So war’s – Challenge Triathlon Walchsee Endlich wieder Jedermann-Rennen!

Während hierzulande fast alle Breitensport-Rennen abgesagt wurden, fand Ende Juni am Walchsee in Österreich eine Triathlon-Veranstaltung mit insgesamt 1.500 Startern statt. Rennrad-News-Redakteur Harald Englert war nach fast einem Jahr Renn-Entzug selbst am Start und berichtet, wie es sich angefühlt hat endlich wieder mit Gleichgesinnten ein Rennen zu bestreiten.
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Die Corona-Pandemie hat überall ihre Spuren hinterlassen, ganz besonders tiefe im Bereich des Breitensports. Während die Kicker der Fußball-Bundesliga in ihrer abgeschirmten „Bubble“ Woche für Woche vor leeren Rängen für die TV-Kameras spielten, wurden Jedermann-Rennen, Volksläufe und Triathlon-Veranstaltungen schlicht und ergreifend abgesagt und nicht mehr genehmigt.

Dabei wurden auch unzählige Freizeit-Radsportler und Hobby-Triathleten „kaltgestellt“. Von den Veranstaltern gar nicht zu sprechen – es erwischte große und kleine wirtschaftliche Unternehmen sowie Vereine gleichermaßen. Während auf Veranstalterseite vor allem finanzielle Probleme vorherrschten, fehlte es so manchem Hobby-Sportler ohne Wettkampf in erster Linie an Motivation. Eben noch das große Ziel des Mehrtages-Rad-Marathons, einer Alpenüberquerung oder einem Triathlon vor Augen, fielen sportliche Ziele dem Virus massenhaft zum Opfer. Und damit nicht selten jeglicher Ansporn der Aktiven.

Diashow: Challenge Triathlon Walchsee: Endlich wieder Jedermann-Rennen!
Sieht voll aus, die Menschen haben sich jedoch in der Regel gut auf dem großen Gelände verteilt.
Anne Haug musste sich mit Platz zwei hinter Nicola Spirig (SUI) zufrieden geben.
Der Rest des Feldes wartet geduldig bis es endlich losgeht.
An den Zugängen zum Gelände jeweils der Hinweis auf die Corona-Regeln.
Volle Konzentration auf der technisch zum Teil anspruchsvollen Strecke.
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Die Profiis gehen per Wasserstart ins Rennen.
# Die Profiis gehen per Wasserstart ins Rennen.
Der Rest des Feldes wartet geduldig bis es endlich losgeht.
# Der Rest des Feldes wartet geduldig bis es endlich losgeht.
Natürlich immer unter Einhaltung der Corona-Regeln.
# Natürlich immer unter Einhaltung der Corona-Regeln.
Erst kurz vor dem Start dürfen die Sportlerinnen und Sportler die Masken abnehmen, ehe es im Gänsemarsch in den Walchsee geht.
# Erst kurz vor dem Start dürfen die Sportlerinnen und Sportler die Masken abnehmen, ehe es im Gänsemarsch in den Walchsee geht.

So erging es auch mir persönlich. Glücklicherweise wurde mein erster Ironman-Triathlon über die Langdistanz – terminiert für August 2020 – schon Anfang April abgesagt. So blieben mir wenigstens Monate der Ungewissheit und eine Last-Minute-Enttäuschung erspart. Umbuchen auf August 2021, Mund abwischen und koordiniert weiter trainieren, lautete also die Devise. Mit der festen Überzeugung, dass 2021 ein ganz normales Wettkampf-Jahr werden würde.

So war mein erster Langdistanz Triathlon – Ironman Kopenhagen

Wie kann man sich nur so dermaßen täuschen? Das aktuelle Jahr ist leider alles andere als normal, vor allem auch hinsichtlich Amateurrennen und Breitensportveranstaltungen. Egal welchen lokalen Triathlon oder 10-km-Lauf ich auch eingeplant hatte, sie wurden ausnahmslos abgesagt. Manche Veranstalter steckten den Kopf schon früh in den Sand, andere kämpften bis eine Woche vor ihrem geplanten Event gegen Windmühlen. Vergebens, es fand kein Rennen statt.

Die Ruhe vor dem Sturm...
# Die Ruhe vor dem Sturm...
Die Radstrecke hält einige Höhenmeter bereit und ist durchaus fordernd.
# Die Radstrecke hält einige Höhenmeter bereit und ist durchaus fordernd.
Malerische Landschaft entschädigt für die Strapazen.
# Malerische Landschaft entschädigt für die Strapazen.
Irgendwo im Hintergrund sind immer Berggipfel zu sehen.
# Irgendwo im Hintergrund sind immer Berggipfel zu sehen.

Umso erstaunter war ich, als ich hörte, dass in Österreich zwei große Triathlon-Veranstaltungen unter dem Dach der Challenge-Family stattfinden sollten. Für das Rennen über die Mitteldistanz (1,9 km Schwimmen – 90 km Radfahren – 21,1 km Laufen) am Walchsee Ende Juni gab es sogar noch freie Startplätze. Also nicht lange überlegt und angemeldet.

„Kann man als grottenschlechter Schwimmer die 1,9 Kilometer im See nach nur drei Wochen Schwimmtraining überleben?“

Kann man aber als grottenschlechter Schwimmer die 1,9 Kilometer nach nur drei Wochen Schwimmtraining überleben? Diese Frage stellte sich mir schon kurz nach der Online-Anmeldung und der ersten Augen-öffnenden Trainingseinheit im gerade eröffneten Freibad.

An Schwimmtraining im Winter war nicht zu denken gewesen, die Hallenbäder aufgrund der Corona-Pandemie ausnahmslos geschlossen. „Na ja, der See in Österreich ist bestimmt kalt genug, dass ein Schwimmen mit Neopren-Anzug erlaubt sein wird. Dann werde ich die 1,9 Kilometer auch mit dem Kurztraining überleben“, hoffte ich.

Ende Mai ging tatsächlich die Mitteldistanz in St. Pölten ohne Probleme über die Bühne, von da an war klar, dass wohl auch das Rennen am Walchsee stattfinden wird. Offensichtlich war die österreichische Regierung in Absprache mit den Veranstaltern und in Kenntnis eines guten Hygiene-Konzeptes tatsächlich wieder bereit Breitensport in größerem Ausmaß zu ermöglichen.

Auf der Laufstrecke war Abkühlung gefragt.
# Auf der Laufstrecke war Abkühlung gefragt.
Denn rund um den See gibt es nur wenig Schatten.
# Denn rund um den See gibt es nur wenig Schatten.
Frederic Funk schnappte sich den Sieg und den EM-Titel mit einer Zeit von 3:36:56 Stunden.
# Frederic Funk schnappte sich den Sieg und den EM-Titel mit einer Zeit von 3:36:56 Stunden.
Anne Haug musste sich mit Platz zwei hinter Nicola Spirig (SUI) zufrieden geben.
# Anne Haug musste sich mit Platz zwei hinter Nicola Spirig (SUI) zufrieden geben.

Am letzten Juni-Wochenende war es dann so weit, die Challenge Kaiserwinkl-Walchsee sollte tatsächlich starten. „Wir hatten ein Jahr lang Zeit zu überlegen, wie es möglich sein könnte ein Event dieser Art durchzuführen“, erklärt Ilona Klinger, Operational Director der Veranstaltung. „Durch die gute Zusammenarbeit mit dem österreichischen Triathlonverband ist es uns gelungen, ein COVID-19 Präventionskonzept zu entwickeln, das ständig angepasst und verändert wurde. Weiters waren wir mit dem Sportministerium und den zuständigen Behörden in Land Tirol im regen Austausch, diese standen dann der Outdoor-Veranstaltung auch sehr positiv gegenüber.“

Vor Ort konnten die Teilnehmer selbst erleben, wie man mit viel Aufwand und einem guten Konzept eine solche Großveranstaltung auch in aktuellen Zeiten sicher abwickeln kann. Mit viel Personal und großem Engagement wurden viele Anlaufstellen geschaffen, sodass es nirgends zu unnötig langen Warteschlangen oder vermeidbaren Ansammlungen vieler Menschen kam. Das Sicherheitskonzept mit verschiedenen „bubbles“, also genau definierten Bereichen, die nur von bestimmten Personengruppen betreten werden durften, wurde klar kommuniziert und souverän umgesetzt.

Racing in der „Bubble“ vor Postkarten-Idylle.
# Racing in der „Bubble“ vor Postkarten-Idylle.
An den Zugängen zum Gelände jeweils der Hinweis auf die Corona-Regeln.
# An den Zugängen zum Gelände jeweils der Hinweis auf die Corona-Regeln.
Sieht voll aus, die Menschen haben sich jedoch in der Regel gut auf dem großen Gelände verteilt.
# Sieht voll aus, die Menschen haben sich jedoch in der Regel gut auf dem großen Gelände verteilt.

So kam es dazu, dass in mehreren unterschiedlichen Wettbewerben an drei Tagen insgesamt 1.500 Breitensportler, engagierte Amateure und einige Profis endlich wieder ein richtiges Rennen erleben durften, das sich zumindest während des Wettbewerbes fast „normal“ anfühlte. Freilich gab es keinen Massenstart, keine Kaiserschmarrn-Party am Vorabend und auch keine ausgelassenen Feiern im Zielbereich. Fast alle Teilnehmer und Zuschauer verhielten sich absolut verantwortungsvoll und beachteten die ausgegebenen Regeln. Und trotzdem konnte man nach der Zielankunft ausnahmslos in die Gesichter zufriedener und glücklicher Sportler blicken.

„Es gab viele Unwägbarkeiten und bis zum Schluss keine Garantie, dass die Veranstaltung stattfinden kann“, erläutert Klinger die angespannte Situation des Veranstalters vor dem Rennen. „Wir sind deshalb sehr froh darüber, dass wir die Veranstaltung durchführen konnten. Im Nachhinein betrachtet, haben wir also alles richtig gemacht. Der große Aufwand hat sich gelohnt.“

So dämlich schaut man drein, als Journalist mit drei Wochen Schwimmtraining nach 1,9 Kilometern im See.
# So dämlich schaut man drein, als Journalist mit drei Wochen Schwimmtraining nach 1,9 Kilometern im See. - Foto: marathon-photos.com

„Ja, ich habe das Schwimmen überlebt, wenn auch nur knapp!“

Wie mein Rennen war? Ja, ich habe das Schwimmen überlebt, wenn auch nur knapp! Der Aufenthalt in der ersten Wechselzone dauerte mal wieder etwas länger, weil ich beim Ausziehen des Neo mit schlimmen Krämpfen in den Oberschenkeln zu kämpfen hatte – aber geschenkt! Das konnte mir die gute Laune kein bisschen vermiesen. Erstklassiges Wetter und die traumhafte Landschaft am Walchsee sorgten dafür, dass ich ein Rennen zum ersten Mal ganz bewusst genossen habe und dankbar war, zusammen mit 1.500 ähnlich Sport-verrückten Menschen einen richtig geilen Tag erleben zu dürfen.

Auf dem Rad hat der Rennrad-News-Redakteur deutlich mehr Spaß als im Wasser.
# Auf dem Rad hat der Rennrad-News-Redakteur deutlich mehr Spaß als im Wasser. - Foto: marathon-photos.com
Volle Konzentration auf der technisch zum Teil anspruchsvollen Strecke.
# Volle Konzentration auf der technisch zum Teil anspruchsvollen Strecke. - Foto: marathon-photos.com
Und schließlich (zumindest innerlich) happy auf dem Zielteppich.
# Und schließlich (zumindest innerlich) happy auf dem Zielteppich. - Foto: marathon-photos.com

Welche sportlichen Ziele sind euch weggebrochen und wie habt ihr die Durststrecke überwunden?

Text: Harald Englert / Fotos: Challenge Kaiserwinkl-Walchsee

3 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. So war's – Challenge Triathlon Walchsee: Endlich wieder Jedermann-Rennen!

    Während hierzulande fast alle Breitensport-Rennen abgesagt wurden, fand Ende Juni am Walchsee in Österreich eine Triathlon-Veranstaltung mit 1.500 Startern statt. Rennrad-News berichtet aus Athletensicht.

    Den vollständigen Artikel ansehen:
    So war's – Challenge Triathlon Walchsee: Endlich wieder Jedermann-Rennen!
  2. Schöner Bericht. Macht Lust, selbst mal wieder an der Startlinie zu stehen. Auf Schwimmen verzichte ich aber besser…

  3. Hey Harald,

    sehr schöne Bilder und ein schöner Bericht. Da ich keine Zeiten beim lesen entdeckt habe musste ich erstmal auf der Challenge Seite deine Ergebnisse suchen um zu sehen in welcher Kategorie du bist. Ich würde mal behaupten, du machst das nicht zum 1. mal. 😉
    Hier also auch Glückwünsche zur Leistung oder warum traust du dir nicht diese zu posten? Es ist doch ein Rennen und Zeiten finde ich da auch wichtig egal ob nun 1. oder letzter, meine Meinung dazu.

  4. Hallo Hendrik,

    Danke für die Blumen! Nein, es war nicht mein erster Triathlon, denke dazu ist eine Mitteldistanz auch nicht das optimale Format. Meine Zeit und Platzierung stehen nicht im Text, weil es nicht vordergründig um mich geht, sondern um das Event und all die Starter die endlich mal wieder ein Rennen bestreiten konnten. Ich bin nur derjenige, der aus erster Hand seine Eindrücke schildert. Dazu ist es nicht entscheidend wie lange ich gebraucht habe oder auf welchem Platz ich gelandet bin.

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