Lohnt sich Profi-Material für Amateure?
Bevor wir ins Detail gehen und die beiden Triathlon-Räder im Test genau unter die Lupe nehmen und miteinander vergleichen, hier noch ein paar Gedanken zu einer häufig gestellten Frage: Lohnt sich Profi-Material für Amateure? Diese Frage dürfte so alt sein, wie der Radsport selbst und lässt sich wohl kaum pauschal beantworten. Im Bereich TT und Triathlon wird diese Frage in der Regel noch heißer diskutiert. Denn anders als Rennräder kauft man diese Bikes normalerweise nicht, um damit am Sonntag eine Ausfahrt mit Kumpels zu machen, sondern eher um sich im Wettbewerb zu messen.
Teure Bikes sind in der Regel leichter, besser ausgestattet und oft auch schneller als ihre Geschwister aus der Einstiegsklasse. Prinzipiell gilt beim Rennrad natürlich, dass weniger Gewicht immer eine gute Sache ist. Dieser Aspekt, spielt beim Triathlon jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Im Triathlon muss man nur sehr selten hohe Berge erklimmen oder häufig abbremsen und beschleunigen. Meist kommt man mit relativ wenigen Höhenmetern und recht gleichmäßigem Tempo durch das Rennen. Deshalb wird bei Rädern für den Dreikampf ganz klar die Aerodynamik gegenüber dem Gewicht favorisiert.
Wichtig im Triathlon sind folgende Aspekte:
- Anpassbarkeit der Sitzposition/Komfort
- Aerodynamik
- Transportmöglichkeiten für Verpflegung
- Fahrverhalten
- Ausstattung, Preis-Leistungs-Verhältnis
Ob es sich für jeden lohnt, Profi-Material zu fahren, liegt meist im Auge des Betrachters. Wie sind die sportlichen Ziele? Möchte ich nur dabei sein und im Ziel ankommen, oder will ich das Maximum aus mir herausholen und eine möglichst gute Zeit erreichen? Dass ein High-End-Bike dabei immer die beste Wahl ist, kann nicht pauschal behauptet werden, denn es kommt immer darauf an, ob es zum eigenen Körper passt und eine passende Sitzposition realisiert werden kann. Ist das der Fall, wird man als halbwegs ordentlich Trainierter mit dem Speedmax CFR schneller sein, als mit dem Speedmax CF 7, so viel sei hier schon mal verraten.
Bevor es in die Details geht, stellen wir die beiden Kandidaten im Test, das Canyon Speedmax CF 7 Disc und das Canyon Speedmax CFR Disc noch einmal kurz vor.
Die beiden Kandidaten im direkten Vergleich
Canyon Speedmax CFR Disc eTap
- Triathlon-Wettbewerbsrad ohne UCI-Zulassung
- Komplett integriertes Verpflegungskonzept
- Individuell anpassbares Cockpit
- Ausschließlich elektronische Top-Schaltgruppen
- Leitungen und Kabel komplett integriert
- Zwei Ausstattungsvarianten
- Immer mit Powermeter
- Umfangreiches Zubehörprogramm
- Gewicht Komplettrad ab 8,82 kg (Herstellerangabe)
- www.canyon.com
Preis
Speedmax CFR eTap SRAM Red eTap AXS 1×12 | 11.999 €
Hier geht es zum Test des Canyon Speedmax CFR Disc eTap
Müsste ich das Canyon Speedmax CFR Disc eTap mit nur einem Wort beschreiben, dann wäre es „konsequent“. Das Rad wurde vom ersten Strich auf dem Zeichenbrett an konsequent als Triathlon-Rad und nicht als UCI-konformes Zeitfahrrad entwickelt und das ist auf jedem Meter im Sattel spürbar. Egal, ob bei der individuellen Anpassung, der Aerodynamik, den Verstaumöglichkeiten von Proviant oder Pannen-Kit oder der Ausstattung – das Speedmax CFR lässt keine Wünsche offen und schöpft aus dem Vollen. Wer sich selbst alles abverlangt und die gleiche Leistungsbereitschaft von seinem Material verlangt, wird abgesehen vom Preis von fast 12.000 Euro kaum etwas zu meckern haben. Mit dem Speedmax CFR ist Canyon ein großer Wurf gelungen. Das Rad stellt Profis gleichermaßen wie engagierte Alterklassenathlet:innen zufrieden und gibt Sicherheit, dass die Verwirklichung sportlicher Ziele nicht am Material scheitern wird.
Pro / Contra
Stärken
- Komplette Integration
- Sehr einfach Anpassung der Sitzposition
- Extrem hochwertige Ausstattung
Schwächen
- Hoher Preis
Canyon Speedmax CF 7 Disc
- Triathlon-Wettbewerbsrad ohne UCI-Zulassung
- Aufbewahrungsboxen auf dem Oberrohr und über dem Tretlager
- Klassisches Triathlon-Cockpit mit Vorbau, Lenker und Extensions
- Mechanische und elektronische Schaltgruppen
- Leitungen und Kabel am Cockpit nicht integriert
- Vier Ausstattungsvarianten
- Immer mit Powermeter
- Umfangreiches Zubehörprogramm
- Gewicht Komplettrad ab 9,11 kg (Herstellerangabe)
- www.canyon.com
Preis
Speedmax CF 7 Shimano 105 (22 Gänge) | 2.999 €
Hier geht es zum Test des Canyon Speedmax CF 7 Disc
Soviel Zeitfahr-Material für so wenig Geld gibt es derzeit wohl nur beim Canyon Speedmax CF 7 Disc. Wer ernsthaft an Triathlon-Rennen teilnehmen möchte, aber nicht willens oder nicht dazu in der Lage ist, mittlere vier- oder gar fünfstellige Beträge in ein Wettkampf-Rad zu investieren, bekommt hier ein stimmiges Gesamtpaket, das durchaus für Ergebnisse auf dem Altersklassen-Siegertreppchen gut ist. Mehr ist im Grunde genommen Luxus.
Einzig die mechanische Schaltung, die nur an den Extensions bedient werden kann, ist ein Manko, dass sich nur mit viel Aufwand und einer erheblichen Investition beheben lässt. Wer damit leben kann und sich noch ein paar günstige Aero-Laufräder besorgt, ist bestens gerüstet für Dreikampf-Wettbewerbe jeglicher Art.
Pro / Contra
Stärken
- Günstiger Preis
- Hochwertiger Rahmen
- Powermeter serienmäßig
- Integrierte Transportboxen
Schwächen
- Mechanische Schaltung kann nur an den Extensions bedient werden
- Keine Aero-Laufräder
Wo stecken die 9.000 Euro Preis-Unterschied?
Wie unterscheiden sich die beiden Räder? Überall und nirgends. Die Konstruktion ist völlig anders, das Endresultat und das Fahrgefühl dennoch ähnlich und auch die persönliche Sitzposition kann in weiten Bereichen auf beiden Bikes realisiert werden. Nachfolgend also die wichtigsten Kriterien im direkten Vergleich der beiden Canyon-Konzepte.
Anpassbarkeit der Sitzposition/Komfort
Hinsichtlich der Sitzposition sind beide Canyon Modelle recht flexibel. Der Verstellbereich der Sattelstützen ist bei beiden Rädern sehr groß, so sollte sich für jeden und jede, die passende Sitzposition in Relation zum Tretlager finden lassen. Hinsichtlich des Cockpits sieht die Sache schon etwas differenzierter aus.
Dass der Lenker beim CF Modell schon von Haus aus höher ist, als beim CFR sieht man auf den ersten Blick. Deshalb gibt es beim CFR Modell die Möglichkeit das Bike mit dem sogenannten „Risebar“-Lenker auszustatten. Somit kommen die Griffe in der Unterlenkerposition etwas höher als mit dem serienmäßigen Flatbar, der komplett gerade ist.
Das Steuerrohr des Speedmax CFR ist deutlich kürzer, als bei den CF-Modellen, deshalb ist es keine große Überraschung, dass sich mit dem CFR auch deutlich aggressivere Positionen verwirklichen lassen. Die möglichen Armpad-Stackwerte (siehe Tabelle) sind beim CFR zwischen 30 und 40 mm niedriger als beim CF. Das ist durchaus passend zur Ausrichtung der Modelle, denn erfahrene Triathlet:innen können in der Regel tiefere (und somit aerodynamischere) Positionen fahren als Einsteiger. Die Bandbreite der Höhen-Verstellung beträgt beim CFR 110 mm, beim CF 95 mm.
Der Armpad-Reach ist dagegen beim CF tendenziell etwas länger einstellbar als beim CFR. Das bedeutet, dass vor allem große Menschen auf dem CFR etwas kompakter sitzen als auf dem CF. Der Verstellbereich ist beim CFR mit 54 mm etwas keiner als mit 80 mm beim CF. wobei all diese Werte aus den technischen Angaben von Canyon stammen und bei Bedarf mit anderen Anbauteilen auch noch weiter angepasst werden können.
Armpad Stack- und Reach-Werte im direkten Vergleich:
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Speedmax CF Armpad Stack (in mm) | 568 - 662 | 604 - 698 | 629 - 723 | 663 - 757 | 693 - 787 |
Speedmax CFR Armpad Stack (in mm) | 528 - 638 | 561 - 671 | 581 - 691 | 619 - 729 | 644 - 754 |
Speedmax CF Armpad Reach (in mm) | 358 - 438 | 387 - 467 | 416 - 495 | 448 - 527 | 474 - 553 |
Speedmax CFR Armpad Reach (in mm) | 363 - 417 | 386 - 440 | 408 - 463 | 430 - 484 | 454 - 508 |
Es bleibt also festzuhalten, dass die Sitzposition auf dem CFR tendenziell etwas tiefer und kürzer ausgelegt ist als beim CF. Und es ist Fakt, dass sich auf dem CFR eine tiefere Position realisieren lässt als beim CF.
Ähnlich verhält es sich mit dem Abstand der Armschalen und somit der Armhaltung. Wer eine sehr enge Armhaltung (das bedeutet beide Arme eng beieinander und somit aerodynamisch günstiger) fahren möchte, hat es mit dem CFR deutlich einfacher. Zudem entfällt beim CF Modell die Möglichkeit, den „Armrest Upgrade Kit“ zu montieren. Dieser hat sich im Test als sehr bequem und sinnvolle Ergänzung erwiesen.
Letztlich gibt es in dieser Kategorie keinen Gewinner, denn beide Konzepte bieten viel Variabilität und Anpassungsoptionen. Ob man seine bevorzugte Haltung realisieren kann, hängt nicht zuletzt von den körperlichen Gegebenheiten ab. Und eines sei hier noch erwähnt. Es ist keinesfalls kompliziert und aufwendig, die Position beim CFR anzupassen. Die Cockpit-Konstruktion ist sehr durchdacht und bedienerfreundlich.
Aerodynamik
Ich werde es gleich zu Beginn dieses Kapitels sagen: Wir haben keine Vergleichsmessungen vorgenommen! Und das hat einen guten Grund, denn der entscheidende Faktor für den Windwiderstand ist der Körper. Der bleibt zwar beim Wechsel auf ein anderes Rad gleich, aber die Sitzposition wird nie exakt die gleiche sein. Deshalb macht es keinen Sinn Messungen mit unterschiedlichen Rädern anzustellen und dann zu sagen, Rad A sei schneller als Rad B. Denn in der Realität könnten auch die Armposition mit einem halben cm mehr Abstand oder die Schulterhaltung aufgrund einiger Millimeter Unterschied bei den Armpads ausschlaggebend gewesen sein.
Bei der Vorstellung der neuen Speedmax-Modelle im November 2020 hat Canyon sehr offen kommuniziert, wie viel Aufwand bei der aerodynamischen Entwicklung betrieben wurde. Wer sich ein wenig mit dem Thema beschäftigt, wird nicht daran zweifeln, welches der beiden getesteten Bikes aerodynamisch schneller ist. Ein Blick auf die Cockpits und Rahmendetails genügt dafür. Genau so ist jedoch zu erkennen, dass auch der Rahmen der CF Modelle sehr wohl aerodynamisch optimiert ist. Allerdings sind die Storage-Lösungen und das Cockpit aus Kostengründen deutlich einfacher gehalten und nicht so gut in den Rahmen integriert wie beim CFR Modell.
Ist man also mit dem CFR zwangsläufig aerodynamisch günstiger und somit schneller unterwegs? Auch das lässt sich nicht pauschal sagen, denn es kommt ganz darauf an, welche Position man auf dem Rad realisieren und über die gewünschte Distanz halten kann. Hätte man die exakt gleiche Körperhaltung auf beiden Rädern, wäre man mit dem CFR sicher schneller, da es laut Canyon im Windkanal deutlich besser gemessen wurde. Zudem sind die verbauten Zipp Laufräder bei Seitenwind nachweisbar schneller als die DT Swiss P 1800 Spline mit ihren niedrigen Felgen.
Aus der Praxis mit beiden Bikes über viele Kilometer hinweg kann ich sagen, dass sich das Speedmax CFR vor allem bei Seitenwind schneller anfühlt als das CF Modell. Auf einer langen Geraden mit Wind aus fast 90 Grad Richtung hatte ich auf dem CFR in beiden Fahrtrichtungen das Gefühl von deutlichem Rückenwind. So ein Feeling hat sich mit dem CF 7 nie eingestellt. Es dürfte in erster Linie auf den Segeleffekt der Hochprofil-Aero-Laufräder zurückzuführen sein.
Wer gewinnt also die Aerodynamikwertung? Ich würde den Sieg dem CFR zusprechen, denn es ist nachgewiesenermaßen im Windkanal schneller und kommt mit wirkungsvollen Aero-Laufrädern. Gelingt es jedoch jemand auf dem CF 7 eine windschnittigere Position für seinen Körper zu finden als mit dem CFR (was ich mir kaum vorstellen kann), könnte diese Wertung auch anders ausgehen.
Transportmöglichkeiten für Verpflegung und Notfall-Kit
Die Möglichkeiten zur Verpflegung während des Wettkampfes haben wir in den Einzeltests sehr ausführlich dargestellt. Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass die Transportkapazitäten beim CFR deutlich besser im Rahmen integriert bzw. versteckt sind, ohne dabei an Nutzbarkeit zu verlieren. Sowohl das Aussehen des Rades als auch die aerodynamsiche Performance werden weniger beeinflusst. Daher geht dieser Punkt klar an das CFR.
Fahrverhalten
Die Geometrie der beiden Modell-Varianten unterscheidet sich hauptsächlich in der Länge des Steuerrohrs und somit bei den Stack-Werten. Das Fahrverhalten entsprach im Test weitgehend den Ableitungen, die man aus den Geo-Daten ziehen kann. Sprich das CFR fährt sich im direkten Vergleich mit ähnlicher Sitzposition etwas agiler und handlicher als das CF 7. Dennoch ist es im Geradeauslauf mehr als ausreichend stabil.
Letztlich hat Canyon die Geometrie hervorragend für den Einsatzzweck angepasst. Mehr Stabilität für das CF, das kommt Einsteigern in den Sport sicher entgegen. Profis und Fortgeschrittene freuen sich hingegen über eine etwas höhere Agilität beim CFR. Aber alles in allem sind die Unterschiede nicht gravierend und beide Bikes ausgezeichnet für den Einsatz im Triathlon ausgelegt.
Dieses Kapitel wird also von persönlichen Vorlieben entschieden.
Ausstattung, Preis-Leistungs-Verhältnis
Dieses Thema lässt sich eigentlich recht kurz halten. Die SRAM Red eTap AXS Gruppe, die beim CFR zum Einsatz kommt, ist eine der absoluten Top-Schaltgruppen. Funktion, Gewicht, Geräuschentwicklung, Schaltkomfort – alles erstklassig. Dass wir während des Testes dennoch zwei Kettenabwürfe am vorderen Umwerfer zu beklagen hatten, ist kein völlig unbekanntes Problem und in dieser Preisklasse ärgerlich. Auch der Rahmen mit der höchsten Carbonqualität von Canyon ist vom Feinsten. Die Zipp Laufräder sind nicht nur begehrt, sondern funktionieren auch einwandfrei.
Dagegen wirkt das CF 7 am unteren Ende der Fahnenstange fast blass. Gemessen am Preis ist die Funktion der Shimano 105 jedoch überragend. Die Schaltung arbeitet ohne jegliche Probleme, ist ebenfalls sehr leise und gab keinen Anlass zur Kritik. Die fehlende Option zum Wechsel der Gänge am Lenker wird an anderer Stelle thematisiert. Die Laufräder sind ebenfalls funktionell absolut in Ordnung, locken aber mit ihren flachen Felgen dennoch keinen Triathleten mit Begeisterungsstürmen hinter dem Ofen vor. Dennoch, als Trainingslaufradsatz perfekt, und auch im Rennen alles andere als ein „No Go“. Hinsichtlich des Rahmens sind von außen keine Qualitätsunterschiede zu erkennen. Dass die Carbonlagen hier mit mehr Harz verbaut werden und somit etwas schwerer werden, spielt beim Triathlon in der Regel keine herausragende Rolle.
Dass an beiden Rädern ein Powermeter verbaut ist, mag hinsichtlich des CFR nicht überraschen, beim CF ist es in dieser Preiskategorie ein echtes Argument und hebt das Preis-Leistungs-Verhältnis in ungeahnte Höhen.
Welches Cockpit „besser“ ist, liegt sicher im Auge des Betrachters. Moderner und schneller ist die CFR Bedienungseinheit, einfacher aufgebaut und universeller umbaubar, die Vorbau-Lenker-Extension-Kombo des CF 7.
Absolut gesehen, gewinnt das CFR hier haushoch, gemessen an Preis-Leistung ist das CF 7 meilenweit voraus.
Marketing/Design
Über diesen Punkt wird in der Regel ungern gesprochen, denn die wenigsten Sportler:innen geben offen und unumwunden zu, dass sie sich ein Wettbewerbsrad gekauft haben, weil es ihnen gut gefällt und zusätzlich ein gutes Gefühl vermittelt. Die Macht der Werbung sollte jedoch nie unterschätzt werden. Die meisten Menschen finden es super, wenn sie mit dem gleichen Sportgerät wie ihre Vorbilder unterwegs sein können.
Nüchtern betrachtet, ergibt das natürlich keinen Sinn, denn gerade im Triathlon ist das Anforderungsprofil so klar und deutlich wie selten im Leben: Schnell von A nach B zu kommen. Letztlich zählt also nur, mit welchem Rad ich schneller bin. Dennoch werden viele Räder auch wegen des Designs oder der Farbe gekauft und das ist durchaus legitim.
Zudem gibt es nicht nur Puristen, die mit sehr einfachen Rädern unterwegs sind und sich die Gelpäckchen aufs Oberrohr kleben. Viele Sportler lieben offensichtlich auch den technischen Aspekt des Triathlon-Sports und geben viel mehr Geld für ihre Rennmaschine aus, als unbedingt notwendig wäre. Darüber kann man trefflich streiten, doch das ist letzten Endes eine Frage der Weltanschauung und Politik. Jeder sollte auf seine Art und Weise glücklich werden dürfen. Wenn es mental hilft oder Spaß macht ein High-End-Bike zu fahren, warum nicht?
Fazit
Jetzt also „Butter bei die Fische“: Benötigt man das Speedmax CFR für schnelle Rennen und sportliche Erfolge? Nein. Auch mit dem Speedmax CF 7 kann man richtig schnell bei einem Triathlon unterwegs sein und aufs Treppchen fahren.
Ist das Speedmax CFR schneller als das CF 7? Ja. Vermutlich nicht gänzlich ohne Ausnahme, aber in den meisten Fällen schon. In unserer Testkonstellation auf jeden Fall. Wie groß der Unterschied tatsächlich ist, ließe sich nur mit extrem aufwendigen Messungen im Windkanal feststellen.
Muss sich also jeder vernünftige Mensch mit dem günstigen Einsteiger-Modell begnügen und sich im Gegenzug schämen, wenn er mit einem 12.000 Euro Rad nur im Mittelfeld oder noch weiter hinten landet? Auf keinen Fall! In der Regel betreibt man den Sport aus Spaß an der Freude, und die kann zuweilen enorm steigen, wenn man sich tolle Ausrüstung gönnt, Spaß beim Schrauben hat und auf absolut erstklassiges Material vertrauen darf. Wer Freude daran hat, kauft sich exklusives Material und erfreut sich daran. Wer sportlich so stark ist, dass Material keine Rolle spielt, wird in absehbarer Zeit einen Sponsor finden und auch so zu Spitzenrädern kommen.
Wer er sich leisten kann, kauft das CFR und wird damit glücklich. Es dürfte nur wenige Personen geben, die nicht mit dem Bike happy wären, aus welchen Gründen dann auch immer. Wer keine Lust hat, so viel für ein Triathlon-Rad auszugeben, nimmt das Einsteiger-Modell, rüstet bei Bedarf nach Lust und Möglichkeiten auf und freut sich über Erfolge auch ohne Material-Exzesse.
Im Übrigen gilt fast alles hier Gesagte auch für vergleichbare Modelle anderer Hersteller. Wir haben die beiden Testbikes deshalb ausgewählt, weil sie sowohl hinsichtlich des Preises als auch bezüglich der Ausstattung und Konstruktion eine extreme Bandbreite abdecken. Und selbstverständlich gibt es auch noch eine vielfältige Welt zwischen diesen beiden Extremen, auch bei Canyon. Oftmals finden sich gerade dort die besten Kompromisse.
Meine ganz persönliche Meinung
Zum Schluss noch meine ganz persönliche Meinung, aus der Perspektive des engagierten Altersklassen-Athleten und hier speziell im Hinblick auf die Modellvielfalt von Canyon betrachtet: Ich persönliche würde mir das Speedmax CF 7 Disc nur kaufen, wenn ich finanziell keinen höheren Spielraum hätte. Es ist beim Triathlon um Welten schneller und angenehmer zu fahren als ein Rennrad, aber mich stören die fehlende Möglichkeit am Unterlenker zu schalten, das nicht integrierte Cockpit mit offen verlegten Zügen und die Optik. Außerdem könnte ich meine über die Jahre hart erkämpfte Armposition aufgrund der Trinkflasche zwischen den Armen nicht so eng fahren, wie ich gerne möchte. Am Speedmax CFR stört mich hingegen nur der Preis. Das allerdings so sehr, dass ich ebenfalls nicht zugreifen würde. So viel bedeutet mir der Sport dann auch wieder nicht, dass ich deshalb am Familienurlaub oder anderen Dingen sparen möchte. Meine ganz persönliche Wahl wäre deshalb ein Canyon Speedmax CF SLX. Das kombiniert den genialen Rahmen und das cleane Cockpit mit noch halbwegs kommoden Preisen. Damit wäre ich im Gegensatz zum CFR zwar nicht rundum glücklich, könnte aber gut mit der Wahl leben.
Welches Triathlon-Bike würdet ihr euch kaufen?
Testablauf
Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, d.h. vormontiert. Testräder wurden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, Triathlon-Rennen, Trainings-Einheiten auf dem Rollentrainer
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich, nicht zu lang
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21 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumBraucht es das Mehrgeld um schneller zu sein und wenn ja, wieviel macht es aus ? Das ist die Frage.
Im Endeffekt ist es für Hobbyfahrer doch in der Regel so, dass man sich das kauft, worauf man Bock hat/was man geil findet und das Budget erlaubt. 😛
Für den Fall das jemand keine 12.000 Euro für ein Fahrrad ausgeben möchte, einfach die Kohle als Genußmensch verfuttern und einen Bauch wachsen lassen:
https://www.radsport-rennrad.de/allgemein/schneller-radfahren-mit-bierbauch/
Ich sehe schon die ersten Aero-Fatsuits vor mir
Ich freue mich für den Autor, dass er testweise diese beiden Räder fahren durfte. Aber eine Aneinanderreihung von Werbematerialaussagen ist für einen solchen Artikel doch ein wenig dürftig.
Wie schon einige schrieben ist ein halbwegs nachvollziehbarer Geschwindigkeitstest machbar. Auch der Frage, welchen Einfluss die Felgen haben, sollte man nachgehen (wobei die Laufräder mit SRAM-Freilauf natürlich nicht zur 105er passen, aber da hilft Canyon sicher gern aus).
Um die Frage ans Publikum zu beantworten: Ich würde keines dieser Räder kaufen. Eine mechanische 105er muss heute echt nicht sein, schon das Schalten an der Base Bar würde mir fehlen. 12.000 Euro sind schoon hirnerweichend überteuert, ebenso die 9000 für das SLX mit SRAM. Ich warte, bis es was Nettes für unter 5000, besser 4000 im Angebot gibt. Die meisten Räder sind heute einfach viel zu teuer für den gelieferten Gegenwert.
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