Steckbrief: Topstone Carbon Lefty
Gravelbikes mit federnden Aufhängungen entwickeln sich zu einer immer größeren Nische im boomenden Segment. Für unseren letzten Test von Gravelbikes mit Dämpfung oder Federung rollten vier Modelle vor. Das Cannondale Topstone Carbon gab es da schon mit gefedertem Hinterbau und 700c-Reifen. Und es war eines der seltenen Gravelbikes, an denen das Hinterrad tatsächlich beweglich um eine Achse aufgehängt war. Am MTB Cannondale Scalpel wenden die Amerikaner das Prinzip seit Jahren an, dort sogar mit einem Dämpfer.
Einsatzbereich | Tour, Gravel, Reise |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Aluminium, Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 9,8 kg |
Stack | 610 mm |
Rahmengrößen | XS, S, M, L, XL (im Test: L) |
Website | www.cannondale.com |
Dann kam das Topstone Carbon Lefty. Es überführte die Linie des Cannondale Ur-Gravelbikes Slate ans Topstone. Der Fahrer wird mit der einseitigen Lefty Oliver-Federgabel von der direkten Verbindung mit dem Terrain erlöst – eine Trennung auf Wunsch, denn die Gabel ist blockierbar. Zusätzlich sorgen kleinere, aber breitere 650b-Laufräder für Traktion und weitere Stoßdämpfung. Ein Ansatz, der sicher optisch aneckt und für einige zu wenig nach dynamischem Rennradfahren aussieht. Doch wie sagt man? Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar, man fühlt nur mit dem … gut – an dieser Stelle bitte das Gewünschte einsetzen.
Video: Topstone Carbon Lefty 1 Fahreindruck
Im Detail
Das Cannondale Topstone Carbon Lefty 1 stand uns für einige Testtage zur Verfügung und wir konnten einen genaueren Blick auf die Details des Rahmen- und Gabelsets werfen. Vorab: Es gibt das Topstone Carbon Lefty ausschließlich mit 650b-Rädern und Carbonrahmen. Der besitzt die Kingpin genannte Hinterradaufhängung. Wer 700c-Laufräder will, muss zum Topstone Carbon – ebenfalls mit Kingpin-Hinterbau – oder zum Topstone Alu greifen, das ungefedert ist. Zunächst ein genauerer Blick auf die Federung:
Front: Lefty Oliver
Die einbeinige Lefty-Federgabel ist für Mountainbikes schon lang auf dem Markt und hat viele Evolutionsstufen hinter sich. Es wirkt kontraintuitiv, aber eine ihrer Stärken ist die sehr präzise Führung des Laufrades. Die Lefty Oliver ist das Modell, das von Cannondale speziell für die Anforderungen des Gravelbikens entwickelt wurde. Sie stellt 30 mm Federweg zur Verfügung. Das Federn kann am Gabelholm für Kletterpartien und andere Gelegenheiten auch ruhiggestellt werden. Dabei muss man sich keine Sorgen machen, dass man aus Versehen das Wiederanschalten vergisst. Denn bei harten Schlägen sorgt ein sogenanntes „Blow-off-Ventil“ dafür, dass die Federung dennoch reagiert.
Zudem setzt die Lefty Oliver die gleichen Nadellager ein wie die XC-Schwester Ocho. Die Nadellager sollen dafür sorgen, dass die Federung „schnell anspricht“, also wenig Kraft in der Reibung verloren geht. Eine Besonderheit ist das gewichtssparende Standrohr aus Carbon. Eine andere Besonderheit ist die Scheibenbrems-Montage: Der Bremssattel kann per Schnellspanner abgenommen werden. Nötig wird das, wenn das Vorderrad ausgebaut werden soll. Wer Magura HS-Felgenbremsen fährt, wird den Mechanismus wiedererkennen. Und er ist auch genauso einfach und präzise. Neujustieren war nie nötig.
=> Hier findet ihr einen Test von 4 Gravelbikes mit Dämpfung auf Rennrad-News
Eine echte Federung will eingestellt werden. Das geht bei der Lefty Oliver über den Luftdruck und die Zugstufendämpfung. Cannondale hilft mit Angaben zu Körpergewicht und passendem Druck auf der Gabel. Wir haben einfach den empfohlenen Wert genommen. Bei nur 30 mm Federweg zeitigt langes Feinabstimmen kein gutes Aufwand-Nutzen-Verhältnis. Wer gern hart fährt, kann die Dämpfung verstärken, was den Fahreindruck minimal ändert. Aber für den Einsatz, bei dem wir die Stärke des Systems sehen, ist das eventuell verfehlt. Insgesamt muss man sich natürlich darüber klar sein, dass die Federung mehr Aufmerksamkeit in Form von Wartung und gelegentlichem Luftdruckcheck macht, als es einfache Elastomereinsätze oder gar keine Dämpfungen verlangen.
Kingpin-Suspension
Ein sehr wartungsarmes System ist dagegen die „Kingpin“ genannte Federung am Heck. Sie kommt komplett ohne Dämpfer aus. Stattdessen sorgt ein Drehpunkt im Sitzrohr in Kombination mit flexenden Sitz- und Kettenstreben für die Entkopplung vom Untergrund. Diese Art der Federung gibt es auch am Schwestermodell Topstone Carbon mit 700c-Bereifung. Cannondale will die Kingpin-Federung aber auf die 30 mm Federweg der Lefty Oliver-Federgabel abgestimmt haben. Eine Behauptung, die wir bestätigen können, dazu später mehr.
Geometrie
Die Geometrie des Topstone Carbon Lefty liegt auch an Gravelbike-Maßstäben gemessen eher auf der geländeorientierten Seite. Das ist bei einem derart potenten Fahrwerk nur logisch und konsequent. So fällt die Sitzhaltung tendenziell aufrecht aus. Stack-to-Reach-Werte von 1,5 und 1,55 in den Rahmenhöhen M und L sind vergleichbar mit einem aufrechten Endurance-Roadbike. Man erzielt eine gute Fahrposition, um auf langen Touren gemütlich zu sitzen und in technischem Gelände gelassen Kontrolle über das Rad ausüben zu können. Aber im Unterlenker wird man sicher keine Geschwindigkeitsrekorde brechen.
Und Achtung: In Rahmengröße L, die uns zur Verfügung stand, reicht der Stack mit 610 mm schon weit hoch. Wer gerne sehr sportlich auf der Langstrecke unterwegs sein will, könnte am Topstone Carbon Lefty eher zu niedrigeren Rahmenhöhen tendieren als gewohnt. Noch etwas spricht für den kleineren Rahmen im Zweifel: Aufgrund des Lagers für den Hinterbau im Sitzrohr lässt sich die Sattelstütze nicht beliebig weit versenken.
Und nicht zuletzt: Ein kleines Manko bei einem Gelände-Gravelbike wie diesem ist aus unserer Sicht die relativ große Überstandshöhe. Einem 1,8-Meter-Tester mit durschnittlicher Schrittlänge von 86 cm bleiben am L-Testrad, das laut Cannondale Empfehlung für 1,8-Meter-Menschen noch fahrbar ist, noch 2 cm Luft zum Oberrohr.
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 410 mm | 458 mm | 505 mm | 553 mm | 600 mm |
Oberrohrlänge (horizontal) | 525 mm | 544 mm | 561 mm | 579 mm | 596 mm |
Lenkwinkel | 70° | 71,2° | 71,2° | 71,2° | 71,2° |
Sitzwinkel (effektiv) | 73,1° | 73,1° | 73,1° | 73,1° | 73,1° |
Überstandhöhe | 710 mm | 756 mm | 798 mm | 838 mm | 880 mm |
Steuerrohrlänge | 97 mm | 131 mm | 165 mm | 198 mm | 232 mm |
Radstand | 999 mm | 1010 mm | 1030 mm | 1049 mm | 1068 mm |
Kettenstrebenlänge | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm |
Tretlagerabsenkung | 69 mm | 64 mm | 61 mm | 61 mm | 59 mm |
Gabel-Offset | 55 mm | 55 mm | 55 mm | 55 mm | 55 mm |
Nachlauf | 64 mm | 57 mm | 57 mm | 57 mm | 57 mm |
Stack | 518 mm | 550 mm | 579 mm | 610 mm | 641 mm |
Reach | 368 mm | 377 mm | 385 mm | 394 mm | 401 mm |
STR-Wert | 1,4 | 1,45 | 1,5 | 1,55 | 1,6 |
Nur auf dem Papier auffällig ist, dass das Tretlager am Cannondale Topstone Carbon Lefty etwas geringer abgesenkt ist als bei Gravelbikes mit größeren 700c-Reifen üblich. Das gleichen die 650b-Reifen und die Federung aus, so dass der Schwerpunkt in der Praxis schön im Rad liegt, selbst auf dem Testrad Größe „L“, das für die Haupt-Testpersonen eigentlich nicht die optimale Größe war.
Ausstattung
Das Cannondale Topstone Carbon Lefty gibt es in drei verschiedenen Ausstattungsvarianten. Das von uns gefahrene Topmodell liegt mit einem Preis von 7.499 € sicher außerhalb der typischen Gravelbike-Investition. Dafür hat es alles an Bord, was Cannondale an Eigenentwicklungen im Highend-Bereich zu bieten hat. Dazu zählen etwa die leichten Hollowgram 23-Carbonlaufräder für den Graveleinsatz sowie das Hollowgram SAVE Bar-Carbon-Cockpit. Dazu rollt das Topstone Lefty auf 47 mm breiten Reifen in 650b. Das sorgt für zusätzlichen Komfort. Wir maßen noch 5 mm Luft zum Rahmen mit diesen Reifen – dort ist also kein Platz mehr für weit dickere Pneus, in der Gabel allerdings ist er vorhanden.
Achtung! Wer mit der Lenkerform experimentieren will, hat mit dem System kaum Möglichkeiten. Denn der Lenker wird auf den Vorbau geschraubt. Geschaltet wird mit SRAMs kabelloser Force eTap AXS-Schaltgruppe. In Kombination mit dem Eagle MTB-Schaltwerk ergibt das einen sehr breiten Übersetzungsbereich – allerdings erkauft mit großen Gangsprüngen in den „schweren“ Gängen für hohes Tempo.
Die gute Nachricht: Nach einem großen Preissprung von 2.700 € bekommt man das Topstone Carbon Lefty 3 für 3.799 €, das auf der gleichen Rahmenbasis aufbaut und auch die Lefty Oliver an Bord hat. Es ist sowohl in einer Unisex- als auch in einer speziellen Frauen-Variante zu haben. Beide Modelle setzten auf einen Mix aus Shimano GRX- und SLX-Komponenten und rollen auf Laufrädern mit WTB ST i23-Felgen. Sprich: gleiche Weite, anderes Material, was im Übrigen auch für das Cockpit gilt. Unterm Strich: kein großer Verlust gemessen am Preisunterschied und der erwartbaren Funktion.
Anders bei der Übersetzung. Hier ist man am Cannondale Topstone Lefty 3 auf die 1-fach-Gruppe mit eigener Cannondale-Kurbel und 40 zu 42 beschränkt. Das könnte für den einen oder anderen Anstieg in schwerem Gelände zu einer Herausforderung werden, erst recht mit Bikepacking-Taschen.
Ausstattungsvariante | Topstone Carbon Lefty 1 | Topstone Carbon Lefty 3 | Topstone Carbon Women's Lefty |
---|---|---|---|
Preis (UVP) | 7.499 € | 3.799 € | 3.799 € |
Federgabel | Lefty Oliver, 30 mm | Lefty Oliver, 30 mm | Lefty Oliver, 30 mm |
Schalthebel | SRAM Force eTap AXS HRD 1x12 | Shimano GRX 600 1x11 | Shimano GRX 600 1x11 |
Kurbelgarnitur / Zähne | SRAM FOrce AXS 1x Crankset / 40t | Cannondale 1 / 40t | Cannondale 1, / 40t |
Tretlager | SRAM Dub | Cannondale BB30 | Cannondale BB30 |
Kassette / Zähne | SRAM PG-1295 X01 Eagle / 10-50 | Shimano SLX | Shimano SLX |
Schaltwerk | SRAM X01 Eagle eTap AXS | Shimano GRX 800 Wide | Shimano GRX812 |
Kette | SRAM X01 Eagle | Shimano HG601 | Shimano HG601 |
Bremsen | SRAM Force eTap AXS, 160/160 mm | Shimano GRX 400 / 600, 160/160 mm | Shimano GRX 400 / 600, 160/160 mm |
Felgen | Hollowgram 23, Superlight Hi-Impact Carbon, 23 mm | WTB ST i23 TCS | WTB ST i23 TCS |
Naben | Lefty 50 / Hollowgram (DT Swiss 370 Internals) | Lefty 50 / Formula DHT | Lefty 50 / Formula DHT |
Reifen | WTB Venture TCS Light 650 x 47c / WTB Byway TCS Light 650 x 47c | WTB Venture TCS Light 650 x 47c / WTB Byway TCS Light 650 x 47c | WTB Venture TCS Light 650 x 47c / WTB Byway TCS Light 650 x 47c |
Lenker | HollowGram Save System Bar | Cannondale 3 | Cannondale 3 |
Lenkerband | Cannondale Bar Tape | Cannondale Bar Tape | Cannondale Bar Tape |
Vorbau | HollowGram Save | Cannondale 2 | Cannondale 2 |
Sattel | Fabric Swoop Shallow Race | Fabric Swoop Shallow Elite | Fabric Swoop Flat Elite |
Sattelstütze | Hollowgram Save Carbon | Cannondale 2 | Cannondale 2 |
Farbe | Chameleon | Stealth Grey / Mantis | Alpine |
Stichwort Bikepacking-Taschen: Hardcore Bikepacker müssen hier leichte Abstriche machen. An der Lefty lassen sich keine Anything-Cages oder sonstige Halter anbringen. Schutzblechmontage ist aber möglich. Am Rahmen gibt es die übliche Zahl Bikepacking-Montagemöglichkeiten: 1 Ösenpaar auf dem Oberrohr und 1 unter dem Oberrohr zusätzlich zu den 2 Halteraufnahmen im Rahmen. Die – ansonsten eigentlich bequeme – Aero-Lenker-Vorbaukombi schränkt außerdem die Montagemöglichkeiten für Standard-Zubehör ein. So muss etwa das GPS-Gerät nach vorne am proprietären Halter ausgelagert werden, wo es zu Konflikten mit der Handlebar-Bag kommen kann.
Stichwort GPS: Ein in Zusammenarbeit mit Garmin entwickelter GPS-Sensor loggt automatisch Geschwindigkeits- und GPS-Daten und erinnert an die Wartungsintervalle des Bikes, wenn man ein Profil in der zugehörigen Cannondale-App anlegt. Da der Sensor über einen internen Speicher verfügt, stört es auch nicht, wenn das GPS-Gerät für die Tourenaufzeichnung mal vergessen wurde.
Auf dem Kurs: geführt, nicht geschüttelt
Machen wir es kurz: So komfortabel ist kein anderes Gravelbike mit Dämpfung oder Federung, das wir bisher getestet haben (das vollgefederte Niner MCR9 RDO war noch nicht im Test). Am Hinterbau ist der Einfluss der flexenden Streben sehr deutlich auszumachen und die Federung an der Front macht noch einmal einen spürbar größeren Unterschied als Konzepte wie das Specialized Future Shock 2.0 mit gefedertem Vorbau oder der (als Nachrüstlösung natürlich viel universellere) Redshift Shockstop-Vorbau. Dass das Cannondale Topstone Carbon Lefty mit dickeren Reifen kommt, kann ich dabei dank früherer Fahrtests mit anderen, ungefederten Gravelbikes mit gleicher Reifengröße gut gedanklich in Abzug bringen. Übrigens fanden die Testfahrten mit 2,3 bar vorne und 2,5 bar Druck hinten in den Reifen statt, durchaus absichtlich noch kein ausgesprochener „Komfortdruck“.
Die Federung: Wie fühlt sich das an? Jede Art von grober Piste wird spürbar besänftigt. Kleine Unebenheiten wie Spurrillen oder wellige, feste Böden kommen stark gefiltert am Lenker an. Auch auf Gravelwegen, auf denen große Steine halb aus dem Boden ragen, auf festen, groben und felsigen Untergründen wirkt die Federung noch, auch wenn hier die Stöße schon öfter durchschlagen. Im Wald auf Trails summieren sich die breiten Reifen auf den breiten Felgen mit den 30 mm Federweg zu einer kleinen Fahrsicherheitsreserve. Vor plötzlich auftauchenden Wurzeln und größeren Steinchen muss man weniger Angst haben – Wurzelteppiche sollten es aber dann doch nicht sein.
Dabei kommt gerade auch am Heck weniger Gerüttel am Sattel an. Tatsächlich ist das Cannondale Topstone Carbon Lefty das Gravelbike, an dem die Federung an Front und Heck so gut aufeinander angepasst ist, wie man es sich wünscht. Je länger die Tour dauert, desto mehr lernt man die Arbeit der Federung schätzen.
In der Abfahrt: Auch wenn es fahrtechnisch anspruchsvoller wird, etwa in engen holprigen Kurven, ist die Federgabel ein Vorteil. Denn das Vorderrad wird einfach besser geführt, kleine Stöße zwingen den Reifen nicht aus seiner Bahn, was die Traktion verbessert. Cannondale macht alles richtig und gibt dem Topstone Carbon Lefty vorne einen profilierteren Reifen mit, der auch in Kurven im Gelände eine gute Seitenführung gewährleistet.
Beeindruckend ist auch, wie präzise die Lenkung mit der Lefty ist. Verhält sich genau anders als sie aussieht, nämlich unglaublich direkt. Einflüsse sind nicht zu spüren, noch besser, steifer als (ungefederte) Gabeln konventioneller Bauart. Kein Flex nirgends, den Komfort besorgt die berechenbare Federung. In Kurven ist die Kombi aus messerscharfem Handling und besserer Seitenführung dank besserem Bodenkontakt ein großer Gewinn.
Am Berg: Welches Produktversprechen ich nicht bestätigen kann: Traktionsvorteile durch den gefederten Hinterbau. Hier scheinen andere Faktoren wie der Reifen, sein Druck, die Kettenstrebenlänge und die Gewichtsverteilung einen größeren Einfluss zu haben. Das Topstone Carbon Lefty klettert sehr gut, nur eben nicht besser als die meisten anderen Gravelbikes. Ein Vorteil, wenn es steil wird, ist die starke Untersetzung des Mullet-Antriebs mit SRAM AXS-MTB- und Rennrad-Funkschaltung. Der Übersetzungsbereich von 499 % deckt bei einer Trittfrequenz von 90 U/min einen Geschwindigkeitsbereich von 9 bis 47 km/h ab.
Auf dem Kiesweg: Das komfortable Rollen auf dem Schotterweg ist natürlich eine Domäne des Topstone Carbon Lefty. Es gleitet auch sicher und perfekt kontrolliert um schnelle lange Kurven. Für Gravelrennen auf recht glatten, hügeligen Waldautobahnen ist es nicht der 100 % passende Kandidat, denn da bremsen Gewicht, die eher grob gestufte Übersetzung und die Sitzposition den Tempodrang etwas.
Auf dem Asphalt: Gravelbikes mit Federelementen traut man meist keine allzu agilen Fahreigenschaften zu. Doch von der Optik sollte man sich nicht täuschen lassen. Zumindest im Antritt wirkt das Topstone Lefty Oliver ebenbürtig mit ähnlich schweren Modellen. Wohlgemerkt, ähnlich schweren Gravelbikes. Für den Kaufpreis bekommt man auch rund 2 kg leichtere Bikes. Auf der langen Asphalt-Geraden wirkt das Cannondale unterfordert und vergleichsweise stark ausgebremst. Erfahrungsgemäß hängt das Rollverhalten auf dem Asphalt viel von Reifendruck und Typ ab. Hier kann der WTB Venture naturgemäß weniger überzeugen. Auch die aufrechte Sitzhaltung auf unserem „L“-Testrad trägt dazu bei, dass der Fahrtwind etwas mehr bremst, als man es vielleicht gewohnt ist.
Das ist uns aufgefallen
- Federung Maximaler Komfort und mehr Fahrsicherheit – so geht Gravelbike-Federung
- Fahrdynamik Mehrgewicht geht auf Kosten der Agilität, aber das Topstone Lefty ist dynamischer zu bewegen, als der Gewichtswert nahelegt
- Bikepacking Schade, dass es keine Transportidee für die Gabel gibt, denn der tolle Komfort und die Sitzposition machen das Rad geradezu ideal für Langstrecken
- Kluger Reifen-Mix Verschieden profilierte Reifen für vorne und hinten machen am Gravelbike absolut Sinn – mehr davon
- Für wen? Du fährst gerne Trails mit dem Gravelbike, du fährst gerne sehr lange Strecken und Beschaffenheit der Wege ist teils übel, du willst einfach nur weniger Gerappel beim Gravelride? Dann ist das Topstone Carbon Lefty genau richtig für dich
- Für wen besser nicht? Für dich ist Gravelbiken Rennradfahren auf Waldwegen und anderen leidlich gut befestigten Wegen, Zeiten auf schnellen Gravelrunden und an Uphill-Segmenten zählen für dich? Dann wähle lieber ein anderes Bike
- Welche Modelle sind ähnlich oder kommen nahe? Am nächsten: Niner MCR 9 RDO, aber richtig ähnliche Konzepte sind uns nicht bekannt. Andere Alternativen mit etwas Federung: Specialized Diverge, BMC URS, Trek Checkpoint, Trek Boone (Cyclocross), Moots Routt YBB
Fazit von Rennrad-News.de
Auch wenn für viele Federung an einem Rennrad oder Gravelbike nichts verloren hat: Wir kennen kein Gravelbike, mit dem man so viel Spaß bei so wenig Schmerzen auf harmlosen Trails und richtig langen Touren haben kann. Das Topstone Carbon Lefty ist sicher nicht das alltägliche Allround-Gravelbike, aber sicher das komfortabelste. Der Preis ist angesichts der Einzigartigkeit und der hochwertigen, Carbon-geladenen Ausstattung gar nicht so hoch, wie er scheint. Das günstigere Modell ist aber eine interessante Wahl, da es die gleiche Federtechnik für viel weniger Geld bietet – und noch dazu den Bikepacking-tauglicheren Lenker hat.
Pro / Contra
Stärken
- Hervorragender Komfort
- Präzise Lenkung und sehr gute Führung in Kurven
- Für ein gefedertes Gravelbike noch leicht
- Sehr gute Gelände-Übersetzung
- Intuitive SRAM Force AXS eTap-Schaltung
- Ergonomisches Aero-Cockpit
- Guter Reifenmix
- Tolle Lackierung
Schwächen
- Cockpit und Gabel schränken bei Bikepacking ein
- Rennrad-Fahrgefühl auf der Straße mit Abstrichen
Was denkt ihr über das neue Cannondale Topstone Carbon Lefty Oliver?
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8 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumEuch ist aber schon bewußt, daß das Platdrücken von Rohrquerschnitten in diesem Bereich eher was mit Komfort (Flex) zu tun hat?!?
Weder Fisch noch Fleisch! Bei aller Faszination für Gravel werde ich persönlich mit dem Lefty Topstone nicht warm!
Das Normale find ich genial, gerade mit dem "federnden" Hinterbau, aber würde da doch auf den großen Laufrädern bleiben und einen federnden Vorbau verwenden oder gar eine Lauf Gabel anstatt der Lefty (die am XC MTB absolut genial ist).
Die Farben sind dafür wunderschön dieses Jahr und die Ausstattungen durchweg durchdacht! 🙂
Federung am Gravelbike muss nicht schlecht sein. Ich weiss schon, warum ich ab und an einfach mein XC-MTB hernehme. Das ist einfach nochmal wesentlich komfortabler und vieles, was hier als "Gravel" vorliegt, sind ja eigentlich doch eher ruppige Waldwege oder grobes Geläuf. Das macht dann für ein Stündchen schon mal Laune, underbiking-mäßig unter die Stollen zu nehmen. Aber wenn man sich schon überlegen muss, ob 35 mm Reifen ausreichen oder man allein für's pure Überleben besser soviel Reifenbreite ins Gravelbike zwängt, wie's nur geht und dann bei 45 oder 650b und 50 mm landet - dann wäre Federung gar nicht so blöd, nicht? Gerade, wenn's eben nicht nur die besagte Stunde, sondern der ganze Tag ist, den man auf dem Bock verbringen möchte.
Von daher - ich denke, diese Nische wird wachsen. Und während ich das ursprüngliche Slate weder vom Gewicht noch vom Aussehen interessant fand - das Topstone Lefty hat was.
Ja - die Cannondale-Krankheit mit dem außermittig zentrierten Hinterrad ist blöd und die Vorbau/Lenker-Einheit ist ein Verbrechen am guten Geschmack und edlem Design. Aber das kann man ja wechseln. Stack dürfte auch eher weniger das Problem sein, wenn ich den Spacerturm sehe, der trotz Rahmengröße L unterm Vorbau residiert.
Es bleibt die Lefty. Die Oliver ist zwar die Schau und technisch ein Leckerbissen - aber es fehlt für's Bikepacking in der Tat die Versatilität von zwei normalen Gabelholmen und einer normalen Nabe. Z.B. auch für Nabendynamo-Einsatz.
Ich habe schon des öfteren an verschiedenen Stellen angemerkt, dass eine andere, noch klassischere Cannondale-Federung für die genannten Zwecke ideal wäre: Die Headshok! 40 -70 mm Travel in einer Headshok - das wäre die ideale Front-Federung für ein Gravelbike.
a) im Ansprechverhalten gerade bei vielen kleinen Stößen top ist (geringes Losbrechmoment)
b) eine Gabel mit 2 Gabelscheiden hat
c) auch noch sehr genügsam in Sachen Wartung ist.
Muss du ein altes F900 oder so umbauen.
Mein XS möchte ich aber ggf. demnächst wieder aufbauen ...
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