Klasse zeigt jedoch, dass die Hersteller ihre Hausaufgaben gemacht haben. Im Testfeld gibt es erfreulicherweise keinen einzigen schlechten Schuh, viel mehr bieten alle Modelle durchweg eine hohe Leistung. Im Prinzip kann man mit jedem der Testkandidaten glücklich werden, sofern er denn zu den eigenen Vorlieben und vor allem den eigenen Füßen passt. Unser Test zeigt jedoch auch, dass es dennoch Unterschiede gibt und die Schuhe von DMT, Bont, Giro und Specialized positiv aus dem Testfeld hervorstechen. Mit ihnen ist die Wahrscheinlichkeit auf dauerhaften Spaß und spitzenmäßige Performance eben doch noch ein wenig höher, wobei DMT mit dem KR SL das insgesamt beste Paket bietet. Zumindest, wenn man mit den Schnürsenkeln leben kann. In diesem Sinne viel Spaß bei der Anprobe und mit den individuell am besten passenden High-Performance Rennrad-Schuhen! Für sportliche Ambitionierte sind sie ihren hohen Preis wert!
Wie sind eure Erfahrungen mit Profi-Rennrad-Schuhen?
So haben wir getestet
Wir haben 9 aktuelle High End Rennrad-Schuhe der Profi-Klasse über mehrere Monate hinweg getestet und ihnen bei unzähligen Fahrten auf den Zahn gefühlt. Um untereinander vergleichbare Resultate zu erzielen, hat unser Tester alle Schuhe auf vielen unterschiedlichen Touren getragen und dabei auch mit jedem Schuh mindestens einmal eine Tour über drei Stunden Länge gefahren. Denn oftmals zeigen sich kleine Problemchen oder Druckstellen erst auf einer langen Ausfahrt.