„Bei Tante Mäkki soll es darum gehen, zeitlose Räder zu bauen, oder zu restaurieren. Wichtig ist, dass die Räder lange haltbar sind und ein zeitloses Erscheinungsbild haben“, sagt Markus Straussner selber über die junge Marke. Tatsächlich dürfte es sich um die jüngste Brand bei den Craft Bike Days 2023 handeln. Denn Markus gründete sie vor einem Jahr parallel zum Bau seines Meisterstückes während der Ausbildung zum Zweiradmechanikermeister. Das Meisterstück ist das Rennrad, das Markus mit zu den Craft Bike Days 2023 brachte und sein erster Rahmen. „Tante Mäkki – amateur de velo“ ließ er gleich passend als Wortbildmarke anmelden. Warum Amateur? „Weil ich im Rahmenbau eben noch Anfänger bin und man wohl nicht mit dem Modell „Professional“ starten kann“, sagt Markus selbst. „Amateur de velo“ bedeutet wörtlich übersetzt aber auch Liebhaber des Fahrrades. Entsprechend soll es für Markus bei Tante Mäkki auch darum gehen, dass Räder geliebt werden und zuweilen auch nach über dreißig Jahren wieder neues Leben eingehaucht bekommen.
Inzwischen gibt es bereits 3 Tante Mäkki-Rahmen. Alle sind an der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main entstanden, zu der Markus auch nach dem Meisterkurs noch engen Kontakt pflegt. Ab Januar ist er sogar als Dozent für den Rahmenbaukurs des Meisterkurses der neuen Zweiradmechanikermeister dabei und möchte hier zeigen, dass hinter dem Meister in Frankfurt neben all dem theoretischen Wissen auch ein tolles praktisches Projekt entsteht.
Der Rahmenbau ist für mich das absolute Aufregendste, was ich bisher so handwerklich gemacht habe.
Markus Straussner
Tante Mäkki Amateur – puristischer Stahl-Renner
Eine 50-Seitige Facharbeit und eine eigene Bedienungsanleitung gibt es wohl zu wenigsten Ausstellungsstücken bei den Craft Bike Days dazu. Beim Tante Mäkki Amateur war sie von an Anfang an Teil des Projekts, denn es entstand als Meisterstück und sollte gleichzeitig den Grundstein für eine eigene Marke legen.
Das Rennrad basiert auf einem Stahlrahmen, der nach heutigen Maßstäben besonders traditionell mit Muffen gefertigt ist und auf Design-Trends wie innen liegende Leitungen oder Außenhüllen keinen Wert legt. Andererseits besitzt er eine moderne Rennrad-Geometrie und verzichtet auch nicht auf Disc-Bremsen. Besonderheit hier: Eine IS2000-Aufnahme am Hinterbau kommt als vielfach und langjährig bewährte Konstruktion zum Einsatz, die es auch Endnutzern erlaubt, ihr Bremsen einfach zu justieren.
Der Oversized Columbus Zona Rohrsatz macht das Tante Mäkki Amateur laut Erbauer und Fahrer Markus Straussner extrem steif. Das Fahrverhalten sei in keinster Weise vergleichbar mit einem altem Stahlrenner, gab er zu Protokoll. Eher komme es einem Critracer nahe, wie dem Specialized Allez Sprint. Für Schaltung und Bremsen setzt Tante Mäkki hier ausschließlich auf mechanische Komponenten. Auch dabei ist der Grundgedanke einfache Pflege und Wartung.
Inzwischen findet man auch ein interessantes Tante Mäkki Tourist Allroad-Rennrad mit Reifenfreiheit bis 45 mm auf dem hauseigenen Instagram Kanal – wo auch eine Liebe zu klassischen Gazelle Rennrädern dokumentiert ist. Kaufen kann man die Unikate von Tante Mäkki übrigens (noch?) nicht.
Interview: Tante Mäkki bei den Craft Bike Days 2023
Rennrad-News.de: Hier nun ein Rad, das schon deshalb etwas Besonderes ist, weil es sozusagen direkt aus dem Rennrad-News Forum auf die Craft Bike Days 2023 gekommen ist. Denn zum ersten Mal konnten sich auch Forumsteilnehmerinnen und -teilnehmer mit ihren Bikes bewerben. Und zu diesem Rad gibt es sogar ein Buch – Markus aus der Community wurde eingeladen, es vorzustellen, Markus, was hat es damit auf sich?
Markus: Moin, ich bin Markus und das ist eben mein User Entry. Ich freue mich, hier dabei sein zu dürfen und ich habe euch mein Meisterstück mitgebracht. Das Ganze ist unter der Marke Tante Mäkki gelaufen. Die Marke wiederum habe ich mir selber ausgedacht für mein Meisterstück und das wollte ich euch einmal präsentieren. Es ist ein Stahlrahmen und – man sieht – es ist ganz klassisch aufgebaut.
Du sagst Meisterstück, also dieses Rad ist deine Meisterprüfung – wo hast deinen Meister gemacht?
In Frankfurt ist die Meisterschule gewesen an der Handwerkskammer Frankfurt Rhein-Main. Dort ist das Herzstück des Meisterkurses der Rahmenbau, das bedeutet, dass wir zwar einerseits viele theoretische Themen haben, aber außerdem haben wir innerhalb des Kurses eine Woche, in der wir einen Rahmen bauen – und dieses Bike ist dabei herumgekommen
Warum hast du dich für diese rosa Farbe entschieden? Bist du ein Giro d‘ Italia-Fan?
Ja, Giro-Fan bin ich auch, aber generell habe ich mir eben etwas überlegt, was ein wenig Stereotype aufbrechen soll. Das fängt ja beim Namen schon an, dass das Ganze Tante Mäkki heißt, obwohl es ja eigentlich meine Marke ist und auch „Onkel Mäkki“ heißen könnte. Ich wollte bewusst einen feminineren Touch erreichen durch die rosa Farbe, aber es gibt auch einen feministischen Sticker, der auf dem Fahrrad prangt. Es soll auch ein bisschen Geschlechterrollen aufbrechen.
Ist das dein einziges selbst gebautes Rad?
Inzwischen habe ich noch zwei weitere Rahmen gebaut, einer davon ist auch nachbearbeitet und fertig aufgebaut. Ich nenne es das Modell Tourist. Es ist so eine Art Allroad-Bike. Dann habe ich noch einen zweiten „Touristen“ gebaut für meine Partnerin.
Wenn du die Geometrie beschreiben wolltest, wie würdest du sie charakterisieren?
Ich habe das Ganze als Endurance-Rennrad geplant, aber eigentlich muss ich jetzt ehrlicherweise sagen, fährt es sich nun eher wie ein klassisches Rennrad. Die Sitzposition ist ziemlich aggressiv mit 14 cm Sattellenkerüberhöhung, das merke ich schon. Ich bin damit auch mal ein 300er gefahren – das war dann schon eher unangenehm. Aber es cornert extrem gut (geht gut um Kurven, Anmerkung der Redaktion).
Ich habe einen klassischen 73er Lenkwinkel, 74 Grad Sitzwinkel, 415er Kettenstreben – also eigentlich insgesamt nichts abwegiges. Es gehen bis 32er Reifen rein und ich bin damit extrem happy.
Dann sehe ich, es ist eine IS2000 Aufnahme für die Scheibenbremse dran und außen verlegte Kabel – heute noch, was ist da der Grund?
Also im Rahmenbau haben wir natürlich gewisse Einschränkungen. Zum einen wollen wir, dass das Zeug, das wir im Rahmenbaukurs bauen, hält. Und das bedeutet auch, dass wir keine Experimente eingehen. Die IS2000-Aufnahme hat Jahr lang weltweit bewährt, unter anderem auch hier mit der Verstärkungsstrebe – wir nennen es teilweise auch „Angststrebe“ (weil sie für angehende Rahmenbauer anspruchsvoll einzubauen ist, Anmerkung der Redaktion). Die Verstärkungsstrebe konnte ich dann aber auch nutzen, um die Zugverlegung meiner Meinung nach ansprechend zu gestalten.
Generell bin ich als Zweiradmechanikermeister ein Fan von außen verlegten Zügen, weil es eben viele Dinge vereinfacht im Alltag. Und ich wollte ein Rennrad bauen, das einfach zu warten ist, das mir keinen Stress macht. Deshalb haben wir nur mechanische Teile an dem Rad und es ist eben alles außen verlegt.
Was wiegt das so mit den DT Swisslauf Rädern und den Komponenten von Shimano?
Also die Karre liegt jetzt bei 9,1 Kilo ohne Pedale, mit wären es dann so knapp 9,4 Kilo. Ich finde, das ist für einen Stahl Disc-Renner eigentlich vollkommen in Ordnung und ich glaube, ich nehme lieber ein Kilo selber ab, als dass ich auf einem Carbonrenner sitze.
Du bist auch in der MTB-News-Community aktiv, wie ist dort dein Nutzername, falls die Leute dich finden wollen?
Genau so, wie es auf dem Rad steht: „Tante Mäkki“, allerdings mit „ae“ geschrieben und so findet ihr mich auch auf Instagram.
Mehr Informationen zu Tante Mäkki gibt es hier auf dem Instagram-Konto und hier im Forum könnt ihr direkt mit Tante Mäkki sprechen.
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47 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDie sind hinterher nicht so einfach variabel, optional und wechselbar, da muss man sich vorher entscheiden und überlegen, was man macht.
Die "alten" Meister und Handwerks Funktionäre kommen oft aus anderen Gewerken die auch schon uralt sind - dafür aber auch gut organisiert und strukturiert. Institutionen wie Kammern und Innungen werden da nicht in Frage gestellt und Service Leistungen werden da gerne abgerufen.
Das Zweirad Gewerk ist dagegen wahnsinnig jung. Wirklich angefangen mit eigenen Verordnungen hat das glaube ich in den 80ern. Da waren natürlich schon einige Läden da die sich dann nachträglich da unterordnen mussten oder auch jetzt noch müssen. Dazu kommt das im Zweiradbereich nicht viel Geld verdient wird und das es von uns sehr wenige gibt. Sieht man glaube ich sehr gut wenn man Azubizahlen zwischen Elekto und Zweirad vergleicht. Zweiradmenschen haben also wenig zu sagen im Handwerkuniversum und dazu die Innungen wenig Möglichkeiten was zu bewegen. Also ich glaube zum Beispiel nicht das das Zweiradhandwerk jemanden in Berlin oder Brüssel hat der dort die Interessen vertritt. Die KFZ Branche hat dort jeweils wohl mehrere Fußballmanschaften sitzen ;-)
Hin oder her gibt's natürlich auch in der Zweiradwelt alte Menschen - wenn sich aber niemand junges findet der dort mitgestaltet wird sich da auch nix ändern. "Leider" ist das fast alles ehrenamtlich organisiert.
An diesen kleine Läden die ohne Fachkunde entstanden sind zeigt sich aber auch eine tolle Seite unserer Branche: Es herrscht eine sehr große intrinsische Motivation und Begeisterung für die eigene Arbeit (aber leider ja weniger für die Orga des eigenen Gewerks). Allerdings fehlt aufgrund der fehlenden Ausbildung eben oft auch Sachkunde. Das heißt natürlich nicht das jemand ohne Ausbildung grundsätzlich keine Ahnung hat. Eine Ausbildung gewährleistet meiner Meinung allerdings schon ein Grundwissen. Verstärkt wird das ganze auch durch die Industrie und das Marketing die mit vielen Fachbegriffen um sich wirft die aber gar nicht so einfach zu verstehen sind. Die in den eigenen Sprachgebrauch zu übernehmen ist schnell gemacht aber manchmal eben auch falsch. Weiter schwierig wird's glaub ich wenn wir über Themen wie Arbeitsschutz, wirtschaftliches Arbeiten oder auch manche technische Sachverhalte reden. Da haben wir als Branche noch sehr viel Arbeit vor uns: So ist letztendlich meine Forderung nen Drehmomentschlüssel zu nutzen auch ganz schön Flach. Zu einem Drehmoment gehört nicht nur eine reine Nm Angabe - wichtig sind auch andere Daten wie zum Beispiel der zu verwendente Betriebsstoff an der Schraubverbindung. Der beeinflusst die Reibung zwischen den veschraubten Bauteilen, damit auch ob ich eine Schraube Abreiße oder ein Bauteil beim anziehen zerquetsche oder eben richtig anziehe sodass der Kunde damit defektfrei fahren kann. Von Sram bekommt man zum Beispiel für das anziehen der Überwurfmuttern an ihren Hydraulikleitungsanschlüssen entsprechende Angaben. Solch präzise Infos sind aber leider noch die seltenheit in der Branche. Für solche Sachverhalte gibt es wohl sehr viele Beispiele.
Der Rahmenbau in sich ist glaube ich nochmal sehr speziell. Irgendwo vereint dieser Beruf den es so nirgends direkt gibt mehrere Gewerke: Metallbau, Feinwerk und Zweirad. Aus allen Bereichen wird Fachwissen gebraucht welches man sich natürlich beibringen kann.
Wenn man jetzt in einer ein Mann oder Frau Werkstatt Rahmen individuell bauen möchte stell ich mal in Frage ob man davon leben kann. Rahmenbau ist meines Wissens auf jeden Fall körperlich recht anstrengend und man ist einigen problematischen Stoffen und Verfahren ausgesetzt. Auch wird man Einzelanfertigungen das "Handwerk" immer ansehen - damit muss auch die Kundschaft klar kommen. Da ist schnell man ein Steuerrohremblen nicht 100% gerade aufgelötet oder ein Steg zwischen Sitz- oder Kettenstrebe schnell auch schief eingelötet. Das ist in der Industrie bzw. in der Masse einfacher zu realisieren weil man idr. entsprechende Vorrichtungen herstellen kann. Eine Vernetzung in Deutschland und Europa besteht wie man auf der Bespoked Messe gut sehen konnte. Man muss auf jeden Fall Idealist als Rahmenbauer*in sein.
Vielen Dank für die ausführliche Einordnung! Das sind sehr interessante Einblicke. (Wollte Deine Mühe nicht unkommentiert lassen, Dein Beitrag hat den Thread eigentlich gut abgerundet, meinen braucht es eigentlich nicht mehr.)
Was wir am Rahmenbau so lieben, ist der Purismus, das Kunsthandwerk, eben genau dieser Idealismus. Die Herausforderung für den Fachmann dabei scheint zu sein, diese Wesenskerne zu schützen, trotzdem reproduzierbare und nachweisbare Qualität zu liefern UND dabei auch noch in der Lage zu sein, ständig neue Standards adaptieren zu können (Flat Mount Disc, bspw.)
Ich persönlich würde daher ohne mit der Wimper zu zucken ein paar tausend Schleifen für einen im Vergleich überschweren Stahlhobel mit Candylack und schiefem Steuerrohremblem raushauen. Die einzigen Hürden dabei sind nur immer die "Ich hab's nicht verdient"- oder der "Ich weiß nicht was ich eigentlich haben will vs. was wirklich benötige"-Gedanken.
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