Rennrad-News

Smarter Rollentrainer im Test
Bkool Smart Pro

Der Winter steht vor der Tür und damit auch die Rollentrainer-Saison. Passend zur Jahreszeit habe ich für euch den Bkool Smart Pro getestet. Lange Zeit waren – zumindest für mich – „Rolle fahren“ und Langweiligkeit synonyme Worte. Bkool verspricht, dass damit Schluss ist: Einfach nur gegen einen konstanten Widerstand fahren braucht heutzutage nämlich niemand mehr – gemeinsam mit anderen Leuten aus der ganzen Welt fährt man echte Strecken nach, sogar Steigungen und Gegenwind können simuliert werden. Alle Details zum Bkool Smart Pro lest ihr in diesem Test.

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Ausgepackt

Der Bkool Smart Pro wird in einem kompakten Karton geliefert, hierin sind alle notwendigen Teile zum Loslegen enthalten. Die einzigen beiden Dinge, die nicht mitgeliefert werden, sind natürlich ein Rennrad (oder ein beliebiges anderes Fahrrad – solange es glatte und halbwegs schmale Reifen hat) und ein Computer bzw. ein Tablet vor dem Lenker.

# Zusammengeklappt nimmt der Bkool Smart Pro nicht viel Platz weg

Der Trainer ist aufgebaut 810 mm x 610 mm x 412 mm groß und wiegt rund elf Kilogramm.

Bkool verkauft den Smart Pro für rund 550 Euro Listenpreis, im Web wechselt er aktuell auch schon für 499 Euro den Besitzer.

Lieferumfang

Aufbau und Anschluss

Der Aufbau gestaltet sich absolut problemlos und ist in wenigen Minuten erledigt. Der Rollentrainer besteht aus zwei Teilen: zum einen gibt es das Gestell, welches das Fahrrad hält und zum anderen die Rolle mit eingebauter Magnetbremse. Beide Teile werden zusammengesteckt und verriegelt. Um zusätzliche Stabilität zu gewährleisten, lassen sich am Gestell zwei Füße seitwärts ausziehen. Damit stützt sich der Rollentrainer bei Wiegetrittpassagen noch sicherer ab.

# Die Füße …
# … lassen sich für einen stabileren Stand ausziehen

Das Fahrrad wird in zwei Schritten eingebaut:

  1. Entfernen des Hinterrad-Schnellspanners bzw. der Steckachse und Ersetzen mit dem mitgelieferten und auf den Rollentrainer angepassten Schnellspanner/Steckachse.
  2. Einspannen des Fahrrades in den Rollentrainer mittels Schnellverschluss.
# Die Verriegelung befindet sich auf der rechten Seite …
# … links findet man die Abstützung mit Einstellschraube für die Achsbreite

Die Breite der Einspannung lässt sich einstellen, ein fester Sitz ist damit garantiert. Die Klemmung des Hinterrads und auch die Abstützung des Gestells ließ sich im Test auch im Wiegetritt nicht aus der Ruhe bringen und stand jederzeit sicher auf dem Fußboden.

# Bkool Smart Pro

Nachdem das Fahrrad eingespannt ist, benötigt der Bkool Smart Pro noch Strom – diesen bezieht er aus dem mitgelieferten Netzteil, welches direkt in die Rolle eingesteckt wird.

# Bkool Smart Pro - Strom bezieht der Trainer über ein Netzteil

Auf dem Computer bzw. dem Tablet muss nun nur noch die Simulator-Software installiert werden, bevor es losgeht. Computer/Tablet müssen dabei das ANT+-Protokoll sprechen. Im Lieferumfang ist ein ANT+-Adapter mit USB-Anschluss enthalten, damit macht man Windows- und macOS-Computer fit für den Bkool. Für iOS-Tablets wird ein ANT+ Wahoo Key benötigt, Android-Tablets müssen OTG beherrschen, der ANT+-Adapter wird dann in das OTG-Kabel eingesteckt.

# Die Rolle ist geriffelt und bietet mehr als genug Grip
# Seitenansicht der Magnetbremse

Software

Bkool bietet die Simulator-Software für die Desktop-Betriebssysteme Windows und macOS sowie für Android- und iOS-Tablets. Der Simulator kann kostenlos auf der Website von Bkool heruntergeladen werden und ist schnell installiert.

Die Desktop-Versionen basieren auf einer Cross-Plattform-Bibliothek, welche die Softwarewicklung über verschiedene Betriebssysteme hinweg vereinfacht. Dem Vorteil für den Hersteller in Form von deutlich vereinfachter Entwicklung steht auf Nutzerseite der Nachteil einer nicht gewohnten Bedienung gegenüber. Viele Dinge verhalten sich nicht ganz so, wie man es vom Betriebssystem kennt – wer schon mal Google Earth auf macOS benutzt hat, weiß in etwa was gemeint ist. Auf einem Retina-Bildschirm sind Schriften z. B. ziemlich pixelig. Das ist für den einen oder anderen etwas unschön, schränkt die Funktionalität des Simulators aber nicht ein.

Anfangs hatte ich Probleme, eine Verbindung zwischen dem Bkool und der Simulator-Software auf meinem iMac herzustellen. Ich benötigte einen Moment, bis ich die Lösung des Problems hatte: Der Empfänger war hinten in einen USB-Anschluss im iMac eingesteckt. Die Antenne zeigte vom Bkool weg und das Signal war damit zu schwach. Nachdem ich den ANT+-Adapter mit einem USB-Verlängerungskabel vor dem Rechner und in Richtung des Rollentrainers zeigend positioniert hatte, war die Signalstärke überhaupt kein Problem mehr.

Hier hätte ich mir etwas Hilfestellung von der Simulatorsoftware gewünscht, ein Hinweis auf eine zu niedrige Signalstärke hätte schon geholfen. So dachte ich anfangs, dass der Adapter defekt oder nicht mit macOS kompatibel war.

Mit einem Firmware-Update wurde dann die Unterstützung für Bluetooth Smart im Rollentrainer nachgerüstet – der ANT+-Adatper ist für die Verbindung dann nicht mehr notwendig, wenn der Computer Bluetooth unterstützt. Aktuelle Rechner von Apple haben zum Beispiel alle Bluetooth eingebaut.

Um den Simulator nutzen zu können, ist ein Bkool-Account erforderlich, welcher in der Grundversion erst mal nichts kostet und sich direkt aus der App heraus erstellen lässt. Nach dem Login landet man auf dem Dashboard des Simulators. Von hier aus kann man direkt in laufende Sessions mit anderen Fahrern einsteigen, sich in aller Ruhe eine neue Strecke zum Fahren heraussuchen, sich an individuellen Trainingsplänen abarbeiten oder eine seiner Favoriten-Strecken auswählen. Bkool bietet auch „Picks“ – Strecken, die besonders schön oder auch besonders schwer sind. Damit spart man sich das Selbersuchen, was für die schnelle Session zum Feierabend durchaus praktisch ist.

# Nach dem Login im Simulator …
# … landet man im Dashboard - Hier sucht man sich eine Session heraus und startet sie.
# Der Simulator zeigt die Streckendetails vor dem Start - Distanz, Streckenprofil, Höhenmeter, maximal und durchschnittliche Steigungen sowie Mitfahrer und Gegner gibt es hier zu sehen
# Auch das Video der ausgewählten Strecke lässt sich vor dem Losfahren schon mal anschauen

Startet man dann eine Trainings-Einheit, beginnt erst mal die Aufwärmphase. Hier bereitet man die Muskeln auf das Kommende vor, indem einige Minuten ohne Widerstand gefahren wird. Danach geht’s los.

# Vor jeder Einheit empfiehlt der Simulator eine Aufwärmphase
# Tastenbelegung im Simulator während einer Session

Ja nach ausgewählter Strecke verfolgt man die Session am Bildschirm auf einer Landkarte/Satellitenbild, einer 3D-Simulation oder auf einem echten Video: es ist so möglich, z. B. Vuelta-Etappen quasi live im Peloton mitzufahren. Das Video wird dabei gestreamt und in der Abspielgeschwindigkeit entsprechend der aktuellen Fahrweise angepasst. Dies funktionierte im Test einwandfrei und war meine bevorzugte Art den Bkool-Simulator zu nutzen. Die realistische Abbildung der Strecke macht das Fahren abwechslungsreich und spannend. Ob nun Alpenpass, Mont Ventoux, Col du Tourmalet oder der Central Park in New York City – das Angebot an Video-Einheiten in Bkool ist reichhaltig und bietet immer wieder neue Strecken zur Auswahl. Viele Strecken, für die es keinen Videostream gibt, kann man in einer 3D-Simulation fahren. Das ist natürlich nicht ganz so realistisch, funktioniert aber trotzdem sehr gut. Besonders das Fahren mit Gegnern funktioniert in diesem Modus ziemlich gut, da diese als 3D-Modelle sehr gut sichtbar sind.

# Für den Simulator macht sich ein großer Monitor gut, besonders …
# … wenn man im Video-Modus fährt.

Die meisten Funktionen des Simulators lassen sich mit dem Bkool-Premium-Account nutzen. Dieser kostet 96 Euro pro Jahr (8 Euro im Monat bei jährlicher Zahlweise; ein einzelner Monat kostet 10 Euro), den ersten Monat bekommt man von Bkool geschenkt. Praktisch hierbei: nutzt man Bkool Premium mal einen Monat nicht (zum Beispiel im Sommer), wird der Monat auch nicht berechnet, das Abo verlängert sich dann um diesen Monat ohne Extra-Kosten.

Der Simulator steuert passend zur aktuellen Strecke permanent die Bremse im Trainer, sodass sich Anstiege realistisch anfühlen. Die Bremse schafft dabei 1200 Watt und bringt damit locker jeden Sportler an seine Grenzen. Der Bkool hat mich mehr als einmal spüren lassen, dass 53/39er Kurbel und 12–21er Flachland-Kassette nicht unbedingt eine gut gewählte Übersetzung für einen Anstieg vom Kaliber eines L’Alpe d’Huez ist …

# Streckenvideo im Simulator

Leistungs-, Trittfrequenz-, Geschwindigkeits-, Höhen- und Herzfrequenzdaten werden permanent im Simulator eingeblendet – man ist so immer über alle Daten im Bilde. Die Herzfrequenz bekommt der Simulator direkt über einen ANT+-kompatiblen Pulsgurt, wie man ihn z. B. von Garmin-GPS-Geräten kennt.

Man kann auch live mit anderen oder gegen andere Leute fahren, der Simulator zeigt dann in Echtzeit z. B. Abstände und andere Statusinformationen an, sodass man seinen Krafteinsatz und/oder die Renntaktik auf die Gegner einstellen kann.

# Darstellung der Gegner bzw. Mitfahrer im Video-Modus - oben sieht man, ob man momentan einen Vorteil durch Windschatten genießt

Der Simulator lässt sich übrigens mit jedem Rollentrainer verwenden, der das Standardprotokoll ANT+ FE-C spricht.

Web

Die gefahrenen Trainingseinheiten werden auf der Bkool-Website übersichtlich in Tabellenform dargestellt. Jede Einheit lässt sich in einer Detailansicht auswerten: neben den Eckdaten wie Fahrtzeit, Entfernung, Höhenmeter usw. gibt es auch eine detaillierte Kartenansicht inklusive dazugehöriger Diagramm-Auswertung.

# Auswertung einer Session im Web
# Detailansicht der Auswertung

Eine abgeschlossene Einheit wird auf Bkool mit Punkten belohnt – je schwieriger die Einheit, desto mehr Punkte erhält man. Diese Punkte lassen sich dann im Simulator eintauschen – und zwar gegen personalisierte Outfits für die 3D-Ansicht des Simulators.

# Gesammelte Punkte lassen sich gegen virtuelle Kleidungsstücke eintauschen

Außerdem wird schnelles Fahren durch eine gute Platzierung im Ranking der Route belohnt, Strava-Nutzer kennen das und schätzen es als eine zusätzliche Trainings-Motivation.

Es lassen sich auch zugeschnittene Trainingspläne auf der Website erstellen – inklusive FTP-Tests (ein Leistungsmesser ist nämlich im Rollentrainer eingebaut!) und allem was dazu gehört.

Hat man seinen Strava-Account mit Bkool verbunden, landen alle Einheiten direkt auf der beliebten Trainings-Website. Und auch andersherum funktioniert das: Radfahreinheiten werden auf Wunsch von Strava importiert und stehen ab sofort auf Bkool zum Nachfahren zur Verfügung. Bonus: hat man die Tour auf Video aufgenommen, lässt sich auch dieses zu Bkool hochladen und in eine vollwertige Videoeinheit verwandeln.

Test-Fazit Bkool Smart Pro

Wem Fahren auf dem Rollentrainer bisher zu langweilig war, sollte sich den Bkool Smart Pro näher anschauen. Realistische Abbildungen der Strecken - sowohl auf dem Bildschirm als auch über die Simulation von Steigungen über die Magnetbremse - sorgen für Spaß beim Fahren und lassen das Konzept Rollentrainer in einem neuen Licht erscheinen. Der Bkool Smart Pro und die Simulator-Software leisten sich dabei nur kleine Schwächen und stehen verglichen mit der Konkurrenz auch preislich nicht schlecht da.

Pro / Contra

Pro

  • gute Verarbeitung
  • einfacher Aufbau
  • echte und/oder eigene Strecken per Video-Stream oder im 3D-Modell nachfahren
  • zusammen mit Freunden fahren
  • ausführliche Auswertung im Web
  • Leistungsmessungen und individuelle Trainingspläne
  • Import/Export von/zu Strava

Contra

  • keine Unterstützung für Retina-Bildschirme auf macOS
  • bei Benutzung von ANT+ unter Umständen zu schwache Signalstärke zwischen Rolle und Computer (lässt sich mit USB-Verlängerung umgehen)

Weitere Informationen

Website: Bkool
Redaktion: Marcus Jaschen
Fotos: Marcus Jaschen

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