Video: Mahle X30 Motor im Test
Mahle X30 Motor kurz & knapp
Der neue Mahle X30 verspricht als Hinterradmotor klassische Vorteile wie geringes Gewicht und dezente Integration, mit einer mehr am Mittelmotor orientierten Unterstützung und hoher Robustheit zu vereinen. Damit will er sowohl im E-Gravel Bike punkten als auch E-Urban-Bikes und E-Kinder-Fahrräder besser unterstützen. Dazu bedient sich das neue Mahle-Aggregat der bekannt schlanken und leichten Akkus des X20 Performance-Systems (237 Wh und 350 Wh plus Range-Extender), das im Rennrad-Bereich stark vertreten ist. Und auch die Elektronik und Display-Technik stammt von dort. Der X30 will aber im mittleren Tempobereich stärker unterstützen. Die technischen Eckdaten:
- Robuster Hinterrad-Nabenmotor
- Tret-Unterstützung bis 25 km/h
- Unterstützungsstufen 3, plus Smartassist bei App-Nutzung
- Leistung 250 Watt
- Gewicht E-System 3,5 kg
- Gewicht Motor solo 1,9 kg
- Akku-Optionen 236 Wh oder 350 Wh im Unterrohr + Range Extender 171 Wh
- Reichweite bis 185 km (Herstellerangabe, mit Range-Extender)
- Verfügbar zum Start unter anderem an Stevens und Bianchi Bikes – unsere Testräder
- Infos https://mahle-smartbike.com/de/
Mahle X30 Motor Details
Der Mahle X35 E-Antrieb im Hinterrad gilt als Pionier der Light E-Bikes im Rennrad- und Urban-Bike-Bereich. Eine smarte App-Verknüpfung, geringes Gewicht und unauffällige Optik dank schlankem Akku im Unterrohr sind seine Markenzeichen. Sein Performance-Pendant Mahle X20 machte als superleichtes Aggregat den E-Bike-Hinterradmotor im Highend-Rennrad salonfähig: Unter anderem setzten Pinarello, Bianchi, Orbea und viele andere von Anfang an auf das leichte System, um besonders leichte Rennräder herauszubringen. Nur 1,5 kg wiegt der X20-Motor und nimmt für sich in Anspruch das leichteste E-Bike System auf dem Markt zu sein – und in unserem letzten E-Gravel Bike Test waren die leichtesten Bikes mit diesem System ausgerüstet. Gewichte um 11 kg sind möglich.
Effizienzvorteil Hinterradmotor
Der direkte Antrieb summiert sich laut Mahle-Messungen und -Berechnungen zu einem echten Effizienzvorteil für das Hinterradmotor-System. Mahle benennt 15 % bessere Ausnutzung der vorhandenen Energie für den X30 gegenüber typischen Full-Power Mittelmotoren. Sie resultieren dabei laut Mahle aus geringeren Wirkungsgradverlusten durch den direkten Antrieb gegenüber Verlusten in der Kette ebenso wie aus dem geringeren Gewicht durch kleinere Akkus und leichte Motoren.
Hersteller wählen Motormapping
Gleichzeitig legte Mahle von Anfang an viel Wert darauf, den Fahrrad-Herstellern eine ganz eigene Motorcharakteristik zu ermöglichen. Anders gesagt: „Kundinnen und Kunden sollten kein Mahle-Rennrad kaufen, sondern eben ein Bianchi, Orbea oder Mondraker mit eigenem Motorcharakter“, sagt Alberto Serrano von Mahle.
Wie sehr die Hersteller ins Detail der passenden Unterstützung, abhängig von der Trittfrequenz und Drehmoment dabei gehen, könnt ihr in unserem Orbea Gain Test mit dem Mahle X20 ausführlich nachlesen.
Unterschiede Mahle X20 vs. Mahle X30
Warum so viele Worte zum Mahle X20? Weil der neue Mahle X30 mit allen Komponenten des Mahle X20-Systems kompatibel ist. Entsprechend erlaubt er genauso individuelle E-Rennräder, E-Gravel Bikes oder E-Urban-Bikes der Marken. Aber, es handelt sich natürlich um einen neuen Motor mit anderer Motorsteuerung.
- Kraftentfaltung: Der wichtigste Unterschied: Der X30 entfaltet mehr Kraft aus der Mitte. Im Tempobereich zwischen 12 km/h und 25 km/h erzeugt er mehr Kraft als der X20-Motor (und auch als der X35). Dafür ist er beim Anfahren unter 12 km/h etwas schwächer auf der Brust.
- Gewicht: Gleichzeitig hat Mahle den X30 mehr auf Robustheit und weniger auf Leichtgewicht getrimmt. So besitzt er kein gefrästes Gehäuse wie der X20, was den X30-Motor rund 400 g schwerer macht. Das gesamte System ist rund 500 g schwerer als das X20-System.
- Robustheit: Mahle verspricht, dass der neue X30-Motor ein Fahrradleben lang mitmacht. Bei Mahle Smartbikesystems in Palencia werden alle Bauteile des Systems Dauerprüfungen unterzogen. Unter anderem als Konsequenz daraus, besitzt der X30-Motor keine Steckachse wie das sportlichere Pendant und einen anderen Stromanschluss im Ausfall-Ende.
Mahle kündigte bei der Vorstellung in Palencia, zu der wir eingeladen wurden, außerdem bereits spannende Updates für die Konnektivität und Steuerung der Bikes an, für die das Mahle ONE Ecosystem des X30 – im Gegensatz zum X35 – bereits vorbereitet ist. In der Tabelle findet ihr alle Unterschiede zwischen X35, X30 und X20 im Überblick.
Mahle X20 | Mahle X30 | Mahle X35 | |
---|---|---|---|
Drehmoment | 55 Nm | 45 Nm | 40 Nm |
Maximalkraft | 250 Watt | 250 Watt | 250 Watt |
Bauart | Hinterrad-Getriebemotor | Hinterrad-Getriebemotor | Hinterrad-Getriebemotor |
Gewicht E-System | ca. 3 kg | ca. 3,5 kg | ca. 3,5 kg |
Unterstützung bis | 25 km/h oder 25 m/ph | 25 km/h oder 25 m/ph | 25 km/h oder 25 m/ph |
Akku-Optionen | 236 Wh oder 350 Wh | 236 Wh oder 350 Wh | 244 Wh |
Range Extender | 171 Wh | 171 Wh | 208 Wh |
Reichweite (mit Range Extender) | bis 200 km | bis 185 km | bis 165 km |
Ladegerät | Active Charger 4A | Active Charger 4A | Charger 2A |
Sensoren | PAS oder Drehmoment + Kadenz | PAS oder Drehmoment + Kadenz | PAS |
Kompatibilität | X30 Komponenten | X20 Komponenten | – |
E-System | One Ecosystem | One Ecosystem | Limited One Ecosystem |
Mahle X30 Akkus & Laden
Alle Akkus des bekannten Mahle X20-Systems lassen sich auch mit dem Mahle X30 kombinieren. Die Entscheidung, welcher der beiden Unterrohr Akkus mit 236 Wh oder 350 Wh zum Einsatz kommt, liegt bei den Bike-Herstellern. Nachrüsten lässt sich immer der Range Extender mit 171 Wh. Er sitzt in einem wasser- und staubdichten Gehäuse, das genau in den Trinkflaschenhalter passt.
Spannend: Für September hat Mahle bereits einen Adapter angekündigt, der aus dem Range Extender eine smarte Powerbank macht, mit der sich zum Beispiel auch Laptops nachladen lassen.
Mit dem 4A-Ladegerät soll der interne Akku in weniger als 2 Stunden auf 80 % der Kapazität geladen werden können, was wir leider vor Ort nicht checken konnten.
Bedienung und Display
Auch bei der Steuerung des Mahle X30 greift man auf die vertraute Logik und Komponenten zurück. Immer zum System gehört das Kontrollelement im Oberrohr. Über einen Drucktaster lassen sich hier 3 Unterstützungsstufen durchschalten. Welche gerade eingelegt ist, zeigt die Färbung der LED an. Bei Kopplung mit dem Smartphone kommt noch der Smartassist Modus hinzu. Die Länge des farbigen Balkens gibt dabei Auskunft über den Akkustand.
Die Steuereinheit im Oberrohr enthält auch Sensoren. Mit einem Lichtsensor kann etwa automatisch Licht zugeschaltet werden (wenn am Rad vorhanden und verbunden). Außerdem enthält es einen Lagesensor, um den Steigungsgrad zu erkennen – letzteres nutzt das System zu Wahl der passenden Unterstützung im Smartassist Modus.
Wichtig zu wissen: An Bikes, die nur die Steuereinheit im Oberrohr haben, können die Unterstützungsstufen nur in eine Richtung durchgeschaltet werden. Also von 1 nach 2 nach 3 wieder auf 0, dann wieder auf 1 und so weiter.
Zusätzlich gibt es das Schwarz-Weiß LCD-Display. Es zeigt wichtige Fahrdaten wie Distanz, Geschwindigkeit, geschätzte Restreichweite und Akku-Kapazität in Prozent an. An seinen beiden Tasten lassen sich die Unterstützungsstufen hoch- und runterschalten.
Eine weitere Option sind die Zusatztaster, die beliebig am Lenker platziert werden können. Sie erlauben es ebenfalls, die Unterstützungsstufen in beide Richtungen zu wählen und sie können an Rennrädern auch unauffällig unter dem Lenkerband platziert werden.
KI im Smartassist-Modus und My Smart Bike App
Die smarte Verknüpfung des E-Bikes mit dem Internet war sozusagen der Gründungsgedanke von Mahle Smartbikesystems, als das Unternehmen in Spanien startete – damals noch als Ebikemotion und nicht unter dem Dach des deutschen Automotive-Zulieferers. „Jedes Rad hat sozusagen ein Abbild in der Cloud“, beschreibt Marco Antonio de la Serna, Gründer von Ebikemotion den Ansatz, der bei der Gründung 2015 wegweisend war.
Deshalb gab es von Anfang an die Mahle My Smart Bike App. Hier finden Besitzer ihr jeweiliges Bike wieder, wenn sie die App nutzen. Und dort können sie auch eigenes Motor-Feintuning vornehmen, sobald das Bike gekoppelt ist. Auch sperren lässt sich das E-System hier – weitere Services, die Diebstahl erschweren, hat Mahle bereits angekündigt. Und auch für die Apple Watch gibt es eine passende App. Motor-Unterstützung, die sich nach Herzfrequenzwerten richtet, ist laut Mahle keine allzu ferne Zukunftsmusik.
Smartassist heißt: Wer im Sattel sitzt, muss nichts anderes tun als Treten, Bremsen, Lenken und Schalten.
Der wesentliche Pluspunkt der App (aus unserer Sicht) ist aber die Smartassist Funktion. Hier entscheidet die Bikesteuerung selbst, welche Unterstützung wann am besten geeignet ist. Smartassist heißt: Wer im Sattel sitzt, muss nichts anderes tun als Treten, Bremsen und lenken. Grundlage sind einerseits die Daten, die Fahrerinnen und Fahrer selbst eingegeben haben, wie etwa das Gewicht. Andererseits nutzt das System die Daten der Sensoren wie dem 3D-Lagesensor, um etwa die Steigung zu erkennen.
Dabei lernt das Smartassist-System auch ständig weiter und „merkt“ sich sozusagen den Bedarf der Fahrerinnen und Fahrer und passt sich in Echtzeit an. Möglich macht das eine KI, die im Hintergrund in der Cloud mit kalkuliert.
Ist der Smartassist-Modus eingeschaltet, lässt sich aber auch händisch immer noch das grundlegende Ansprechverhalten des Motors individuell steuern. „Effizienz“ heißt der Punkt im Menü. Gemeint ist der Effekt der eigenen Tretkraft. Je geringer die gewählte Effizienz, desto weniger stark reagiert der Motor.
Auch für Mahle hat das smarte Set-up natürlich Vorteile. Wenn Nutzer entscheiden, Daten zu teilen – und nur dann –, kann Mahle sie nutzen, um das System zu verbessern. Die möglichen Vorteile reichen von einer exakteren Kalkulation der Restreichweite bis zum Berücksichtigen der Daten bei Neu-Entwicklungen. Beim neuen Mahle X30 Motor flossen etwa die bekannten Daten aus der X35-Nutzung mit ein.
Ein Fakt am Rande: Hunderte Nutzer haben bereits rund 50.000 km mit ihren Mahle-X35-Bikes Bikes auf der Uhr. Und damit direkt zu den Testfahrten mit dem neuen Mahle X30.
Mahle X30 Test auf dem Kurs
Wir hatten an zwei Tagen Gelegenheit, den Mahle X30-Motor an drei verschiedenen Biketypen vor der Markteinführung zu testen: Bestückt mit dem neuen 45 Nm-Aggregat waren ein (noch) namenloses Gravel Bike sowie zwei Bikes, die direkt zusammen mit dem Motor auf den Markt kommen sollen: Ein Stevens Urban Bike mit Pinion 9-Gang-Getriebe und das neue Bianchi E-Oltre Aero-Rennrad – letzteres von Passanten in und um Palencia viel bewundert ob seiner gar nicht E-Bike ähnlichen eleganten Erscheinung. Was fiel während der Testfahrten mit dem neuen X30 allgemein auf?
Starten
Zunächst: Nur zu Testzwecken habe ich noch Stufe 1 bis 3 durchprobiert. Nach dem anfänglichen Hin- und Herschalten, habe ich bei allen meinen Fahrten nur noch den Smartassist Modus genutzt, einfach weil es am bequemsten war. Und weil man die anderen Modi nicht vermisst. Voraussetzung ist das vorherige Koppeln mit dem Smartphone, das problemlos lief (iPhone). Dann muss man das Bike auf einer waagerechten Fläche kalibrieren. Sonst weiß der Sensor nicht, wann es in eine Steigung geht. Ab Start steht die Effizienz beim Testrad auf 50 % – aber auch hier können Hersteller eine eigene Vorgabe machen.
Das Ansprechverhalten beim Losfahren ist fühlbar länger als bei Mittelmotoren, mindestens eine halbe Kurbelumdrehung vergeht ohne Schub, bevor der Motor loslegt. Das gilt auch während der Fahrt, wenn die Pedale zuvor lange stillstanden. Wer also viel technische Passagen bergauf fährt und fast aus dem Stand von null auf hundert wieder volle Zusatzkraft braucht, ist mit anderen Systemen besser bedient.
Wie laut ist der Mahle X30?
Erstens: Der neue Mahle X30 ist leise, eigentlich unhörbar, wenn Fahrgeräusche wie Wind hinzukommen. Typisch für einen Getriebemotor wie den X30 ist, dass die Geräusche bei schnellem Tempo zunehmen. Aber man muss schon bewusst hinhören, um die Arbeit des Motors wahrzunehmen. Am Berg bei wenig Umdrehungen ist er nahezu lautlos.
Wer in Ruhe auf Tour die Natur und die Umgebung genießen will, ist deshalb mit dem Mahle X30 hervorragend bedient, besser als mit allen uns bekannten Mittelmotorsystemen außer dem TQ-System.
Wie stark ist der Mahle X30?
Apropos, Berg. Wie verhält es sich mit dem angepriesenen komfortableren Fahren des neuen Mahle X30? Macht sich die stärkere Kraftentfaltung im mittleren Tempobereich in der Praxis bemerkbar? Zunächst schiebt der Motor nach dem Anspringen schon recht kräftig nach im Smartassist Modus. Während man auf Stufe 1 allenfalls etwas wie eine leicht helfende Hand verspürt, ist es im Smartassist Modus schon ein kräftiger Schubser.
Der Sprung zum Wohlfühlbereich des Motors oberhalb 12 km/h ist deutlich zu fühlen. Einmal in Fahrt, legt der Mahle X30 hier noch einmal an Kraft zu, fühlt sich aber dabei sehr natürlich an. Im erinnerten Vergleich zum Mahle X20, der eher kontinuierlich mehr Watt am Hinterrad abliefert, je schneller man fährt, fühlt sich der Mahle X30 etwas mehr nach Mittelmotor an.
Mit diesem Charakter fährt man auch an steileren Bergpassagen über 12 % gut, solange das Tempo im zweistelligen Bereich bleibt. Ganz langsames Treten und Schleichen an sehr steilen Stichen spielt Hinterradmotoren generell nicht in die Karten. Das kann auch der Mahle X30 nicht verleugnen.
Verhalten an der Unterstützungsgrenze
Dass man über die 25 km/h Unterstützungsgrenze hinausfährt, merkt man mit dem Mahle X30 in den seltensten Fällen. In der Ebene lässt sich der Übergang kaum ausmachen, wenn Windschatten gegeben ist oder Rückenwind. Bergab rollt man einfach über die 25 km/h Marke hinweg. Anders gesagt: Nur der Wegfall der E-Unterstützung macht sich hier bemerkbar.
Mahle X30 am Gravel Bike
Während das E-Rennrad in Deutschland eher ein Nischendasein führt, sorgen immer mehr E-Gravel Bikes für Bewegung im Markt. Zwei E-Gravel Bikes mit Mahle X20 waren in unserem E-Gravel Vergleichstest 2023 vertreten.
Mahle will mit dem X30 die Anforderungen beim Graveln noch besser bedienen. Grundsätzlich passt die angepriesene Robustheit natürlich gut zu einem Gravel Bike, das offroad Staub und Matsch ausgesetzt ist. Mehr Kraft bei typischen Freizeit-Gravel-Geschwindigkeiten zwischen 12 km/h bis zur Unterstützungsgrenze sind im Gelände-Einsatz ebenfalls willkommen und machen sich tatsächlich auch im Fahrgefühl bemerkbar.
Bei der Wahl der Effizienz im Smartassist Modus habe ich mich nach anfänglichem Probieren für 60 % entschieden, weil ich mir an steileren Gravel-Anstiegen mehr Power wünschte, als der Motor im voreingestellten Modus lieferte. Dennoch muss man klar sagen, dass auch der bisher kräftigste Mahle-Hinterradmotor am Berg im Gelände noch eine gewisse eigene Grundfitness abruft. Einfach Beine fallen lassen und hochgeschoben werden, ist nicht. Aber dafür schiebt der Motor über manches Hindernis einfach noch hinweg, auch wenn man schon die Kraft zurückgenommen hat.
Die 24 km-Gravel Testrunde mit 560 Höhenmetern habe ich mit Leistungsmess-Pedalen zurückgelegt (hier zur Gravel-Runde auf Strava). Meine durchschnittliche Leistung liegt dabei rund 80 Watt unter dem, was ich sonst auf einer Grundlagen-Gravelrunde in die Pedale bringe. An einem 100 Höhenmeter-Gravel-Anstieg mit Steigungen von 5 % bis 18 % stehen aber dennoch hinterher 180 Watt Durchschnittsleistung im Protokoll. Beine baumeln lassen, dürfte für Gravel-Einsteiger anders aussehen.
Was die Zahlen nicht zeigen. E-Graveln macht Spaß, weil die zusätzliche Kraft technischeres Fahren in vielen Situationen erlaubt. Das Fahren auf Stufe 1 habe ich mir rasch abgewöhnt. Wennschon, dennschon.
Was die Zahlen nicht zeigen. E-Graveln macht Spaß, weil die zusätzliche Kraft technischeres Fahren in vielen Situationen erlaubt. Das Fahren auf Stufe 1 habe ich mir rasch abgewöhnt. Wennschon, dennschon.
Eine Idealbesetzung ist der Mahle X30 Motor aber für das Tourenfahren auf Gravel. Hier kann er seine Vorteile wie Laufruhe und gleichmäßige Kraftentfaltung am stärksten zur Geltung bringen.
Mahle X30 am Bianchi E-Oltre
Das neue Bianchi E-Oltre soll zeitgleich mit dem neuen Mahle X30 erscheinen und setzt voll auf das neue System. Wer den bulligen Auftritt von einigen E-Rennrädern mit Motoren gewohnt ist, wird bei dem schlanken Bianchi Aero-Renner mit der wohltuenden Formensprache eines richtigen Rennrades verwöhnt. Vom aerodynamisch optimieren Carbon-Cockpit über Hochprofilfelgen bis zum offensichtlich windschnittig gestalteten Carbon-Rahmen und der Highend Dura Ace-Gruppe ist alles dran, was das ambitionierte Sportlerherz begehrt. Zusätzlich verleihen breite Reifen dem Renner einen gewissen Allroad-Charakter, aber die Sitzposition ist sportlich.
Und wo wir mit dem Gerät auftauchten, konnten wir uns neugieriger und fragender Blicke gewiss sein. Der Mahle X30-Motor versteckt sich im Hinterrad, der Akku sitzt im Unterrohr und Bianchi verzichtet auf das Display, sodass man dem E-Oltre sein „E“ kaum ansieht.
Weil es sich um ein Rennrad handelt und es sich auf der Straße besser rollt, habe ich zum Kennenlernen des Bianchi E-Oltre den Smartassist Modus zunächst per App auf eine geringere Effizienz von 20 % gestellt. Devise: Testen, wie viel Rennrad im E-Rennrad steckt. Und wie erwartet ist auf flachen Strecken selbst in derart niedrigem Modus die Unterstützungsgrenze quasi sofort überschritten. E-Rennradfahren im Flachen schont den Akku. Oberhalb der Unterstützungsgrenze rollt es sich auch mit 34 km/h in der Gruppe gut mit. Unterschiede zum normalen Rennrad sind eigentlich nur in der Art zu erkennen, wie sich das Rad bei Antritten unter dem Körper hin und her bewegt und in der weniger agilen Beschleunigung (oberhalb 25 km/h).
An leichten Anstiegen muss ich mit 20 % Effizienz schon kräftig treten, sodass ich mich auch auf der Straße schnell für 50 % entscheide. Auch dann bleibt das Fahrverhalten noch natürlich. Der Motor arbeitet eher gleichmäßig, erzeugt keine plötzlichen Kraftwellen, sondern schiebt harmonisch an. Auch im Wiegetritt mit den eher unrunden Krafteinwirkungen durch die Beine bleibt der gleichmäßige Unterstützungscharakter. Eher schiebt der Mahle X30 mal mehr nach, wenn man „wieder rausnimmt“, als unrund zu werden.
Auf der Teststrecke im (wunderschönen) Nationalpark Montana Palentina im Süden der Picos de Europa standen 648 Höhenmeter auf 34 km auf dem Programm. Dabei war auch ein eher gleichmäßiger Anstieg auf den Alto la Varga Pass mit rund 200 Höhenmetern. Hier zeigt sich erneut, dass der E-Motor keineswegs die ganze Arbeit erledigt. Auf dem Segment werfen die Garmin Rally-Leistungsmesser noch 142 Watt Eigenanteil im Schnitt aus. Ein Mini-Wettstreit unter E-Rennradfahrerinnen und -Fahren zeigt, dass sich auf solchen Strecken auch mit Motorunterstützung Leistungsunterschiede herausfahren lassen.
Erkenntnisgewinn am Ende der 34-km-Runde mit sportlichen 648 Höhenmetern. Am Ende der Fahrt hatte der Akku des Bianchi E-Oltre noch 45 % Restkapazität, wobei ich die meiste Zeit mit 50 % Effizienz im Smart-Assist Modus unterwegs war. Bedeutet: im Umkehrschluss, auch 70 km mit 1.200 Höhenmetern in den Bergen sind für Fahrer meiner Statur (siehe Testerprofil) ohne Range Extender möglich. In der Praxis dürfte es sogar gegen 90 km bis 100 km gehen, da es in unserem Testride im Wesentlichen bergauf ging und die Abfahrtskilometer fehlten.
Interessant ist auch ein Blick auf die Leistungskurve der E-Rennradfahrt im Vergleich zu meinen anderen Fahrten in 2024 – vor allem der Bereich ab 5 Minuten. Daraus geht hervor, dass das Mahle X30-Rennrad mir im Schnitt rund 120 Watt meiner eigenen Arbeit abgenommen hat.
Fazit Mahle X30 Test im Rennrad
Vorläufiges Fazit: E-Rennradfahren macht mir mehr Spaß, als ich vorher gedacht hätte. Und wenn E-Rennrad, dann mit einem leichten System ohne Full-Power-Motor. Dabei tritt der Mahle X30 im Bianchi E-Oltre den Beweis an, dass es gar nicht der nominell stärkere Mahle X20 sein muss, wenn es nicht um die größte Gewichtsersparnis geht. Die Fahrkultur ist genauso hoch und Rennrad-würdig. Auch ohne den verfügbaren Range Extender sollten unserer ersten Testfahrt zufolge Reichweiten um 100 km für Fahrer mit Normalgewicht realisierbar sein.
Blick ins Entwicklungszentrum von Mahle
Zum Schluss gab es im Rahmen der Testfahrten noch einen Blick ins Entwicklungszentrum von Mahle Smartbikesystems in Palencia, Spanien. Die Stadt, zwei Stunden Hochgeschwindigkeitszugfahren von Madrid entfernt, ist die Wiege der Mahle E-Bike-Sparte. Hier wurde das Unternehmen Ebikemotion 2015 gegründet, damals noch als Start-up ohne Mahle an Bord. Nach 2 Jahren Entwicklungszeit erschien 2017 der X35-Motor im Orbea Gain, der mit der smarten Verknüpfung und dem geringen Gewicht für Aufsehen sorgte. Vor 6 Jahren schlossen sich Ebikemotion und Mahle zusammen zu Mahle Smartbikesystems. Das erste gemeinsame Produkt war allerdings kein Hinterradmotor, sondern der Mittelmotor im Specialized Turbo Creo SL, den man zusammen mit dem Specialized Entwicklungszentrum in der Schweiz speziell für die Bikes der Kalifornier entwickelte – und der inzwischen in zweiter, stärkerer Generation bei Specialized für Vortrieb sorgt. 500.000 E-Bikes mit Mahle-Motor sollen rund um den Globus aktuell unterwegs sein.
Insgesamt arbeiten 150 Menschen in Palcencia an den E-Bike-Motoren der Gegenwart. Dabei arbeitet man mit 115 Ingenieuren an den weltweiten Mahle-Standorten zusammen und kann so von den Ressourcen des großen Automotive-Unternehmens profitieren, war beim Rundgang durch den Standort zu erfahren.
In dem weißen Gebäude am Standort Palencia findet einerseits die gesamte Entwicklung von den ersten Prototypen bis zur Serie statt. Andererseits erledigt Mahle hier auch solche Service-Fälle, die von den Service-Mitarbeitern vor Ort nicht gelöst werden können. Für beide Fälle ist das Gebäude in Palencia vollgestopft mit umfangreichen Prüf- und Testarmaturen.
Ein paar Beispiele aus den Testabläufen: An Endurance-Prüfständen durchlaufen die einzelnen Motoren 15.000 Fahrkilometer im Zeitraffer. In Salzdampf- und Hitzekammern müssen die Aggregate ihre Klimabeständigkeit beweisen. Aber auch, wie sich die Motoren eingebaut in Bikes verhalten, wird an Rollenprüfständen untersucht. Sie können mit realen Fahrer-Gewichten belastet werden und können auch raue Belagsarten simulieren.
Was sagt ihr zum Mahle X30?
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22 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumJa, er darf die Meinung vertreten und äußern, dass das "E" vielleicht tatsächlich eine extra Seite benötigen könnte. Der Umfang und die Komplexität des Themas, siehe diesen Test, rechtfertigt das doch schon. Die Technik schreitet in diesem Bereich rasant voran und wird sich zum Fahrrad immer weiter differenzieren und unterscheiden (Z.B.: Motor-Getriebe-Einheiten, automatische Schaltungen drängen zunehmend auf den Markt und allein das Thema Elektronik etc ist schon sehr speziell). Aufgrund des überschwemmenden "E" kann das hier für den Nicht-E-Fahrer daher ansonsten alsbald ein sehr mühsames und spezielles Körnersuchen werden!
Warum setzt man sich deshalb im eigenen Interesse nicht für ein E-Forum ein, sondern versucht sich trotz des Fortschrittes an archaischen Fahrmaschinen festzuhalten? Gibt es beim MTB (eMTB) doch sinnigerweise auch schon! Dort kann sich dann jeder auch speziell informieren.
Btw: Ich surfe in allen Foren des Betreibers und bin recht froh über die Trennungen. Gilt sogar für Themen bei "Nimms-Rad.de.
AHA ! Es gab wieder mal 'ne gesponsorte Produktvorstellung für Redakteure in netter Umgebung.....
Vielen Dank für den Beitrag! Ich hab die Frage aufgeworfen und dabei auch an die E-MTB-Seite gedacht. Besser hätte ich auch nicht formulieren können, worum es mir ging. Jedenfalls nicht darum, jemandem sein E-Bike madig zu machen. Einfach gut auf den Punkt gebracht.
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