Bei der Anfahrt zur Tortour Cyclocross habe ich mich selber mal wieder gefragt, warum ich mir das denn eigentlich antue. Drei Tage lang in den Lenker beissen und mich selber an die Grenzen bringen, dabei könnte ich doch auch gemütlich zu Hause auf der Couch liegen und das Wochenende genießen. Oh-man-oh-man!
Das Beste vorneweg: Ich habe einen neuen Partner in Crime! Das TREK Domane SLR Disc mit einer Project One Custom Lackierung lässt mein Herz höher schlagen und hoffentlich auch meine Beine schneller drehen!
Da ich aber das Nervenflattern, neue Herausforderungen und das Verlassen meiner Komfortzone liebe, stehe ich trotzdem immer wieder von Neuem an Startlinien. Gerne lasse ich mich auch überraschen von den Achterbahnen der Emotionen, die Etappenrennen mit sich bringen.
Hier hatten die Jungs noch was zu lachen. Zwei platte Reifen später sah das Lachen dann etwas zäher aus. Am liebsten teile ich diese Emotionen mit Gleichgesinnten. Dieses Wochenende sind es mein Bruder Michi und sein bester Kumpel Marc. Die beiden starten als Zweierteam und gemeinsam haben wir schon so einiges erlebt. Auch heute schreiben die Beiden Jungs wieder ihre eigene Geschichte.
Nachdem ich diese Woche schon drei platte Reifen hatte, vertraue ich nur noch einem Schlappen blind: Dem Schwalbe G One in der Tubeless Easy Version. Mein Kampfgerät und ich gehen mit der Nummer 102 ins Rennen.
Wer genau hinschaut, sieht das an die Bremsleitung geklebte Kettenschloss. Das Rennen soll für mich nicht wegen einer gerissenen Kette zu Ende gehen.
Und weil ich schon öfters im Ernstkampf Satteltaschen verloren habe, habe ich sie einfach mit Tape festgeklebt. Tape kann wirklich fast alles und ist dazu noch super leicht.
Der Prolog der Tortour Cyclocross geht über 25 Kilometer und 400 Höhenmeter. Ganz genau warten 8 Runden à 3,2 Kilometer auf breiten Waldstrassen, schmalen Schotterwegen sowie kurzen Asphalt-Partien. Für mich überraschend, wird das Feld im Prolog schon im Massenstart auf die Runde geschickt. Ich bin das von anderen Rennen eher im Stil eines Zeitfahrens gewohnt. Entsprechend nervös und auch etwas verwirrend, gestaltet sich dann auch Rennablauf.
Vor dem Start zum Prolog kommen alle Fahrer nochmals zusammen und erfahren wertvolle Details zu den einzelnen Etappen. Beim Prolog müssen alle im offiziellen Tortour Trikot fahren, auf dem Bild sieht das schon mal klasse aus! Wir Ladies starten mit den Männern zusammen, und so ist es im Startgerangel schwierig den Überblick zu behalten. Ich sehe bereits am ersten Berg Renata Bucher mit einer 6er Gruppe Männer davonziehen und muss mir eingestehen, dass das Tempo da in der Gruppe einfach ein Ticken zu hoch ist für mich.
Achtung fertig los: Massenstarts sind immer hektisch und dann heisst es um jede Position kämpfen und trotzdem Kräfte sparen wo es nur geht!
Eine Runde darauf kann auch ich mich endgültig von den restlichen Mädels absetzen. Mit wechselnden Begleitern verschiedenster Kategorien wechsle ich mich ab in der Führungsarbeit. Das Tempo hoch halten ist die Devise. Renata wieder einzuholen, ist aber trotzdem eine Utopie
Uiuiui – Das Laktat in den Beinen sieht man mir ins Gesicht geschrieben! Die 8 Runden sind schnell vorbei und nach nicht ganz 50 Minuten sind wir bereits wieder im Ziel. Beine und Lungen brennen und ich merke, dass ich solche Intensitäten nicht mehr gewohnt bin. Renntempo fahren ist Übungssache und obwohl ich dies schon zig Tausend Stunden in meinem Leben geübt habe, habe ich im letzten halben Jahr das „Kurzzeitgedächtnis“ nicht damit gefüllt und kann somit auch nicht wirklich darauf zurück greifen.
WOW ich freu mich an der CX Tortour nach langer, langer Zeit wieder einmal auf meine ehemalige Mountainbike Kollegin Renata Bucher zu treffen, die sonst in Australien lebt. Die Jungs haben heute nichts zu lachen. Zwei Platten im Rennen und dann noch heftiger Regen bei der Fahrt zum Campingplatz.
Beim Einkauf am Abend heißt es dann nicht nur Frühstück einkaufen. Für Michi gibt es auch noch trockene Schuhe; er hatte seine Schuhe beim Gewitter draußen stehen lassen. Morgen werden wir uns bereits bei Sonnenaufgang auf den Sattel schwingen. Um 6.00 Uhr starten wir zu 102 Kilometer und 1750 Höhenmeter. Drückt mir die Daumen!
Bis Morgen, Nathalie
Zu den Resultaten geht es hier: Ergebnisse Tortour CX Prolog
Andere Stationen auf der Tortour CX von Nathalie
- Nathalies Tortour CX – 4. Teil: Frische Beine sollen her
- Nathalies Tortour CX – 2. Teil: Prolog mit Platten
- Nathalies Tortour Cyclocross – Teil 1: Graveln mit Jolanda Neff
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