Campagnolo ordnet die Premiere des neuen Shamal Carbon DB Laufradsatzes selbst als Meilenstein in seiner Laufradhistorie ein. Nun sind Marketingabteilungen nicht zögerlich mit der Vergabe von Meilensteinen. In dem Fall könnte aber mehr dran sein.
An den Laufrädern kommt der neue N3W Freilauf-Standard der Italiener. „N3W“ steht dabei für „Next 3 Ways“. Campagnolo weicht damit von dem bestehenden Freilaufkörper ab, der zuletzt noch für den Wechsel zu 12-fach-Schaltungen gut war. Immerhin: 11- und 12-fach Kassetten können mittels Adapter ebenfalls montiert werden.
Die wichtigsten Eckdaten zum neuen N3W-Freilauf, den Campagnolo auch zur Fertigung in Lizenz anbietet:
- Baut kürzer als der alte Standard.
- Ist dadurch etwas leichter.
- Kann über Adapter auf den alten Standard abwärtskompatibel bis 11-fach gemacht werden.
- Neue Kassetten haben Ritzel, die vor dem Freilaufkörper sitzen.
Das lässt sich aus den offiziellen technischen Zeichnungen zur Lizenzerteilung ablesen. In der Zeichnung werden 3 Ritzel vor dem eigentlichen Freilaufkörper positioniert. Warum? Das Prinzip kennt man von SRAM XDR, wo der geringere Durchmesser für ein kleineres 10er Ritzel genutzt wird oder auch Shimano Micro Spline. Es liegt nahe, dass demnächst auch Campagnolo mindestens mit einem 10er Ritzel als kleinster Abstufung kommen wird.
Bedenkt man nun, dass die Italiener mit der aktuellen Campagnolo Chorus 2×12-Gruppe schon eine potente Allroad-Gruppe im Programm haben, drängt sich auf, dass Campagnolo den Einsatzbereich seiner Schaltungen stark Richtung Allroad und Gravel erweitern will. Interessant wäre zum Beispiel die 12-fach-Kombination mit 10er-Ritzel und der existenten 48-32 Chorus-Kurbel einen Übersetzungsumfang von 511 %. Zum Vergleich: Die gerade vorgestellte SRAM Force eTap AXS Wide-Option bietet 516 %. Allerdings bietet Campagnolo aktuell nur mechanische Schaltwerke an, die maximal 34 Zähne bedienen dürfen und maximal eine Kapazität von 37 Zähnen aufweisen. Damit ließe sich diese Allroad-Kombi mit leichter Untersetzung schon nicht mehr fahren. Und mit den elektronischen EPS-Gruppen schon gar nicht.
Könnte gut sein, dass wir demnächst ein Schaltwerk mit ganz langem Käfig von Campagnolo sehen.
Ergo: Müsste ein neues Schaltwerk her. Und schließlich sind bis jetzt erst 2 Nutzungswege von „Next 3 Ways“ abgehakt: klassisch mit 11- oder 12-fach-Kassetten oder Allroad mit kleinerem Ritzel. Nach oben sind der Ritzelgröße bekanntlich ebenfalls kaum Grenzen gesetzt. Könnte gut sein, dass wir demnächst ein Schaltwerk mit ganz langem Käfig von Campagnolo sehen, das auch mehr als die bisher möglichen 34 Zähne schafft, und entsprechend auch Kassetten mit größeren Ritzeln. Das zusammen ergibt mindestens eine graveltaugliche Gruppe, vielleicht auch 1-fach-Systeme? Oder gar MTB-Gruppen?
Könnte der neue Freilauf auch auf eine kommende 13-fach Schaltung hindeuten? Wenn Campagnolo die Schaltschritte seiner existierenden Gruppen nutzen will, eher nicht. Denn die Breite des Kassettenkörpers ist in den technischen Zeichnungen bereits schmaler angegeben als die des aktuellen 12-fach-Freilaufs. Aber, wer weiß.
Was denkt ihr über die Entwicklung von Campagnolo?
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10 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDa kommt bald auch was für Gravel/Cross. ?
Na endlich, mit 40er Kettenblatt und 9/38 Kassette ist jetzt auch am Rennrad 1Fach möglich. Die 13er Kassette bringt feine Gangsprünge. Ich bin dabei, ich freue mich. 🙂
Das spielt vielleicht für das Zeitfahren auf der Ebene eine Rolle, ist aber wenn man bergig fährt nicht mehr relevant. Für mich also egal.
Ich stoße da auch immer wieder auf Unverständnis, wenn ich bei Geländefahrern erwähne, dass mir die 11-36 zu grob abgestuft ist, für dauerhaftes am Leistungslimit fahren.
Davon abgesehen: 40:9, das soll man erstmal treten…dann kannste doch viel lieber 42:11-40 fahren.
Satt schnell, keine Mikroritzel, die schnell verschleißen und viel Verlust erzeugen und trotzdem eine vernünftige Abstufung bei mehr Gängen.
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