Neues Trek Émonda 2021 im ersten Test: Endlich aero – so haben wohl nicht nur die Radprofis gedacht, die das neue Émonda mit offenen Armen empfingen. Wie Trek eines der leichtesten Rennräder der Welt windschnittiger gemacht hat und wie sich das auf der Straße bemerkbar macht, erfahrt ihr hier. Wir konnten auf dem Trek Émonda SL7 eTap AXS bereits erste Testkilometer sammeln.
Trek Émonda 2021 – Infos und Preise
- das leichteste Trek-Roadbike wird aero
- nur noch als Disc-Rennrad
- Leichtgewicht trotz Disc only gehalten
- neue sportliche H1.5-Geometrie
- neues superleichtes OCLV Carbon für SLR-Rahmen und Gabel
- neues Bontrager Aero-Cockpit und Aero Allround-Laufräder
- Gewicht Rahmen/Gabel SLR 668 g/365 g*
- Gewicht Komplettrad ab 6,75 kg*
- Reifenfreiheit 28 mm in 700c
- Antriebsoptionen 1-fach und 2-fach
- Preis ab 2.599 € bis 10.999 €
- Verfügbar sofort
- Infos www.trekbikes.com
*Herstellerangabe, unlackiert mit Teilen
Video: Trek Émmonda 2021 – erster Fahreindruck
Die Innovationen
Die Front des neuen Trek Émonda spricht eine klare Sprache: Dieses Rennrad wurde gemacht, um schnell durch den Wind zu schneiden. Keine offenen Kabel, strömungsgünstige Übergänge und große Flächen – ein (neues) Aero-Cockpit sendet klare Signale. Dem leichtesten Rennrad der Marke mehr Aerodynamik mitzugeben, war offenkundig wichtigstes Ziel bei der Entwicklung. Und das ehrgeizigste. Denn gleichzeitig schwor Trek der Felgenbremse beim Émonda 2021 ab – aber Disc-Rahmen sind notwendig schwerer.
Einsatzbereich | Rennen, Aero |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 8,0 kg |
Stack | 563 mm |
Website | www.trekbikes.com |
Trotzdem wiegt das leichteste Émonda SLR mit SRAM Red eTap AXS 1×12 nun 6,75 kg und zählt damit zu den leichtesten Disc-Rennrädern überhaupt. Ein neuer Carbon-Werkstoff macht es ebenso möglich wie neue Komponenten, die speziell auf das Rad abgestimmt sind, darunter auch neue Bontrager Aeolus Carbon-Laufräder mit 37 mm Felgenhöhe. „7 von 10 Teamfahrern werden das neue Émonda als ihr Hauptrad wählen”, orakelte der Trek Team-Manager Matt Shriver bei der Präsentation. Es soll die Wettkampfmaschine schlechthin im Programm sein.
Aerodynamik: überholt das Domane
Seit seiner ersten Vorstellung im Jahr 2014 musste das Émonda vor allem eins sein: superleicht. Warum jetzt auf einmal der Aero-Aufwand, wenn beim Vorgänger Gewicht der einzige Maßstab war? Ein Grund sind die Ansprüche der gesponserten Pro Teams: Die Aero-Lücke des 2018er Émonda zu den anderen Teambikes sei einfach zu groß gewesen, sagte Matt Shriver, verantwortlich für die Trek-Profi-Teams. Gleichzeitig „gibt es in jedem Rennen einen Moment, in dem es um die ‘power to weight ratio’ geht, das wissen die Fahrer“, so Shriver. Sprich: Wenn es drauf ankommt, will man nirgendwo mögliche Performance-Vorteile liegen lassen.
Ist das neue Émonda also das ultimative Racebike? Nachdem das neue Giant TCR 2021 – der direkte Konkurrent – bereits Fortschritte in Sachen Aerodynamik für sich reklamierte, legt Trek jetzt auch noch deutlich drauf. Im Flachen soll das Émonda 2021 bei einer konstanten Leistung von 350 Watt über eine Stunde 60 Sekunden Zeit sparen. Damit liegt das Émonda laut Trek nun genau in der Mitte zwischen dem All-Road Endurance-Bike Domane und dem Aero-Rennrad Madone.
=> Hier findet ihr alle Infos zum Trek Madone auf Rennrad-News
Weil das Émonda natürlich nach wie vor unter anderem ein Wettkampfgerät für das Hochgebirge ist, hat Trek auch den Anstieg nach Alpe d’Huez simuliert: 18 Sekunden eher als der Vorgänger soll das neue Émonda seine Fahrer*innen zur prestigeträchtigen Bergankunft tragen – im Profisport kann bei der zugrunde gelegten Leistung von 350 Watt der Zeitgewinn durchaus ein Gewinn im Ziel sein. Und Trek hat noch weitere Anstiege simuliert – in der Tabelle gibt es eine Übersicht.
Strecke | Entfernung (km) | 2018er Emonda Zeit (min) | 2021 Emonda Zeit (min) | Unterschied (sec) | Sec./Std. |
---|---|---|---|---|---|
Alpe D'Huez | 13,85 | 47,00 | 46,75 | 15,00 | 19,1 |
Flagstaff | 4,09 | 11,83 | 11,73 | 6,00 | 30,4 |
Angliru | 7,45 | 34,13 | 33,95 | 11,00 | 19,3 |
Etna Short | 15,25 | 45,15 | 44,88 | 16,00 | 21,3 |
Etna Long | 28,21 | 75,32 | 74,95 | 22,00 | 17,5 |
Mt Evans | 14,65 | 32,00 | 31,82 | 11,00 | 20,6 |
Mt Fuji | 23,62 | 56,62 | 56,27 | 21,00 | 22,3 |
Stelvio | 21,3 | 65,55 | 65,20 | 21,00 | 19,2 |
Taiwan KOM Challenge | 86,5 | 291,68 | 290,35 | 80,00 | 16,5 |
Willunga | 5,98 | 14,42 | 14,35 | 4,00 | 16,6 |
Zwift Epic KOM | 10,42 | 29,00 | 28,82 | 11,00 | 22,8 |
Gewicht: sub 1.000 g
Glaubt man den Herstellern, so treibt die technische Entwicklung bei Carbonfasern auch die Evolution des Leichtbaus bei Rennrädern maßgeblich voran. Nach Canyon mit dem Ultimate Evo und Giant mit dem TCR Advanced SL hat Trek ebenfalls seine hoch gesteckten Gewichtsziele für das Émonda nur dank exklusiver Kohlenstoff-Faserverbünde erzielen können. Über die Wunderfasern soll im Fahrradbereich allein Trek verfügen. OCLV800 heißt der neue Werkstoff. Er soll vor allem fester sein – erst das erlaubte es Trek nach eigenen Angaben, die anspruchsvollen hauseigenen Prüfprotokolle trotz geringem Gewicht zu bestehen. Immerhin erlauben die Amerikaner eine Gewichtszulassung von 125 kg für ihr nach wie vor leichtestes Roadbike.
Die schlechte Nachricht: Trek behält das High-Tech-Carbon den Top-Modellen der SLR-Baureihe vor. Das wiederum bedingt erhebliche Gewichtsunterschiede zum SL-Carbonrahmen. So ist der SLR-Carbonrahmen laut Trek satte 444 g leichter als das gleich große SL-Modell: Er wiegt 698 g ohne Farbe, aber mit Schaltauge und Umwerfer-Halter. SL ist nicht gleich superleicht. Denn für das SL-Modell stehen laut Trek 1.142 g auf der Waage, was allerdings nur im direkten Vergleich schwer erscheint. Die Gabeln sind mit 365 g gegenüber 380 g etwa gleich leicht.
Komponenten: maßgeschneidert
Ein nicht ganz unwichtiger Teil der Innovation am Trek Émonda 2021 steckt in den neuen Komponenten, die laut Trek speziell auf das Rad abgestimmt sind. So kommt dem neuen Bontrager Aero-Cockpit ebenso Bedeutung bei der neuen Aerodynamik zu wie den neuen Bontrager Aeolus RSL-Laufrädern. Alle Aero-Angabe von Trek beruhen auf dem leichtesten Modell mit diesen Komponenten. Sie sind ausschließlich an den SLR-Modellen zu haben.
Das flache Aero-Cockpit bildet eine schlüssige Form mit den konischen Spacern. Die neue Aeolus RSL-Lenker-Vorbau-Kombination soll fast 10 % schneller als ihr Vorgänger sein und bringt dem Fahrer laut Treks Windkanaltests sieben Watt Leistungseinsparung. Das Carbon-Cockpit erlaubt es, alle Leitungen und Züge verdeckt, aber dennoch gut zugänglich für die Wartung in den Rahmen laufen zu lassen – laut Trek auch bei mechanischen Gruppen. So soll zum Beispiel auch beim Ändern der Spacerhöhe kein Neuverlegen nötig sein. Das Cockpit kann übrigens auch am Madone eingesetzt werden und spart dort 160 g.
Ebenfalls neu: Das Aeolus RSL 37 – laut Trek das leichteste Aero-Rennradlaufrad aus Carbon, das sie jemals hergestellt haben. Der Satz wiegt schlanke 1.325 g und hat eine Profilhöhe von 37 mm. Im Vergleich zu ihren Vorgängermodellen Aeolus XXX2 ist das neue Profil laut Trek 30 % höher, wodurch die Laufräder 11 % schneller sein sollen. Die Naben sind mit einem Innenleben von DT Swiss ausgestattet.
Ausstattung: SL oder SLR?
Nach wie vor bietet Trek das Émonda auf Basis von 2 unterschiedlichen Rahmensets an. Erfreulich ist, dass diese sämtlich mit der absolut gleichen Geometrie aufwarten. Für manchen vielleicht weniger beglückend ist, dass die Felgenbremse aus dem Programm verschwindet.
Die Spitze markiert Trek-typisch das SLR-Niveau aus dem neuen Carbon High-Tech-Material OCLV800. Auf den erheblichen Gewichtsunterschied zum niedrigeren SL-Niveau wurde schon eingegangen. Ansonsten gleichen sich die beiden Rahmensets in den zahlreichen verbesserten Details. Die Rohrprofile – insbesondere die Front – wurden aerodynamisch optimiert. Trek gibt an, dass man Laufräder und Rahmen auf 25 mm breite Reifen ausgelegt habe. Alle Kabel und Leitungen verlaufen ab dem Steuerrohr – bei SLR komplett – innerhalb der Komponenten. Alle Standards sind zeitgemäß. Positiv hervorzuheben ist, dass Trek für das Tretlager jetzt auf den T47 Typ setzt, der dank Gewindeeinsatz dauerhaft einfache Wartung und Betrieb verspricht.
-> Rennrad-Tests 2021 im Überblick
Nicht ganz unwichtig ist auch, dass alle SLR-Modelle im Trek Project One-Programm zu haben sind. Heißt: Sie können ab Werk in Wunschausstattung geliefert werden. Und wer etwas (auch Geld) für Bling-Bling übrig hat, kann eine der neuen glitzernden und schimmernden Icon-Lackierungen ordern.
Wer elektronische Schaltungen bevorzugt, hat bei den SLR-Modellen ab Werk die freie Wahl zwischen SRAM Red eTap AXS 1×12 und Force eTap AXS 2×12 sowie den Di2-Schaltungen Shimano Dura Ace und Ultegra. Eine Stufe darunter auf SL-Niveau verringert sich die Auswahl auf Ultegra Di2 und SRAM Force eTap AXS 2-fach Ensembles. Los geht es mit einer Shimano 105-Gruppe am Émonda SL5. Ab SL6 Pro abwärts besitzen alle Modelle Shimano-Bremshebel mit kürzerer Griffweite – man vermutet wohl in dieser Preisklasse die meisten weiblichen Käufer.
Bei den Antrieben vertraut Trek erfreulicherweise auf gruppenreine Ensembles. Die Übersetzungen sind allerdings für ein ausdrückliches Rad für die Berge recht sportlich. Bei den Shimano-Gruppen überträgt die Kette fast durchweg die Kraft von Semi-Kompaktkurbeln (52-36 Zähne) auf Kassetten mit 11-30 Zähnen. An diesen fordert der „Rettungsring“ für Steilstücke die Beinmuskulatur noch ziemlich. Eine Entfaltung von 2,26 m ist nicht wirklich eine Bergmarathon-Übersetzung für Hobbyfahrer. Nur wer das schwerere SL5 fährt, dem wird es mit einer 105er Kompaktkubel leichter gemacht. Zumindest etwas leichter haben es auch die SRAM AXS-Fahrer wie an unserem Testrad mit 35-33 als kleinster Abstufung.
Tipp für Kletterer: Am leichten Émonda SLR 7 eTap sitzt bereits ab Werk das neue SRAM AXS-Schaltwerk für Kassetten mit maximal 36 Zähnen.
Weil Trek selbst die Messlatte für das Gewicht sehr hoch legte, noch ein schneller Blick darauf. Das leichteste Émonda ist das Top-Modell SLR 9 eTap. Es kommt auf 6,75 kg, spart allerdings auch ein paar Gramm mit dem Verzicht auf das zweite Kettenblatt. In der Konkurrenz der leichten Großserien-Bikes mit Disc-Bremse gibt das Émonda damit die Krone ab an das Giant TCR Advanced SL 2021 (6,6 kg). Das ebenfalls sehr leichte Canyon Ultimate CF Evo Disc gibt es derzeit nur als Rahmenset.
Fast alle Trek Émonda bis auf die beiden günstigsten Modelle kommen ab Werk auf 25 mm breiten Reifen mit faltbarem Kern. Bei den Émondas SL5 und SL6 mit den Paradigm und Affinity Alu-Laufradsätzen sind breitere (und schwerere) Drahtreifen in 28 mm verbaut – das relativiert das doch recht hohe Gewicht das SL5 etwas.
Das Testrad: Émonda SL7 eTap AXS
Unser SL 7-Testrad mit SRAM Force eTap AXS-Funkschaltung für 5.999 € pendelte sich an der Waage inkl. Akkus bei 8,04 kg ein, 100 g mehr als Trek angibt. Im Preis von fast 6.000 € sind Bontrager Aeolus Pro Carbon-Laufräder und bemerkenswerter Weise auch das Quarq Powermeter enthalten. Nicht dabei ist das neue Bontrager Aero-Cockpit. Stattdessen gibt es einen konventionellen Vorbau, in dem ein runder, sehr bequemer Carbonlenker geklemmt ist. Auch hier gilt: Competition ist Trumpf, denn ein vergleichsweise langer Reach am Lenker führt zu einer ziemlich gestreckten Aero-Sitzhaltung an den Bremshöckern. Nicht zuletzt ist die SRAM Force eTap AXS 2×12 mit 48-35er Kurbel und 10-33er Kassette ebenfalls klar speedorientiert.
- Rahmen SL / OCLV 500 Carbon, 142×12 mm Steckachsen, Disc, integrierter Sitzdom
- Gabel OCLV Carbon, 100x 12 mm Steckachse
- SchaltungSRAM Force eTap AXS 2×12
- Übersetzung4 8-35 zu 10-33
- Bremsen SRAM Force AXS Disc 160/160 mm
- Laufradsatz Bontrager Aeolus Pro 37 Carbon
- Reifen Bontrager R3, 700x25c
- Preis 5.999 €
Die Verarbeitung ist eine Augenweide. Die Lackierung wirkt, als hätte Trek die Bling-Bling Lack-Kunstwerke aus dem Icon-Programm heruntergereicht in günstigere Preisregionen – in jedem Fall ein Hingucker. Details wie die Aufforderung „GoGoGo“ an der mitlenkenden Steuersatzkappe machen Spaß. Apropos: Ein integrierter Lenkeinschlags-Begrenzer verhindert, dass die Kabel und Leitungen zu stark gebogen werden. Wer gerne auf dem Rad sitzend auf engstem Raum wendet, muss sich daran gewöhnen, manchmal im akrobatischen Ehrgeiz ausgebremst zu werden.
Geometrie: neue H1.5 Auslegung
Am neuen Émonda 2021 führt Trek auch die H1.5-Geometrie ein, die bereits am Trek Madone ihre Premiere feierte. Bedeutet: Sie liegt genau in der Mitte zwischen der betont sportlich-gestreckten Auslegung der H1-Geometrie und der viel entspannteren H2-Geometrie. Konkret endet zum Beispiel am 54er und 56er Rahmen das Steuerrohr rund 1,5 cm tiefer als beim aktuellen Émonda SL mit H2-Geometrie und der Reach ist rund 0,5 mm länger. Die Stack-to-Reach-Werte (STR-Wert) liegen quer über alle Rahmengrößen hinweg nun deutlich auf der sportlicheren Seite. Mit Werten zwischen 1,4 und 1,47 in den mittleren Rahmengrößen ist es von einer aufrechten Endurance-Geometrie, die den Vorgänger auszeichnete, ein gutes Stück weit abgerückt. So ist auch an der Geometrie das klare Bekenntnis zu mehr Competition und weniger Endurance auszumachen.
Rahmenhöhe | 47cm | 50cm | 52cm | 54cm | 56cm | 58cm | 60cm | 62cm |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Oberrohrlänge horizontal mm | 512 | 521 | 534 | 543 | 559 | 574 | 586 | 598 |
Sitzrohrlänge mm | 424 | 453 | 483 | 496 | 525 | 553 | 573 | 593 |
Sitzwinkel Grad | 74.6° | 74.6° | 74.2° | 73.7° | 73.3° | 73.0° | 72.8° | 72.5° |
Steuerrohrlänge mm | 100 | 111 | 121 | 131 | 151 | 171 | 191 | 211 |
Lenkwinkel Grad | 72.1° | 72.1° | 72.8° | 73.0° | 73.5° | 73.8° | 73.9° | 73.9° |
Radstand mm | 972 | 974 | 977 | 981 | 983 | 992 | 1001 | 1010 |
Kettenstreben mm | 410 | 410 | 410 | 410 | 410 | 411 | 411 | 412 |
Tretlagerabsenkung mm | 72 | 72 | 72 | 70 | 70 | 68 | 68 | 68 |
Gabelvorbiegung mm | 45 | 45 | 45 | 45 | 40 | 40 | 40 | 40 |
Nachlauf | 68 | 62 | 58 | 56 | 58 | 57 | 56 | 56 |
Reach | 373 | 378 | 383 | 386 | 391 | 396 | 399 | 403 |
Stack | 507 | 521 | 533 | 541 | 563 | 581 | 601 | 620 |
STR-Wert | 1,36 | 1,39 | 1,39 | 1,4 | 1,44 | 1,47 | 1,50 | 1,54 |
Mit 7 Rahmengrößen gibt es das Trek Émonda 2021 in vielen feinschrittigen Abstufungen – allerdings fällt am oberen Ende des Spektrums die 64er Rahmenhöhe für große Fahrer weg. Alle Émonda rollen auf 700c Laufrädern, bis hinunter in die kleinen Größen.
An der ansonsten recht agilen und wendigen Geometrie des Émonda hat sich grundsätzlich kaum etwas geändert. Ein mittlerer Radstand und eher steile Lenkwinkel sowie ein klassischer Nachlauf von um die 55 mm kennzeichnen auch das neue Émonda. Spezielle Frauenmodelle gibt es übrigens nicht. Aber bei den Dimensionen der Anbauteile wie Lenker, Sattel und Vorbau in den kleinen Rahmengrößen hat Trek nach eigenen Angaben die Bedürfnisse kleiner Fahrerinnen besonders berücksichtigt.
Eine Besonderheit der Émonda SL und SLR bleibt der Sitzdom. Laut Trek lässt sich mit dem durchgehenden Carbonmast die beste Verbindung aus Komfort und geringem Gewicht erzielen. Dem Performance-Vorteil opfert man gerne etwas Flexibilität bei der Größenanpassung. Denn die Sattelhöhe kann nur über einen geringeren Bereich verändert werden als bei konventionellen Sitzstützen. Ob sich der Komfortvorteil bemerkbar macht, sollte der erste Fahreindruck zeigen.
Erster Eindruck auf dem Kurs
Unterwegs waren wir in den Hügeln und Weinbergen rund um die Redaktion in Bad Kreuznach (mehr zum ersten Fahrtest unten). Da wir den Vorgänger nicht gefahren sind, können wir keinen direkten Vergleich ziehen. Dass das Émonda 2021 zum Race-orientierten Rennradspektrum gehört, wird aber auch so direkt beim ersten Aufsitzen klar. Man nimmt eine recht flache Sitzhaltung ein. Am Testrad waren dabei noch Spacer in Höhe von 4 cm montiert. Waschechte Sitzhaltungen für lange Solos sind kein Problem mit diesem Rahmen. Der Sattel wirkte bequem, richtet sich mit dünner Polsterung eher an Vielfahrer, das Lenkerband ist schön griffig und top gewickelt.
Im Antritt zeigte sich das Émonda wie erwartet äußerst agil. Man hat nicht das Gefühl, dass irgendwo Kraft liegen bleibt. Auch nicht im Wiegetritt am Anstieg. Für den wirken Geometrie, Sitzposition und Gewichtsverteilung wie gemacht. Ein paar harte Tritte am steilen Anstieg quittiert das Rad mit Vorwärtsdrang. Apropos Gewichtsverteilung: Viel Gewicht auf dem Vorderrad und ein sehr direktes Lenkverhalten verleihen ein hohes Maß an Sicherheit in schnell gefahrenen Kurven. Die SRAM Force Hydraulikbremsen überzeugen sowohl mit der Kraftentfaltung als auch in puncto Dosierbarkeit. Damit verspricht das Émonda großen Abfahrtsspaß, auch wenn wir den noch nicht auskosten konnten. Bereits genießen konnten wir den Speed in der Ebene. Beim schnellen Roulieren fühlt man sich gut unterstützt vom Rad.
Eine kleine Überraschung war der Komfort. Obwohl Trek 25 mm Reifenbreite als optimal für das rennorientierte Rad ansieht, kommen Fahrbahnunebenheiten recht stark gefiltert am Sattel an. Die Front hingegen ist mit den dünnen Pneus relativ hart. Zum Glück lässt die Gabel Platz für deutlich breitere Reifen. Trek ist offiziell vorsichtig bei der Reifengrößenvorgabe für das Émonda. Die Amerikaner geben Reifen bis 28 mm Breite frei. Nach unseren Messungen mit dem Messschieber müssten aber auch mit gemessen 32 mm breiten Reifen noch gerade genug Luft zu den Kettenstreben bleiben für die von der Norm geforderten 4 mm.
Gut gefallen hat uns die gewohnt präzise und intuitive Funktion der SRAM Force eTap AXS 2×12-Komponenten. Warum Trek an einem ausgesprochenen Rad für die Berge allerdings nicht gleich zur 46-33 Kurbel aus dem Sortiment greift, ist uns nicht verständlich. Auch das Schaltwerk aus der neuen Wide-Serie, das Kassetten mit maximal 36 Zähnen bedienen kann, wäre eine schöne Option für das Rad gewesen. Denn damit ließen sich sogar Untersetzungen für alpine Marathons realisieren. In den mäßig steilen oder wenn steilen, dann kurzen Bergen um Bad Kreuznach kamen wir so prima klar. Aber nicht jedem ist es schließlich gegeben, 350 Watt konstant an alpinen Pässen zu treten. Darüber klärte uns das in die Kurbel integrierte Powermeter unmissverständlich auf.
=> Hier findet ihr unseren ersten Test der SRAM Force Wide Komponenten
Das ist uns aufgefallen
- Fahrverhalten durch und durch Renngerät, äußerst agil
- Steuerung messerscharfes Handling, fast schon nervöse Lenkung
- Komfort überraschend gute Dämpfung am Sattel auch ohne Trek IsoSpeed
- Optik betörende Frontansicht – aber der Übergang von konventionellem Vorbau zu konischen Spacern könnte schöner sein
- Reifenfreiheit 28 mm sind ausreichend, nehmen dem Rad aber Flexibilität
- Reifen vergleichsweise „hölzerner” Rolleindruck – warum nicht gleich tubeless montiert?
- Zugverlegung servicefreundliches Konzept für die Integration an Aero-Cockpit und im Steuerrohr
Rennrad-News Fazit
Mit dem Émonda 2021 hat Trek endlich wieder die kompromisslose Racemaschine im Programm, die bisher gefehlt hat. Weder das Madone und noch weniger das Domane konnten in Sachen Gewicht Kletterer überzeugen. Die übermittelten begeisterten Reaktionen der Pros ob der neuen Aerovorteile und der Geometrie können wir nach den ersten Testfahrten nachvollziehen. Das Rad ist einfach schnell in der Ebene, wirkt bergauf ausgesprochen agil und bergab präzise kontrollierbar. Rennradfeeling pur. Punkt. Antrieb und Schaltung lassen keine Wünsche offen. Der Komfort geht in Ordnung, auch wenn wir uns eine größere offizielle Reifenfreiheit gewünscht hätten. Das größte Manko: Das Testrad hat nicht das neue Aero-Cockpit, das aerodynamisch schon eine Rolle spielt. Und es ist nicht mehr so nah an den Traumgewichten der teureren Modelle. Immerhin ist der Powermeter im Preis inbegriffen, aber das Euro-Gewichtsverhältnis könnte – nach Émonda-Standards – besser ausfallen. Nur der SLR-Rahmen ist wirklich superleicht. Den gibt es am Komplettrad ab knapp 6.200 Euro. Kein großer Schritt mehr.
Pro / Contra
Pro
- Aero-Anschluss in der Spitze der Race-Gattung hergestellt
- ausgesprochen lebendiges Fahrverhalten
- präzises Handling
- großzügige Gewichtszulassung für das geringe Gewicht
- Komfort am Sattel
- sehr gute SRAM Force AXS 2x12 Gruppe
- schneller und Seitenwind-unempfindlicher Laufradsatz
- Powermeter enthalten
- Wartungs- und Servicefreundlichkeit dank T47 Tretlager und Zugwegen
Contra
- Reifenfreiheit nominell eingeschränkt
- Optimierung auf 25 mm Reifen sehr Race-orientiert
- in der SL-Variante vergleichsweise schwer fürs Geld
Was denkt ihr über das neue Trek Émonda 2021?
Testablauf
Das Testrad wurde uns vom Hersteller für einen kurzen Zeitraum vor der offiziellen Vorstellung zur Verfügung gestellt. Das Testrad wurde vom Hersteller endmontiert und in der empfohlenen Größe bereitgestellt. Für den Test wurde das Rad, teilweise auch seine Komponenten, gewogen, die Sitzposition wurde bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen. Die Reifen wurden auf einen Druck von 6,4 bar befüllt. Hier haben wir die ersten Fahreindrücke gesammelt:
- Bad Kreuznach: Circa 50 km auf trockener Straße, welliges Terrain mit kurzen Anstiegen bis 8 % und Sprints bis 50 km/h.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
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