Das Canyon Speedmax CFR Disc eTap im Test: Wer keine Kompromisse eingehen möchte und ein Triathlon-Bike sucht, bei dem weder in der Entwicklung noch bei der Ausstattung Abstriche gemacht wurden, sollte sich das Top-Modell der Canyon Speedmax-Reihe näher anschauen. Hier sind alle Fakten und unsere Testeindrücke zu dem deutschen Zeitfahr-Boliden für fast 12.000 Euro.
Canyon Speedmax CFR Disc eTap 2022 – Infos und Preise
- Triathlon-Wettbewerbsrad ohne UCI-Zulassung
- Komplett integriertes Verpflegungskonzept
- Individuell anpassbares Cockpit
- Ausschließlich elektronische Top-Schaltgruppen
- Leitungen und Kabel komplett integriert
- Zwei Ausstattungsvarianten
- Immer mit Powermeter
- Umfangreiches Zubehörprogramm
- Gewicht Komplettrad ab 8,82 kg (Herstellerangabe)
Preise
Speedmax CFR eTap SRAM Red eTap AXS 1×12 | 11.999 €
Speedmax CFR Disc Di2 Shimano Dura Ace Di2 2×12 | 10.999 €
Steckbrief
Einsatzbereich | Rennen, Aero |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 9,3 kg |
Stack | 489 mm |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: M) |
Website | www.canyon.com |
Preisspanne | 10.999 - 11.999 |
Das Canyon Speedmax Disc sorgte bei der ersten Vorstellung im November 2020 für großes Aufsehen in der Triathlon-Szene. Canyon hatte im Vergleich zum Vorgänger keine Schraube an der gleichen Stelle gelassen und das Bike explizit für den Triathlon-Sport neu gedacht und konsequent entwickelt. Der Verzicht auf einen UCI zugelassenen Rahmen gab den Ingenieuren alle Freiheiten, das Rad ganz speziell auf den Einsatz beim Dreikampf zuzuschneiden.
Bei der CFR-Modellreihe kommt auch ein komplett neues Cockpit mit sehr vielfältigen Verstellmöglichkeiten zum Einsatz. Der Lenker ist aus Carbon und mit sehr gut passenden Griffgummis von Ergon ausgestattet. So kann Canyon komplett auf Lenkerband verzichten, denn auch im Griffbereich der Extensions finden sich gut passende Griffgummis von Ergon. Wobei der Bergriff Extensions beim Canyon Speedmax CFR ein wenig irreführend ist. Denn im Cockpit sind nicht mehr zwei Haltestangen (Extensions) verbaut, sondern ein System aus einem höhenverstellbaren Mitteldom, an dem zwei Haltegriffe angedockt sind, die natürlich komplett verstellbar sind.
Der Rahmen ist nicht nur nach aerodynamischen Anforderungen und zur Erfüllung möglichst angenehmer Fahreigenschaften geformt, sondern bietet auch zahlreiche Möglichkeiten zum Transport und zur Unterbringung von Verpflegung und Ersatzteilen, die man auf einem Wettkampf an Bord haben sollte. Im Unterrohr des Rahmens lässt sich eine Trinkblase verstecken, aus der man während dem Rennen trinken und sie immer wieder von oben mit einer normalen Trinkflasche befüllen kann. Zusätzlich gibt es ein Fach über dem Tretlager, in dem sich sauber geordnet CO₂-Kartuschen, Ersatzschlauch und ein kleines Werkzeug-Kit verstauen lassen. Auch im Oberrohr lassen sich unter einer Klappe weitere Teile oder Proviant für den Wettkampf verstauen.
Hier gibt es alle Details zur Entwicklung und zum Konzept des Canyon Speedmax
Hier geht es zum Test des Canyon Speedmax CF 7 Disc
Ausstattung: Nur vom Feinsten
Das Speedmax CFR Disc eTap markiert die Spitze im internen Canyon Triathlon Ranking, kein Wunder also, dass es nur feinste Komponenten verbaut hat. Die SRAM Red AXS eTap 2×12 Schaltung schaltet auch unter Last butterweich und lief während dem kompletten Test über 6 Monate hinweg nahezu geräuschlos. Es sei an dieser Stelle jedoch auch nicht verschwiegen, dass der vordere Umwerfer zweimal während des Testes trotz exakter Einstellung die Kette nach innen abgeworfen hat. Canyon hat uns auf Nachfrage bestätigt, dass dieses Problem bekannt und bereits an SRAM adressiert sei. Im Modelljahr 2023, das vor Kurzem vorgestellt wurde, wird das auf jeden Fall nicht mehr passieren, denn das neue Bike kommt mit einem Aero-Kettenblatt vorn und 1×12 Schaltung. Für flache Strecken sicher keine schlechte Wahl. Ich bin währende des Testes drei Rennen mit dem Speedmax CFR gefahren und habe das kleine Kettenblatt dabei kein einziges Mal benutzt.
Die Zipp 858 NSW Laufräder genießen in Triathlon-Kreisen einen exzellenten Ruf und sind absolutes Top-Material. Die verbauten Continental GP 5000 STR Tubeless-Reifen in den Größen 25 vorn und 28 hinten sind konsequent zu Bike und Laufrädern ausgewählt und rollen mit Tubeless-Set-up spürbar leicht. Zudem passen die transparenten Seitenwände ausgezeichnet zu den Laufrädern und werten das Bike auch optisch auf. Serienmäßig wurde das Rad mit leichten Schläuchen von Schwalbe ausgeliefert, die Tubeless-Umrüstung lief problemlos, wobei der Vorderreifen erst nach einigen Fahrten richtig dicht wurde. Also bitte nicht am Vorabend zum Rennen umrüsten!
Der Carbonlenker ist in zwei verschiedenen Varianten erhältlich und kann bei der Bestellung entsprechend den eigenen Wünschen ausgewählt werden. Hinsichtlich der Griffe und Armpolster arbeitet Canyon mit Ergon zusammen und setzt damit aktuell bei den Triathlon-Bikes die Benchmark. Punkt. Zu den optionalen Armschalen gibt es weiter unten noch mehr zu lesen.
Hier eine Übersicht der Ausstattungen für die beiden derzeit erhältlichen Canyon Speedmax CFR 2023:
Speedmax CFR Disc DI2 | Speedmax CFR eTap | |
---|---|---|
Rahmen | Canyon Speedmax Disc CFR | Canyon Speedmax Disc CFR |
Gabel | Canyon FK0080 CF Disc | Canyon FK0080 CF Disc |
Bremsen | Shimano Dura-Ace Disc Brake | SRAM Red eTap AXS |
Laufräder | DT SWISS ARC1100 Dicut db 80 | Zipp 858 NSW hookless |
Reifen | Schwalbe Pro One 25/28 mm | Schwalbe Pro One 25/28 mm |
Schaltung | Shimano Dura-Ace Di2 2 x 12 / Rotor Kurbel mit Powermeter | SRAM Red eTap AXS 1x12 mit Quarq Powermeter |
Übersetzung | 52/36 | 11-30 | 50 | 10-28 |
Cockpit | Canyon CP0019 / GP0226 | Canyon CP0019 / GP0226 |
Sattel | Selle Italia Watt Kit Carbonio Superflow | Selle Italia Watt Kit Carbonio Superflow |
Sattelstütze | Canyon SP0049 Aeropost CF | Canyon SP0049 Aeropost CF |
Farben | Dark Chrome, Blue Chrome | Dark Chrome, Red Chrome |
Größen | XS, S, M, L, XL | S, M, L, XL |
Gewicht | 9,10 kg | 8,82 kg |
Preis | 10.999 € | 11.999 € |
Die Übersetzung
Das Canyon Speedmax CFR Disc eTap Testbike kam serienmäßig mit einem 50/37-Kettenblatt und 10-28er Kassette. Das ist definitiv keine Übersetzung zum Bummeln und wird im Rennrad-Bereich eigentlich nur von Profis und Crit-Racern häufig gefahren. Auf dem Zeitfahrrad relativiert sich die lange Übersetzung jedoch, denn damit ist man selbst bei langen Trainingseinheiten im Grundlagenbereich in der Regel mit einem Tempodurchschnitt über 30 km/h unterwegs.
Dennoch ist und bleibt die Kombi 50-10 ein langer Gang und 37-28 nicht gerade eine Übersetzung für lange steile Anstiege. Aber letztlich zeigt sich auch hier die Konsequenz der Entwickler bei Canyon. Man geht schlicht und ergreifend davon aus, dass Kunden, die ein Triathlonrad für weit über 10.000 Euro kaufen, auch ambitioniert unterwegs sind. Und für ambitionierte Athlet:inen passt die große Übersetzung dann doch einwandfrei.
Auf flacher Strecke ist man meist mit schön gerader Kettenlinie unterwegs und ich war bei einem Rennen mit einer nur mäßig steilen, dafür aber sehr langen Abfahrt tatsächlich froh über die lange 50-10 Übersetzung. Damit kann man auch bei hohem Tempo noch sehr entspannt mit gewohnter Frequenz um die 80 Umdrehungen pedalieren und muss nicht hektische 95 oder 100 Umdrehungen strampeln, um die Fuhre ordentlich am Laufen zu halten. Kurzum, nach anfänglicher Skepsis wurde ich während des Testes zum Freund der langen und wunderbar eng gestuften Übersetzung. Geht es allerdings in die Berge, und es gibt einige Triathlon-Rennen mit steilen und langen Anstiegen, sollte man sich ehrlich fragen oder noch besser testen, ob man die schweren Gänge treten kann. Ich müsste dann wohl zumindest zur 10-33er Kassette greifen.
Die oben aufgeführten Überlegungen sind kurz vor Veröffentlichung dieses Testes noch relevanter geworden, da unser Testbike im nachfolgenden Modelljahrgang 2023 mit einem Aero-Kettenblatt mit 50 Zähnen und 1×12 Antrieb mit 10-28 Kassette ausgeliefert wird. Das bringt einen kleinen, zusätzlichen Aero-Vorteil und funktioniert auf flachen Strecken, wie weiter oben schon beschrieben, perfekt. Geht es jedoch auf einen Kurs mit steilen oder längeren Anstiegen, sollte man das vorher am besten austesten und gegebenenfalls die Übersetzung an die eigenen Fähigkeiten anpassen.
Canyon Speedmax CFR Zubehör
Obwohl das Canyon Speedmax CFR Disc eTap von Haus aus top ausgestattet ist und alles Notwendige an Bord hat, gibt es einige Zubehörteile, die Sinn machen und deren Anschaffung man ernsthaft in Erwägung ziehen sollte.
Armrest Upgrade Kit
Hinter dem sperrigen Namen Canyon Speedmax Armrest Upgrade Kit verbergen sich zwei große Armauflagen und eine Computer-Halterung, die den Komfort am Cockpit auf ein neues Level heben können. Anstatt die Unterarme auf rund 10 cm kurzen Pads abzulegen, kann man sie mit dem Canyon Speedmax Armrest Upgrade Kit auf 23 cm langen Auflagen von Ergon betten und gewinnt durch die größere Auflagefläche ein deutliches Plus an Komfort.
Alternativ lassen sich auch zwei zusätzliche kleine Pads als Ergänzung zu den Standard-Pads montieren. Ich empfand jedoch die großflächige Variante als angenehmer und komfortabler. Ein kleiner Nachteil dabei ist jedoch die schlechtere Belüftung. Bei sommerlichen Temperaturen steht der Schweiß in den großflächigen Auflagen. Da sie dennoch nicht rutschig werden, stört das im Rennen jedoch kaum.
Unangenehmer ist da schon der stramme Preis von fast 300 Euro für das Canyon Speedmax Armrest Upgrade Kit. Dafür sind die Bauteile aber auch sehr sauber gearbeitet und bieten viele Einstelloptionen. Gemessen an Custom-Armauflagen, die auch immer öfter in der Wechselzone zu sehen sind, ist der Preis sogar erträglich. Alles in allem also ein klarer Tipp zur Verbesserung des Komforts und infolgedessen auch der Performance.
Aero-Trinkflasche von Elite
Warum noch eine Trinkflasche, wenn doch schon ein großer Flüssigkeitstank im Rahmen versteckt ist, der sich auch während des Rennens nachfüllen lässt. Diese Fragen werden sich die meisten Nicht-Triathleten wohl stellen. Der Grund ist ganz einfach: Da man auf den 180 Rad-Kilometern einer Langdistanz viel Energie verbraucht, von der möglichst viel wieder nachgeführt werden sollte, benötigt man je nach kalkulierter Fahrzeit und persönlicher Konstitution zwischen 12 – 20 Gels oder sonstige Zuckerlieferanten.
Die einfachste Form, diese mitzuführen ist eine sogenannte Gelflasche, also eine Trinkflasche, in die man alle benötigten Gels einfüllt und den Rest mit Wasser auffüllt. Daraus nimmt man während dem Rennen in vorher festgelegten Zeitabständen immer wieder einzelne Schlücke und trinkt dazu Wasser aus dem großen „Tank“. Das hat den großen Vorteil, dass man nicht mit Verpackungen hantieren muss und keine klebrigen Finger bekommt. Und den Nachteil, dass man dumm aus der Wäsche schaut, wenn man die Gelflasche verliert.
Canyon bietet über die eigene Homepage eine Elite Crono CX Aero Kit Flasche mit Halter an, die wir auch im Test hatten. Auf dem Papier ein tolles Produkt, in der Praxis jedoch leider mit vielen Schwächen behaftet. Die Flasche sitzt nicht perfekt fest im Halter und klappert beim Fahren. Viel schlimmer ist jedoch, die Undichtigkeit des automatischen Ventils. Dieses soll sich eigentlich nur beim Trinken öffnen, tut dies jedoch auch bei harten Bodenwellen und tiefen Schlaglöchern in der Straße. Folglich verteilt sich der Flaschen-Inhalt großzügig auf dem Rahmen und den Beinen.
Welche Sauerei das wird, wenn man über zehn Gels in die Flasche gepresst hat, dürfte jedem nach kurzem Nachdenken klar sein. Außerdem sollen die Kohlenhydrate im Magen und nicht in der Umgebung verteilt werden. Somit ist die Elite Flasche in der getesteten Version nicht wirklich zu empfehlen.
Nachtrag: Elite hat uns kurz vor Ende des Tests die neueste Version der Elite Crono CX zur Verfügung gestellt. Damit war das Problem der ungewollt austretenden Flüssigkeit etwas besser, aber nicht komplett gelöst. Zudem klapperte die Flasche nicht mehr in der Halterung. Ein Tipp ist auf jeden Fall, die Flasche nicht komplett zu befüllen, dadurch verkleinert sich die ohnehin nicht üppige Kapazität von 500 ml jedoch noch weiter.
Flaschenhalter für die Sattelstütze
Noch ein Flaschenhalter? Es gibt doch schon die Trinkblase im Rahmen und die Aeroflasche im Rahmendreieck. Nun ja, im Triathlon geht es auch darum, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Auch auf technische Pannen oder den Verlust von diversen Ausrüstungsteilen. Deshalb ist es nie verkehrt, die Möglichkeit zu haben, eine runde Trinkflasche zu transportieren. An den Verpflegungsstationen gibt es nämliche keine Aeroflaschen oder Nachfüllbehälter für Trinktanks, sondern runde Flaschen.
Außerdem leistet der Standard-Flaschenhalter gute Dienste bei längeren Trainingseinheiten, wenn man keine Lust hat, die interne Trinkblase zu nutzen und sie im Anschluss wieder zu reinigen oder wenigstens zu trocknen.
Wettkampfbekleidung
Canyon wäre nicht Canyon, wenn sie nicht auch noch spezielle Wettkampfbekleidung für ihre Triathlon-Kund*innen anbieten würden. In Zusammenarbeit mit Ryzon, einer deutschen Triathlon-Marke, wird auf der Canyon Homepage ein kleines, aber feines Sortiment an hochwertigen Trisuits angeboten, auf denen ziemlich prominent der Canyon Schriftzug zu sehen ist. Auf den Fotos zu diesem Test ist der Ryzon X Canyon Myth Skinsuit für 349,95 Euro zu sehen.
Canyon Speedmax CFR Geometrie: Stabil im Wind und dennoch handlich
Die Geometrie des Canyon Speedmax hat sich in den letzten Jahren allein von den Werten her betrachtet nicht wesentlich verändert. Allerdings ist die Geometrie eines Triathlon-Bikes sehr komplex und das Fahrverhalten nicht zuletzt davon abhängig, in welcher Position man auf dem Rad sitzt. Canyon sagt, dass der Schwerpunkt das Speedmax CFR durch die Platzierung der Notfall-Box über dem Tretlager und die Integration der Trinkblase im Unterrohr gegenüber dem Vorgänger abgesenkt wurde und infolgedessen das Fahrverhalten positiv beeinflusst werden konnte. In Aktion konnte uns das Handling des Bikes jedenfalls voll überzeugen, doch dazu weiter unten bei unseren Fahreindrücken mehr.
Ganz entscheidend ist natürlich die Anpassung der Sitzposition, damit jeder auf dem Rad seine ideale Haltung finden kann. Das ist durchaus komplex, denn es geht darum sowohl die Kraft gut auf die Pedale zu bringen, als auch komfortabel zu sitzen, um bei einer Langdistanz 180 km ohne Beschwerden bewältigen zu können.
Sowohl der Verstellbereich des Sattels, als auch die Anpassungsmöglichkeiten am Cockpit sind beim Canyon Speedmax CFR hervorragend und lassen sich relativ schnell und unkompliziert nutzen. Die Bandbreite ist enorm groß und die Werte überschneiden sich auch über Rahmengrößen hinweg, so dass man in gewissem Umfang auch mit zwei Rahmengrößen liebäugeln und je nach persönlichen Vorlieben den besten Kompromiss finden kann. Wer seine perfekte Sitzposition nicht kennt, sollte hier am besten schon vor dem Kauf einen Bikefitter aufsuchen oder zumindest die telefonische Beratung bei Canyon in Anspruch nehmen. Für mich mit 1,76 m Größe und relativ langen Beinen hat Rahmengröße M perfekt gepasst.
Hier die kompletten Geometriedaten des Speedmax CFR zum Ausklappen:
XS | S | M | L | XL | ||
---|---|---|---|---|---|---|
Körpergröße (cm) | < 170 | 170 - 178 | 178 - 186 | 186 - 196 | > 196 | |
Sitzhöhe (mm) | 621 - 741 | 664 - 784 | 735 - 855 | 775 - 895 | 799 - 919 | |
Sitzrohrlänge (mm) | 488 | 531 | 552 | 592 | 616 | |
Oberrohrlänge (mm) | 466 | 494 | 519 | 548 | 576 | |
Steuerrohrlänge (mm) | 64 | 62 | 83 | 123 | 150 | |
Lenkwinkel (°) | 72 | 73 | 73 | 73 | 73 | |
Sitzrohrwinkel (°) | 80.5 | 80.5 | 80.5 | 80.5 | 80.5 | |
Kettenstrebenlänge (mm) | 410 | 420 | 420 | 420 | 420 | |
Radstand (mm) | 960 | 986 | 1014 | 1047 | 1079 | |
Stack (mm) | 435 | 469 | 489 | 527 | 553 | |
Reach (mm) | 393 | 415 | 438 | 459 | 483 | |
STR | 1.11 | 1.13 | 1.12 | 1.15 | 1.15 | |
Vorbaulänge (mm) | 70 | 70 | 70 | 70 | 70 | |
Lenkerbreite (mm) | 400 | 400 | 400 | 400 | 400 | |
Kurbelarmlänge (mm) | 165 | 165 | 170 | 170 | 172,5 | |
Sattelstützenlänge (mm) | 285 | 285 | 335 | 335 | 335 | |
Laufradgröße | 650B | 700C | 700C | 700C | 700C |
Das Speedmax Disc eTap CFR auf dem Kurs
Hat man seine individuelle Sitzposition gefunden, kann man auf dem Speedmax CFR richtig Tempo bolzen, ohne vorzeitig Rückenschmerzen und Sitzbeschwerden zu bekommen. Die Einstellmöglichkeiten sind so vielfältig und relativ einfach zu realisieren, dass jeder seine Position finden und sie im Laufe der Saison immer weiter verfeinern kann.
Passend zum Einsatzzweck läuft das Speedmax CFR geradeaus wie ein D-Zug, ohne dabei träge oder behäbig zu wirken. Wer das Rad von der Seite betrachtet, wird sich denken können, dass es auf Seitenwind reagiert, zumal mit den 80 mm hohen Zipp Felgen, die dem Wind ebenfalls ordentlich Angriffsfläche bieten. Von Böen überrascht werden kann man jedoch in der Regel nur dann, wenn man im Unterlenker fährt. Dann reagiert das Speedmax deutlich sensibler, als mit den Armen auf den Aufliegern in Aero-Position. Der Grund ist klar – mehr Gewicht auf dem Vorderrad.
Trotz meines eher niedrigen Gewichts von 68 kg gab es während dem ganzen Test keine einzige Situation, bei der mich eine Böe oder ein überholender LKW in Stresssituationen gebracht hätten. Und ich bin auch bei starkem Wind mit den Zipp 858 Laufrädern gefahren. Wer jedoch sehr ängstlich oder unerfahren auf dem Zeitfahrrad ist, sollte sich überlegen einen weiteren Laufradsatz mit niedrigeren Felgen für das Training anzuschaffen. Aber noch mal, das Speedmax läuft sehr stabil und absolut vertrauenerweckend. Ansonsten ist das Bike auch bei engen 180-Grad-Kehren oder engen Passagen mit vielen Kurven ausgezeichnet beherrschbar und lässt sich wunderbar präzise auch durch schnelle Kurven zirkeln.
Ich bin während des Testes nicht nur mit den serienmäßig verbauten Zipp 858 NSW gefahren, sondern konnte auch schon die neue Hookless-Variante der Zipp 858 NSW ausprobieren, die aufgrund der breiteren Maulweite und breiteren Reifen mit sehr wenig Luftdruck gefahren werden kann. Damit ließ sich vorwiegend der Komfort noch einmal spürbar steigern, ohne bei der Aero-Performance Einbußen in Kauf nehmen zu müssen.
Die Aerodynamik zu beurteilen, ist ohne Windkanal immer eine sehr schwierige Sache. Wenn man jedoch bei starkem Seitenwind aus rund 90 Grad das Gefühl von echtem Rückenwind hat, kann das Gesamtpaket aus Rahmen, Laufrädern und Sitzposition nicht ganz verkehrt sein. Das Canyon Speedmax CFR fühlt sich auch bei Wind extrem schnell an.
Das Speedmax Disc eTap CFR im Renneinsatz
Das Fahrverhalten passt also wunderbar für den gewählten Einsatz, doch wie funktioniert das Verpflegungskonzept und wie sinnvoll sind die Verstaumöglichkeiten im Rahmen? Um das herauszufinden, bin ich nicht nur Testrunden mit dem Canyon gefahren, sondern habe es auch bei zwei Kurzdistanzen und einer Mitteldistanz im Wettbewerb eingesetzt.
Auf den Kurzdistanzen habe ich die Trinkblase im Rahmen nicht benutzt, hier reicht eine Trinkflasche am Rahmen oder hinter dem Sattel locker aus. Bei der Mitteldistanz mit einer Radstrecke von 90 Kilometern zeigte sich dann jedoch, wie gut das Verpflegungs-Konzept umgesetzt wurde. Mit Gelflasche am Unterrohr, Notfall-Wasserflasche hinter dem Sattel und Wasser in der Trinkblase ist man auch für lange Distanzen bestens gerüstet.
Das Trinken aus dem integrierten Tank ist nicht ganz so einfach, weil man doch recht viel Unterdruck erzeugen muss, doch nach zwei, drei „Testrunden“ ist man daran gewöhnt. Das Nachfüllen der Trinkblase an der Verpflegungsstation klappte ebenfalls gut. Verschluss mit dem Mund öffnen, Flasche auf den Nachfüllstutzen drücken und das Wasser von der Flasche in den Tank drücken. Das geht natürlich nicht ohne ein paar Spritzer auf den Rahmen und die Umgebung, doch der Tank lässt sich so problemlos auffüllen.
Auch die Box im Oberrohr ist während der Fahrt sehr einfach zu erreichen. Hier lassen sich etwa Salztabletten oder andere Dinge, die man während dem Radfahren benötigt, sehr einfach und sicher verstauen. Das Notfall-Kit musste ich zum Glück nur einmal während dem Training benutzen. Auch hier ist alles vorbildlich gelöst, allein der passgenaue Neopreneinsatz, in dem man zwei Kartuschen und einen Ersatzschlauch verstauen kann, ist absolut vorbildlich. Der Deckel der Box ist leicht zu öffnen und schließen und saß während des Testes stets sicher und klapperfrei.
Volle Punktzahl also in diesem Kapitel für das Canyon Speedmax CFR. Hier dürften, abgesehen von sehr ausgefallenen individuellen Lösungen, kaum Wünsche offen bleiben.
Das ist uns aufgefallen
- Nach rund 500 Kilometern im Test trat ein regelmäßig knackendes Geräusch, verursacht vom Zipp Hinterrad auf. Nach einem Laufradwechsel war das Geräusch verschwunden.
- Anpassungen der Sitzposition erfordern natürlich ein wenig Schraubarbeit, lassen sich aber relativ einfach und schnell realisieren. Insgesamt betrachtet ist das Speedmax CFR sehr Service- und Fitting-freundlich.
- Das Speedmax CFR Disc eTap reagiert mit den Zipp 858 NSW, gemessen an der Felgenhöhe und dem flächigen Rahmen, relativ sanft und gut beherrschbar auf Seitenwind. Anfänger oder Unerfahrene sollten trotzdem über die Anschaffung eines Trainings-Laufradsatzes mit niedrigeren Felgen nachdenken.
- Für wen? Alle, die immer das Maximum wollen und keine Kompromisse eingehen möchten. Technikaffine Triathlet:innen, die sich das Bike leisten können und wollen.
- Für wen besser nicht? Puristen, denen die technische Aufrüstung im Triathlon ein Graus ist. Alle, die nicht bereit sind, einen fünfstelligen Betrag für ein Rad auszugeben.
- Welche Triathlon-Räder sind ähnlich oder kommen nahe? Cube Aerium C:68, Trek Speed Concept, Cervélo PX, Specialized Shiv Disc, Cadex TRI, Scott Plasma RC.
Fazit Canyon Speedmax CFR Disc eTap
Müsste ich das Canyon Speedmax CFR Disc eTap mit nur einem Wort beschreiben, dann wäre es „konsequent“. Das Rad wurde vom ersten Strich auf dem Zeichenbrett an konsequent als Triathlon-Rad und nicht als UCI-konformes Zeitfahrrad entwickelt und das ist auf jedem Meter im Sattel spürbar. Egal, ob bei der individuellen Anpassung, der Aerodynamik, den Verstaumöglichkeiten von Proviant oder Pannen-Kit oder der Ausstattung – das Speedmax CFR lässt keine Wünsche offen und schöpft aus dem Vollen. Wer sich selbst alles abverlangt und die gleiche Leistungsbereitschaft von seinem Material verlangt, wird abgesehen vom Preis von fast 12.000 Euro kaum etwas zu meckern haben. Mit dem Speedmax CFR ist Canyon ein großer Wurf gelungen. Das Rad stellt Profis gleichermaßen wie engagierte Alterklassenathlet:innen zufrieden und gibt Sicherheit, dass die Verwirklichung sportlicher Ziele nicht am Material scheitern wird.
Pro / Contra
Pro
- Komplette Integration
- Sehr einfach Anpassung der Sitzposition
- Extrem hochwertige Ausstattung
Contra
- Hoher Preis
Was haltet ihr von dieser Triathlon-Profi-Rennmaschine?
Testablauf
Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, d.h. vormontiert. Testräder wurden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
Das Canyon Speedmax CFR eTap stand uns sechs Monate zur Verfügung und wurde auch bei Triathlon-Rennen eingesetzt.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, Triathlon-Rennen, Trainings-Einheiten auf dem Rollentrainer
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich, nicht zu lang
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