Brooks Scape im Test: Mit der unlängst erweiterten Brooks Bikepacking-Taschenserie will die britische Marke das puristische Radreisen um ihren Stil bereichern. Wir haben zwei der wasserdichten Taschen im Holster-Style für unsere Artikelserie “Ausprobiert” praktisch erprobt. Dort findet ihr regelmäßig kurze Vorstellungen von spannenden Produkten, die wir einem ersten Check unterzogen haben.
Brooks Scape Bikepacking-Taschen kurz und knapp
Das Angebot an nicht maßgeschneiderten Bikepacking-Taschen ist so groß wie die Fahrradvielfalt. Von Discounter-Modellen über wasserdichte Klassiker von Spezialisten wie Ortlieb bis eben hin zu besonderen Bags wie den Brooks Bikepacking-Taschen, die Funktionalität und Style unter einen Hut bringen und deshalb auch preislich etwas höher liegen als andere Modelle. Das dürfte der Beliebtheit keinen Abbruch tun, denn inzwischen umfasst die Brooks Scape Bikepacking-Kollektion alle typischen Taschen für Abenteuer-Bikepacking. Das Spektrum reicht von der Rahmentasche bis zur Food-Pouch für die Nahrungsversorgung am Lenker und sogar klassische Packtaschen für Gepäckträger sind dabei – alles wasserdicht und typisch Brooks im Stil. Ausprobiert haben wir zwei Taschen mit diesen Eckdaten:
Brooks Scape Handlebar Roll
Die Bikepacking-Tasche für den Lenker besteht aus einem Holster und einem 100 % wasserdichten (IPX4-zertifizierten), entnehmbaren Packsack. Das Holster soll leicht an Renn- und MTB-Lenkern zu befestigen sein. Die Befestigung erfolgt ganz klassisch über zwei Riemen mit Aluminium-Schnallen und EVA-Blöcken als Abstandshalter.
Technische Daten
- Volumen 10-12 l
- Maße W160 x H160 x D350-400 mm
- Wasserdicht IPX4
- Max. Tragkraft 5 kg
- Gewicht 533 g (gewogen inkl. Packsack)
- Preis 135 €
Brooks Scape Seat Bag
Auch die Scape Seat Bag arbeitet mit dem Holster-Prinzip. Der Holsterboden dient dabei als Schutzblech. Er soll außerdem die Innentasche vor einem ungewollten Hinterradkontakt schützen. Der Trockensack besitzt ein Luftventil. So lässt er sich leicht komprimieren. Mit an Bord ist eine Daisy-Chain. An dieser Schlaufenleiste kann man weiteres Zubehör mit Riemen befestigen. Außerdem gibt es am hinteren Spanngurt weitere enge Schlaufen, an denen sich etwa ein Rücklicht einhängen lässt.
Technische Daten
- Volumen 8-10 l
- Maße W400-600 x H180 x D140 mm
- Wasserdicht IPX4
- Max. Tragkraft 3 kg
- Gewicht 532 g (gewogen inklusive Packsack)
- Preis 140 €
Scape Seat Bag im Praxistest
In der Hand
Die Brooks Scape Seat Bag wirkt nicht nur vornehm britisch (mit einer Anmutung textiler Tradition), sondern auch sofort sehr solide verarbeitet. Das Holster ist fest, aber kann auch etwas nachgeben, das Nylon für die Gurte ist dicht und fein gewebt, sodass diese lange Haltbarkeit bei guter Flexibilität versprechen. Auf der Waage trägt das Set etwas auf. Mit 532 g muss man rund 100 g Gewichtsaufschlag gegenüber einer geschlossenen Taschen-Lösung wie der (leichten) Ortlieb Seat Pack hinnehmen, die zudem 50 % mehr Volumen bietet. Dafür hat man die Vorteile eines separaten Packsacks im Holster. Die sind:
- Den separaten Packsack kann man am Tourabend schnell entnehmen. Das meist umständliche Befestigen der Packtasche am Sattelgestell muss man nur 1 x vor der Tour bewerkstelligen.
- Der Packsack bleibt relativ sauber – das Holster dient quasi als Schutzblech, bei der Brooks Scape ist es dazu auch ausreichend breit.
Auffallend sind noch die Reflexelemente am Holster und Packsack. Sie fallen eher klein aus – warum sie so platziert sind, dass sie durch einen Gurt teils verdeckt werden, bleibt fraglich.
Packen & Montage am Rad
Um eine Vorstellung von dem Volumen des Seat Bag-Packsacks zu geben: Für eine Probe-Bikepacking-Tour belud ich sie mit meiner kompletten Schlafkammer (generell finde ich die Aufteilung nach Funktionen beim Bikepacking übrigens immer vorteilhaft): Therm-a-Rest Neo Air-Isomatte, Alpkit Hunky Bivvy-Sack und Big Agnes Yampa-Daunenschlafsack (kühle Spätsommertage, offizielles Packmaß 15 x 17 cm). Durch das Ventil lässt sich der Schlafsack dabei so gut komprimieren, dass sich ein sehr kompaktes und straffes Paket ergibt, das nicht durchhängt. Am Ende der „Arschrakete“ bleibt sogar noch etwas Platz für einen extra Baselayer zum Wechseln direkt nach der Fahrt – oder was man sich sonst dort wünscht. Das Volumen von 10 Litern passt somit gut für Weekender, solange es nicht zu kalt ist.
Das Anbringen an der Sattelstütze und am Sattelgestell läuft wie gewohnt: Erst an der Sattelstütze befestigen, was mit den beiden Klettbändern schon gute Stabilität bringt. Dann den zweiten Gurt oben zwischen dem Sattelgestell durchfädeln – das ist der umständliche Teil. Gut ist, dass man die Entfernung zwischen den beiden Befestigungspunkten Sattelgestell und -stütze über die Daisy-Chain verändern kann. Mehr Abstand stabilisiert die Bag beim Fahren, benötigt aber auch einen längeren Sattelstützenauszug. Da das Holster an sich schon viel Platz einnimmt, sind hier Gravel Bikes mit stark abfallendem Oberrohr klar ein Vorteil. Aber die Brooks-Befestigung ist flexibel genug, um sich auch auf kürzere Stützen einzustellen.
Zum Schluss kann man den Packsack über den hinteren Gurt gut fest verzurren. Leider muss der Gurt dann zusätzlich mit einer Spange gesichert werden, soll er sich unterwegs nicht selbsttätig wieder lösen. Das geht zwar leicht, aber der separate Clip kann auch leicht verloren gehen.
Fahren
Wie sich eine „Arschrakete“ beim Fahren anstellt, kann sich von Modell zu Modell stärker unterscheiden. Die Brooks Scape Seat Bag gehört für mich klar zu den Modellen, die weniger zum „Schwanzwedeln“ neigen. Sprich, sie bleibt auch beim Hin- und Herneigen des Bikes im Wiegetritt recht stabil. Allerdings ist das Holster seitlich relativ ausladend. Hier kann es bei dicken Oberschenkeln beim Pedalieren schonmal zum Kontakt kommen, wie bei mir der Fall. Sehr zufrieden war ich mit der Schutzblechfunktion. Der Rücken blieb trocken, auch weil die Scape weniger baumelt. Der Inhalt des Packsacks blieb auch bei längeren Regenfahrten über mehrere Stunden trocken.
Brooks Scape Handle Bar Roll im Praxistest
In der Hand
Für die Scape Handle Bar Roll gilt in Sachen Verarbeitung das Gleiche wie für die Seat Bag: vorbildlich gemacht. Typisch für die Brooks Scape-Serie: An der Daisy-Chain lässt sich weiteres Zubehör aus der Kollektion einfach anbringen. Auch das Gewicht liegt hier auf einem vergleichbaren Niveau zu anderen Lenkertaschen und ist nicht wesentlich höher als bei einteiligen Konstruktionen. Der generelle Vorteil des Holster-Prinzips kommt zudem meiner Meinung nach bei der Lenkertasche besonders zum Tragen. Denn die Montage am Lenker kann – vor allem bei offener Zugverlegung – schon etwas Nerven und Zeit kosten. Damit zu:
Packen & Montage am Rad
Die Siebensachen wandern bei der Brooks Scape Handle Bar Roll in den wasserdichten Packsack. Der hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck: Einerseits ist die Unterteilung in zwei Staufächer durch eine sackartige Trennwand in der Mitte ein großer Vorteil gegenüber anderen Modellen. So kann man etwa feuchte Ausrüstung separieren oder einfach mehr Ordnung halten. Andererseits vermisst man beim Zusammenrollen/Komprimieren das Ventil, das die Handhabung der Seat Bag so einfach macht. Das Volumen von bis zu 12 Litern reicht locker für Wechselsachen/Regenkleidung und etwas Kochzubehör für ein Wochenende.
Das Anbringen des Holsters am Lenker ist etwas umständlicher – am besten das Holster ohne Packsack zuerst montieren. Wie weit der Packsack eingerollt werden muss, damit er zwischen die Bremshebel passt, kann man vorher am Lenker checken. Am Focus Atlas Gravel Bike– hier der Test – mit recht breitem Lenker war es kein Problem. Das Festzurren am Lenker ist ganz praktikabel und mit den Abstandshaltern lässt sich eine passende Position finden. Aber für die Fixierung am Steuerrohr können keine Abstandshalter eingesetzt werden. Dafür ist schlicht der Befestigungsriemen zu kurz. Deshalb sinkt das Holster recht weit Richtung Vorderrad – und die Hülle schabt beim Fahren direkt am Rahmen, unbedingt abkleben! Auch die Lenkertasche benötigt für sicheren Halt die Zusatzclips.
Fahren
Eine Lenkertasche macht die Lenkung immer etwas träger, unabhängig vom Modell. Zu schwer sollte man sie deshalb nicht bepacken, auch wenn die maximale Traglast der Brooks Scape Handle Bar Roll mit 5 kg ziemlich hoch ist. Ansonsten ist positiv zu vermerken, dass das Holster eben so schmal ist, dass es auch an normal breiten Rennrad-Lenkern noch montiert werden kann und mit Packsack gerade noch ausreichend Raum zum Schalten bleibt. Auch die Wasserdichtigkeit war bei dem IPX4 eingestuften Packsack jederzeit gewährleistet.
Fazit von Rennrad-News.de
Stilvoll und absolut allwettertauglich machen die Brooks Bikepacking-Taschen Lust auf ausgedehnte Fahrradabenteuer. Vor allem die Vielseitigkeit und die Robustheit überzeugen in der Praxis. Wer auf die einfache Handhabung von Holster-Taschen Wert legt, findet hier zuverlässige Begleiterinnen, die preislich durchaus im Rahmen liegen. Kleine verbesserungswürdige Details gibt es aber auch noch.
Pro / Contra
Pro
- Einfach zu bepacken und zu handhaben
- Robust, aber nicht übermäßig schwer
- Absolut wasserdicht
- Sehr gute Befestigung der Seat Bag
- Stil!
Contra
- Sicherungs-Clips können verloren gehen
- Seat Bag-Holster baut etwas breit
Hast du Erfahrung mit den Brooks Bikepackig-Taschen oder Ratschläge zum Thema? Poste sie hier in die Kommentare!
Weiterlesen
Weitere kurze Tests aus der Serie Ausprobiert findest du auf dieser Übersichtsseite. Wenn du ein Produkt für einen ersten Test vorschlagen möchtest, schreibe uns einfach hier eine Nachricht!
Zum Weiterstöbern empfehlen wir dir die fünf neuesten Beiträge in unserer Serie Ausprobiert.
- Canyon CFR Rennrad-Helme – Ausprobiert!: Aero und Highbar für Speed und Sicherheit
- CHPO Luca Rennrad-Brille – Ausprobiert: Gute Sicht für kleines Geld?
- Neuer Continental Aero 111 Reifen im Test: Macht schneller als ein Aero-Laufrad allein
- Der neue Wahoo Trackr – Ausprobiert!: Wahoo Brustgurt jetzt mit Akku
- Neue DT Swiss GRC 1100 Gravel-Laufräder im Test: Abenteuer oder Rennen?