Cadex Boost Rennrad-Sattel kurz und knapp
- Einziges Sattel-Modell von Cadex
- Sattelschale und Streben aus Carbon
- Breite Unisize 148 mm
- Länge 247 mm
- Gewicht 140 g (gewogen)
- Preis 249,90 € UVP
- Info www.cadex-cycling.com
Ein Rennrad-Sattel für Alle?
Eines gleich zu Beginn: Die Auswahl eines passenden Rennrad-Sattels ist selbstverständlich eine höchst individuelle Angelegenheit. Man kann sie, abgesehen von persönlichen Vorlieben, zusätzlich noch mit den verschiedensten Analysemethoden auf die Spitze treiben. Cadex betrachtet die Aufgabe jedoch offensichtlich nicht ganz so kompliziert, denn während andere Hersteller zig verschiedenen Modelle, oft noch in unterschiedlichen Breiten offerieren, beschränken sich die Taiwaner aktuell auf nur einen einzigen Sattel.
Der Cadex Boost soll so gut funktionieren, dass er zumindest einem Großteil aller „ambitionierten Rennradfahrer:innen“ gute Dienste erweisen kann. Durch die Konstruktion der integrierten Sattelstreben sollen Zonen mit hohem Druck im Bereich der Sitzfläche vermieden werden. Zudem soll die Form beim Pedalieren für effizienten Kraftfluss sorgen. Speziell die kurze, breitere Nase soll es leichter machen, eine Sitzposition weiter vorne einzunehmen, die der Körper bei hohem Tempo automatisch anstrebt.
Cadex Boost Rennrad-Sattel auspacken
Cadex kennen manche vielleicht noch als Carbonrahmen-Pionier. Die wiederbelebte Marke unter dem Dach von Giant hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Potenzial des Werkstoffes in qualitativ hochwertigen Großserien-Komponenten auszuschöpfen. Entsprechend edel fällt schon die Verpackung des Boost Sattel aus. Das High-End-Modell für immerhin fast 250 Euro kommt in einem schicken Karton, der zwar in Sachen Performance wenig bringt, aber den Sattel hübsch präsentiert.
Nimmt man den Boost zum ersten Mal in die Hand, ist man direkt überrascht, wie federleicht er sich anfühlt. Es gibt zwar noch deutlich leichtere Sättel, die sind jedoch in der Regel nicht gepolstert, sondern verfügen meist über eine spartanische Sitzdecke aus Carbon. Im Segment der gepolsterten Sättel spielt der Cadex Boost mit lediglich 140 Gramm auf jeden Fall im Spitzenbereich mit.
Wie nicht anders zu erwarten, sind die Streben und der Unterbau komplett aus Carbon. Das edle Material ist im Boost nicht nur exzellent verarbeitet, sondern auch sehr schön anzuschauen. Vor allem in der Sonne sieht man die Faserstruktur an der Aussparung der Sitzdecke und im vorderen und hinteren Bereich der Streben durchschimmern. Das verleiht dem Boost einen edlen Auftritt.
Der Bezug der Sitzfläche steht dem Rest dabei in keinster Weise nach. An der Seite mit einem glänzenden Streifen, im Sitzbereich leicht perforiert, macht der gesamte Sattel einen wertigen Eindruck. Dem aktuellen Trend zu kürzeren Sattelnasen folgt auch Cadex und schickt den Boost mit einer gemessenen Länge von 247 mm ins Rennen.
Montage des Cadex Boost
Aufgrund der Carbonstreben sollte man sich vergewissern, dass die eigene Sattelklemmung dafür geeignet ist und die empfohlenen Drehmomente bei der Montage nicht überschreiten. Ansonsten gibt es nicht viel zu beachten. Der Montagebereich der Streben ist mit 60 mm Verstellbereich großzügig bemessen. Das erlaubt eine gute Anpassung der Sitzposition.
Das Heck des Cadex Boost steigt nach hinten ziemlich deutlich in der Höhe an. Deshalb empfehlen wir bei der horizontalen Ausrichtung nur den mittleren Teil des Sattels zu betrachten. Die individuelle Einstellung ist natürlich immer eine sehr persönliche Sache, doch es ist auf jeden Fall ein guter Ausgangspunkt, den vorderen, geraden Teil des Sattels waagerecht auszurichten.
Fahreindruck mit dem Cadex Boost
Wie die meisten renntauglichen Sättel ist auch der Cadex Boost recht straff gepolstert. Dennoch bietet die Polsterung mehr Tiefe als Vergleichsmodelle aus dem gleichen Segment, was vor allem aufgrund des sehr niedrigen Gewichts überrascht. Bei Verwendung verschiedener Radhosen mit unterschiedlichen Polstern fühlte sich der Cadex Boost von Beginn an sehr angenehm an. Die Aussparung in der Mitte der Sitzfläche reduziert den Druck auf den Dammbereich in allen Sitzpositionen. Wenn man jedoch bei entsprechender Überhöhung und vor allem beim Fahren im Unterlenker mit weit nach vorn rotiertem Becken sitzt, kann auch der Boost trotz Short Nose-Form keine Wunder vollbringen.
In dieser Situation kann jedoch das relativ stark ansteigende Heck hilfreich sein. Rückt man ein paar Millimeter nach hinten werden die Sitzknochen spürbar stärker in die Pflicht genommen und der Dammbereich entlastet, ähnlich wie bei Sätteln mit einem Stufenkonzept. Wer hingegen relativ unempfindlich ist, wird schon durch die Aussparung in der Mitte des Sattels angenehm im sensitiven Bereich entlastet.
Die Sattelspitze bleibt dabei dennoch relativ schmal und fällt im vorderen Bereich auf den letzten zwei Zentimetern deutlich nach unten ab. Damit bleibt sehr viel Platz für die Oberschenkel und unangenehme Reibung wird vermieden.
Der Bezug ist sehr robust und bietet in allen Lebenslagen viel Halt, ohne dabei eine Veränderung der Sitzposition zu behindern. Die Satteldecke fühlte sich im Gebrauch mit mehreren unterschiedlichen Rennrad-Hosen nie rutschig an. Wenn man sitzt, sitzt man stabil und in der Regel sehr bequem.
Fazit von Rennrad-News.de
Es gibt Test-Sättel, die möchte man eigentlich gleich nach der ersten Fahrt wieder abschrauben und zurückschicken, andere fährt man viel länger als geplant und möchte sie gar nicht mehr hergeben. Der Cadex Boost gehört für mich persönlich klar zur zweiten Kategorie. Er ist für einen gepolsterten Sattel extrem leicht und gleichzeitig sehr bequem. Durch die leichte Erhöhung am Heck kann man die Sitzposition ein wenig variieren und so den Dammbereich vor allem beim Fahren im Unterlenker weiter entlasten, indem man ein paar Millimeter nach hinten rutscht. Als Hersteller nur einen einzigen Sattel anzubieten, ist eine gewagte Herangehensweise, in meinem Fall hat sie jedoch gut funktioniert. Daher kann ich – bei passender individueller Eignung – eine klare Empfehlung für den Cadex Boost aussprechen, allerdings nur für Menschen mit der Bereitschaft 250 Euro für einen Sattel auszugeben.
Pro / Contra
Stärken
- Hoher Komfort
- Niedriges Gewicht
Schwächen
- Hoher Preis
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9 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumGerade bei den Leichtbauteilen wäre eine Angabe zum max. zulässigen Fahrergewicht sinnvoll.
Dazu finden sich weder im Werbeartikel noch auf der Herstellerhomepage Informationen.
Kein Wunder dass die Gebrauchtpreise für SLR KC immer weiter steigen, manchmal frage ich mich schon ob es das Sturzrisiko überhaupt wert ist. Wo genau verläuft eigentlich die Grenze zwischen Sattel und Altersvorsorge?
Hm, das Loch garantiert dann auch mal einen von unten regennassen Hintern.
Wow, 110 Euro Aufpreis für 40 Gramm weniger gegenüber dem Giant Fleet SLR? Ansonsten dürften beide Sättel identisch sein. Vermutlich war auch der Giant Fleet SLR einfach nur die Vorlagen für einen Vollcarbon Unterbau. Ob dadurch der Sattel nun wirklich mehr flex, wäre noch festzustellen bzw. auch die Frage, ob das flexen dort überhaupt sinnvoll ist. Schliesslich wird der Sattel ja auch als Rennsattel beworben. Ansonsten dürfte er die gleichen Eigenschaften vom Giant Fleet SLR besitzen.
Na ja, ganz so leicht ist es wohl nicht, Aber dies Sattelform erlaubt mehr Toleranz.Die Flexeigenschaft hängt davon ab, wie und wo die Sitzstrebe mit der Sitzschale verbunden ist. Ich kennen keine, die unter dem Sitzknochen endet.
Das "ansteigende Ende" nennt man auch Hüft bzw. Beckenunterstützung. Und ja, gerade bei Ti und Langstrecke ist die nun schon seit ein paar Jahren als Vorteil bekannt. Einen Trend zu flachen Sattel gibt es nicht und fraglich, woher der Autor diese Informationen hat.
Da ist dann aber noch die Sattelstütze, so dass in aller Regel dort keine Spritzwasser von unten durchkommt. Ist aber auch egal, da man beim Wiegetritt wesentlich mehr Wasser von unten bekommt.
Es geht um das Gewicht bei gebotenem Komfort. Natürlich kannst du noch einmal 50 Gramm runtergehen, hast dann aber de facto nur noch Carbon unterm Hintern ohne elastische Schicht zur Druckverteilung der Sitzknochen. 140 Gramm ist da schon eine Hausnummer.
Jepp, an den Anblick muss man sich immer noch gewöhnen. Aber der Vorteilist klar, die Druckverteilung erfolgt auf eine größe Fläche, so dass punktuell weniger Belastung vorliegt. Nach breiteren Reifen nun auch die Erkenntnis für breitere Sättel ;-)
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