Auf dem Allied Able Gravel Bike wurden schon Siege beim berühmtesten Gravelrennen der Welt eingefahren, dem Umbound Gravel, besser bekannt unter seinem alten Namen „Dirty Kanza“. In Deutschland ist das Carbonbike eigentlich nicht zu haben, Timo Rokitta rühmt sich das einzige Exemplar zu fahren. Wir haben den Fahrer zu sich und dem besonderen Gravel Bike befragt im Rahmen der Rubrik Bikecheck. Dort nehmen Leser:innen für uns ihre eigenen Bikes nach Anleitung genauer unter die Lupe.
Nicht jedes Rennrad kann in die Redaktion kommen. Hier haben Radkäufer:innen aus dem Rennrad-News Forum das Wort und stellen ihr Rad aus Nutzer-Perspektive vor. Um die Urteile vergleichbar zu machen, haben wir einen Fragenkatalog erstellt, an dem sich die Bewertung orientiert.
Über das Bike
Was ist das Versprechen des vorgestellten Rades? Was sagt der Hersteller?
Das Allied Able ist für schnelle Gravelpisten und Gravelrennen gebaut. Trails und Bikepackingtouren sind nicht sein Haupteinsatzgebiet, jedoch ist das Handling superb.
Warum hast Du das Rad gekauft?
Ich wollte ein Gravelbike fahren, das vom Gewicht und von der Performance her perfekt für schnelle Gravelrennen ist.
Was hat das Rad gekostet?
Circa. 9.000 Euro.
Wie lange wurde das Rennrad gefahren?
Es wurde bis jetzt über 300 km auf Pisten, Waldwegen, Pavés und sehr schlechten Asphaltsträßchen eingesetzt.
Was wiegt Dein Gravelbike?
7,3 kg.
Was gibt es über das Rahmenset zu sagen?
Das Besondere am Able ist die hochgezogene Kettenstrebe, die an so manches MTB aus den 1990ern erinnert. Durch diese ist es möglich, breitere Reifen aufzuziehen.
Hat es eine besondere Lackierung?
Das Able gibt standardmäßig in zwei Farben: Calvary Blue mit Ecru-Decals oder Sporty Grey mit Mystique-Decals. Jedoch gibt es zusätzlich noch die Möglichkeit, weitere Lackierungen zu ordern, wie zum Beispiel matte Farben oder eine Zweifarbenlackierung.
Technische Daten
Gewicht | 7,3 kg |
---|---|
Rahmen | Carbon, RH 54 |
Gabel | Carbon Allied für Reifen bis 700x47 oder 650x55 |
Schalt-/Bremshebel | Shimano GRX Di2 1x11 |
Bremsen | Shimano GRX , Dura Ace Bremsscheiben 160/160 mm |
Schaltwerk / Umwerfer | Shimano XTR Di2 / – |
Ritzel / Abstufung | Shimano XTR 11s / 11-40 |
Kurbel / Abstufung | Easton EC 90 SL / 38 Zähne, Wolftooth |
Laufräder | 9th Wave Ninefold 650 Carbon Wheels (42 mm ) |
Reifen | Panaracer Gravelking Slick in 42 mm, sind jedoch auf der Felge 45 mm breit |
Lenker / Vorbau | Tune Geiles Teil, 85 mm / Tune Geweih 420 mm |
Sattel / Sattelstütze | Tune Komm-Vor+ / Tune Starkes Stück, 27,2 mm |
Besonderheiten | Flaschenhalter ebenfalls von Tune, Oberrohrtasche von Arundel, Garmin Edge 830 |
Hat Dein Gravel Bike Deine Erwartungen generell erfüllt?
Das Bike hat meine Erwartung um ein Vielfaches übertroffen. Ich bin auf allen Strava-Segmenten viel schneller als mit meinen anderen Bikes.
Was ist für Dich bisher die beste Eigenschaft des Rades?
Das Gewicht ist für ein Gravelbike mit 7.3 kg extrem niedrig und deshalb beschleunigt das Able sensationell leicht.
Was sind die größten Schwächen?
Der Import des Bikes aus den USA war eigentlich schon alleine eine Story wert.
Timo hat sich die Mühe gemacht, einen Test selber zu schreiben. Hier seine kritische Würdigung seines Wunschbikes:
Zum ersten Mal sah ich ein Allied Able Gravel-Bike in Artikeln über das berühmteste Gravelrennen in den USA, Dirty Kanza aus dem Jahr 2019. Ich war überzeugt, dass ein Bike, welches die Männer- und Frauenwertung über 200 Meilen gewonnen hatte, auf Schotter sehr schnell sein muss.
So begann ich, mich immer mehr für den in den USA hergestellten und optisch einzigartigen Rahmen zu interessieren. Besonders fasziniert war ich dabei von der außergewöhnlichen Kettenstrebe – auch E-Stay genannt. Das erste und größte Problem für mein Projekt war dann, wie kam ich an einen Rahmen? Ein freundlicher US-Soldat half mir, den Rahmen zu beschaffen.
Da das Able für schnelle Gravelevents aufgebaut werden sollte, war ich bei der Auswahl der Teile sehr vorsichtig. Die Parts sollten leicht genug sein, um ein Gewicht von weniger als 8 Kilogramm zu realisieren, jedoch sollten sie aber auch stabil genug sein, damit ich bei Rennen kein DNF hinter meinem Ergebnis stehen habe. Negative Erfahrungen hatte ich diesbezüglich schon genug gemacht: So brachen mir beim MTB schon mehrere Carbonsattelstützen, wie zum Beispiel beim Riva MTB-Marathon und auf der Langstrecke bei der Salzkammerguttrophy in Österreich.
Ich entschied mich für die leichten, aber auch stabilen Anbauteile von Tune aus dem Schwarzwald. Da gerade die Laufräder eine große Bedeutung für die Beschleunigung und die Aerodynamik haben, entschied ich mich für ein Produkt von 9th Wave aus den Niederlanden. Die 9th Wave Ninefold 650 Carbon Laufräder mit der 42 mm-Felge rollen auch dank der DT Swiss Hubs 180 Keramiklager sensationell leicht und pflügen nur so durch den Wind. Das Gewicht von ca. 1.300 Gramm ist beim Beschleunigen kaum spürbar und sorgt für ungebremsten Vorwärtsdrang.
Der Blick auf die rechte Seite des Able irritiert die meisten Betrachter:innen schon etwas. Manche denken im ersten Augenblick sogar, dass die Kettenstrebe gebrochen sei. Diese erhöhte Kettenstrebe war – das Wissen manche noch – in den 1990er Jahren auf Mountainbikes sehr beliebt.
Allied verwendet beim Able eine erhöhte Kettenstrebe auf der Antriebsseite, um Platz für breitere Reifen zu schaffen. So ist es möglich, Reifen in der Grösse 700×43 oder 650×47 aufzuziehen. In die Front passen sogar Reifen mit der Dimension 700×47 oder 650×55.
Der Able Rahmen ist nur mit 1-fach-Schaltungen kompatibel, was natürlich das Gewicht für einen Umwerfer spart. Weitere nützliche Details sind zusätzliche Flaschenhalterungen am Unterrohr und eine Oberrohrhalterung für eine kleine Tasche, in der Gravelracer Riegel oder eine Powerbank verstauen können. Alle Kabel sind aufgeräumt im Rahmen verlegt und eine austauschbare, adlerförmige Aluminiumplatte am Unterrohr sorgt für eine saubere Installation der Leitungen.
Das getestete 7,3 kg schwere SM-Modell wurde mit einer 1 × 11 Shimano GRX RX815 Di2-Gruppe und einem Shimano XTR Di2-Schaltwerk aufgebaut. Hervorzuheben ist, dass das XTR Di2-Schaltwerk noch einen Tick schneller und exakter schaltet als ein GRX Di2-Schaltwerk. Die superleichten Easton EC 90 SL-Kurbel vervollständigt den leichten Antrieb. Die Wettbewerbsgene des Able zeigen sich auch bei meiner Auswahl der Bremsscheiben: 160 mm große Dura Ace Disc-Rotoren vorne und hinten sorgen für brachiale Verzögerungspower.
Um möglichst viele Watt beim Rollwiderstand zu sparen, wurden Panaracer Gravelking TLC Reifen in 650B montiert. Auf den 9th Wave Felgen bauen diese genau 45 mm in der Breite und bilden so einen perfekten Kompromiss zwischen Rollwiderstand und Komfort.
Obwohl das Gravelbike aus den USA seine Wettbewerbsambitionen nicht leugnen kann, bietet das 143 mm lange Steuerrohr die Möglichkeit, eine für längere Strecken bequeme Sitzposition zu finden.
Beim Fahren bleibt das Able immer vorhersehbar beherrschbar und sein steifer und extrem direkter Charakter führt zu keinen Überraschungen, falls es mal kritisch wird. Beim Kampf gegen die Uhr auf Schotter ist das Bike äußerst reaktionsschnell und setzt die Fahrbefehle in Sekundenbruchteilen um.
Das Able fühlt sich auf schnellen Schotterstraßen in seinem Element und über schlechte Asphaltstraßen fliegt es regelrecht. Auch wenn nicht jeder mit dem Able jemals Unbound Gravel 200 oder andere Gravelevents gewinnen kann, so erleichtert es dem Fahrer in ungeahnter Manier, viel schneller ins Ziel zu kommen.
Allied Able Nutzerbewertung
Wie gut findest Du das Bremsverhalten? (5=stärker nicht vorstellbar) | 5 |
---|---|
Wie direkt kommt es Dir bei Antritten vor? (5=maximal direkt) | 5 |
Wie ist die Sitzposition (1=sehr rennmäßig / 5=Lenker auf Sattelhöhe) | 3 |
Wartungsfreundlichkeit (5= fast keine Wartung nötig) | 4 |
Was würdest Du an Deinem Rad anders machen, wenn Du könntest?
Leider war die Sonderserie in der Colin Strickland Lackierung schon ausverkauft.
Über den Fahrer
Timo ist eher der Typ Rennfahrer. Mit 70 kg Gewicht bei einer Größe von 1,77 m legt er sicher bei sich genauso viel Wert auf das passende Gewicht wie bei seinem Bike. Unsere Fragen zur Person sollen euch helfen, die Nutzung seines Bikes besser einzuschätzen. Bei 20.000 km Jahresleistung auf dem Rad sowie viel Berglauftraining hat Timo einen erheblichen Trainingsumfang. In seinen Gravel Palmarès stehen schon das Jeroboam, das Greffelründsche, der BlackforestGravel und viele mehr. Timo ist außerdem Organisator des in der Szene schon legendären Nibelungengravelride.
Wie würdest Du Dich selbst als Rennradfahrer-Typ bezeichnen?
Je länger und härter, desto besser.
Hast Du eine Lieblings-Rennradregion?
Spanien.
Nutzt Du ein oder mehrere Powermeter?
Nein.
Was war Deine längste Radfahrt bisher?
1.260 km bei Paris-Brest-Paris.
Was oder welches Event würdest Du gerne auf dem Rennrad noch erleben?
Unbound Gravel.
Möchtest Du den Leser:innen noch etwas Anderes mit auf den Weg geben?
Weg von der Straße – aus eigener Erfahrung zu gefährlich, weil schon zweimal umgefahren – let’s gravel!
Noch mehr Bikechecks von Arbeitsgeräten der Profis und anderen Rennrad-Enthusiast:innen auf Rennrad-News:
- Allied Able im Bikecheck: Das Gravel Racebike von Timo Rokitta
- Mason Bokeh im Bikecheck: Das Bikepacking Rad von Robert Krügel
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