Das sind die Cyclocross-Räder der Profis 2019: Von Toon Aerts‘ neuem Trek Boone über Sanne Cants Stevens Superprestige bis zum Specialized S-Works Crux in allen Farben der Welt – oder den noch bunteren Squid Bikes des US-Teams. Wir haben uns beim Weltcup in Hoogerheide zwischen den Campern umgeschaut. Auch ein Blick auf die Werkzeugkisten der Mechaniker und die Profile der Reifen darf nicht fehlen. Viel Spaß beim Rundumblick!
Trek Boone
Das brandneue Trek von Toon Aerts
Das Trek Boone 7 Disc war eines der am häufigsten gefahrenen Cyclocross-Räder im Fahrerlager. Premiere feierte auf dem Kurs in Hoogerheide das Rad von Toon Aerts in den Farben des Belgischen Meisters. Es war gerade erst aus den USA gekommen, wie sein Mechaniker versicherte. Das Trek Boone besitzt als einziges Cyclocross-Wettkampfrad eine aktive Dämpfung: Sowohl der Gabelschaft als auch der Sitzdom sind vom Rahmen über sogenannte Iso-Speed-Gelenke entkoppelt und können so etwas nachgeben. Aerts Boone hat bis auf die Lackierung keine Besonderheiten.
Das Trek Boone mit SRAM RED eTap 12-fach
Das Trek Factory Racing Team war teils bereits auf Trek Boone Disc mit SRAM Red eTap 12-fach Komponenten unterwegs – man konnte sie an den abgeklebten Komponenten erkennen, aber die Mechaniker bemühten sich, die Räder abzuschirmen. Auch an den Rädern des Teams CCC, auf dem unter anderem Marianne Vos fuhr, war die Gruppe schon montiert.
-> Hier gibt es mehr Fotos zu den Komponenten
Das Rad von Telenet Fidea
Telenet Fidea belegte mit seinen Campern fast eine halbe Straße. Das belgische Team, in dem auch CX-Superstar Sven Nys weiter als Berater tätig ist, gehört erkennbar zu den ganz großen im CX-Sport. Das Trek Boone der Frauen – hier das Bike der Niederländerin Fleur Nagengast – unterscheidet sich nicht von dem der Männer. Alle fahren Dura Ace 2x – Antriebe.
Das Rad von Aida Nuño Palacio
So wie das Rad der 7-fachen spanischen Meisterin Aida Nuño Palacio sieht auch das serienmäßig erhältliche Trek Boone Disc Rahmenset aus. Es wurde allerdings an vielen Stellen getuned. Die leichte Spanierin will ihr Rad ebenfalls so leicht wie möglich haben. Mit Disc-Bremsen sei aber das UCI-Limit von 6,8 kg, das auch im CX-Sport gilt, nicht mehr zu erreichen, sagte uns ihr Mechaniker. So liege das Rad jetzt 500 g darüber.
Specialized S-Works Crux
Auch das Specialized S-Works Crux war sehr häufig im CX-Peloton zu sehen. Auffallend war dabei die Vielfalt der Lackierungen, mit denen das Wettkampfrad der Kalifornier ins Rennen geschickt wird– und auch die Aufbauten unterscheiden sich stark. Viele Frauen sind auf dem S-Works Crux unterwegs.
Specialized Crux der Kanadierin Ruby West
Specialized Crux der Britin Rory Mc Guire
Stevens Superprestige
Auffällig viele Stevens Superprestige Cyclocross-Räder waren im Weltmeister-Design im Fahrerlager. Zum Camper von Wout van Aert, der auf Stevens fährt, drangen wir nicht vor. Aber auch die Frauen-Weltmeisterin Sanne Cant pilotiert ein Stevens Superprestige um den Kurs. Auch der britische Junioren-Weltmeister Ben Tulett fährt das Modell – und das Frauen- und Männer-Team Steylaerts, aber unter ihren Fahrern befinden sich keine Weltmeister. Stevens gehört damit ebenfalls zu den sehr häufig anzutreffenden Marken. Besonders gut gefiel uns an dem Rad der Hamburger die Konstruktion des Chain Guides.
Das Rad von Sanne Cant
Das Rad von Ben Tulett
Scott Addict Gravel
Scott zählt mit dem Addict RC CX ebenfalls zu den stark vertretenen Marken. Offenbar kann man aber auch mit dem Gravelbike der Schweizer, dem Scott Addict RC, Rennen auf internationalem Niveeau bestreiten, wie das Rad im Bild aus der kanadischen Equipe zeigt.
Canyon Inflite CF SLX von Mathieu van der Poel
Dieses Rad ist so oft groß auf Bildschirmen bei Livestreams zu sehen, dass man es schon fast wie einen alten Bekannten betrachtet. Mathieu van der Poel hat auf dem Inflite CF SLX in Europameister-Lackierung jeden Weltcup-Lauf gewonnen, bei dem er gestartet ist und war entsprechend oft im Bild. Gleich mehrere der Bikes mit Sonderlackierung hingen auf den Stangen vor dem Camper von Corendon Circus. Das Wohnmobil der van der Poels auf LKW-Basis ist dabei das größte im Fahrerlager. Das Canyon Inflite CF SLX wird ebenfalls von mehreren Teams gefahren, im Meister-Design auch von Ceyline del Carmen Alvarado – der U23-Europameisterin.
Das „Radon“ von Elisabeth Brandau
Dass Radon keine CX-Bikes baut, ist kein Geheimnis. Aber die Bonner statten Elisabeth Brandau für ihre – zuletzt sehr erfolgreiche MTB-Saison – mit Bikes aus und sponsern die Deutsche Meisterin auch im CX. Ihr Spezial-Radon wird komplettiert mit Tune-Komponenten und einer Sram RED eTap Gruppe. Drei Räder sind im Fuhrpark. „Wir haben alle Gruppen selbst finanziert“, beschreibt Mann und Mechaniker Marco Brandau die Herausforderungen bei der Finanzierung der CX-Saison. Die 30 bis 40 Schlauchreifen im Besitz des Teams sponsert Vittoria. „Wir fahren nur das Modell Wet und kommen damit auf fast allen Terrains sehr gut klar“ sagt Brandau, allerdings könne man auch keine riesige Auswahl mit noch einmal ähnlich vielen Reifen für die verschiedenen Böden finanzieren.
Cannondale SuperX von US-Meister Stephen Hyde
Die Squid Bikes
Im US-Fahrerlager finden sich regelmäßig die exotischeren Cyclocross-Bikes. Squid Bikes ist ein Hersteller aus Kalifornien, der nur wenige Modelle anbietet – und die basieren alle auf (mit 1.200 $ nicht ganz günstigen) Alurahmen. Dafür gibt es Custom-Lackierungen und verschiedene fertige Designs. Auf dem Squidcross-Rahmen fährt das Werksteam, das auch im Weltcup mithält. Die Lackierungen entstehen mit Spray.Bike-Farben – einem speziellen Fahrrad-Sprühlack aus der Dose.
Moots Psyclo X RSL
Ebenfalls aus dem US-Lager: das Moots Psyclo X RSL mit Titanrahmen. Crosstypische Rohrquerschnitte, Titan-Komponenten, bunte Chris-King-Lager und Naben und Bart Simpson an jedem Teambike machen die sündteuren Räder zum Hingucker unter den Carbon-Cyclocrossern.
Pinarello Crossista
Pinarello – ebenfalls eine Ausnahme-Erscheinung unter den Cyclocross-Rädern des Weltcups. Das Crossista folgt den typischen Pinarello-Gestaltungsprinzipien mit zusätzlichen Schwüngen in der Gabel und im Hinterbau.
Pedale: Europa – Shimano vs. USA – Crankbrothers
Den Pedalen kommt im CX eine besondere Bedeutung zu, schließlich klicken die Fahrer quasi ständig ein und aus, nachdem sie zuvor mit den Schuhen durch klebrigen Schlamm gelaufen sind. Die Pedale dürfen sich dabei nicht zusetzen und das Ausklicken muss deutlich spürbar sein, sonst klappt es mit dem Übergang von Fahren zu Laufen nicht so gut. Die meisten Fahrer setzten gefühlt auf Shimano. Die Cross-Pros aus englischsprachigen Ländern waren erkennbar häufiger mit Crankbrothers unterwegs. Time und Look spielen ebenfalls eine Rolle. Weltmeister van Aert ist gerade auf das SPD-kompatible Look X-Track System umgestiegen.
Reifen: Der lange Weg zum richtigen Luftdruck
„Als Mechaniker muss ich die Fahrer erst an den niedrigen Reifendruck gewöhnen“, sagt Christian De Clercq-Speelers. Er betreibt eine bekannte Rad-Profi-Pension im Flandernrundfahrt-Kultort Oudenaarde, in der häufig Profis aus Übersee zu Gast sind – zur Klassikersaison Team Sky zum Beispiel, im Winter die Crosser aus Australien und Neuseeland. Er reist als Mechaniker mit zu den CX-Rennen, das gehört zum Gästeservice. Seine Erfahrung: In Australien, Neuseeland und den USA fahren viele Pros einen höheren Druck als die belgischen Fahrer, die an Matsch gewohnt sind, als Beispiel nennt er 1,6 bar vorne und 1,8 bar hinten. Aber die Mechaniker an den belgischen Team-Wohnmobilen geben in Hoogerheide sämtlich etwas anderes zu Protokoll. Richtwert für den Start der Testfahrten im Training ist bei fast allen 1,2 bar vorne und 1,3 bar hinten. Geschaffen wird der Druck – wenn man von Druck sprechen kann – meist mit einem Akku-Kompressor, der fast immer grün ist.
Werkzeug: Kärcher und Wassertanks
Neben dem Akku-Kompressor gehören vor allem vier Dinge zur Grundausstattung eines CX-Mechanikers: ein Generator, ein Hochdruckreiniger, eine Druckluftpistole und jede Menge Putz- und Schmiermittel. Über dem Fahrerlager wabert ständig das Geräusch von Hochdruckreinigern, Sprühnebel mischt sich unter die Regentropfen und Seifenlauge fließt träge den Gullis entgegen.
Auch für die Kleidung ist sofortige Wäsche angesagt. Die Fahrer, die vom Training kommen, legen die verschlammten Einteiler sofort ab, stopfen sie in Plastiktüten und rennen damit durch den Regen zur nächsten Waschmaschine.
Das Felt F1X von Simon Zahner
Auf dem Felt F1X fährt der Schweizer Simon Zahner schon eine ganze Weile – auch Wout van Aert war vor dem Wechsel auf Stevens auf Felt unterwegs. Auch letzte Saison konnten wir es schon im Fahrerlager von Valkenburg sehen. Simon reiste – wie viele Fahrer – nicht mit einem ganzen Team im Rücken nach Hoogerheide, sondern im Camper mit einem Mechaniker. Sein Tipp für den WM Sieg: Mathieu van der Poel.
Das BH Bikes von Ismael Esteban
Das Kindhuman von Helen Wyman
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