Aerycs GCX Aerodynamic Disc C50 Infos
- Aero Carbon Gravel- und Cyclocross-Laufradsatz
- Felgenhöhe 50 mm v. + h.
- Maulweite 22 mm
- ETRTO-Maß 700x22c
- Speichenzahl 24/24
- Naben DT Swiss 350, straightpull, Centerlock
- Freilauf-Optionen Shimano/SRAM 9-/10-/11-fach, XD, XDR
- Gewicht 1.677 g (gewogen)
- Gewichtszulassung 110 kg
- Besonderheiten verschiedene Nabenalternativen, Hakenfelge, Tubeless Ready, inkl. Ventile und Tubelessband
- www.aerycs.de
- Preis 1.029 € UVP
Technische Details
Unter der Marke Aerycs bietet die Incubado GmbH aus Deutschland schon seit Jahren kompetitiv ausgerichtete Laufradsätze zu moderaten Preisen an, sowohl aus Alu als auch aus Carbon. Als Carbonfelgen im Fahrradbereich noch weniger verbreitet waren, war man schon mit eigenen Angeboten zur Stelle. Spezialität sind eigene Felgen, die mit bewährter Nabentechnik zu Laufradpaketen geschnürt werden.
Die Notwendigkeit von Felgen für den Gravel- und CX-Einsatz haben die Norddeutschen ebenfalls schnell erkannt und bieten seit 2019 Laufräder mit speziell dafür gemachten Carbonfelgen an. Sie zeichnen sich laut Aerycs durch verstärkte Seitenwände für mehr Stabilität aus. Außerdem soll ihre radiale Steifigkeit gegenüber den anderen Felgen der Marke um 10 % reduziert worden sein, was den Komfort erhöhen soll. Felgenhörner und Felgenboden sind zusätzlich verstärkt, um vor Durchschlägen zu schützen. Die Felge wird laut Aerycs außerdem in Wickeltechnik gefertigt, was zu durchgängigeren Faserverläufen und dadurch größerer Belastbarkeit führen soll.
Auf Basis der GCX-Felgen baut Aerycs eine Reihe Disc-Laufradsätze in 700c mit 30 mm, 40 mm und 50 mm mit unterschiedlichen Naben- und Speichenkonfigurationen an. Los geht es mit dem 40 mm GCX Allround für 899 €. Auch eine 650b-Variante für besonders harten Gravel-Einsatz ist zu haben. Wer auf Leichtbau Wert legt, den verweist Aerycs an die 30 mm hohen Varianten, deren Felge knapp 400 g wiegt und die mit leichten DT Swiss 240-Naben auf 1.471 g Gewicht kommen. Die ebenfalls verfügbaren MIG-Laufräder basieren auf einer anderen Felge.
Unser Testlaufradsatz gehört mit 50 mm Profilhöhe schon in die Aero-Kategorie, ist also vor allem interessant, wenn man auf langen Strecken ein paar Sekunden schinden will oder ein klein wenig Kraft sparen will – oder einfach das Rad optisch ein wenig aufwerten will. Die Gewichtszulssung von 110 kg (mit Aero Comp-Speichen) liegt im Bereich des Üblichen, ist aber angesichts der gepriesenen Robustheit nicht generös. Mit 22 mm Maulweite hat Aerycs zudem eine recht breite Option im Carbon-Gravelfelgenprogramm. Der gerade vorgestellte Zipp 303 S-Laufradsatz für den All-Road-Einsatz etwa misst 1 mm weniger in der Breite und zählt selbst schon zu den eher breiten Aero-Laufrädern. Der britische Laufradbauer Hunt hat mit dem Hunt 50 Carbon Wide Aero Wheelset ein ähnlich gepreistes, aber 3 mm schmaleres 50 mm-Carbonlaufrad-Set im Programm.
=> Hier findet ihr unseren Test der Zipp 303 S-Laufräder
Montage
Der Aerys Aerodynamic Disc C50 Laufradsatz kam vormontiert mit Maxxis Rambler-Reifen in 40 mm. Auf der 22 mm breiten Felgenöffnung erreichen sie eine reale Breite von 42 mm. Für unser Specialized Diverge 2020 Testrad war das schon an der Grenze des Machbaren. Da sich der Laufradsatz aufgrund der Aero-Form natürlich auch für den Straßeneinsatz eignet, haben wir testweise auch nominell 28 mm breite Michelin Power Road TLR Straßenreifen montiert (28-622). Sie messen auf den Felgen bei 6 bar bar 29,4 mm. Also: Unbedingt prüfen, was das eigene Rennrad oder Gravelbike an gemessener oder nomineller Reifenbreite erlaubt!
Für den Test haben wir die Reifen erstmal wieder runtergezogen und die Laufräder gewogen. Mit 1.677 g für das Set aus Vorder- und Hinterrad liegt der Satz 66 Gramm über der Angabe des Herstellers. Insgesamt ist das kein Ultraleichtbau, aber angesichts der Profilhöhe und der Breite der Felge doch ein ziemlich guter Wert, der sich sehen lassen kann. Noch etwas über 100 g sparen kann man durch die Wahl anderer Naben oder Speichen: DT Swiss 240 S (Preis dann: 1.259 €) oder Newmen Evolution SL (Preis: 1.202 €) stehen bei den Naben zur Wahl.
Die erneute Montage der Maxxis Rambler-Reifen lief von Hand ohne Zuhilfenahme von Reifenhebern. Zum Setzen der Reifen allerdings – heißt: mit Luftdruck in den Sitz im Felgenbett bringen – reichte eine Standpumpe nicht. Mit einer Kompressor-Standpumpe (Topeak) ließ sich der Maxxis-Reifen aber platzieren und aufpumpen. Der Ventilkern der mitgelieferten Tubeless-Ventile musste unbedingt vorher entfernt werden. Im Gegensatz zu den Gravelreifen ließen sich die Road-Reifen von Hand nicht auf die Felge bringen, gingen aber mit einem Reifenheber leicht ins Felgenbett. Dafür waren sie mittels Kompressorpumpe auch mit Ventilkern leicht zu setzen.
In die Redaktion kamen der Laufradsatz mit Orange Seal-Dichtmilch, die sich gut im Reifen verteilte. Ein 100 % luftdichter Verschluss ließ sich aber in unserem Set-up mit den Maxxis-Reifen nicht auf Anhieb erreichen. Innerhalb von 24 Stunden sank der Druck von 2,0 auf 1,6 bar.
Auf dem Kurs
Wer sich Hochprofil-Carbonlaufräder kauft, will nicht immer schneller sein. Auch das Aussehen, das sie dem Rennrad oder Gravelbike verleihen, dürfte für so manchen Kauf eine Rolle spielen. Denn hohe, schwarze Felgen machen optisch schneller. Am Beispiel der Test-Laufräder an einem Specialized Diverge 2019 sieht das so aus:
Und wenn das Rad gleichzeitig wenigstens nicht schwerer oder gar leichter werden soll, führt an Carbon kein Weg vorbei. Im Falle des Aerycs GCX Aerodynamic Disc C50 Laufradsatzes ergibt sich gegenüber dem Original-Laufradsatz sogar ein leicht geringeres Gewicht. Im Antritt fühlen sich die Aerycs vielleicht auch aufgrund ihrer gefühlt höheren Seitensteifigkeit auch unmittelbar direkter an als die Originale am Diverge, die mit DT Swiss R470 DB Felgen (450 g) gar keine schwereren Felgen haben. Das Freilaufgeräusch der DT Swiss 350-Naben ist erstaunlich dezent, der Freilauf aber immer zuverlässig schnell im Eingriff.
Wenn man das Tempo auf Asphalt über die 35 km/h-Marke klettern lässt, ergibt sich in jedem Fall ein psychologischer Vorteil. Aero-Felgen vermitteln das Gefühl, leichter schnell fahren zu können. Ganz grob kann man unterstellen, dass eine einigermaßen aero-optimierte Hochprofilfelge von 50 mm Höhe um die 5 Watt bis zu 10 Watt Energie bei 30 km/h gegenüber flachen Profilen spart – mit schmalen Rennradreifen. Wieviel davon mit 40 mm dicken Gravelreifen bleibt, ist mir nicht bekannt.
Wem Optik und unterstellter Effizienzgewinn nicht genügen, dem bleiben eigentlich wenig Gründe, zu teuren Carbonlaufrädern zu greifen. Aber die Aerycs GCX C50 gefielen auch fahrpraktisch Off-road sehr gut. Die erste Testfahrt fand mit 2,5 bar hinten und 2,3 bar vorne statt und führte überwiegend über Waldautobahnen mit feinem festen Schotter und trockene feste Waldböden. Auch ein ausgewaschener, sehr steiniger, kurzer Downhill war dabei.
=> Hier findet ihr Testfahrten auf Strava
Dabei fiel positiv auf, dass die Räder sowohl heftige Steinschläge als auch schnellere Wurzelpassagen klaglos wegsteckten. Nach allen Testfahrten über insgesamt rund 180 Gravelkilometer war, was die Zentriertheit angeht, keine Veränderung gegenüber dem Auslieferungszustand zu erkennen. Die breite Felge unterstützt den Reifen gut, so dass wir den Druck weiter absenken konnten. Ich empfand den Reifendruck knapp über 2 bar für gemischtes Terrain mit einigem Straßenanteil ideal, fühlte mich nicht ausgebremst. Aber gerade tubeless auf Gravel kann noch niedriger gefahren werden, zumindest wenn das Felgenbett so breit ist wie bei den Aerycs GCX Aerodynamic. Bei den weiteren Testfahrten habe ich den Druck schrittweise abgesenkt, auf zuletzt 1,9 bar vorne und 2,2 bar hinten. Auch so war die Steuerung noch sehr gut berechenbar, die Seitenführung in schnellen Kurven nicht so schwammig wie mit schmaleren Felgen. Auch eine übersehene Spurrille bei 20 km/h und ein spürbarer Durchschlag, in dessen Folge ich beinahe über den Lenker ging, blieb ohne Folgen für das Felgenhorn des Vorderrades.
Fazit von Rennrad-News.de
Der Aerycs GCX Aerodynamic Disc C50 Laufradsatz konnte in der Praxiserprobung über rund 180 Gravelkilometer rundum gefallen. Der Radsatz erwies sich in der Tubeless-Handhabung unkompliziert, wirkte im Lenkverhalten und im Antritt steifer und dynamischer als der originale Laufradsatz des Testrades mit DT-Swiss R470 Alu-Felgen. Positiv überraschend war die geringe Seitenwindanfälligkeit auch mit großen Gravelreifen – das haben wir bei so hohen Felgen schon anders erlebt. Auch die Robustheit der Felgen im harten Geländeeinsatz ist ein Plus, das mit den ebenfalls belastbaren, aber nicht superleichten DT-Swiss 350-Naben gut zusammenspielt. Das „Bollern“ der Carbon-Laufräder hört und fühlt sich tatsächlich auf der Geraden schneller an, in jedem Fall bleibt das Gefühl, auch auf schnellen Gravelpassagen keine Kraft zu verschenken. Gemessen haben wir nicht – optisch machen die hohen Carbon-Laufräder auf jeden Fall schneller. Insgesamt ist der Laufradsatz gerade mit den DT-Naben ein rundes Paket zu einem fairen Preis.
Pro / Contra
Stärken
- Aerodynamik-Bonus
- Hohe Maulweite
- Wirken robust und seitensteif
- Solide Naben
- Recht leicht
- Sehen sehr schnell aus
- Dezentes Freilaufgeräusch
- Gute Verarbeitung
Schwächen
- 3 Jahre Gewährleistung, kein Crash-Replacement
- Keine Reifendruck-Hinweise auf der Felge
- Aufkleber auf Lack
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Weitere kurze Tests aus der Serie Ausprobiert findest du auf dieser Übersichtsseite. Wenn du ein Produkt für einen ersten Test vorschlagen möchtest, schreibe uns einfach hier eine Nachricht!
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Testablauf
Der Laufradsatz wurde vom Hersteller für den Test wie beschrieben zur Verfügung gestellt. Für den Test wurden die Räder gewogen, mit verschiedenen Reifen montiert und vermessen. Für die Testfahrten wurden die Reifen auf die angegebenen, unterschiedlichen Reifendrücke befüllt. Für Geländefahrten wurde der Reifendruck zusätzlich unter den üblichen empfohlenen Wert gesenkt. Nach Testende erhält der Hersteller den Testlaufradsatz zurück.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
11 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumhttps://bikerumor.com/2020/01/28/mu...ion-in-europe-with-unbreakable-rein4ced-tech/Aber ob die auch die "Leistung" (also Steifigkeit/Gewicht) bringen wie ein Rahmen, bei dem die Lagen von Hand gelegt wurden? Vermutlich nicht ganz, wie werden eher darauf optimiert sein von Automaten gemacht werden zu koennen.
Aber trotzdem ist das eine gute Entwicklung, Konkurrenz belebt das Geschaeft.
Solange die Qualität und die Toleranzen der Rahmen besser werden, könnte ich persönlich mit einem kleinen Mehrgewicht leben.
(E-Bike) Carbonrahmen "Made in Germany" in großen Stückzahlen bis 2 Millonen/Jahr will Velosione produzieren.
Spritzgußverfahren mit Carbonfasern, 100% recyclebar, 50% umweltfreundlicher als Asien-Alurahmen laut Presseveröffentlichungen.
Das ist nicht ganz korrekt. Das ist keine Felge von Munich Composites. Wenn bei der GCX Serie ein MIG dran gehängt ist, dann ist es die geflochtene deutsche Felge.
Die getestete Felge haben wir mit einem chinesischen Hersteller entwickelt. Ein Hersteller mit dem wir seit ca. 4 Jahren zusammenarbeiten.
Es gibt schon einen futuristischen Rahmen von Munich Composites:
https://www.munich-composites.de/fileadmin/bilder/innovation/Produkte-Braid-Bike.jpg
Ernsthafte Rahmenkonkurrenz wird es denke ich nicht bald geben von MC, weil da einfach noch zu viel "Handarbeit" drin steckt und die ist verhältnismäßig teuer in München. 🙂
Was die Felgen angeht, geht das alles in die richtige Richtung bei Munich Composites. Ich denke, dass es in den nächsten 2-3 Jahren zu den Marktführern gehören wird, was die Qualität & den Preis angeht. Wir waren vor zwei Wochen nochmals vor Ort und sehen, dass viele Produktionsschritte automatisiert wurden im Vergleich zum Vorjahr. Das hat zwei Vorteile: Weniger fehleranfällig (Qualität) und weniger Handarbeit (weniger Kosten). Wir konnten auch nochmal die ein oder andere Stelle im Laufe des vergangenen Jahres optimieren.
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