Auch auf einem Gravel Bike kann (oder muss?) man im Weltcup mitmischen, wie unser Rundgang durch ein Fahrerlager beim Cyclocross Weltcup in Zonhoven zeigte (hier zum Rennbericht aus Zonhoven). Zwar handelt es sich beim ganz überwiegenden Teil der Cyclocross-Bikes um waschechte Wettkampfgeräte, wie sie im Gattungslehrbuch stehen (zum Artikel zum Unterschied Cyclocross und Gravel Bike).
Das Paradebeispiel dafür ist das Ridley X-Night, das vom Team Pauwels Sauzen – Bingoal eingesetzt wird. Aber Specialized, hier mit dem Bike von Kata Blanka Vas vertreten, hat seine ehemalige Cyclocross-Maschine Crux ganz offiziell zum Gravel Bike ausgebaut, was sich unter anderem an der Reifenfreiheit bis 47 mm festmacht. Und umgekehrt haben manche „geborene“ Gravel Bikes durchaus das Zeug für den CX-Einsatz. Belege in dieser Fotostory sind das Open U.P. und das Wilier Rave SLR, das eigentlich als Race Gravel Bike für längere Strecken entwickelt wurde. In diesem Sinne, Vorhang auf für die 2. Runde mit Bildern aus dem Camper-Bereich beim Weltcup in Zonhoven.
Bianchi Zolder Pro Arkea – Samsic
Das Bianchi Zolder erlangte Berühmtheit in der Nische, weil es eine Zeit lang das CX-Arbeitsgerät von Wout van Aert war. Der Belgier durfte es auch unter seinem neuen Radsponsor Cervélo noch weiter fahren, um sich nicht mitten in der CX-Saison umgewöhnen zu müssen. In dieser Saison nahm er das viel leichtere Cervélo R5 CX aber mit Kusshand.
Das Bianchi Zolder Pro ist mit dem Frauenteam von Arkea-Samsic weiterhin im Cyclocross-Weltcup unterwegs. Am Rad von Anaïs Morichon, das wir fotografieren konnten, fällt die Dura Ace 11-fach-Gruppe mit Ultegra-Kurbel ins Auge, die wir auch ein Jahr nach dem Start der 12-fach-Gruppen von Shimano noch häufiger an den Bikes sahen.
Ridley X-Night von Vanthourenhout und Co.
Das Ridley X-Night ist sicher eines der bekanntesten Cyclocross Bikes überhaupt, denn es wird in langer Tradition von den belgischen CX-Teams mit den ganz großen Namen eingesetzt. Aktuell ist es das Arbeitsgerät bei Team Pauwels Sauzen – Bingoal, wo unter anderem der belgische CX-Superstar Eli Iserbyt und der Europameister Michael Vanthourenhout unter Vertrag stehen. Das Ridley X-Night ist eines der Bikes mit einer klassischen Cyclocross-Geometrie: hohes Tretlager, kompakter Radstand und für ein Geländerennrad nach heutigen Maßstäben relativ steile Lenkwinkel sind seine Markenzeichen. Ein nach vorne (!) abfallendes Oberrohr macht es außerdem leicht zu schultern und sorgt gleichzeitig für eine aggressive Sitzposition.
Specialized Crux von Kata Blanka Vas & anderen
Seitdem das Specialiced Crux 2021 antrat, um den Spagat zwischen superleichtem Gravel Bike und Cyclocross-Wettkampfgerät zu schaffen, hat es sich auf den Rennkursen in beiden Disziplinen zur Genüge bewiesen. Die Gravel Bike Reifenfreiheit von 47 mm gibt im CX-Rennen den nötigen Raum, um Schlammblockaden zwischen Reifen und Rahmen zu erschweren und ein abgeflachtes Oberrohr scheint dann doch nicht so wichtig zu sein, wie es jahrelang gepredigt wurde. Die Ungarische Meisterin Kata Blanka Vas fährt ihr Crux in einer Lackierung mit dezentem Glitzer-Effekt. Als Fahrerin für das Frauen-Team SDWorx hat sie wie auf der Straße die SRAM Red AXS-Komponenten an Bord, hier im 1-fach-Set-up mit 36er-Kettenblatt. Zipp 303 Firecrest-Laufräder für Schlauchreifen runden die Highend-Ausstattung ab. Neben Kata Blanka Vas ist die Kanadierin Maghalie Rochette eine weitere prominente Crosserin auf Crux.
Aber auch das „alte“ Specialized Crux ist im Cyclocross Weltcup noch im Einsatz, gleichwohl auch mit einfacheren Komponenten. Hier muss eine Shimano Ultegra-Gruppe den Zweck erfüllen.
Stevens Super Prestige 2023
Das Stevens Super Prestige ist ebenfalls ein Cyclocross Bike mit langer Modellgeschichte auf den Crosskursen. Auch Superstar Mathieu van der Poel war lange auf Stevens unterwegs, bevor er zu Canyon Teambikes wechselte. Die Hamburger haben ihrem Competition Cyclocross-Bike für die Saison 2022/23 ein Update spendiert. So kommt das neue Modell mit vollständig integrierten Leitungen. Dafür musste der Carbonrahmen überarbeitet werden, was unter anderem an der Form des Steuerrohres erkennbar ist. Auch die Sattelklemmung hat Stevens nun in den Rahmen integriert. Prominente Fahrer und Fahrerinnen auf Stevens Super Prestige sind der Weltcupführende Laurens Sweeck, der zuletzt in Benidorm untermauerte, dass mit ihm zu rechnen ist. Außerdem ist das belgische Frauen CX-Team 777 mit unter anderem Annemarie Worst sowie das weniger bekannte Bonache – De Ceuster Frauen-Team auf den Bikes der Hamburger unterwegs – und natürlich Sanne Cant, die seit Jahren Stevens fährt.
Super Prestige von Sanne Cant
Sanne Cant fährt das Stevens Super Prestige 2023 in einer Sonderlackierung, die es so nicht im Programm der Hamburger gibt. Auf dem Oberrohr sind die Erfolge der Belgierin verewigt, die zu den Großen im CX-Sport gehört: 13 Mal wurde sie Belgische Meisterin und 3 Mal gewann sie die Weltmeisterschaften. Wie nicht wenige Bikes im Weltcup ist SC’s Arbeitsgerät noch mit der Shimano Dura Ace Di2 11-fach-Generation ausgestattet.
Super Prestige von Ellen van Loy
Beim belgischen Frauen-CX-Team Bonache – De Ceuster kommt das Stevens Super Prestige in der Lackierung zum Einsatz, die auch im Serienprogramm der Hamburger zu finden ist. Der Lava Red Farbton ist leicht durchscheinend und wechselt je nach Lichteinfall die Erscheinung – definitiv eine der spannenderen Serienlackierungen in dem Preisbereich, zu dem das Stevens Super Prestige 2023 zu haben ist. Abweichend von der Serie ist eigentlich der Rest der Komponenten: Am Rad von Ellen van Loy ist eine Shimano GRX Di2 1×11-Gruppe verbaut.
Trek Boone
Das „Bike der Weltmeisterin“ bewirbt Trek immer noch sein traditionelles CX-Modell Boone – Werksfahrerin Lucinda Brand holte darauf einen Weltmeistertitel, in dieser Saison trägt aber Marianne Vos das Regenbogentrikot (sie gab jetzt bekannt, dass sie nicht bei der WM in einer Woche antreten wird). Für etwas Wirbel sorgte das Trek Boone von Lucinda Brand, weil daran namenlose SRAM-Schalthebel in der Form der Rival AXS-Shifter montiert sind, die nicht zum Rest der Ausstattung mit SRAM Red AXS passen und deshalb schon als kommende Red gehandelt wurden. Es handele sich jedoch um die normalen Rival-Schalthebel mit eben besonderen Hebeln für Lucinda, versuchte uns die Mutter am Camper zu überzeugen. Mit der Form der Rival-Hebel kommt Lucinda Brand besser zurecht, sagte sie – generell ist die Ergonomie der Rival AXS-Hebel (hier zum Rival AXS Test auf Rennrad-News) für kleinere Hände besser geeignet als die der älteren Gruppen.
Trek Boone von Madigan Munro
Am Arbeitsgerät von US-Fahrerin Madigan Munro bei Trek Factory Racing ist das normale SRAM Red eTap AXS Set-up in der 1x Ausführung zu sehen. Sie fährt auch die Schalthebel der Top-Gruppe unter SRAMs Funkschaltungen. Außerdem kommen Look X-Track Pedale mit SPD-Bindung zum Einsatz sowie Schlauchreifen von Challenge auf Laufrädern von Bontrager.
Trek Boone von Pas Normal Racing
In dieser Saison gab auch das Kopenhagener Radsport-Kleidungs-Label Pas Normal seinen Einstand in der Welt des Cyclocross-Sports. Arbeitsgerät des Frauen- und Männerteams ist ebenfalls das Trek Boone, hier in einer hellgelben Sonderlackierung, die auf den dunklen CX-Kursen schön auffällt. Unter anderem sind die Niederländerin Sophie de Boer und der Amerikanische Meister Curtis White für das Pas-Racing Team unterwegs.
Trek Boone von Lars van der Haar
Open U.P.
Das Open U.P. in einer eigenen Lackierung war ebenfalls zwischen den Campern als CX-Arbeitsgerät zu sehen. Gefahren wird es von der Spanierin María Filgueras Barcenilla bei den Juniorinnen. Als Cyclocross Bike eignet sich das U.P./U.P.P.E.R unter anderem auch wegen seines für ein Gravel Bike kompakten Radstandes. Filgueras fährt noch mit der mechanischen Force 1x Schaltgruppe und setzt auf Tubeless-Reifen.
BH RX
Das Arbeitsgerät mit dem kürzesten Namen im Cyclocross Weltcup: das BH RX. Die Bikes der spanischen Marke waren bei spanischen Faher*innen im Einsatz. Auch das einzige CX-Bike mit Campagnolo Ekar-Antrieb und Schaltung haben wir unter den BH Bikes ausgemacht. Die Lackierung entspricht dem Serienrad, das mit Shimano GRX Di2 etwas über 4.000 € kostet.
MMR Bikes Attack
MMR Bikes ist ebenfalls eine spanische Marke und das Modell Attack stellt das Cyclocross- Gravel-Angebot dar. Die Ausstattung des Teambikes unterscheidet sich in vielen Punkten vom Serienrad, von der Dura Ace Di2 11-fach bis hin zur Rotor-Kurbel. Die Laufräder von Nesta gehören ebenfalls zum MMR-Markenuniversum und kosten im Shop der Spanier knapp 1.000 €.
Wilier Rave SLR
Das Wilier Rave SLR ist eigentlich das Race Gravel Bike der italienischen Marke. Aber die Grenzen zwischen den Bike-Kategorien verschwimmen zusehends. Und so wundert es nicht, dass es auch beim Cyclocross Weltcup auftaucht. Mit dem integrierten Cockpit und den CX-Reifen ist es unter den CX-Bikes der neuen Generation kein Exot.
Scott Addict Gravel
Das Scott Addict Gravel ist ein weiteres Beispiel für ein Gravel Bike im CX-Einsatz. In der Lackierung wie hier war es auch schon einmal unter Tom Meeusen im Einsatz. Auch hier taucht erneut ein Wolftooth-Kettenblatt in Kombination mit einer Shimano-Kurbel auf.
Giant TCX von Stan Godrie
Der Niederländer Stan Godrie ist für das Orangebabies Cycling Team unterwegs auf einem Giant TCX Advanced. Das Cyclocross-Bike der Taiwaner ist nicht mehr so häufig im Weltcup vertreten wie einst. Am orangen Arbeitsgerät von Godrie fiel uns das ovale Kettenblatt an der Shimano Ultegra-Kurbel auf. Ovale Kettenblätter waren ansonsten nicht häufig vertreten.
Zu Teil I der Cyclocross Bikes der Profis
Was ist euer Favorit unter den Cyclocross-Bikes der Profis aus Zonhoven?
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36 Kommentare
» Alle Kommentare im Forum3mm sind sicher zu wenig.
Mit z.B. 1.8bar bewegt sich der Reifen in Kurven oder bei ordentlich Druck Richtung Rahmen.
Habe am stevens super Prestige mit 40mm Reifen auch nur je 4mm hinten.
40mm aber nur im Sommer. Nix zum crossen. Rahmen ist am Reifendurchlauf schon großzügig abgeklebt.
Nächste Sommerreifen werden nur 38mm.
Und ich dachte schon mein Cube Cross Race C:68 wäre hinten "schief". Ist hier ähnlich, bei 40,5mm gemessen waren nur 2 mm auf der Antriebsseite Platz, auf der anderen 6mm.
Auch in diesem Bericht wären mal die Gewichte der Bikes Interessant gewesen, ist doch für die Hobbyfahrer nicht uninteressant !
Es gibt hier im Forum aber immerhin einen Faden zum Gewicht von Crossern… ;-)
https://www.rennrad-news.de/forum/threads/hallo-was-wiegen-eure-crosser-so.137611/
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