Gäbe es bei Gravel-Laufrädern eine Schönheits-Konkurrenz, hätten die neuen Campagnolo Levante gute Chancen als Topmodel. Mit einem Gewicht unter 1.500 g und einer eigenen Mini-Hook-Innovation startet der Carbon-Laufradsatz der Italiener auch technisch ambitioniert. Wir konnten die ersten Gravel-Laufräder aus Vicenza bereits einem ersten Test unterziehen.
Campagnolo Levante Infos und Preise
Von „Bellezza“ – italienisch: „Schönheit“ – im Lastenheft für einen Laufradsatz hört man selten. Beim neuen Campagnolo Levante Gravel-Laufradsatz war sie gewünscht (und ist unserer Meinung nach auch erreicht). Als ideale Ergänzung zur Campagnolo Ekar Gravel-Gruppe sollen die Carbonlaufräder aus Italien trotz ihres geringen Gewichts von gewogen 1.496 g besonders robust und langlebig sein. Dafür hat Campagnolo sie nach ASTM2 Standard klassifiziert und geprüft, also für klassische Kieswege und Sprünge bis 15 cm. Erstmals weichen die Italiener auch von ihrem prägnanten G3-Einspeichmuster ab. Damit wollen sie das Nachzentrieren unterwegs vereinfachen. Und mit 25 mm Maulweite gehören die neuen Campagnolo Levante auch zu den vorteilhaft breiten Gravel-Laufradsätzen.
- Erster reiner Gravel-Laufradsatz von Campagnolo
- Erbt Campagnolo Carbonfelgen-Technik des Bora Ultra WTO
- Geschlossenes Felgenbett 2-Way-Fit (Tubeless Ready und Clincher)
- Speichen-Zahl 24, 2-fach gekreuzt
- Naben Aluminium, einstellbare Konuslager
- Felgenmaß innen / außen 25 mm / 30,6 mm
- Felgenhöhe 30 mm
- Disc-Aufnahme Centerlock
- Freilauf-Optionen Campagnolo N3W, Shimano HG, SRAM XDR
- Gewicht VR 693 g / HR 803 g / gesamt 1.496 g (gewogen mit Ventilen)
- Gewichtszulassung max. 120 kg Fahrer*innengewicht
- Verfügbarkeit sofort
- https://www.campagnolo.com
- Preis Laufradsatz ab 1.575 € (UVP)
Campa Levante in der Hand
Schon bei der Premiere des aktuellen Bora Ultra Rennrad-Laufradsatzes fiel das Schimmern der Carbon-Oberfläche ins Auge. Mit den neuen Levante kommt jetzt ausgerechnet ein Gravel-Laufradsatz fürs Grobe in den Genuss des Campa eigenen Carbonfelgen-Fertigungsverfahrens. Bei der Produktion (in Europa) kommt die Felge ohne Nachbearbeitung so glatt aus der Form, wie sie sich präsentiert.
Tatsächlich hält das Finish auch eingehender Abtastung stand. Und auch das Felgenbett ist dabei glatt wie der berühmte Kinderpopo. Davon verspricht sich Campa reibungsloses Tubeless-Setzen. Denn anders als die meisten Tubeless Ready-Felgen, benötigt die Campa Levante-Felge kein Tubeless Band. Mithin kann auch nichts verrutschen, wenn der Reifen eng sitzt, oder das Alter am System nagt. Eine Quelle für Undichtigkeiten weniger! Dauerhaftigkeit versprechen auch die dezenten Schriftzüge. Denn sie sind ebenso wie die Styling-Elemente der Naben gelasert. Soweit zur Bellezza.
Felgentechnik
Technisch können die Felgen der Campagnolo Levante Laufräder noch weitere sinnvolle Merkmale auffahren. Das beginnt mit der Maulweite von 25 mm. Sie verspricht mit aktuell üblichen Gravel-Reifen Breiten von 37 mm bis 45 mm sehr gute Abstützung. Der nach Herstellerangabe 40 mm breite Vittoria Terreno-Reifen erreicht auf dem Testlaufradsatz damit 43 mm Breite.
Zudem hat die Levante-Felge einen Mini-Hook. Noch ein neues Felgen-Design mit eigenen Regeln? Nein, keine Angst. Alle Reifentypen (Clincher, Tubeless und Tubeless Ready) sollen laut den Italienern wie gewohnt fahrbar sein. Man reizt lediglich die ETRTO-Normvorgaben aus. So schafft man ein möglichst kleines Felgenhorn zu bauen. Das soll unter anderem gegenüber Hookless-Modellen bessere Notlaufeigenschaften bei einem Reifendefekt bieten.
Noch eine Maßnahme für Robustheit: Die Felgen sind asymmetrisch aufgebaut sowie die Nippelsitze schräg gebohrt. Beides zusammen gleicht den Versatz der Nabenflansche zur Mittelachse aus und sorgt für gute Kraftflüsse in den 24 geraden und runden Speichen, die übrigens sehr ordentlich vorgespannt sind. Alle Speichen können dank dieser Bauweise die gleiche Länge haben. So muss nur eine Ersatzlänge mit, wenn es auf Bikepacking-Tour geht.
Nabentechnik
Bei den Naben setzen die Italiener auf die bewährten Konuslager. Campagnolo Laufräder mit dieser Technik sind für ihre einfache Einstellbarkeit und Langlebigkeit bekannt. Der Lauf war während der (bisher kurzen) Testphase satt und leicht. Die neuen Campagnolo Levante sind auf das gängige Gravel-Bike Einbaumaß mit 12 x 100 mm Steckachse vorne und 12 x 142 mm hinten ausgelegt und laut Campagnolo zunächst nicht für beispielsweise 15 mm Steckachsen umzurüsten.
Als Freilaufoption steht natürlich der leichte Campagnolo N3W Standard zur Wahl. Er kann sowohl alte Campagnolo 10-, 11-, und 12-fach-Kassetten als auch die neuen 13-fach Kassetten aufnehmen. Alternativ können Shimano HG- und SRAM XDR-Freilaufkörper beim Kauf gewählt werden. Sie kosten in Europa einen kleinen Aufschlag. Die Kraftübertragung auf die Nabe läuft über (breite) Sperrklinken. Campagnolo setzt hier nicht auf das immer stärker verbreitete Ratchet-System. Und damit machen die Italiener nichts falsch, wie sich im weiteren Test zeigte.
Campagnolo Levante Test auf dem Kurs
Morgen sollen die neuen Campagnolo Levante Gravel-Laufräder bei der Nova Eroica Kalifornia offiziell zum ersten Mal an den Start gehen. Wir hatten schon vorher die Gelegenheit, den Carbon-Radsatz an einem BMC Urs One Gravel-Bike mit Campagnolo Ekar für ein paar Tage Probe zu fahren.
Fangen wir mit dem allerersten Eindruck an: Optisch harmonieren die Campagnolo Levante perfekt mit den edlen Carbon-Oberflächen der Ekar-Schaltung. Weil sie aber so dezent „gebranded“ sind, sollten auch andere Kombinationen keinen Stilbruch bedeuten.
Wer beim Graveln den Wind in der Weide hören will, hat hier einen Kandidaten.
Dezent fällt auch das Freilaufgeräusch aus, um nicht zu sagen, es ist fast nicht vernehmbar. Wer beim Graveln den Wind in der Weide hören will und nicht den Freilauf als Klingelersatz nutzen, hat hier einen Kandidaten. Positiv fiel außerdem auf, dass es auch beim plötzlichen „Beine-Hängen-Lassen“ in der Abfahrt nicht zu Kettenhängern kam. Das Losbrechmoment ist also gering. Tritt man nach dem Dahinrollen wieder in die Pedale ist der Eingriff auch bei Geschwindigkeiten über 35 km/h spätestens nach circa einer Fünftel-Kurbelumdrehung wieder da, schneller brauche ich es auch beim Graveln nicht.
Im Antritt und beim Einlenken wirkt der Campagnolo Levante-Laufradsatz lebendig. Ein Unterschied zu höheren Felgenprofilen (etwa Zipp 303 S) oder flacheren, aber schwereren Aluminium-Pendants ist spürbar. In Kurven stützt die breite Felge den montierten Vittoria Terreno Gravel-Reifen einwandfrei ab und vermittelt ein berechenbares Fahrverhalten. Zur guten Führung in Kurven dürfte dabei auch die gefühlt sehr gute Seitensteifigkeit des Vorderrades beitragen.
Was aber wirklich einen Unterschied zu manchen anderen Laufradsätzen macht, ist eher ein unterschwelliges Gefühl, schwer zu beschreiben. Eine Art Gewissheit, dass hier ein Paar durch und durch solide Räder fürs Fortkommen sorgt, das aber trotzdem nicht mit Gewicht ausbremst. Ein beruhigendes Gefühl
Trotz einiger durchfahrener Schlaglöcher und anspruchsvoller Gravel-Strecken läuft der Campagnolo Levante-Laufradsatz bisher 100 % rund. Das darf man allerdings auch erwarten. Wir werden ihn noch ein paar Wochen weiter nutzen und berichten, bevor wir Rad und Räder zurückgeben.
Erster Test: Fazit
Die neuen Campagnolo Levante Gravel-Laufräder können uns auf Anhieb für sich einnehmen: Sie erzielen keine Gewichtsrekorde, sind aber leichter als viele, sie liefern auf dem Kurs ein dynamisches Fahrverhalten, vor allem aber ist die Konstruktion ebenso durchdacht wie bewährt und die exzellente Verarbeitung, gepaart mit der ASTM2-Freigabe gibt ein beruhigendes Gefühl. Das Finish ist erste Klasse. Dafür greift man zwar etwas tiefer in die Tasche, aber nicht zu tief.
Wie ordnet ihr den neuen Campagnolo Levante Gravel-Laufradsatz im Verhältnis zu anderen ein?
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