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Ausprobiert! Fizik Antares Versus Evo Adaptive
Der Sattel der Zukunft aus dem 3D-Drucker?

Heute erscheint der Fizik Antares Versus Evo 00 Adaptive. Damit bringen die Italiener als Erste einen Seriensattel aus dem 3D-Drucker auf den Markt. Wir konnten das Top-Modell schon Probefahren, das für 390 Euro in den Handel kommt. Hier lest ihr wie sich das Satteldesign der Zukunft von Fizik anfühlt – und wie sich der Fahreindruck vom Specialized-Sattel mit der gleichen revolutionären Carbon 3D-Technik unterscheidet.

Fizik Anatares Versus Evo 00 Adaptive Infos und Preise

Diashow: Ausprobiert! Fizik Antares Versus Evo Adaptive: Der Sattel der Zukunft aus dem 3D-Drucker?
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# Der Fizik Antares Versus Evo 00 Adaptive ist der erste Seriensattel mit Sitzfläche aus dem 3D-Drucker
# Versus steht für die durchgehende Entlastungszone. Die Sattelform übernimmt er vom beliebten Antares
# Das geschwungene Mobius-Carbongestell ist durch das Kürzel „00“ im Namen gekennzeichnet

Gewöhnlich geht es an dieser Stelle los mit einer Einordnung der technischen Neuerungen unseres Testobjekts. Die sind beim Fizik Antares Versus Evo 00 Adaptive revolutionär, dafür steht die besondere 3D-Druck Technik von Carbon (ja, das ist der Herstellername!), die unter anderem schon in Adidas Futurecraft 3D-Sneakern zum Einsatz kommt.

=> Hier zur Erklärung der 3D-Druck-Technik für Satteldecken auf MTB-News

Mit Fizik und Specialized stürzten sich gleich zwei Größen in der Sportsattel-Produktion auf die vielversprechende Technik. Deren Vorteil gegenüber Schaumnstoff, der sonst Sättel polstert, ist eine nahezu freie Gestaltung der Nachgiebigkeit, der Rückstellkräfte oder der Durchlässigkeit der Satteldecke aus elastischem Kunststoff. Nun geht Fizik als erster Hersteller mit dem Sattel (genauer: der auf eine bestimmte Sattelform und bestimmte Fahrertypen abgestimmten Satteldecke) aus dem 3D-Drucker auf den Markt.

Fahreindruck

Das Specialized-Pendant, den S-Works Power Mirror Sattel, konnte ich als Prototyp bereits testen und stellte wegen des überraschenden Sitzgefühls den Fahreindruck voran. Das soll beim Fizik Antares Versus Evo 00 Adaptive nicht anders sein.

Die Oberfläche des Fizik Adaptive-Materials gibt sehr guten Halt, ohne zu griffig zu wirken – perfekt!

Wie fährt sich der revolutionäre Fizik-Sattel – auch im naheliegenden Vergleich zum Prototypen der Kalifornier? Der bestimmende Eindruck zuerst: sportiver. Drängte sich beim Specialized-Sattel das Gefühl einer neuen Art von Komfort auf, fühlt sich der Fizik Sattel mit Adaptive-Technologie auf den ersten Metern gewohnter, aber keineswegs unkomfortabel an – beide Sättel wurden mit identischen Bibs genutzt. Das mag einerseits an der dünneren Lage 3D-Druck-Mesh liegen. Andererseits setzt der Fizik Antares Versus Evo auch schon bei der formgebenden Sattelschale aus Carbon anders an: Er übernimmt die bei Rennradfahrern und XC-Mountainbikern beliebte Antares-Form. Und die gibt es in zwei – im Vergleich zum Specialized Sattel – schmaleren Breiten. Die schmale Version, die im Fahrtest war, fällt 4 mm weniger breit aus als der gefahrene Specialized-Sattel und liegt damit mehr im Bereich dessen, was ich sonst fahre.

=> Hier findet ihr unseren Fahreindruck des Specialized S-Works Power Mirror-Sattels

# Die Sitzfläche bietet hervorragenden Halt ohne klebrig zu wirken

Mehr als ein erster Eindruck lässt sich über beide Sättel bis jetzt nicht wiedergeben. Die Fizik-Testrunde führte über 56 km mit einer circa 10 Minuten langen Tempogeraden im Unterlenker und Anstiegen bis 21 % Steigung. Dabei fiel mir nach dem anfänglich straffen Sitzgefühl auf, dass das übliche Druckgefühl im Laufe der Fahrt weniger zunahm, als von meinen anderen Sätteln gewohnt. Die durchgehende Entlastungszone verhinderte Druckgefühl im Dammbereich sehr wirkungsvoll, die sichtbare Kante ist sitzend nicht bemerkbar. Auch die Sattelspitze ist weit bequemer, als sie aussieht. Sie bot für die genannten 10 Minuten Tempobolzen eine komfortable Position.

Apropos: Die vergleichsweise schmale Sattelnase lässt auch Fahrern mit kräftigen Oberschenkeln genug Raum. Insgesamt sitzt man mehr auf dem Sattel als im Sattel – letzteres war beim Specialized Modell der prägende Eindruck. Die Oberfläche des Fizik Adaptive-Materials gibt sehr guten Halt, ohne zu griffig zu wirken – perfekt! Laut Fizik wird der „Rohling“ aus dem 3D-Drucker nach der Entnahme noch einmal einer Laserbehandlung unterzogen, um der Oberfläche die gewünschte Beschaffenheit zu geben.

# Die Konstruktion verspricht ein luftiges Sitzklima – um das zu testen, war es allerdings zu kalt

Über das Sitzklima bei Wärme lässt sich bei den hiesigen Testbedingungen um 10 Grad Celsius wenig sagen. Es wird aufgrund der luftigen Unterseite vermutlich besser sein als beim herkömmlichen Polstersattel. Wie der Sattel Unebenheiten von der Fahrbahn glättet, ist vergleichbar mit gut dämpfenden „normalen“ Modellen. In der Summe der bisher erfahrenen Eigenschaften ist der Fizik Antares Versus Evo 00 ein sehr vielversprechender Sattel für Vielfahrer – mehr werden wir an dieser Stelle berichten, wenn wir ihn auch viel gefahren haben.

Auspacken

Positiv fällt Beim Auspacken auf: Der erste Fizil-Sattel mit Adaptive-Technik kommt vollständig in recyclebarer Kartonage verpackt. Schiebt man die erste Hülle in Sattelfarbe beiseite, weist Fizik sehr deutlich auf die Zukunftstechnik hin. Die darin gefertigte Satteldecke hat in etwa die Farbe, wie die erwähnte Sohle der Adidas Futurecraft 3D-Sneaker, nennen wir es einen blassen Celeste-Ton – ein deutliches Unterscheidungsmerkmal zum schwarzen Specialized-Produkt.

# Fizik Antares Adaptive -2
# Fizik macht kein Geheimnis aus der neuen Technik
# So präsentiert sich die 390-Euro-Investition – bei Adidas Sneakern ist die Technik inzwischen erschwinglicher geworden

Zukunftstechnik

Tatsächlich verwenden Kalifornier und Italiener verschiedene Basismaterialien. Die Oberfläche des italienischen Modells ist offener und fühlt sich glatter an. Im Inneren spielt sich aber das Gleiche ab: Unterschiedlich ausgeprägte Zellen erzeugen nahtlos ineinander übergehende Zonen verschiedener Nachgiebigkeit. Das Geheimnis, wie gut sich der Sattel später anfühlt, liegt in der Gestaltung dieser Zonen. Anders gesagt: in der Übersetzung von Daten aus Satteldruck-Analysen in Gitterstrukturen.

Die Freiheit bei der Gestaltung ist auch eine Herausforderung für die Entwickler. Alex Locatelli, Produktmanager bei Fizik, verbrachte einen Monat bei Hersteller Carbon 3D in Kalifornien, um die eigenen Befunde aus Satteldruck-Analysen in reale Formen zu übersetzen. In der Auswertung der Sitzpositionen und Druckverteilung auf dem Sattel arbeiteten die Italiener mit dem britischen Bikefitter Phil Burt zusammen, der unter anderem auch das ehemalige Team Sky und British Cycling betreute. Fertige Prototypen wurden gesponsterten Pro-Teams (unter anderem Ineos, Movistar und Jumbo-Visma) und Amateuren zum Testen gegeben. Feedback floss wieder in neue Prototypen ein. Insgesamt steckten rund 20.000 Testkilometer in dem Sattel, bevor der Aufbau der Satteldecke feststand sagt Locatelli.

# Fizik Antares Adaptive -11
# Die durchgehende Entlastungszone (Versus) nahm tatsächlich den Druck aus dem Dammbereich …
# … ohne dabei Druckspitzen an anderer Stelle zu produzieren

Für Locatelli bedeutet der Carbon 3D-Druck eine Revolution in der Sattel-Entwicklung. „Wir haben 120 verschiedene Prototypen auf ihr Auswirkungen auf verschiedene Fahrer testen können, das wären in der herkömmlichen Produktionsmethode etwa 18 Jahre gewesen“, sagt der Produktmanager. Die Idee, man könnte in absehbarer Zeit, individuelle Sättel direkt beim Bikefitter bekommen, wie sie bereits von Carbon geäußert wurde, sieht Locatelli noch nicht in naher Zukunft realisierbar. Das schon allein, weil die Bedienung des 3D-Druckers gewisse Herausforderungen beinhalte.

In der Hand

In der Hand fühlt sich der neue Fizik Antares mit Adaptive-Technik zunächst leicht an: 156 g sind spürbar leichter als der Durchschnitts-Sattel mit seinen 220 bis 300 g. Neugierig macht das Material, erstmal mit dem Daumen etwas darauf herum zu drücken. Und tatsächlich spürt man eigentlich unmittelbar verschiedene Zonen. Ganz am Ende der Sitzfläche ist alles etwas weicher, tastet man sich weiter vor, dahin wo wohl die Sitzhöcker platziert werden, verlangt das löchrige Polster deutlich mehr Druck und wirkt flexender. Wieder ein Stück weiter zur Sattelnase wird es wieder weicher, um sich dann zur Sattelnase hin wieder zu verfestigen. Da wir schon einmal beim Drücken und Tasten sind, biegen wir auch noch kräftig an der Carbonschale herum. Die gibt kaum nach. Und auch die Streben lassen sich mit bloßen Händen nicht zum Flexen bringen. Ihre geschwungene, geschlossene Form („Moebius“) soll für eine gute Gewichtsverteilung sorgen.

# Der kleine Spoiler ist im Sitzen nicht zu spüren, auch nicht, wenn man beim Klettern nach ganz hinten rutscht
# Auch auf der Sattelnase sitzt man bequem
# Das Carbongestell hat eine geschlossene Form und ist hinten …
# … wie vorne fest mit der Sattelschale aus Carbon verbunden – das soll für gleichmäßige Krafteinleitung sorgen

Montage

Bei der Montage holen die 7 x 9 mm messenden Carbonstreben den Adaptive-Nutzer zurück in den Bereich der begrenzten Möglichkeiten. Warum, ist in der Bedienungsanleitung klar vermerkt: Die Klemmung der Sattelstütze muss zu der Rundung der Streben passen. Auch muss der Klemmbereich die Streben auf einer gewissen Breite abstützen. Die Carbonstreben des Fizik Antares Adaptive-Sattel besitzen dabei keine Markierung für den Verstellbereich. Damit gilt der Hinweis, dass die Klemmung mit einem deutlichen Abstand zur Krümmung der Streben erfolgen muss. Welche Sattelstützen-Typen passen ist hier vermerkt. Ansonsten ist der Sattel wie gewohnt zu montieren. Fizik empfiehlt mit einer waagerechten Ausrichtung zu beginnen und den Winkel von da an den persönlichen Bedürfnissen anzupassen. Das resultierte für uns in einem leicht nach vorn geneigten Set-up.

# Gleichwohl schränken die 7 x 9 mm Carbonstreben den Kreis der nutzbaren Stützen ein. Fizik empfiehlt Klemmungen, die Druck von oben nach unten aufbauen
# Für die Testfahrten richteten wir den Sattel nach Probesitzen so aus

Haltbarkeit

Um die Haltbarkeit des Materials zu testen, habe der Sattel bereits alle Fizik-Tests durchlaufen. Dazu zählen Tests auf UV-Beständigkeit, eine Klimakammer, in der Temperaturen von -10 bis +70 Grad Celsius simuliert werden und Abriebfestigkeit – auch im Verhalten gegenüber Bib-Stoffen.

Die offene Struktur legt nahe, dass sich Schmutz in den Zellen dauerhaft festsetzen könnte. Einen erste Drecktest absolvierte unser Testsattel klaglos. Nach einem ausgiebigen Schlammbad ließen wir ihn einen Tag eintrocknen. Im Anschluss ließ sich der getrocknete Matsch unter dem Wasserhahn, also mit geringem Druck, abwaschen. Ananda Day von Carbon 3D sagte bei der Vorstellung der Technik, sie wasche ihr Futurecraft Sneaker auf einem kühlen Waschgang in der Spülmaschine (30 Grad). Das sollte im Zweifel auch den Sattel restlos reinigen.

# Ein Schlammbad ließen wir einen Tag einwirken
# Das anschließende Abwaschen bei normalem Wasserdruck …
# … machte die Satteldecke tiefenporig rein

Fazit von Rennrad-News.de

Fizik übernimmt die Pionierrolle, einen Sattel mit der 3D-Druck-Technik von Carbon auf den Markt zu bringen. Der Antares Versus Evo 00 Adaptive nutzt die Chancen der Technik für einen Sitzcharakter, der besonders Vielfahrer und sportliche Fahrer ansprechen wird. Im ersten Test kann vor allem die hervorragende Druckverteilung überzeugen. Sie stellt sich sowohl in komfortabler Oberlenker-Haltung als auch bei fast geradem Rücken ein – was eine neue Vielseitigkeit ist. Langstrecken-Tests stehen noch aus. Auch das niedrige Gewicht spricht für den Fizik Adaptive-Sattel. Preislich ordnet sich die neue Technologie dort ein, wo sie erwartet wurde. Spannend wird es, wenn sie an Modelle mit weniger aufwendigen und teuren Sattel-Unterkonstruktionen weiter gereicht wird. Wir hoffen, dass der Prozess bei Sätteln wie bei Schaltgruppen läuft: schrittweises Durchreichen in günstigere Regionen.

Pro / Contra

Stärken

  • Gefühlt hervorragende Druckverteilung
  • Alle Sattelbereiche profitieren
  • Flexibel in verschiedenen Positionen nutzbar
  • Perfekter Halt auf dem Sattel
  • Leicht

Schwächen

  • Preis
  • Sattelgestell aus Carbon passt nicht zu jeder Stütze
# Sattel der Zukunft für Vielfahrer

Tester-Profil: Jan Gathmann
Körpergröße 180 cm
Schrittlänge 86 cm
Oberkörperlänge 51 cm
Armlänge 62 cm
Gewicht 75 kg
Jan fährt vom Bahnrad über den Stahl-Klassiker bis zum Cyclocross- und Gravelbike alles, was einen Rennlenker hat – nur mit den Unterarmen auf dem Auflieger sieht man ihn selten. Bewunderte Pro-Fahrer: Klassikerspezialisten. Meistgemiedenes Terrain: lange flache Geraden.
Fahrvorlieben
Lieber kurz und schnell als lang und erschöpfend
Bevorzugtes Terrain
Mittelgebirge, Flandern, kurvig, gerne auch mit Flatterband auf Wiesen
Vorlieben bei der Sitzposition
Kompromiss zwischen Endurance und Race
Sprinter, Rouleur oder Kletterer?
Am ehesten wohl Rouleur. Für den Sprinter fehlen die Ellenbogen und die Watt, für den Kletterer zu schwer

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Text/Fotos: Jan Gathmann
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