Ausprobiert! Swiss Side Hadron 485 Classic
Swiss Side Hadron 485 Classic Infos und Preise
- Typ Carbon-Aero-Laufradsatz für Felgenbremse
- Profilhöhe 485 mm
- Gewicht VR: 792 g g / HR: 925 g / gesamt 1.717 g (gewogen mit Felgenband, ohne Schnellspanner (118 g))
- Gewichtszulassung 100 kg
- Zubehör inklusive 2x Schnellspanner, 4 Stck. SwissStop Beläge, Tubeless Kit
- Besonderheiten Tubeless Ready, DT Swiss-Naben
- Preis 1.595 € (UVP)
- Info https://www.swissside.com
Warum der Test?
Swiss Side hat sich mit seriöser Aero-Optimierung im Windkanal einen Namen gemacht und stieg zum Testbeginn mit den Hadron Classic für Felgenbremsen in ein günstigeres Segment für seine Carbon-Laufräder ein. Die gebotene DT Swiss-Laufradbau-Technik und Swiss Side Aerodynamik erschien als vielversprechende Kombination. Sie ist mit besseren Naben und weniger Gewicht im DT Swiss Sortiment als ARC 1400 DiCut 485 parallel vertreten, aber teurer. Mit 485 mm Profiltiefe sind die Hadron 485 dabei die typischen Allrounder unter den Carbon-Hochprofilen und lassen vorhersagbares Fahrverhalten auch bei etwas mehr Wind erwarten. Der Aero-Nachteil gegenüber der nächsthöhren 625 mm-Felge scheint dabei mit rund 2 Watt bei 45 km/h (in einem Canyon Speedmax SF, laut Swiss Side) zu vernachlässigen.
Technische Daten
- Maße Felge622x17c / Felgenprofil 485 mm
- Material Carbon
- Einbaumaßevorne 100 mm / hinten 130 mm
- NabenDT Swiss 370
- Freilaufoptionen Shimano/Sram 11-fach, Campagnolo bis 12-fach
- Speichen vorne 20 / hinten 24 (2:1)
- Besonderheiten Tubeless Ready (Umrüstkit enthalten), Freilaufkörper tauschbar
Was ist im Paket?
Deckel des Kartons auf, schon schimmert matt das Carbon der Felgenflanken aus dem oberen Kartonhalter, der das Laufrad sicher am Platz fixiert. Der Blick fällt direkt auf ein schon aufgeklebtes Tubeless-Felgenband. Aus dem Karton kommt der Laufradsatz bereits mit eingebauten Tubeless-Ventilen. Unten in der Box lagert noch ein Schnellspanner-Set. Der macht keinen ausgesprochenen Leichtbau-Eindruck, was kein Fehler sein muss. Manche leichte Schnellspanner haben sich schon im Dauerbetrieb als pflegebedürftige Knack-Kandidaten entpuppt. Außerdem ist bei jedem Laufrad ein Paar Swiss Stop Black Prince Evo-Bremsbeläge inkludiert, bei uns für Shimano-Bremsschuhe.
Ein Blick in die ebenfalls enthaltene Bedienungsanleitung empfiehlt sich. Sie zeigt die Gewichtszulassungsgrenze von 100 kg ebenso auf wie Tipps zum Bremsen. Hier steht schwarz auf weiß, was ein Bauart bedingter Nachteil der felgengebremsten Carbonlaufräder ist: Dass sie keinen Dauerbremsungen auf Passabfahrten ausgesetzt werden sollten. Aber nicht jeder hat soviel Vertrauen, das Rad notfalls am 17 % Steilhang immer wieder auf 80 km/h rollen zu lassen und dann wieder scharf abzubremsen.
Montage der Reifen
SwissSide gibt an, dass die Laufräder aerodynamisch für 23 mm breite Reifen optimiert wurden. Sie können mit verschiedenen Reifen direkt im Online-Shop bestellt werden. Den Einsatz von 25 mm-Reifen sehen die Schweizer aus aerodynamischen Gründen lieber auf das Hinterrad begrenzt. Ausprobiert haben wir zunächst die konventionelle Montage mit Butylschlauch und 25 mm breiten Schwalbe Pro One-Faltreifen. Das ging recht einfach unter Zuhilfenahme eines Reifenhebers mit wenig Kraft.
Wer mit Schlauch fährt, sollte die Ventile zuvor auf Höhe der Felge mit Gewebeband umwickeln [Update vom 29.10.2019: Swiss Side legt schwarze Aufkleber für diesen Zweck bei, die wir übersehen haben], sie klappern sonst bei jeder Unebenheit. Bei den Tubeless-Ventilen stellt sich dieses Problem nicht. Sie sind hervorragend fixiert. Das Tubeless-Setup testeten wir mit verschiedenen Reifen, immer mit Seifenschaum an der Flanke. Mit normaler Standpumpe war kein einziger Reifen ins Felgenbett schnappen zu lassen. Mit einer Pumpe mit zusätzlicher Kompressionskammer (Topeak Joeblow Booster, 11 bar) gelang es bei einem Schwalbe Pro One dagegen bereits im ersten Anlauf. Ein Giant Gavia AC0 verlangte etwas mehr Kraftaufwand bei der Montage, ließ sich aber ebenfalls im ersten Anlauf setzen.
Der Fahreindruck
Ein Fahreindruck speist sich immer aus Vergleichen – und sei es mit getrübten älteren Erfahrungen. Nach dem unmittelbarem Umstieg von 28-Speichen-Laufrädern mit niedriger profilierter Alufelge ist natürlich sofort ein Unterschied zu den Swiss Side Hadron 485 zu spüren.
Im Antritt und am Berg: Zuerst fiel dabei mehr Steifigkeit auf: Antritte wirkten direkter. Sogar im kraftvollen Wiegetritt mit 39-28er Übersetzung am 12-prozentigen Anstieg ließ sich kein Schleifen der Beläge am Hinterrad provozieren.
In Kurven war die gesamte Front stabiler, die Impulse der Lenkung kommen unmittelbarer an – sei es als Rückmeldung von der Straße oder als Lenkeinschlag. Weil die die Reifen auf den mäßig breiten Hadrons (17c) etwas breiter bauen als auf klassischen Rennrad-Laufradsätzen, leidet der Komfort aber im Vergleich zu diesen nicht. Wer All-Road unterwegs sein will und mit 28 mm bis 30 mm breiten Reifen fährt, ist mit mehr Felgenbreite sowohl aerodynamisch als auch in Sachen Komfort besser beraten. Gefahren sind wir mit 25 mm Schwalbe Pro One-Reifen sowie mit Vittoria Corsa G+, ebenfalls in 25 mm.
Das Freilaufgeräusch bei schnellen Rollen ist gut vernehmbar, aber eher auf der „tiefen“ Seite des Frequenzspektrums und stört daher nicht. Im Antritt befindet sich der Freilauf sehr schnell im Eingriff, ein Vorteil der DT Swiss-Naben.
Beim Bremsen: Das Bremsen erfuhren wir in erinnerten Vergleich mit anderen Carbon-Laufrädern auch als Stärke der Swiss Side-Modelle. In der Paarung mit den Black Prince Belägen war der Druckpunkt hart und es gab in keinem Betriebszustand laute Quietschgeräusche, es kommt nur zu einem Surren, das stark anschwillt bei Bremsungen aus hohem Tempo (max. 70 km/h). Die Beläge packen kräftig, aber gut dosierbar. Bei Regen gefiel uns die Bremsleistung dieser Paarung sogar besser (!) als bei mancher Alu-Bremskombi.
Das Tempo: Es ist schwer, sich vom deutlich dynamischeren Aussehen des Rennrades nicht beeinflussen zu lassen, aber auch gefühlt machen die Hadrons schneller. Das beginnt mit dem Kraftfluss beim Antritt (das erhöhte Gewicht ist kaum spürbar), setzt sich fort beim Rollen und ist am besten fühlbar auf langen, eher flachen Abfahrten, wenn man für 50 km/h kräftig mittreten muss. Reproduzierbar messen konnten wir das outdoor trotz Leistungsmess-System wegen zu hoher Zahl anderer Faktoren nicht. Aber Messungen über den Aero-Vorteil von Hochprofil-Laufrädern dieser Bauart liegen vor, ein interessanter Ansatz findet sich hier. Verschiedene Typen 45 mm hoher Felgen sparen ganz grob 6 bis 10 Watt bei 30 km/h gegenüber Alu-Laufrädern mit flachem Profil, ein spürbarer Unterschied. Bei 50 km/h sind es je nach Modell bis über 30 Watt.
Der Preis für weniger Kraft fürs gleiche Tempo ist immer mehr Aufmerksamkeit am Lenker. Alle Hochprofil-Laufräder sind seitenwindanfällig. Dabei gelten 46 mm Höhe noch als guter Kompromiss. Aber spürbar sind Wind oder Windstöße von Lkw auch an den Swiss Side Hadron. Unser Eindruck: Sie sind eher einen kleinen Tick besser als manches andere Rad dieser Bauart, brenzlig wird es nie.
Fazit von Rennrad-News.de
Wer ein felgengebremstes Rennrad mit Aero-Laufrädern schneller machen will, sollte die Swiss Side Hadron Classic 485 mit auf der Rechnung haben. Sie bieten eine solide Allround-Leistung und überzeugten vor allem in der Praxistauglichkeit, Handhabung und beim Bremsen. Natürlich liefern sie den erwarteten Aero-Vorteil. Wie groß dieser im Vergleich zu ähnlichen Rädern der Bauart ist, lässt sich fahrpraktisch nicht klären. Aber das Know-how spricht für Swiss Side. Mit Rabatt, den Swiss Side jetzt schon länger auf der Webseite anbietet, liegen sie preislich in einem Segment, wo man sie nicht vermutet.
Pro / Contra
Stärken
- Seitensteifes Fahrverhalten
- Verlässliches Aerodynamik Know-how des Herstellers
- Solide Verarbeitungsqualität
- Nabenqualität und Ersatzteil-Service
- Felgenbreite auf populäre Reifendimension optimiert
- Sehr gutes Bremsverhalten mit den gelieferten Belägen
- Preis/Leistungsverhältnis
Schwächen
- Relativ geringe Gewichtszulassung
- Etwas schwer
- Ventilsitz
- Fahrvorlieben
- Lieber kurz und schnell als lang und erschöpfend
- Bevorzugtes Terrain
- Mittelgebirge, Flandern, kurvig, gerne auch mit Flatterband auf Wiesen
- Vorlieben bei der Sitzposition
- Kompromiss zwischen Endurance und Race
- Sprinter, Rouleur oder Kletterer?
- Am ehesten wohl Rouleur. Für den Sprinter fehlen die Ellenbogen und die Watt, für den Kletterer zu schwer
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10 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumVergleich mal die Zahl der RR mit Felgenbremse die draußen rum fährt mit der von Disc-Rädern. Da ist die Mehrheit ganz klar verteilt.
Bis Disc-Räder die Anzahl der Felgenbremsräder einholt, vergehen noch ein einige Jahre.
Das mag manchem Fanatiker nicht passen, ist aber nunmal Fakt. Wenn ich so rum fahre sehr ich 4 von 5 RR mit Felgenbremse rumfahren.
also ich mach mich nicht über eine Produktvorstellung eines Disc-LR lustig (außer bei den 7k € Lightweights die 1,5 kg wiegen)
U2 find ich öde, Bono kann ich nicht leiden.
"Die Laufräder dürfen ausschliesslich auf geteerten Strassen und im üblichen Einsatz für Strassenrennräder verwendet werden."
Heh???
Also nix für Profis siehe Strade-Bianche, Paris-Roubaix, Paris-Tours u.ä. ;-)
Würden die aber bestimmt auch aushalten und wenn nicht dann eben ersetzt werden.
Auffällig sind hier die Speichennippel, die wie bei Campagnolo Bora Ultra (bis 2017 glaube ich?), innenliegend ausgeführt sind!
@JNL Danke für den Test!
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