Cervélo Áspero-5 im ersten Test: Mit dem Áspero ist den Kanadiern von Cervélo ein starkes Debüt im Gravel-Sektor gelungen. Nun folgt eine noch leichtere Variante, die mit komplett integrierten Leitungen den Aerogedanken konsequent fortführt. Wir konnten das neue Cervélo Aspéro für einen ersten Test bereits fahren. Im Rahmen unserer digitalen BikeStage 2021 gibt es hier alle Infos zum neuen Edel-Gravel Bike!
Steckbrief: Cervélo Áspero-5
Einsatzbereich | Tour, Rennen, Gravel |
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Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 8,3 kg |
Stack | 580 mm |
Rahmengrößen | 48, 51, 54, 56, 58, 61 (im Test: 56) |
Website | www.cervelo.com |
Wer mit der Nomenklatur der Cervélo-Modelle vertraut ist, der weiß: Die Modelle mit dem kleinen Namenszusatz -5 sind noch leichter, noch schneller und noch ein bisschen schöner als die regulären Ausführungen. Das neue Cervélo Áspero-5 bleibt dieser Tradition treu und ist die ab sofort erhältliche High End-Variante des bekannten Gravel-Racers Cervélo Áspero (alle Details: Cervélo Áspero Test). Neben einem etwa 100 Gramm leichteren Rahmengewicht bietet das Áspero-5 außerdem eine vollintegrierte Leitungsverlegung. Sie ist nicht nur die Kirsche auf der Optik-Torte. Zusammen mit dem Aero-Cockpit spart sie auch Energie. Cervélo selbst nennt dazu keine Zahlen, aber rund 4 bis 5 Watt lassen sich mit so einer aufgeräumten Front bei 45 km/h nach allgemeiner Auffassung sparen.
An den Eckdaten und der allgemeinen Ausrichtung hat sich derweil nichts verändert. Das Cervélo Áspero-5 will ein besonders schnelles und für den Renneinsatz geeignetes Gravel Bike sein. Dadurch will es sich auch von der oftmals deutlich Komfort- und Bikepacking-orientierten Gravel-Konkurrenz abheben. Montage-Punkte für Taschen an der Gabel oder für Schutzbleche sucht man vergeblich. Stattdessen ist der Rahmen auf Aerodynamik optimiert, was man beispielsweise am schlanken Steuerrohr oder den tief angesetzten Sitzstreben erkennt. Abgesehen von der Integration der Leitungen, ist der Rahmen des Áspero-5 äußerlich praktisch nicht vom regulären Áspero zu unterscheiden. Auch die Farben sind identisch: Zukünftig wird es das Cervélo Áspero in Mattschwarz, Neon-Limette oder der von uns getesteten Lila-Rainbow-Ausführung geben.
Kommen wir zu den maßgeblichen Unterschieden zwischen Áspero und Áspero-5: Das Gewicht und die Integration der Leitungen. Durch ein verändertes Carbon-Layup konnten die Cervélo-Ingenieure das Rahmengewicht um 10 %, umgerechnet also etwa 100 Gramm, reduzieren – bei identischer Steifigkeit. Außerdem sticht die Integration der Kabel sofort ins Auge: Von oben unsichtbar laufen diese auf der Unterseite des hauseigenen Lenkers in den Vorbau und von dort durch den Rahmen. Realisiert hat Cervélo die Verlegung unter anderem durch einen speziell geformten Lenker und einen C-förmigen Gabelschaft, der die Verlegung durch den Steuerrohr-Bereich ermöglicht.
Ausstattung: ganz schön edel
Cervélo schickt das Áspero-5 in drei verschiedenen Versionen ins Gravel-Rennen. Den Einstieg macht die 7.999 € teure SRAM Force eTap-Variante, die wir vorab testen konnten. 500 € teurer ist eine Ausführung mit Shimano GRX Di2-Schaltung, die im Gegensatz zu den beiden SRAM-Varianten mit 2x-Antrieb ausgestattet ist. Für die teuerste Ausführung des Cervélo Áspero-5 werden stolze 10.499 € aufgerufen. Dafür erhält man im Gegenzug eine SRAM Red eTap-Schaltung und Kohlefaser, so weit das Auge reicht. Allen Varianten gemeinsam sind die Laufräder bestehend aus DT Swiss-Naben, Reserve Carbon-Felgen und 38 mm breiten Panaracer Gravel King-Reifen. Außerdem kommen alle Áspero-5 serienmäßig mit integriertem Powermeter, was dem Wettkampfgedanken konsequent Rechnung trägt. Das Rahmenset, das aus Rahmen, Gabel, Cockpit und Sattelstütze besteht, wird vorerst nicht in Deutschland erhältlich sein.
Cervélo Áspero-5 Force eTap AXS 1 | Cervélo Áspero-5 GRX RX815 Di2 | Cervélo Áspero-5 Red eTap AXS 1 | |
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Preis | 7.999 € | 8.499 € | 10.499 € |
Rahmen | Áspero-5, Carbon, 12x142 mm | Áspero-5, Carbon, 12x142 mm | Áspero-5, Carbon, 12x142 mm |
Gabel | Cervélo Carbon, Disc, 110x12 mm-Steckachse, Trail-Mixer | Cervélo Carbon, Disc, 110x12 mm-Steckachse, Trail-Mixer | Cervélo Carbon, Disc, 110x12 mm-Steckachse, Trail-Mixer |
Schalt- und Antriebsgruppe | SRAM Force eTap 1x11 | Shimano GRX 815 Di2 2x11 | SRAM Red eTap AXS |
Kurbel / Zähne | SRAM Force AXS 1 / 36T / integriertes Power Meter | Shimano GRX 810 / 48-31T | SRAM Red AXS 1 / 36T / integriertes Power Meter |
Kassette / Zähne | SRAM XG1270 / 10-36T | Shimano HG800 / 11-34T | SRAM XG1270 / 10-36T |
Bremsen | SRAM Force HRD, 160/160 mm | Shimano GRX 815, 160/160 mm | SRAM Red HRD, 160/160 mm |
Laufradsatz | Reserve 32 mm Carbon / DT Swiss 370 XDR | Reserve 32 mm Carbon / DT Swiss 370 XDR | Reserve 32 mm Carbon / DT Swiss 350 XDR |
Reifen / Größe | Panaracer Gravel King SK / 700x38c | Panaracer Gravel King SK / 700x38c | Panaracer Gravel King SK / 700x38c |
Lenker | Cervélo Carbon AB09, Reach 80 mm, Flare 16 Grad | Cervélo Carbon AB09, Reach 80 mm, Flare 16 Grad | Cervélo Carbon AB09, Reach 80 mm, Flare 16 Grad |
Vorbau | Cervélo ST32 Alloy | Cervélo ST32 Alloy | Cervélo ST32 Alloy |
Sattel | Prologo Dimension NACK | Prologo Dimension NACK | Prologo Dimension NACK |
Sattelstütze | Cervélo SP19 Carbon, 27,2 mm | Cervélo SP19 Carbon, 27,2 mm | Cervélo SP19 Carbon, 27,2 mm |
Geometrie: Fokus auf Geschwindigkeit
Die Geometrie übernahm Cervélo 1:1 vom bekannten Áspero. Das bedeutet nach wie vor: Für ein Gravel Bike bietet das Cérvelo Áspero-5 eine sehr sportliche Geometrie, die vergleichsweise stark in die Rennrad-Richtung geht. So ist der Reach für die neuen Gravel Bike-Verhältnisse auf der kurzen Seite. Auch der Lenkwinkel fällt mit 72° nicht übermäßig flach aus. Einen Unterschied zum bisherigen Áspero gibt es dann doch: Die Vorbauten werden etwas länger und wachsen mit den Rahmengrößen mit. Das dürfte dazu führen, dass sich das Áspero-5 noch stärker der Geometrie eines traditionellen Rennrads annähert.
Rahmengröße nominell | 48 | 51 | 54 | 56 | 58 | 61 |
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Oberrohrlänge mm | 512 | 532 | 553 | 575 | 591 | 608 |
Sitzrohrwinkel | 74.5° | 74° | 73.5° | 73° | 73° | 73° |
Steuerrohrlänge mm | 83 | 107 | 133 | 159 | 188 | 214 |
Steuerrohr Winkel | 71° | 71.5° | 72° | 72° | 72° | 72° |
Gabelvorbiegung (Rwd/Fwd )mm | 52/57 | 49/54 | 46/51 | 46/51 | 46/51 | 46/51 |
Nachlauf mm | 58,6 / 58,1 (650b) | 58,6 / 58,1 (650b) | 58,6 / 58,1 (650b) | 58,6 / 58,1 (650b) | 58,6 / 58,1 (650b) | 58,6 / 58,1 (650b) |
Tretlagerabsenkung mm | 78,5 | 78,5 | 76 | 76 | 73,5 | 73,5 |
Kettenstrebenlänge mm | 420 | 420 | 420 | 420 | 420 | 420 |
Radstand mm | 990 | 1000 | 1010 | 1027 | 1046 | 1063 |
Stack | 505 | 530 | 555 | 580 | 605 | 630 |
Reach | 370 | 379 | 388 | 397 | 406 | 415 |
Stack to Reach | 1,36 | 1,39 | 1,43 | 1,46 | 1,49 | 1,52 |
Erklärung von Stack und Reach und Co.
Eine Besonderheit des Ásperos übernimmt die leichtere 5-Variante ebenfalls: Mit dem sogenannten Trail-Mixer bietet Cervélo die Möglichkeit, den Nachlauf der Gabel um 5 mm anzupassen. Durch einen kleinen Einsatz an der Gabel kann die Vorderrad-Achse nach vorne oder nach hinten geschoben und somit der Nachlauf variiert werden.
Primär ist dieser Ansatz für die Verwendung von 650b-Laufrädern gedacht. Diese bieten im Vergleich zu 700c-Reifen einen geringeren Durchmesser, dafür aber mehr Breite. Und das erhöht in Kombination mit einem geringeren Luftdruck abseits der Straße die Traktion und den Komfort. Indem man die Vorderrad-Achse in der hinteren Position fährt, wird der unterschiedliche Durchmesser ausgeglichen. Auf diese Weise erhält man auch mit den etwas kleineren Laufrädern ein ähnliches Lenkverhalten wie mit 700c-Bereifung. Bis zu 45 mm breite Reifen können im Áspero, das wir in Rahmenhöhe 56 mit 700c-Laufrädern getestet haben, gefahren werden.
Auf dem Kurs: Cervélo Áspero-5 Gravel Bike
Wir hatten im Rahmen unserer BikeStage 2021 vorab die Möglichkeit, das Cérvelo Áspero-5 in der 7.999 € teuren SRAM Force eTap-Version für einen Gravel Bike Test auf zwei Straßen-Ausfahrten mit Gravel-Anteilen zu entführen. Vor der ersten Fahrt wird man sich aber definitiv dabei erwischen, die tolle Optik des Cervélo Áspero-5 zu bestaunen. Auch dank der komplett integrierten Leitungen wirkt der edle Gravel-Racer extrem aufgeräumt und optisch wie aus einem Guss. Die Regenbogen-Lackierung, die je nach Lichteinfall lila oder dunkelgrün schimmert, ist ein absoluter Hingucker. Damit das Rad bei sachgemäßem Einsatz im Gelände möglichst lange möglichst schön bleibt, sind die Kettenstreben und die Unterseite des Unterrohrs großzügig mit Gummi-Protektoren geschützt.
Auf der Straße vergisst man schnell, dass man angeblich ein Gravel Bike unter sich hat. Das Áspero-5 schießt wie auch das reguläre Áspero schnell nach vorne, zeigt sich antritts- und sprintstark. Ein schönes Detail ist das integrierte Powermeter an der Kurbel, das an allen 5er-Modellen serienmäßig verbaut ist. Die 38 mm breiten Panaracer Gravel King-Reifen lassen das Áspero-5 klar als Gravel Bike erscheinen, erzeugen gefühlt auf Asphalt einen vergleichsweise geringen Rollwiderstand und gleiten recht leise dahin.
Auch im Gelände spielt das Áspero-5 die Stärken, die uns bereits aus unserem Áspero-Test aus dem vergangenen Sommer bekannt waren, voll und ganz aus. Das Handling ist sehr direkt, ohne nervös zu sein. Ein dezidiertes Dämpfungskonzept wie an Gravel Bikes anderer Hersteller sucht man am schnellen Kanadier vergeblich. Das Áspero-5 ist aber keineswegs harsch, sondern bietet einen hervorragenden Kompromiss aus sehr viel Geschwindigkeit und einem absolut ausreichenden Komfort. Gemütlich fahren möchte man das leichte Rad ohnehin nicht – sondern stattdessen möglichst schnell über Straße und Gelände pflügen.
Gut gefallen hat uns der hauseigene Carbon-Lenker von Cervélo. Er ist nicht nur Voraussetzung für die Kabel-Integration, sondern liegt in jeder Haltung auch sehr bequem in der Hand. Dazu hinterließ er einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Qualitäten der elektrischen SRAM Force AXS Rennrad-Schaltung sind hinlänglich bekannt (hier gibt es einen ausführlichen SRAM Force eTap AXS Test). Die von uns gefahrene Kombination aus 36T-Kettenblatt und 10-36-Kassette mit dem neuen Force Wide-Schaltwerk erwies sich im Testeinsatz als sehr gute Wahl. Im letztjährigen Test des Ásperos stellt uns eine kleinere Kassette an steilen Anstiegen vor eine ordentliche Herausforderung. Die 1:1-Übersetzung mit 1x-Antrieb passt nun sehr gut zum vielseitig-schnellen Charakter des Ásperos.
Wer primär im Gelände und auf technischen Trails unterwegs ist, dürfte früher oder später über stärker profilierte Reifen – möglicherweise direkt in Kombination mit zusätzlichen 650b-Laufrädern – nachdenken. Wer die Aero-Vorteile im Geschwindigkeitsrausch stärker zum Tragen bringen will, wird sich vielleicht für eine feiner gestufte Kassette und schnellere Reifen entscheiden… oder sogar beides. Aber in der Serienkonfiguration bietet das Áspero-5 praktisch keinen Anlass zur Kritik und setzt damit dem fantastischen Eindruck, den das reguläre Cervélo Áspero hinterließ, das i-Tüpfelchen auf.
Erster Eindruck: Cervélo Áspero-5
Das Cervélo Áspero-5 ist ein beeindruckendes Gravelbike, das förmlich nach Geschwindigkeit schreit, ohne dass dabei der Komfort auf der Rennstrecke bleibt. Wie das reguläre Áspero überzeugt auch das edle Áspero-5 mit einem hervorragenden Handling und einem konsequent durchgezogenen Konzept, das sich von der Konkurrenz abhebt. Ob man die Integration der Leitungen benötigt oder möglicherweise mit der etwas schwereren Áspero-Version besser fährt, bleibt wohl Geschmackssache. Fans von Geschwindigkeit auf und abseits der Straße kommen in jedem Fall auf ihre Kosten!
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