Toot TheFalcon 300 RR Stradale: Infos
- Abstammung vom BlackFalcon-Bahnrad (2021 Track-WM)
- Rahmen aus AlScaZir-Aluminium-Scandium-Zirkon-Legierung
- 3D-gedruckte Komponenten in Scalmalloy (APWorks Airbus)
- LSST-Geometrie (BMX-inspiriert) für maximale Steifigkeit
- Individuelle Anpassung via Digital-Twin-Modellierung
- UCI-konform laut Herstellerangaben
- Aerodynamik CdA-Wert ab 0,188 laut Herstellerangaben
- Besonderheiten ASHAA-Cockpit, TOOT T001R-Gabel
- Verfügbarkeit Auf Anfrage (kundenspezifische Fertigung)
- www.tootengineering.com
Bahnrad-DNA trifft Straßenoptimierung
Das TheFalcon 300 RR ist kein adaptiertes Bahnrad, sondern ein von Grund auf für die Straße entwickeltes Modell – allerdings mit unverwechselbarer Track-Optik. Basis bildet die AlScaZir-Legierung, die bereits bei der Manaia-Serie für internationale Titelsiege sorgte. Laut Toot übertrifft das Material klassisches Ergal-Aluminium bei gleicher Schweißbarkeit.
Die Wurzeln reichen jedoch weiter zurück: Toot (bzw. T°Red) hatte bereits bei den UCI Track Cycling Weltmeisterschaften 2023 in Glasgow das X23 Swanigami erfolgreich im Einsatz. Das TheFalcon 300 RR Stradale ist eine Weiterentwicklung der Bahnrad-Plattform BlackFalcon, welche schon bei der WM 2021 zu sehen war. Durch den Transfer der mechanischen und aerodynamischen Vorteile aus dem Velodrom auf die Straße soll das TheFalcon 300 RR ein einzigartiges Maß an Effizienz bieten.
Additive Fertigung: maßgeschneidert per 3D-Druck
Steuersatzbereich, Tretlager und Sitzstreben bestehen aus 3D-gedruckten Scalmalloy-Komponenten. Diese werden mittels Digital-Twin-Simulationen (Universität Pavia) individuell an Fahrerparameter angepasst. „Jeder Rahmen ist ein Unikat“, betont Projektleiter Romolo Stanco. Die Technik stammt direkt vom Olympia-Projekt des Herstellers.
Zudem verfolgt Toot das sogenannte ADAPT-System (Adaptive Design Advanced Process Technologies), bei dem für jeden Kunden die individuelle Fahrerposition und die gewünschte Steifigkeits- bzw. Komforteigenschaften ermittelt werden. Ziel ist eine passgenaue und Überproduktion vermeidende Fertigung, die sich an den realen Bedürfnissen des Fahrers orientiert.
LSST-Geometrie: BMX-Philosophie für Rennradfahrer
BMX-Rahmen haben sehr kurze und kompakte Hauptrahmendreiecke, was nicht nur ihre typische Optik sondern vor allem ihr extrem reaktionsfreudiges Fahrverhalten und Sprintstärke ausmacht. Genau dieses Prinzip der „kleinen Dreiecke“ überträgt Toot auf das TheFalcon: So liegen möglichst große Teile des vorderen Rahmendreiecks sozusagen im Windschatten des Vorderrades, was zugleich die Frontalfläche gering hält und die Steifigkeit zu erhöht. Dadurch entsteht auch der typische Toot-Look mit den langen, nach oben gestreckten Vorbauten.
Diese „Low Stack Small Triangles“ genannte Geometrie reduziert den Frontalfächenwiderstand durch kompakte Dreiecksformen und einen extrem aufrechten Sitzwinkel. Toot zufolge verbessert dies nicht nur die Aerodynamik, sondern auch die Kraftübertragung – nicht zuletzt inspiriert von Chris Boardmans Lotus 108 und Graeme Obrees Old Faithful.
Der Nachteil des extrem kompakten Rahmendreiecks: Im vorderen Rahmendreieck findet nur eine Trinkflasche Platz. Toot sieht das jedoch als vertretbares Zugeständnis an die konsequent aerodynamische Ausrichtung. Für längere Fahrten empfiehlt der Hersteller die Montage einer zweiten Flasche hinter dem Sattel.
Aerodynamik: Track-Performance für die Straße
Windkanaltests am Tissot Velodrom Grenchen sollen einen CdA-Wert von 0,188 bei einem Anströmwinkel von 0° bestätigen. Laut Aussage von Toot ist das TheFalcon 300 RR Stradale mit diesem Wert 12 % effizienter als vergleichbare Aero-Rennräder. Bei 50 km/h soll der Leistungsbedarf bei 361 W liegen, womit das Toot Aero-Rennrad nahe am eigenen Bahnrad liegen soll. Unabhängige Tests stehen allerdings noch aus.
Toot scheut keine Vergleiche mit den derzeit schnellsten Aero-Rennrädern. In weiteren Velodrom-Tests in Valencia mit dem Fahrer Sebastian Mora (unter Leitung von Didac Navarro, Performance Manager bei UAE Team Emirates) habe das TheFalcon 300 RR den Vergleich mit namhaften Konkurrenten, beispielsweise Colnago Y1Rs, Cervelo S5 oder Specialized Tarmac SL8, deutlich für sich entschieden. Toot gibt an, dass die benötigte Leistung bei 50 km/h um teils über 50 % niedriger sein soll als bei gewissen Mitbewerbern. Während das TheFalcon demnach 361 W erfordert, stünden dem 391 W (Colnago Y1Rs), 518 W (Cervelo S5) bzw. 542 W (Specialized Tarmac SL8) gegenüber. Vergleichende CdA-Werte beziffert Toot auf 0,238 für das Y1Rs, 0,316 für das S5 und 0,330 für das Tarmac SL8. Die genauen Testbedingungen und Fahrerpositionen spielen hierbei jedoch eine große Rolle.
Toot betont selbst, dass jedes Exemplar und jede Sitzposition individuell auf den Fahrer abgestimmt wird, was entsprechend einen Vorteil für das eigene Produkt bedeutet. Auch die radikalen Komponenten wie die Laufräder und der schmale Lenker finden sich an werksnahen Aero-Rennrädern eher nicht, weil sie das Handling des Rades erschweren (man denke an Seitenwind). Zudem sollte man bei den Toot Angaben bedenken, dass sie ausschließlich für frontale Anströmung gelten, wie sie auch auf der Bahn vorherrscht. So kann man das TheFalcon vor allem als Beispiel dafür sehen, welche Effizienzgewinne mit konsequenter Aero-Optimierung auch in kleiner Fertigung gemacht werden können.
Rennsporterprobte Details
- ASHAA-Cockpit: Integrierter +10°-Vorbau für tiefe Position
- T001R-Gabel: Straßentaugliche Variante der Bahnrad-Gabel
- Superquadro-Geometrie: Kompakte Lenkwinkel für präzises Handling
- 13-fach-Antrieb: Auf Wunsch mit 11–42er Kassette und großem 56er Kettenblatt
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Was sagt ihr zum Toot TheFalcon 300 RR?
18 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIch glaube kaum dass das Rad alleine von der Aerodynamik an jener anderer profilierter Konkurrenten rankommt. Somit liegt, wie bereits aufgeschlüsselt, der Vorteil bei diesem Gerät in der Positionierung des Fahrers.
Interessant hingegen sind die Cura Zangen, aber vor allem die Bremsscheiben!
Was heute alles als Windkanal durchgeht ist wirklich erstaunlich. Das Rad steht also irgendwo im Randbereich der Wirbelschleppen von vier Ventilatoren und dann nimmt man zur Kenntnis dass die DMS von den Messsockeln irgendwelche Zahlen liefern die größer werden wenn man größere Objekte oben drauf stellt? Sieht für meine Augen eher nach 'nem leicht übertriebenen Zwift-Setup aus als nach einem Ort an dem man irgendwelche Erkenntnisse gewinnen kann...
Die Bahnvariante war am Samstag bei den SixDays in Berlin beim Österreicher Felix Ritzinger am Start. Ich hatte immer etwas Sorge, dass die Sattelstütze bricht.
Er scheint das Konzept aber durchaus voll umzusetzen und ist sogar beim Mannschaftszeitfahren der WM den Lenker gefahren.
Und auch beim Graveln ist er mit einer sehr aggressiven Position unterwegs.
Sicherlich extrem, optisch "gewöhnungsbedürftig", aber ggf. doch schnell.
Brauch den ganzen Schnickschnack nicht....aber Carbonbremsscheiben...🤔😁..
Das scheint mir ein ordentliches Märchen zu sein.
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