Video: Sturdy Cycley Éimear
Sturdy Cycles: Custom Bike mit Titan 3D-Druck
„Was kann dieser Mann eigentlich nicht aus Titan am Rennrad fertigen?“, fragt man sich, nachdem man das Sturdy Cycles Showbike auf den Craft Bike Days 2022 genauer unter die Lupe genommen hat. Mitgebracht hatte Tom Sturdy, der Mann hinter der Marke, das radikale TT-Bike Éimear. Aber Sturdy baut auch „normale“ Aero-Rennräder, Gravel Bikes und Mountainbikes. Alle Bikes entstehen ausschließlich auf Maß und nach Kundenwunsch in seinem Workshop bei Bristol in Südengland, wo er zusammen mit drei Mitarbeitern die Custom-Bauten realisiert.
Dabei ermöglicht die Fertigung von 3D-Druck-Teilen aus Titan in Zusammenarbeit mit darauf spezialisierten Unternehmen in der Region erst die Umsetzung der fließenden Übergänge und Custom-Geometrien, die Sturdys Rahmen und Teile auszeichnen. Die Rahmen werden aus vorgeformten Rohren und 3D-gedruckten Verbindungsstücken gefügt und dann geschweißt.
„Ich versuche, so viel wie möglich von meinen Bikes selbst zu machen“, sagt Tom Sturdy. Das bedeutet, dass neben dem Rahmen auch Titan-Gabeln (ein Teil mit komplexen Anforderungen), Titan-Kurbeln und -Kettenblätter, Titan-Cockpits und sehr dekorative Titan-Lockringe sowie alle erdenklichen anderen Komponenten von Sturdy entwickelt und produziert werden.
Kurbeln von 145 mm oder 190 mm Länge? Kein Problem für Sturdy – und das Ergebnis eines tiefen Verständnisses der Bio-Mechanik beim Radfahren. Denn die nötigen Kenntnisse für seinen Job bringt Sturdy gleich aus zwei verschiedenen Richtungen mit. Er hat eine universitäre Ausbildung in Luftfahrt-Technik sowie in Sport-Biomechanik. Entsprechend startet er den Rahmenbau auch immer mit einem Bikefitting, das er auch gerne persönlich in der Firmenzentrale durchführt. Sturdy sagt, dass für ihn der Reiz seiner Arbeit als Rahmenbauer gerade darin liege, dass er den gesamten Vorgang selbst in der Hand hat – vom Kennenlernen der Kund*innen und ihrer Bedürfnisse über das Entwerfen des Bikes bis zum Ausliefern. Und daran will er auch nichts ändern, selbst wenn die 3D-Druck-Technik auch eine Kleinserienfertigung denkbar machen würde.
Sturdy Cycles Èimear 3D-Titan TT-Bike
Bevor das Titan TT-Bike Éimear so dastand, wie auf den Craft Bike Days 2022 zu sehen, hat Tom Sturdy drei Jahre lang daran gearbeitet. Wohlgemerkt nicht an dem konkreten Bike, denn einer der großen Vorteile der Custom Fertigung mit Titan 3D-Druck ist, dass es schnell geht, wie Tom Sturdy uns erzählte. Ein Rahmen kann innerhalb weniger Stunden fertiggestellt werden, wenn die Teile erst mal alle vorliegen. Die Arbeit steckt in der Konstruktion der Verbindungsmuffen und der Auslegung des Rahmens, dem Bestimmen der benötigten Materialstärken und des Aufbaus im 3D-Druck, der ja im Prinzip frei gestaltbar ist.
Er liebe Zeitfahren, sagt Sturdy mit einem Augenzwinkern im Video (oben). Und entsprechend ist das erste Èimear auf seine Bedürfnisse hin maßgeschneidert. Aber es diente auch als Prototyp, um die Belastungen zu testen und das Modell zu optimieren. Dass sich die Arbeit gelohnt hat, zeigt schon die Gewichtsangabe. Laut Sturdy wiegt das Èimear Showbike 8,1 kg, wohlgemerkt mit dem DT-Swiss Scheiben-Laufrad und der hochprofiligen Aero-Felge vorne – sehr leicht für ein TT-Bike.
Man sieht dem Éimear an, dass Sturdy schon im Windtunnel gearbeitet hat – und der andere gewinnbringende Faktor beim Zeitfahren, die optimale Passform, ist hier ja sozusagen eingebaut. Aber fast noch interessanter ist die Fertigungstiefe. Ein Hingucker ist das Cockpit aus Titan, das zusammen mit dem angepassten Steuerrohr und der Gabel die vollständige Integration der Leitungen ermöglicht. An der Titan-Kurbel sitzt ein 1-fach Aero-Kettenblatt aus Titan, mit dem laut Sturdy Laufleistungen bis 30.000 km kein Problem sind (bei allerdings erhöhtem Kettenverschleiß). Ein kleines, aber feines Detail aus Titan sind auch die Lockringe für die Disc-Rotoren in Eloxalfarben, die es wie einige andere Teile auch im Shop von Sturdy einzeln zu kaufen gibt.
Apropos Shop: Eine der erstaunlichsten Lehren aus den Craft Bike Days 2022 ist, dass ein Éimear mit all seinen Einzelfertigungs-Teilen aus Titan am Ende des Tages nicht mehr kosten muss als ein Serien-Colnago V4Rs: umgerechnet ungefähr 15.000 € gibt Sturdy als Preis für den Aufbau auf den Craft Bike Days an. Denn im Custom-Rahmenpreis sind die meisten Teile (eigentlich alles, was aus Titan ist) schon enthalten.
Mehr Informationen zum Sturdy Éimear gibt es hier: www.sturdycycles.co.uk
Was sagt ihr zum TT-Bike aus Titan von Sturdy?
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14 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumOptisch ist es auf jeden Fall hot. Wer das letzte % raus holen will kauft halt ein CFK Rad, wie die Mehrheit.
ist halt wenn man es genau nimmt eher was zum anschauen … man kauft sich ja halt nicht nen TT weil man am ende doch iwie zeit verschwenden will
Sturdy ist zwar immer für ungewöhnliche Lösungen gut, aber die wirkten bislang eigentlich eher seriös.
DAMIT konnte nun wirklich niemand rechnen (und erst recht nicht in diesen Farben)! 😃
Alleine deshalb finde ich es schon klasse.
Mir gefällt das Rad nicht sehr, der 3D Druck und der gesamte Rahmen ist was die Oberflächen angeht sehr bescheiden (von Class A Oberflächen sehe ich da nichts.. auch die normale "Formgestaltung" ist Hobbyniveau):
Der ganze aerodynamische Vorteil gegenüber normalen Titan Rohrsätzen ist sehr sehr gering, aus den hier schon erwähnten Gründen....
für mich kein gelungenes Titan-Konzept
Mich würde nicht wundern, wenn sich im Windkanal rausstellt, dass es am Ende doch schneller ist als so manches „Premium“-Bike aus Chinesischer Massenfertigung.
N Sturdy kauft man doch aber nicht wegen dem letzten Watt.
Das kauft sich wer ein Unikat haben will, welches auch noch gut passt und einfach scharf aussieht.
So wie n Sarto oder Officine Mattio
Wer einfach nur lackierte Oberflächen will, kauft eben Massenware.
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