Vergleichstest DMT Rennrad-Schuhe – kurz und knapp
DMT KR1
- Oberschuh komplett gestrickt
- Sohle Carbon, anatomisch geformt
- Verschluss 1 x BOA IP1
- Gewicht 254 Gramm pro Schuh, gewogen in Größe 42
- Preis 349,- € UVP
- Info www.dmtcycling.com
DMT KR4
- Oberschuh Hybrid-Konstruktion, teilweise gestrickt
- Sohle Nylon Composite
- Verschluss 1 x BOA L6
- Gewicht 250 Gramm pro Schuh, gewogen in Größe 43
- Preis 150,- € UVP
- Info www.dmtcycling.com
Teuer oder günstig – was ist besser?
Dass man zum Rennradfahren oder Graveln passende Schuhe, die speziell für diesen Sport entworfen wurden, tragen sollte, steht außer Frage und soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Uns geht es vielmehr darum, ob es sich lohnen kann, einen mehr als doppelt so hohen Preis für einen Rennrad-Schuh des gleichen Herstellers zu zahlen. Warum ist das Spitzenmodell so viel teurer als der Basis-Schuh und für wen lohnt sich womöglich der Aufpreis?
Hier geht es zu den ausführlichen Einzeltests:
Vergleichstest DMT Rennrad-Schuhe – die Bewertungskriterien
Um diese Frage zu klären, haben wir sowohl den DMT KR1 für 349 Euro, als auch den DMT KR4 für 150 Euro mehrere Monate lang auf Herz und Nieren geprüft und bewerten die Schuhe nachfolgend in mehreren Kategorien. Welches Modell man letztlich zum persönlichen Favoriten kürt, ist dabei natürlich eine individuelle Frage, die auch nach persönlichen Vorlieben entschieden wird.
Gewicht
Macht es einen Unterschied, ob ein Rennrad-Schuh 50 Gramm leichter oder schwerer ist? Ja, auf jeden Fall, denn bei einer Trittfrequenz von 90 Umdrehungen pro Minute kreisen die Füße 5.400 Mal in der Stunde um das Tretlager. Noch dazu muss die Frequenz häufig gewechselt werden, es leuchtet also ein, dass leichte Schuhe klare Vorteile haben. Es soll sogar Rennfahrer geben, die sich freiwillig in etwas zu kleine Schuhe zwängen, um ein paar Gramm zu sparen.
Zurück zu unserem Vergleich: Der KR1 bringt pro Schuh 254 Gramm auf die Waage, der deutlich günstigere KR4 ist mit 250 Gramm pro Schuh sogar etwas leichter. Und das, obwohl wir den KR1 in Schuhgröße 42 und den KR4 in Größe 43 im Test hatten! In diesem Fall hat der günstigere KR4 also minimal die Nase vorn, wobei der Unterschied von knapp 10 Gramm pro Paar absolut betrachtet natürlich sehr gering ist.
Preis
Betrachtet man den nackten Preis, gibt es nicht viel zu diskutieren. Der KR1 ist schließlich mehr als doppelt so teuer wie das Einsteiger-Modell KR4. Wenn man sich jedoch das Preis-Leistungs-Verhältnis genauer anschaut, relativiert sich die Lage. Denn nicht nur der Oberschuh des KR1 ist wesentlich aufwendiger gestrickt als beim KR4, sondern vor allem auch die Carbonsohle technisch anspruchsvoller und somit auch deutlich teurer in der Herstellung. Nicht zuletzt ist auch der BOA-Verschluss am KR1 hochwertiger und somit ein wenig teurer in Produktion und Einkauf.
Passform und Komfort
Der günstigere KR4 hat durch den gestrickten Oberschuh eine gute Passform und bietet ordentlichen Komfort. Hat man jedoch die Möglichkeit ihn direkt mit dem KR1 zu vergleichen, fällt er deutlich zurück. Der KR1 fühlt sich von der Passform an, wie ein gut eingetragener Laufschuh, wohingegen der KR4 viel mehr das Gefühl eines typischen Radschuhs vermittelt. Das liegt vor allem an dem einfacher produzierten Oberschuh und dem wesentlich steiferen Material, das zum Einsatz kommt. Der Oberschuh des KR1 ist weich und schmiegt sich eng an den Fuß, der KR4 wirkt im direkten Vergleich steifer und unkomfortabler.
Lediglich der hohe Schnitt des KR1 im Knöchelbereich sorgte bei unserem Testschuh immer mal wieder für eine unangenehme Druckstelle. Der KR4 ist in diesem sensiblen Bereich deutlich tiefer ausgeschnitten und vermeidet entsprechende Probleme damit von vorneherein.
In Sachen Fußbett trennen die beiden Schuhe Welten. Die Sohle des KR4 ist simpel und glatt aufgebaut und zudem für einen Rennrad-Schuh recht weich. So steht der Fuß ohne große Unterstützung im Schuh. Gänzlich anders tritt der KR1 auf. Seine Sohle ist nicht nur extrem steif, sondern komplett anatomisch ausgeformt und unterstützt den Fuß dabei außerordentlich gut. Es gibt nicht nur unter dem Fußgewölbe eine sehr stabile Unterstützung, sondern auch anatomisch passende Ausformungen im Bereich der Zehenballen. So fühlt man sich im KR1 vor allem auf langen und anstrengenden Touren und bei hoher Leistung einfach deutlich wohler und besser unterstützt.
In Sachen Belüftung funktionieren beide Schuhe im Test sehr gut, wobei jedoch auch hier der KR1 die Nase ein gutes Stück weiter vorne im Wind hat. Ein weiterer Pluspunkt für den KR1 ist der größere Montagebereich für die Pedalplatten. Im Vergleich zum KR4 bietet er durch die verschiebbaren Gewindeeinsätze ein paar Millimeter mehr Verstellbereich nach vorne und hinten. Zusätzlich hat er eine vierte Befestigungsmöglichkeit für das Look Memory Adjustment System und Belüftungsöffnungen in der Sohle, die den Komfort zusätzlich erhöhen.
Eingeschränktes Größenspektrum beim KR4
Zu beachten ist auch, dass der KR4 nur in ganzen Größen erhältlich ist, während DMT den KR1 auch in halben Größen anbietet. Ob das ein Problem ist, oder nicht, hängt von den eigenen Füßen ab. Wenn die ganzen Größen super passen, ist alles gut, wenn nicht, hat man beim KR4 Pech gehabt. Ich selbst habe den KR1 im Test in 42 getragen und empfand diese Größe als perfekt, während der KR4 in Größe 42 eindeutig zu klein war und deshalb in 43 getragen wurde.
Performance auf dem Rad
Die Performance eines Rennrad-Schuhs auf dem Rad wird maßgeblich von der Sohle und der Passform bestimmt. Nur wenn der Fuß gut unterstützt wird und die Sohle steif genug ist, kann über einen langen Zeitraum eine optimale und ermüdungsfreie Kraftübertragung erfolgen. Ebenso muss der Fuß natürlich fest im Schuh sitzen, um auch in der Zugphase die Kraft aufs Pedal übertragen zu können. Gleichzeitig sollte der Schuh dabei nicht drücken oder scheuern und somit Probleme verursachen.
Wer das vorherige Kapitel also aufmerksam gelesen hat, wird es bereits ahnen – in diesem wichtigen Bereich liegt der KR1 deutlich vorne. Passform, Komfort und Kraftübertragung sind deutlich besser und rechtfertigen damit den satten Aufpreis für performanceorientierte Rennradfahrerinnen und Rennradfahrer. Sowohl die Sohle, als auch der Oberschuh des KR1 bieten deutliche Vorteile, die eben vor allem auf dem Rad zu spüren sind.
Fazit
Lohnt sich der Aufpreis von 200 Euro für den KR1? Für performanceorientierte Fahrer ganz klar JA!
Ist der KR4 deshalb ein schlechter Schuh? Ein klares NEIN!
Wer einige tausend Kilometer im Jahr im Sattel sitzt oder gar sportliche Ziele in Wettkämpfen verfolgt, bekommt mit dem KR1 den deutlich besseren Rennrad-Schuh und sollte – sofern man es sich denn leisten kann – den Aufpreis in Kauf nehmen. Der Gewinn an Leistung und Komfort ist es für sportliche Fahrer wert, deutlich mehr Geld auf den Ladentisch zu legen. Rennrad-Schuhe sind ein wichtiger Baustein in der Frage, ob auch lange und anspruchsvolle Touren Spaß machen oder eher zur Qual werden, deshalb würde der performanceorientierte Kunde hier letztlich am falschen Ende sparen.
Wer hingegen keine hohen Trainingsumfänge auf dem Rennrad absolviert, eher locker fährt und nur gelegentlich mal lange und hart in die Pedale tritt oder eine richtig lange Tour fährt, darf ohne Reue auch zum günstigeren DMT KR4 greifen. Damit bekommt man einen sehr ordentlichen und komfortablen Rennrad-Schuh ohne gravierende Schwächen. Mit einer guten Einlegesohle lässt sich der Komfort noch deutlich steigern und man hat gegenüber dem Topmodell KR1 trotzdem noch Geld gespart.
Was sagt ihr zu dem Thema teuer oder günstig?
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