Mit der Specialized Turbo Creo SL Reihe feiert das erste E-Rennrad der Kalifornier Premiere. Technisch legt das Turbo Creo stark vor: Das leichteste Modell wiegt 11,9 kg. Das gesamte E-System ist eine Eigenentwicklung. Gleich zum Start gibt es reinrassige Roadbikes- sowie Gravelbike-Konfigurationen – die Profis werden heute, am ersten Ruhetag der Tour de France damit ihre Runden drehen. Wir konnten das E-Roadbike S-Works Turbo Creo SL und das E-Gravelbike Turbo Creo SL Expert Evo ebenfalls bereits testen. Hier lest ihr unseren ersten Eindruck.
Specialized S-Works Creo SL – Infos
- E-Roadbike mit Fact 11R Carbonrahmen und -gabel
- Unterstützung bis 25 km/h
- Gewicht ab 11,9 kg (Founders Edition)*
- Als Roadbike oder Gravelbike-Aufbau
- Reifenfreiheit bis 42 mm in 700c oder 47 mm in 650b
- Neuer SL 1.1. Mittelmotor mit 240 Watt und 35 Nm
- Unterrohr Akku mit 320 Wh plus Range Extender für Flaschenhalter mit 160 Wh
- Reichweite bis 180 km im Eco-Modus mit beiden Akkus*
- Ausschließlich 1-fach Antriebe mit Shimano Ultegra Di2/XT oder Dura Ace Di2/XTR Mix
- Wahlweise ohne Display, Specialized Display oder Übertragung an GPS-Radcomputer
- 6 Rahmengrößen von 49 bis 61 cm
- Preis ab 8.499 €
- Verfügbar ab Herbst 2019
- Infos www.specialized.com
*Herstellerangaben, Gewicht für Rahmen Größe 56
=> Alle Infos zum Specialized SL 1.1. Motor im Detail
Steckbrief
Einsatzbereich | Tour, Gravel, Commute |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 12,2 kg |
Stack | 592 mm |
Website | www.specialized.com |
Alle reden vom boomenden eMTB, von Lastenrädern und eMobility. E-Rennräder stecken noch in den Kinderschuhen, da präsentiert Specialized eine Eigenentwicklung eines E-Bikesystems ausgerechnet an einem Rennrad. Die Kalifornier nehmen das E-Roadbike als Sportgerät ernst. Sie formulierten einen ehrgeizigen Ansatz: Das Turbo Creo SL soll im Grunde fahren wie ein Rennrad, aber schneller sein, wenn das Terrain fordernd wird. Trotzdem soll es genauso weit mit E-Power kommen wie die meisten Rennradfahrer ohne.
Die technischen Eckdaten des Turbo Creo SL lassen aufhorchen: Gewicht ab 11,9 kg, Reichweiten bis 180 km, geschafft auch dank zweitem Range-Extender Akku, der in eine Trinkflasche passt. Statt den Fahrer mit dreifacher Körperleistung nach vorne zu katapultieren, übt das Turbo Creo SL Selbstbeschränkung und stellt höchstens 240 Watt zur Verfügung. Man muss schon selber 250 Watt Dauerleistung beisteuern, um wie Profis die Berge hinauf zu fliegen. Rennradfahren eben. Das ganze System versteckt sich vollkommen unauffällig im Unterrohr. Nicht einmal ein Display braucht es – kann aber mit GPS-Radcomputern von Garmin bis Wahoo kommunizieren.
Ausstattung: Gravel oder Road?
Das Turbo Creo will die Lust am E-Rennradfahren über die Performance wecken, nicht über den Preis. Der Anspruch „S-Works“ schwebt als Leitgedanke über dem ersten E-Roadbike von Specialized. Drei von 4 Modellen gehören zur obersten Kategorie im Modellprogramm. Das einzige E-Rennrad ohne „S-Works“ im Namen hat aber dennoch den identischen Fact11R Carbonrahmen. Die Ziffern-Zahlen-Kombi kennzeichnet die teuersten Fasersorten und mithin die stärksten Leichtbaubestrebungen. So dürfte der Verbundwerkstoff viel dazu beitragen, dass das Radgewicht eines der niedrigsten für ein E-Rennrad mit Mittelmotor ist.
Der Rahmen
E-Bike oder nicht? Man sieht es dem Turbo Creo SL kaum an. Der Rahmen ist eine vollkommene Neu-Entwicklung und verkleidet das E-System gekonnt. Von der Seite gesehen fallen die Proportionen der Rohre nicht so auswuchernd aus, wie man es von E-Bikes gewohnt ist, obwohl ein Akku im Unterrohr fest untergebracht ist. Nur aus der Fahrerperspektive sieht man, dass das Unterrohr zu Seite etwas auslädt. Dass Specialized eine Geometrie zwischen Roadbike und Gravelbike im E-Rennrad umsetzen konnte, spricht für die Kompaktheit des ganzen E-Systems (unten mehr).
Das Rennrad als solches greift der Entwicklung beim Non-E-Rennrad voraus. Es ist auf Grundlage des gleichen Rahmen- und Gabelsets als Gravelbike oder als Rennrad zu haben. Komfort für richtig schlechte Straßen und sogar auf leichten Trails bringt dabei an der Front das Future Shock 2.0 System. Das ist eine aktive Federung des Vorbaus, die erst dieses Jahr im Specialized Roubaix Premiere feierte und die uns schon dort überzeugte.
=> Hier geht es zu unserem Test des Specialized Roubaix 2020
Specialized hat in den Rahmen des Turbo Creo SL Vielseitigkeit eingebaut. Die Reifenfreiheit von 42 mm in 700c und noch mehr die 47 mm in 650b bereiten dem Einsatz beim Bikepacking oder Gravelrace den Boden. Man findet – schön versteckt – Ösen für bis zu 3 Halter, Schutzbleche und sogar ein Gepäckträger ließen sich anbringen. Sogar ein Steckplatz für Licht ist am E-Controller noch frei.
Drei der vier zum Start angebotenen Modelle sind pure Roadbikes, eines vertritt konsequent das Gravelbike-Segment. Während die Straßenrennräder auf 28 mm breiten Specialized Turbo bzw. Gripton Reifen rollen, kommt das Gravel-Modell ab Werk mit profilierten 38 mm Pathfinder-Pneus. Statt stoßdämpfender Carbon-Sattelstützen gibt es am Gravelbike eine einstellbare Variostütze. Toll: Ihr Hebel zum Absenken und Ausfahren ist gut in Griffweite des Daumens neben den STI platziert. Unterschiede machen auch die Lenker und Laufräder sowie die Qualität der Schaltgruppen, die aber alle elektronisch sind. Ansonsten haben alle Räder die gleiche Grundübersetzung von 46 Zähnen zu 11-42 hinten und besitzen Disc-Bremsen mit 160 mm Scheiben vorne wie hinten – 180 mm Bremsscheiben lassen sich ebenfalls nutzen, sagt Specialized.
Und nicht zuletzt heben sich die einzelnen Turbo Creo SL Modelle mit spektakulären Lackierungen voneinander ab. Die nüchternen Details jedes der Specialized Turbo Creo SL Modelle findet ihr wie immer in der Tabelle.
Specialized S-works Turbo Creo SL Founders Edition | Specialized S-Works Turbo Creo SL | Specialized Turbo Creo SL Expert Evo | Specialized Turbo Creo SL Expert | |
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Preis | 17.000 € | 12.499 € | 8.499 € | 8.499 € |
Gewicht | 11,9 kg | 12,2 kg | k.A kg | k.A. kg |
Rahmen | FACT 11r Carbon, 148x12 mm Steckachse (Boost) | FACT 11r Carbon, 148x12 mm Steckachse (Boost) | FACT 11r Carbon, 148x12 mm Steckachse (Boost) | FACT 11r Carbon, 148x12 mm Steckachse (Boost) |
Gabel | Carbon, Future Shock 2.0 mit Dämpfer, 12x110 mm Steckachse | Carbon, Future Shock 2.0 mit Dämpfer, 12x110 mm Steckachse | Carbon, Future Shock 2.0 mit Dämpfer, 12x110 mm Steckachse | Carbon, Future Shock 2.0 mit Dämpfer, 12x110 mm Steckachse |
Motor | Specialized Turbo SL 1.1, max. 240 Watt | Specialized Turbo SL 1.1, max. 240 Watt | Specialized Turbo SL 1.1, max. 240 Watt | Specialized Turbo SL 1.1, max. 240 Watt |
Akku | 1x Specialized SL1 Li-Io 320 Wh / 2x Range Extender 160 Wh | 1x Specialized SL1 Li-Io 320 Wh / Range Extender 160 Wh optional | 1x Specialized SL1 Li-Io 320 Wh / Range Extender 160 Wh optional | 1x Specialized SL1 Li-Io 320 Wh / Range Extender 160 Wh optional |
Unterstützung / Display | 4 Stufen / Bedieneinheit im Oberrohr, optional Specialized Outfront, ANT+, BLE | 4 Stufen / Bedieneinheit im Oberrohr, optional Specialized Outfront, ANT+, BLE | 4 Stufen / Bedieneinheit im Oberrohr, optional Specialized Outfront, ANT+, BLE | 4 Stufen / Bedieneinheit im Oberrohr, optional Specialized Outfront, ANT+, BLE |
Schalthebel | Shimano Dura-Ace Di2 Disc R9170 1x11 | Shimano Dura-Ace Di2 Disc R9170 1x11 | Shimano Ultegra Di2 Disc, 2x11 | Shimano Ultegra Di2 Disc, 2x11 |
Schaltwerk | Shimano XTR M9050 Di2, Shadow Plus, Ceramicspeed Käfig | Shimano XTR M9050 Di2 | Shimano Deore XT Di2 | Shimano Deore XT Di2 |
Kurbel / Zähne | Praxis, Carbon M30, custom offset / 46 Z. | Praxis, Carbon M30, custom offset / 46 Z. | Praxis, Alu M30, custom offset, 46 Z. | Praxis, Alu M30, custom offset, 46 Z. |
Ritzel / Zähne | Shimano XTR, 11-fach ,11-40t | Shimano XT, 11-fach, 11-42t | Shimano XT, 11-fach, 11-42t | Shimano XT, 11-fach, 11-42t |
Bremsen | Shimano Dura Ace Disc 160/160mm | Shimano Dura Ace Disc 160/160mm | Shimano Ultegra R8070 Disc 160/160 mm | Shimano Ultegra R8070 Disc 160/160 mm |
Laufradsatz | Custom Roval CLX 50, Carbon, tubeless-ready, 50 mm hoch, DT Swiss 240 Innenleben | Roval CLX 50 Disc, Carbon, tubeless-ready, 50 mm hoch, DT Swiss 240 Innenleben | Roval C 38 Disc Carbon, tubeless-ready, 38mm hoch | Roval C 38 Disc Carbon, tubeless-ready, 38mm hoch |
Reifen / Größe | Specialized Turbo Cotton, 700x28c | Specialized Turbo Cotton, 700x28c | Pathfinder Pro 2Bliss Ready, 700x38c | Specialized Turbo Pro, 700x28c |
Lenker/Vorbau | S-Works Short & Shallow Carbon / S-Works Future | S-Works Short & Shallow Carbon / S-Works Future | Specialized Adventure Gear Hover, Alu | Specialized Adventure Gear Hover, Alu |
Sattel | Custom S-Works Power, Carbonstreben | Body Geometry S-Works Power, Carbonstreben | Body Geometry Power Sport | Body Geometry Power Sport |
Sattelstütze | S-Works FACT carbon 27,2mm, 20 mm Offset | S-Works FACT carbon 27,2mm, 20 mm Offset | X-Fusion Manic Dropper-Post, 50mm absenkbar | S-Works FACT carbon 27.2mm, 20 mm Offset |
Besonderheiten | 2x Flaschenhalter-Gewindepaare, 1x Oberrohr Gewinde, Ösen für Schutzbleche und Gepäckträger | 2x Flaschenhalter-Gewindepaare, 1x Oberrohr Gewinde, Ösen für Schutzbleche und Gepäckträger | 2x Flaschenhalter-Gewindep2x Flaschenhalter-Gewindepaare, 1x Oberrohr Gewinde, Ösen für Schutzbleche und Gepäckträgeraare | 2x Flaschenhalter-Gewindepaare, 1x Oberrohr Gewinde, Ösen für Schutzbleche und Gepäckträger |
Founders Edition
Einen Sonderstatus als ultimatives S-Works Turbo Creo SL hat die sogenannte „Founders Edition“. Mit 11,9 kg Gewicht (mit Rahmenakku) markiert sie die Speerspitze der Modellreihe und des sinnvoll mit der Technik Machbaren. Lediglich 250 Modelle des 17.000 € teuren Boliden sollen weltweit auf den Markt kommen. Der Gewichtsvorteil von 300 g gegenüber dem leichtesten Serienrad, dem Specialized S-Works Turbo Creo SL, ergibt sich dabei allein aus den Custom-Leichtbauteilen wie Laufrädern, Lenker oder Sattel und einer 11-40 Zähne XTR-Kassette.
Das Specialized SL E-Bike-System
Mit dem Turbo Creo SL feiert der erste 100 % in Specialized-Hand liegende E-Bike-System Premiere: ein 48-Volt-System. Wo die Entwicklung stattfand, ist auf dem Tretlagergehäuse jedes Modells nachzulesen: „Swiss Engineered, California Designed“ steht dort. Specialized betreibt ein eigenes E-Bike Entwicklungszentrum in Cham, Schweiz, das maßgeblich an der Technik des neuen Systems mitwirkte. Damit zählt man nun zu einem sehr kleinen Kreis von Fahrradherstellern mit eigenem E-Antriebssystem und ist für die Kunden auch der einzige Service-Partner – ein Vorteil. Mit bestehenden Lösungen hätte man die angestrebten Fahrkultur-Ziele nicht zufriedenstellend erreichen können, heißt es. Die Unabhängigkeit von Dritten dürfte aber auch eine eine Investition in die Zukunft sein.
SL 1.1. Motor
Die Motorentwicklung übernahm die Fahrradmarke zusammen mit einem deutschen Partner aus der Auto-Zulieferindustrie selbst. Der Mittelmotor wurde von Grund auf neu konstruiert, vom Magnesium-Gehäuse und der optimalen Form für die Aufnahme in einen Carbonrahmen über die Mechanik und den Freilauf bis hin zu den Dichtungen, Steckverbindungen und Kabeln. Angesprochen auf die höheren Kilometerleistungen von E-Bikern im Allgemeinen und Rennradfahrern im Besonderen sagte Specialized Entwickler Jan Talavasek: „Wir sehen den Motor nicht als ein Ersatzteil, er ist für lebenslange Leistung ausgelegt“. Im Fokus der Entwicklung stand das Rennrad-Fahrgefühl, eine natürliche Unterstützung. Technisch bedeutet das: Es geht nicht um Maximalwatt, sondern um Souplesse bei der Kraftentfaltung.
240 Watt – mehr steuert der SL 1.1 Motor auch in der Spitze nicht bei. Dafür liefert er diese Leistung über ein besonders breites Band von Trittfrequenzen von 60 bis zu 120 Umdrehungen in der Minute. Vor allem im hohen Drehzahlbereich genießt er damit ein Alleinstellungsmerkmal. Ein neuer Freilauf entkoppelt den Motor vollkommen, wenn keine Unterstützung mehr erfolgt. Gleichzeitig befindet sich der Freilauf beim Antritt quasi unmittelbar im Eingriff.
Leistungsdaten des neuen Specialized Turbo SL 1.1. Motors
- Max. Support 100 % / aber höchstens 240 Watt
- Max. Drehmoment 35 Nm
- Gewicht 1,95 kg*
- Nur für 1-fach Antriebe
- IP67 zertifziert
- Q-Faktor 181 mm
Und so, wie Specialized verspricht, fühlte sich die Kraftentfaltung des Motors bei den ersten Testfahrten auch an. Beim Losfahren aus dem Stand ist die Anfahrverzögerung zwar gefühlt minimal länger als bei Mittemotor-Platzhirsch Bosch, aber die Kraft ist schnell da. Und wie sie dann anschiebt, passt hervorragend zum Rennradfahren. Kein „Kawumm“ auf 25 km/h, sondern stetiger Schub, der sich der mit der selber eingesetzten Kraft fein dosieren lässt. Die Charakteristik der Unterstützung lässt sich per Specialized Mission Control App für jede Fahrstufe noch feintunen. Bei all dem läuft der SL 1.1. Motor sehr leise, wobei es ein wenig auf die Trittfrequenz ankommt, wie er klingt. Bei niedrigem Frequenzen ist er auch unter Last kaum vernehmbar. Bei hohen Tretgeschwindigkeiten ab 80 U/min liegt die Geräuscheintwicklung empfunden etwa auf dem Niveau bekannter Systeme wie dem Bosch-Motor, hat dabei eher einen surrenden als einen kernigen Klang. Da Carbonrahmen einen besseren Resonanzkörper bieten als dickwandigere Alu-Rahmen sind solche Vergleiche aber etwas müßig.
Wie verhält sich der Motor generell unter Last? Glasklar: Mehr hochtouriger Benziner als Turbodiesel, wenn der Vergleich gestattet ist! Im (körperlich ungesunden) Bereich von Trittfrequenzen von 50 bis 70 U/min bringt er keine Unterstützungswunder hervor, wie das eher geringe Drehmoment auch schon ahnen lässt.
Das Specialized Turbo Creo SL trainiert zu körperschonenden (und akkuschonender) Fahrweise. Im Sitzen, langsam tretend die „Muur“ hocheiern – Fehlanzeige! Der Turbo zündet erst, wenn der Mensch es auch fährt wie ein Rennfahrer. Mit Souplesse, leichte Gänge schnell tretend, fühlt sich die Motorunterstützung erst richtig kräftig an. Ab 90 U/min an der Kurbel fühlt man sich im Sattel des Turbo Creo SL zu immer schnellerem Fahren angetrieben. Und auch mit 120 und 130 U/min lässt sich dem hochtourigen SL 1.1. Motor kein Stottern oder Fehlimpuls entlocken. Er schnurrt wie ein Kätzchen und schiebt und schiebt. Und das gilt für alle Unterstützungsstufen.
Akku und Range Extender
Auch die Akkus hat Specialized von Grund auf neu entwickelt, sprich Gehäuse und Elektronik — für die Energiespeicher greift man auf bekannte Lithium-Ionen Zellen zurück. Der Hauptakku mit 320 Wh ist fest im Unterrohr installiert und von außen mit dem Rahmen verschraubt. Herausnehmen kann ihn der Händler nach dem Motorausbau, was eine leichte Operation sein soll. Spielend leicht ist das Abnehmen beim optionalen Range Extender mit noch einmal 160 Wh. Hier fühlt sich Specialized der Rennradtradition verpflichtet. Die Reserve-Energie kommt aus der Trinkflasche. Genauer, im Falle des Turbo Creo SL, aus einem Akku in einem stoßfesten und wasserdichten Gehäuse in Trinkflaschenform. Weil der Akkupack etwa so viel wiegt wie eine gefüllte 0,75-Liter-Trinkflasche, kann er problemlos im Specialized-Flaschenhalter mitgeführt werden. Ein Spanngurt sichert ihn zusätzlich. Während der Teststfahrten machte der mitgeführte Range Extener keinerlei Geräusche im Halter.
- Unterrohr-Akku 320 Wh / Ladezeit 2 Std. 35 min.
- Range Extender 160 Wh / Ladezeit 3 Std. 20 min.
- Akku und Range-Extender Entladung per App kontrollierbar
- IP67 zertifzierte Verbindung des Range Extenders
- Gewicht Unterrohr Akku 1,8 kg
- Gewicht Range Extender 1,0 kg
- Lebensdauer Volladezyklen von 0 auf 100 % 500
Kontrolleinheit und Mission Control App
Wie die Kraft aus Akku und Motor auf die Straße kommt, regelt eine kleine Einheit, die im Oberrohr sitzt. Von außen macht sie sich nur durch eine kreisförmige LED mit dem Ein-/Aus-Taster und einen LED-Balken bemerkbar. Vier Unterstützungsstufen von „0“ über 30 % und 60 % bis 100 % sind hier per Druckknopf wählbar. Die Bedienung ist denkbar einfach: 2 Sekunden Drücken gleich Ein/Aus, kurzer Druck gleich Stufenwechsel. Der LED-Balken informiert laufend über den Ladestand beider Akkus. Über die Mission Control App kann man die Status-LEDs sogar ganz ausschalten. Tarnmodus nennt sich das übersetzt.
- Unterstützungsstufen Aus / Eco 30 % / Sport 60 % / Turbo 100 %
- Kommunikation nach extern über ANT+ und Buetooth
- Überträgt Leistungsdaten via ANT+ an Empfangsgerät
- Erlaubt Feintuning der Unterstützung über Specialized Mission Control App
- Verbindung zu Specialized Display oder GPS-Radcomputern möglich
- Stealth Modus über Mission Control App
Als sehr praktisch erweist sich die Kopplung mit der Specialized Mission Control App, die bereits von anderen Turbo-Modellen bekannt ist. Laut Specialized laden täglich 3.200 Nutzer Fahrten aus der App ins eigene Portal hoch. Davon nutzen demnach 80 % die zahlreichen Einstellmöglichkeiten, die sie bietet. Sanfte Beschleunigung oder rasanter Start? Die Einstellung der Leistungsabgabe in den einzelnen Fahrstufen über die App erlaubt die Wahl. Über eine Kurve kann man einfach eingeben, was die maximale Abgabe in Watt ist und wie schnell das Plateau beim Pedalieren erreicht werden soll. Auch Statistiken und Diagnose-Werte liefert Mission Control reichlich. Interessant zum Beispiel: die durchschnittlich bei einer Fahrt abgegebene Leistung des Systems. Noch interessanter: Auch die vom Fahrer erbrachte Leistung wird erfasst und separat abgegeben. Die App kann man mit Strava koppeln. Dann erscheint dort nicht nur die gefahrene Strecke. Auch die gemessenen Wattwerte ausschließlich des Fahrers werden angezeigt. Und in den KOM-Listen erscheinen die Zeiten erst gar nicht, weil der Ride gleich als E-Bike Tour hochgeladen wird. Das erspart Ärger mit anderen Nutzern.
Bei unseren Testfahrten ließ sich die Mission Control App immer schnell mit dem Testrad koppeln. Wir hatten allerdings Probleme mit dem GPS-Empfang des Smartphones, so dass die Auto-Start Funktion nicht aktiviert wurde und ein Teil der Strecke nicht aufgezeichnet wurde. Er erschien als gerade Linie.
Auch bei der Reichweiten-Abstimmung kann die App helfen. So kann man darüber die Smartcontrol einschalten, die automatisch die Unterstützung nach zwei möglichen Vorgaben anpasst: Der gewünschten Fahrzeit oder der Restdistanz. Eine sehr nützliche Zusatzfunktion, die das Leben unterwegs vereinfacht.
Geometrie: Endurance lastig
Rahmenhöhe | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge mm | 447,5 | 477,5 | 502,5 | 527,5 | 557,5 |
Oberrohr horizontal | 539 | 548 | 566 | 581 | 605 |
Steuerrohrwinkel | 72 | 72,5 | 73 | 73 | 73 |
Sitzrohrwinkel | 74 | 74 | 73,5 | 73,5 | 73 |
Steuerrohrlänge mm | 145,5 | 163,5 | 185,5 | 217 | 250 |
Radstand mm | 1005 | 1012 | 1020 | 1036 | 1052 |
Kettenstrebenlänge mm | 426 | 426 | 427 | 427 | 428 |
Tretlagerabsenkung mm | 80,5 | 78 | 78 | 75,5 | 75,5 |
Stack mm | 575 | 592 | 615 | 643 | 675 |
Reach mm | 373 | 379 | 384 | 391 | 399 |
Stack to Reach (STR) | 1,54 | 1,56 | 1,60 | 1,64 | 1,69 |
Die Geometrie des Specialized Turbo Creo SL ähnelt stark der eines Endurance-Roadbikes. Da das Turbo Creo SL wie das Specialized Roubaix mit dem neuen Future Shock Dämpfer im Steuerrohr aufwartet, liegt ein Vergleich der beiden Modelle nahe. Zum Debüt kommen zunächst fünf Größen. Die kleinste Größe „S“ liegt in Sachen Stack und Reach sehr nahe an einem 52er Specialized Roubaix. Letzteres bietet noch zwei kleinere Größen mehr – das Turbo Creo SL steigt also mit verhältnismäßig großen Rahmen ein. Die Stack-to-Reach Werte legen eine ziemlich aufrechte Sitzposition nahe, und alle Modelle besitzen identische Geometriedaten. Aber tatsächlich sitzt man auf dem Roadbike in Bremsgriffhaltung zumindest gemäßigt sportlich. Dagegen bringt der Hover Lenker in der Gravelbike-Konfiguration den Oberkörper in eine Position mit etwas aufrechterem Oberkörper – dazu unten mehr.
Ansonsten sucht Specialized in Sachen Geometrie für das Turbo Creo SL erfolgreich eine Mitte zwischen Gravelbike und Straßenrennrad. Zwar ist der Radstand wie beim Gravelbike üblich leicht verlängert. Er liegt aber trotz der gebotenen Reifenfreiheit und Schutzblechoption im mitteren Bereich des Gravelbike-Spektrums, was angesichts des Platzbedarfs für den Motor eine konstruktive Herausforderung darstellte.
Ganz Straßenrad bleibt das Turbo Creo SL beim Lenkwinkel und folgt hier nicht dem Trend zur flacheren Anstellung des Steuerrohrs und längeren Front. Gepaart mit einer Vorbiegung von 50 mm gibt das eine stabile, aber nicht behäbige Lenkung. Auffallend ist die vergleichsweise starke Absenkung des Tretlagers, mit der der ohnehin niedrige E-Roadbike Schwerpunkt weiter nach unten wandert.
Auf dem Kurs
Angesichts der Premiere war die Spannung vor den Fahrten mit den neuen S-Works Turbo Creo SL groß. Mit zwei Modellen ging es auf längere Testtouren, einen Gravelride und eine reine Straßentour im auch mal kompetitiven Fahrmodus – für die sich beide eine getrennte Betrachtung anbietet. Soviel vorab: Auf dem als Gravelbike aufgesetzten S-Works Turbo Creo SL Evo bescherte das E-Rennradfahren das Aha-Erlebnis.
Eine reine Straßentour mit rund 77 km und einen Gravelride von circa 58 km Länge auf teils mäßig technischen, aber flachen Trail-Abschnitten. Die Berge nördlich und westlich von Cham in der Schweiz entpuppten sich dabei als gutes Test-Terrain, denn von steilen Rampen bis zu langen flachen Anstiegen auf kleinen Sträßchen hält die Region für Rennräder alles bereit. Auf dem Gravelbike erschließen lange Pisten mit feinem Schotter ebenso wie schmale Wege, die sich durch Waldstücke schlängeln, das Revier.
=> Hier geht es zur Road Testfahrt auf Strava mit dem S-Works Turbo Creo SL
=> Hier geht es zur Gravel-Testfahrt auf Strava mit dem S-Works Turbo Creo SL Evo
Roadride mit dem S-Works Turbo Creo SL
Beim Roadride beschleunigte ein S-Works Turbo Creo SL die durchaus kompetitive Ausfahrt. Mit Spaß am Wettbewerb E-Rennrad fahren, geht das überhaupt? Die Gruppentour mit dem S-Works Turbo Creo SL liefert den Beweis: Es geht, richtig gut. Genauso gut eigentlich wie mit einem normalen Rennrad. Doch der Reihe nach.
Vor dem Start: Garmin Edge 820 mit der Turbo Control Unit koppeln. Geht problemlos. Das GPS-Gerät erkennt das S-Works als E-Bike. Sitzposition? Alles vertraut, fühlt sich an wie ein sportliches Endurance-Rennrad, sehr ähnlich dem Specialized Roubaix. Der Griff an den Unterlenker bringt schon eine sportliche, wenn auch nicht rennmäßige Haltung. Die Übergänge zu den Shimano Dura Ace Di2 Hebeln, die Lenkerbiegung, alles ist so, wie es sein soll. Rennrad pur.
Auf den allerersten Metern dann eine kleine Ernüchterung: Der Q-Faktor von 181 mm ist doch spürbar weiter als von den meisten Rennrädern gewohnt. Die je nach Kurbel 2 bis 4 zusätzlichen Zentimeter machen sich auch im Tritt bemerkbar.
Die Fahrt erfolgt weitgehend im Sport-Modus. Der Motor schiebt sanft und kultiviert an, keine unangenehmen Leistungsspitzen, alles eine flüssige Entfaltung. Dass er sich schon nach ein paar hundert Metern wieder heraus schleicht, weil die Unterstützungsgrenze erreicht ist – man merkt es kaum. Unser Testrad gehörte zu den Modellen, die den gesetzlichen Spielraum an der Tempogrenze nach oben ausnutzte aufbrauchte und schob eher bis circa 27 km/h. Auch danach ist kein erhöhter Widerstand spürbar.
Auch bei Windstaffeln mit 35 km/h bis 40 km/h in der Ebene merkt man kaum einen Unterschied zum Rennrad. Weder die 12,3 kg Gewicht noch der Motor wirken bremsend. So kann man sich hier auch die Kante geben. Auch am Berg bleiben die Leistungsunterschiede der Fahrer sichtbar. Denn hier ist meist die 240 Watt-Grenze schnell erreicht. Und was noch oben drauf kommt, liegt in den Beinen des Fahrers, in seiner Sitzposition und in seiner Kadenz. Wer schnell und flüssig tritt, wird mit üppiger erscheinender Leistungsabgabe belohnt. Kleinere Leistungsunterschiede kann man mit einem Griff zum Turbo-Modus wegbügeln. Größere auf längere Sicht nicht.
So ist für mich am 300 Meter langen Anstieg mit 16 % Steilstücken der Moment gekommen, an dem ich mich ganz aus der Gruppe und in die Arme des Antriebs zurückfallen lasse. Man kann das so sagen, denn wenn der Puls schon pumpt, kommt einem die gesteigerte Wattbasis wie gerufen. So die Gedanken. Es bleibt beim Erklettern des kleinen Wirtschaftsweges hoch zur Ramenegg für mich ein Genuss übrig, wo ich ohne E-Motor die meiste Zeit in der gelb-roten Zone gewesen wäre, und, ganz ehrlich, auf einer wöchentlichen Trainingsroute deshalb nur gezielt zum Ausbelasten hochfahren würde.
So steht am Ende des auf Strava als Segment abgegrenzten Berges nur ein GA Puls-Wert in der Tabelle und in den gelben Bereich musste ich gar nicht. Aber dass E-Rennradfahren nicht fordern würde, keine Spur. Während der Auffahrt habe ich den Motor bewusst untertourig mit 60 bis 70 U/min gefahren, um ihn zu fordern. Die Motor-Temperatur klettert dabei an diesem heißen 30-Grad-Tag auf 61 Grad Celsius. Auch das verrät die Mission Control App. „Kein Problem“ sei das für den Motor, sagt Specialized-Ingenieur Talavasek später. Das System beginne erst bei rund 80 Grad Temperatur mit dem Herunterregeln der Leistung.
Bergab gibt sich das S-Works Turbo Creo SL so souverän, wie man es von einem 12.500-Euro-Rennrad erwarten darf. Es zirkelt wie an der Schnur gezogen durch Kurven, lässt sich sehr willig einlenken und die S-Works Turbo-Reifen in 28 mm erzeugen ein sicheres Haftungsgefühl. Nicht mehr missen will man das Future Shock 2.0 System, wenn man einmal mit 60 km/h über einen Asphaltflickteppich gerumpelt ist. Es präsentiert sich wie schon am Roubaix als klares Plus ohne Einschränkungen, auch nicht am Berg, wo ein Griff zum Dämpfungsregler vor dem Wiegetritt die Federung hart macht. Am Sattel wirkt das Creo SL gut gedämpft, wie gut es tatsächlich ist, sollte der Umstieg auf das S-Works Creo SL Evo Gravelbike zeigen, welches eine Variostütze besitzt.
Auch die Dura Ace Disc-Bremsen zeigen sich standhaft bei normalem Bremsverhalten. Bei provokanter Dauerbremsung auf den rund 300 Höhenmetern bergab war nur am Ende von sehr langen Steilstücken etwas Fading zu produzieren. Verformungen blieben vorübergehend. Die puren Rennrad-Fahrqualitäten hat Specialized mit dem S-Works Turbo Creo SL fest im Griff, wie die kompromisslos souveränen Steuerqualitäten bei den Testfahrten zeigten.
Gravelride mit dem S-Works Turbo Creo SL Expert Evo
Als wahres Zuhause des E-Rennrades entpuppten sich aber die Kies- und Schotterwege, die sanften Wellen der Wiesenwege und die einfachen Trails im Wald. Auf dem Terrain bewegten wir das Specialized Turbo Creo SL Expert Evo, seines Zeichens die Gravelbike-Konfiguration, mit wachsender Freude. An der grundsätzlichen Motor- und Unterstützungscharakteristik ändert sich auch an diesem Modell nichts. Aber die Wege bringen die Vorteile des neuen Specialized Turbo SL 1.1 erst richtig zur Geltung.
Um die Reichweite auf der kürzere Teststrecke zu testen, waren wir dauernd im Turbo-Modus unterwegs, in dem das Turbo Creo SL deutlich schneller die Maximalleistung auspackt als im Sport-Modus. Das Rad hängt direkt am „Pedalgas“. Auf dem Trail lässt es sich so intuitiv fahren. Und auch hier fordert das Specialized Creo SL sportliches Fahren mit hoher Kadenz. Dann spielen Mensch und Maschine wie ein Uhrwerk zusammen. Beschleunigen mit schnellerem Tritt und erst schalten, wenn der Tritt unrund wird, statt dicke Gänge treten, dann schnellt das Turbo Creo SL über den schmalen Weg wie eine Körperverlängerung. Ist der Tritt zu langsam, wirkt es dagegen behäbig.
Auch auf der schnellen Schotterabfahrt mit weiten Kurven liegt das S-Works Turbo Creo SL Expert Evo wie ein Brett. Die Lenkung ist auch durch harte Schläge nicht aus der Ruhe zu bringen, der tiefe Schwerpunkt bringt zusätzliche Ruhe, auf die Bremsen ist 100 % Verlass und sie sind fein dosierbar, so geht man Kurven sicher an. Bergab ist der Motor naturgemäß nicht gefordert, aber es macht Spaß, am Kurvenausgang nochmal richtig feste in die Pedale zu treten, weil er dann direkt anspringt und sofort wieder Tempo da ist.
Matsch galt es nicht zu bewältigen. Aber die Specialized Pathfinder Reifen zeigten einen guten Grip auf feuchten bis trocken festen Böden. Dabei spendet das Tubeless-Set-up etwas zusätzlichen Komfort dank weniger Druck. Ein wahrer Segen im Gelände ist das Future Shock 2.0 System. Bei offener Dämpfung ermüdeten die Hände spürbar weniger schnell. Uns das, obwohl der Motor dazu einlädt, ständig die Grenze der eigenen Fahrtechnik auch in umwegsamen Terrain auszuloten. Nur am Heck macht sich die Variostütze negativ in Sachen Komfort bemerkbar. Im direkten Vergleich mit der Carbonstütze der Straßenmodelle wirkt das Gravelbike am Sattel geradezu unterdämpft. Dafür lässt sich die Sitzhöhe stufenlos vom Lenker aus mit einem einzigen Griff anpassen, was im Gelände das größere Plus ist, beim überwiegenden Kieswegeinsatz aber kaum genutzt werden wird.
Reichweiten
Was die Reichweite des Specialized S-Works Turbo Creo SL angeht, hat Specialized scheinbar nicht zuviel versprochen. Auf dem Roadride waren für den 79 kg mit Kleidung wiegenden Fahrer locker die 77 km im Sport-Modus drin. Danach zeigte die Mission Control App einen Ladezustand von 45 % für den Hauptakku im Unterrohr und den Range Extender.
Ab 20 % verbleibender Ladung regelt das System die Unterstützung hinunter in den Eco-Modus. Rund 100 km im Sport-Modus sollten also auf der Straße selbst auf so forderndem Terrain wie der Testrunde mit 1.608 Höhenmetern drin sein, bevor es in den Eco-Modus geht. Ein 100 kg schwerer Kollege schaffte auf der Straßentour 60 km im Turbo Modus. Er hatte den Range Extender zuerst entladen. Nach der Distanz war auch der Hauptakku bei 20 % und wurde getauscht.
Auf dem Gravelride mit 56 km Länge wies die Reichweiten-Entwicklung in die gleiche Richtung. Nach der Runde mit wechselnden Böden und geringem Straßenanteil, die vollständig im Turbo-Modus zurückgelegt wurde, lag die Restladung im System mit Range Extender bei 65 %. Die Runde hatte 848 Hm.
Anstrengung
Ist E-Rennradfahren kein Sport? Die Puls- und Wattwerte sagen etwas anderes. Auf dem Gravelride lag der Durchschnitts-Puls mit 108 Schlägen pro Minute zwar niedrig. Maximalleistungen von bis zu 779 Watt (das System liefert nur die Fahrerwerte an Strava) zeigen aber, dass durchaus auch mal Anstrengung gefragt ist, auch wenn dauernd der Turbo-Modus aktiv ist. Das subjektive Erschöpfungsgefühl war nach dem Gravelride trotz niedriger Pulswerte sogar höher als nach der Straßentour. Dabei war die relative Leistung nach dem Strava-Maß vergleichbar mit einer Rennradtour mit normalem Rennrad im überwiegenden Grundlagenausdauerbereich. Die durchschnittliche Herzfrequenz lag mit 116 Schlägen pro Minute schon höher, bewegte sich aber tatsächlich überwiegend im Bereich der Grundlage und aktiven Erholung.
Fazit von Rennrad-News
Mit dem Turbo Creo SL hat Specialized auf Anhieb ein E-Rennrad auf die Räder gestellt, das der Gattung seinen Stempel aufdrücken kann. Die Kombination aus geringstem Gewicht, Reichweite, rennradtypischer Kraftentfaltung des Motors, flexiblem Akku-Konzept und souveränem Rennrad-Fahrverhalten will erstmal erreicht werden. Obendrauf gibt es eine fahrneutrale Komfort-Packung in Form des Future Shock 2.0 Systems, die am E-Rennrad erst richtig ihren Reiz entfaltet. Die Ausstattungsliste und die Lackierungen markieren ebenso einen Oberklasse-Anspruch wie das Qualitätsversprechen der Entwickler. Der Preis verdient allerdings eher das Siegel Luxus-Klasse.
Pro / Contra
Pro
- Sehr niedriges Gewicht
- Kultivierter, leiser und leichter Motor
- Sehr hohe Reichweite
- Sinnvoll begrenzte Unterstützung
- Gute Charakteristik der Kraftentfaltung
- Rennrad-Fahrgefühl bleibt erhalten
- Flexibles Akku-Konzept
- Vollkommen souveräne Fahreigenschaften
- Komfortables fahrneutrales Dämpfungssystem
- Problemlose Kommunikation mit Garmin, Wahoo und Co.
Contra
- Erhöhter Q-Faktor im Vergleich zum Rennrad
- Preisspektrum beginnt im Luxus-Segment
- Geringer Komfort an der Sattelstütze beim Turbo Creo Evo-Gravelbike
- Für Roadbike-Varianten etwas große Gangsprünge im mittleren Bereich
- Tretlager-Absenkung auf anspruchsvolleren Trails nachteilig
Testablauf
Das Testrad wurde im Rahmen einer Präsentation gefahren. Die Testfahrten sind im Beitrag verlinkt. Die Straßenradstrecke enthielt mehrere Anstiege, davon einer mit Steilstücken bis zu 16 %, Kopfsteinpflaster und schlechte Straßen waren ebenso dabei wie 180 Grad Kurven auf glattem Asphalt mit Abfahrtsgeschwindigkeit. Gefahren wurde bei der Roadbike-Variante zu 95 % der Zeit im Sport-Modus, nur am steilsten Stück wurde zum Test der Fahreigenschaften in den Turbo-Modus gewechselt. Bei der Gravel-Ausfahrt lag zu 95 % der Zeit die Turbo-Stufe ein. Die Strecken enthielten klassische Schotterwege aber auch anspruchsvollere Trails mit Wurzeln, Senken und Bremswellen – keine Sprünge.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
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