„Es ist wirklich cool, jemanden wie ihn zu haben“, sagte Mathieu van der Poel heute über Wout van Aert. Van der Poel hat Van Aert gestern im Cyclocross in einem harten Duell den Weltmeistertitel abgerungen. Das packende Rennen der Frauen gewann Lucinda Brand. Die Rennen im Rückblick.
CX WM 2021: Rennen der Männer
Wout van Aert oder Mathieu van der Poel, einer von Beiden würde das Rennen um die Cyclocross Weltmeisterschaft 2020/21 machen. Das schien allen Beteiligten und CX-Fans schon vor dem Startschuss klar. Schon während der Straßensaison 2020 hatte sich die Rivalität der beiden Radsport-Supertalente wiederholt gezeigt. Das Sprintfinale bei der verspäteten Flandernrundfahrt mit dem Sieg von Mathieu van der Poel war der vorläufige Höhepunkt. Bei den Cyclocross-Rennen der großen Serien in Belgien sah es zuletzt so aus, als könnte Wout van Aert dem Niederländer Van der Poel wieder das Wasser reichen.
Und so sah es auch direkt nach dem Start der Cyclocross WM im belgischen Ostende aus. MvdP setzte sich auf dem Kurs an der Uferpromenade des belgischen Seebades direkt nach dem Start zunächst in Führung, Wout van Aert direkt dahinter. Der WM-Kurs führte über eine bis zu 21 % steile Brücke, die mehrmals pro Runde überfahren werden musste und aus Startrichtung im Sand des Strands endete. In der ersten High-Speed-Sandpassage setzte sich Van Aert dann mit mächtigen Tritten etwas ab, während sich Mathieu van der Poel mit dem Belgier Toon Aerts Positionskämpfe in der Brandung der Nordsee lieferte.
Bis Runde zwei baute Van Aert einen Vorsprung von über 10 Sekunden auf. Der vergrößerte sich nochmal, als Mathieu van der Poel im schlammigen und rutschigen Teil der Strecke in einer Spur stürzte und über den Lenker ging. „Es war sehr schwierig, auf diesem Parcours fehlerlos zu bleiben. Gerade im Sand ist ein Fehler schnell gemacht“, kommentierte Van der Poel das Rennen heute in einer Video-Pressekonferenz. Er habe sich aber fokussieren können: „20 Sekunden sind auf so einem Kurs viel und wiederum nicht viel“, spielte Van der Poel auf die Rolle des Zufalls an.
Ich hätte es vorgezogen, ohne den Platten (von Wout) zu gewinnen, es ist schade. Aber ich hatte auch schon meine Portion Pech.
Mathieu van der Poel
Der kam in Runde drei von insgesamt acht zu fahrenden Umrundungen noch einmal zum Tragen: Wout van Aert verlor in kurzer Zeit einen Großteil seines Vorsprungs – bei der Zieldurchfahrt, schon hinter Van der Poel, war klar: wegen eines Plattens am Vorderrad. „Die Reifen wurden für den sandigen Boden mit besonders geringem Druck gefahren“, erklärte MvdP später, aber „es war der einzige Platten während der Wettkämpfe am gesamten Wochenende, soweit ich weiß. Ich hätte es vorgezogen, ohne den Platten (von Wout) zu gewinnen, es ist schade. Aber ich hatte auch schon meine Portion Pech.“ Und weiter: „Technik ist Teil des Sports, es gehört nun einmal dazu, wenn man auf die Formel 1 oder Autorennen schaut, da ist es noch extremer“.
Technik ist Teil des Sports, es gehört nun einmal dazu, wenn man auf die Formel 1 oder Autorennen schaut, da ist es noch extremer.
Mathieu van der Poel
Der Rest des Rennens vor der Hochhauskulisse der belgischen Hafenstadt lief wie schon einige der drei Weltmeisterschaften zuvor. Mathieu van der Poel arbeitete stetig an seinem Vorsprung. Aber Wout van Aert gab nicht auf. „Das Rennen wäre anders verlaufen ohne den Defekt von Wout“, räumte MvdP heute ein. Zwischenzeitlich sah es noch einmal so aus, als ob der Belgier aufkommen könnte. Doch in den schwierigen Sandpassagen unmittelbar vor den Überfliegern machte Van Aert den weniger souveränen Eindruck, je länger das Rennen dauerte. Hier holte MvdP die entscheidenden Sekunden, weil er öfter auf dem Rad bleiben konnte, statt zu laufen und damit bereits mit mehr Tempo auf die steile Brücke zufahren konnte.
Spannend wurde es im Zweikampf um die Bronzemedaille. Hier konnte der Belgier Toon Aerts den stark fahrenden Briten Thomas Pidcock mit einem Zwischenspurt noch einmal auf Distanz halten. Pidcock wird 2021 die Straßensaison für Team Ineos bestreiten. „Er ist sehr talentiert, zu Ineos zu gehen, ist ein großer Fortschritt für ihn. Er wird sehr stark auf der Straße sein“, kommentierte MvdP die Leistung.
Am Ende siegte Mathieu van der Poel mit einem Vorsprung von 33 Sekunden auf Wout van Aert. Die Rolle von Wout van Aert für seine eigene Leistung auch auf der Straße sei nicht zu unterschätzen, sagte Van der Poel heute: „Es ist wichtig, jemanden zu haben, der dich bis an deine eigenen Grenzen fordert. Es ist wirklich cool, jemanden wie ihn zu haben.“
Bester deutscher Fahrer wurde Sascha Weber auf Platz 34 – übrigens direkt vor Heinrich Haussler, der einen Ausflug von der Straße in den Sand Ostendes gemacht hatte. Der CX Altmeister und heutige Klassikerspezialist Zdeněk Štybar wurde bei seinem einzigen CX-Rennen der Saison übrigens 18.
Ergebnisse CX WM 2021 Männer Elite
Ergebnisse Cyclocross WM 2021 MännerCX WM 2021: Rennen der Frauen
Bei den Frauen gab es eine klare Favoritin vor dem Start: Die Niederländerin Ceylin del Carmen Alvarado hatte die belgischen Querfeldeinrennen im Vorfeld der WM 2021 ziemlich dominiert. Auch ihre Landsfrau Lucinda Brand wurde hoch gehandelt für den kräftezehrenden Kurs in Ostende.
Aber der Schlagabtausch zwischen den beiden blieb aus. Stattdessen prägte eine andere, ebenfalls niederländische Fahrerin lange das Rennen, das bis zum Schluss einem Krimi glich. Denise Betsema setzte sich vom Start weg an die Spitze und baute dort zunächst einen kleinen Vorsprung aus. Vor allem ihre fahrerischen Qualitäten im Sand konnte sie für sich einsetzen.
Hinter ihr bissen sich zwei weitere Niederländerinnen aneinander die Zähne aus: Lucinda Brand und Annemarie Worst. Mal lag die Eine ein paar Radlängen vorne, mal die Andere. Ein Angriff von Annemarie Worst stellte schließlich den Anschluss an die Spitze auch für Lucinda Brand her, sodass nun ein niederländisches Spitzentrio um den Sieg fuhr.
Worst fuhr kämpferisch. Trotz Sturzpech im Sand vor der Brücke, schaffte sie sogar noch einmal den Anschluss an die enteilte Spitze. In der letzten Runde kam es zum Showdown zwischen Brand und Worst. An einer Ecke des schlammigen Kursteils setzte sich dann Lucinda Brand unter Ellenbogengebrauch auf der Innenseite durch, was Worst auf dem rutschigen Boden zu Fall brachte. Den Sturz kurz vor dem Ziel konnte sie nicht mehr wieder rausfahren. Eine überglückliche Lucinda Brand gewann vor Annemarie Worst und Denise Betsema. Vierte wurde überraschend Clara Honsinger aus den USA. Auch der 9.Platz für die deutsche Fahrerin Lisa Brandau war eine kleine Sensation. Brand und Worst lagen sich nach dem Ziel wieder in den Armen – das Fahrmanöver vor dem Ziel schien fair gelaufen zu sein.
Ergebnisse CX WM 2021 Frauen
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