Muddy Monday: Bei der Deutschen Meisterschaft im Cyclocross gestern in Bensheim sah es streckenweise aus wie beim CX-Weltcup: Zwei duellierten sich einsam an der Spitze, der Rest folgte abschgeschlagen. Am Ende gewann im Rennen der Männer Elite der favorisierte Marcel Meisen.
„Es war für mich ein super Rennen. Aber es hätte auch nicht früher kommen dürfen, wegen meiner vor einer Woche überstandenen Magen-Darm-Infektion“, sagte Marcel Meisen bei der Siegerehrung. Für die Cyclocross WM im niederländischen Valkenburg in drei Wochen will er jetzt mindestens unter die ersten Zehn fahren. Vielleicht sei auch mehr drin.
Das Rennen der Männer Elite
Schon vor der ersten Kurve ins Gelände lagen bei der Deutschen Meisterschaft Radcross Sascha Weber und Marcel Meisen einige Meter vor dem Feld. Im anschließenden Slalom durch den Flatterband-Dschungel auf der Wiese setzte sich Sascha Weber schnell einige Meter von Meisen ab, der für das belgische Team Steylaerts-Betfirst im Weltcup fährt und deshalb im Vorfeld als eindeutiger Favorit gehandelt wurde.
Der Cyclocross-Kurs in Bensheim war in der Woche vor dem Start stark abgetrocknet, so dass die Strecke schnell zu fahren war. Die 25 km-Renndistanz schaffte der Schnellste mit einem Schnitt von fast 24 km/h. Die prägenden Hindernisse auf dem Parcours stellten unter anderem zwei Hürden dar, eine Treppe sowie ein steiler Anstieg zum sogenannten „Grillhügel“. Hier kämpften sich die Spitzenfahrer pedalierend hoch, während auf den Rängen meist geschoben wurde. Es ging dann in eine Sandpassage, bevor erneut eine längere Treppe hinauf auf einen künstlich angelegten Dirtbike-Hügel zu laufen war, gefolgt von einer steilen Abfahrt und einem Anlieger.
Bereits bei der ersten Passage des Dirtbike-Hügels hatte Marcel Meisen den führenden Sascha Weber gestellt. Gleichzeitig zog sich der Rest des Rennens schon stark in die Länge. Die Leistungsdichte im Elite-CX in Deutschland ist nicht vergleichbar mit Cyclocross-Nationen wie Belgien oder den Niederlanden. So hatte sich ebenfalls bereits in der ersten Runde bis zum Dirtbike-Hügel die einzige ernste Verfolgergruppe formiert. In dieser Fünfergruppe waren mit Max Lindenau und Yannick Gruner gleich 2 Fahrer vom Steves Racing Team vetreten. Sie lieferten sich einen offenen Schlagabtausch mit Ben Zwiehoff (Essen-Steele), der bereits den NRW Cyclocross-Cup mit deutlichem Abstand für sich entscheiden konnte. Außerdem gehörte zu den vier Verfolgern der Sieger des Deutschlandcups Manuel Müller vom RSV Rheinstolz Wyhl, der sich zunächst im Hintergrund der Gruppe hielt.
Nach der ersten Runde fuhren Weber und Meisen Kopf an Kopf mit einer Rundenzeit von circa 6.37 min. über die Ziellinie. Weber zog dann auf der ersten Hälfte des Kurses immer wieder an. Meisen spielte unter anderem mit Sprüngen über die Hürden seine Fahrtechnik aus und konnte sich wiederholt bis zum Dirtbike-Hügel an Webers Hinterrad herankämpfen oder überholen. Bis zur 6. Runde lieferten sich Weber und Meisen einen spannenden Zweikampf an der Spitze. Immer lagen die beiden neongelben Cycclocross-Bikes – Weber auf Berner, Meisen auf Guerciotti – dicht beisammen. Manche Streckenteile erlaubten Windschattenfahren. Manchmal war Weber so dicht am Hinterrad des Mannes mit der Startnummer 1 zu sehen, wie es bei einem Straßenrennen üblich ist.
Der Livestream des Veranstalters, der auch die Grundlage für diesen Rennbericht lieferte, bot leider viele Bilder unscharf oder durch Hindernisse wie Zäune hindurch gefilmt, das Renngeschehen vermittelte sich aber dennoch. Um die Strecke herum war die Atmosphäre dabei nicht „flämisch“, aber es drängten doch recht viele Zuschauer ans Flatterband. Der Veranstalter SSG Bensheim schätzte die Zahl bei der Siegerehrung auf 1.000. Auch viele Kinder waren an der Strecke zu sehen. Crossrennen sind ein familienfreundlicher Sport.
Erst in Rennminute 41 gelang es Marcel Meisen, sich mit einer Attacke entscheidend abzusetzen. Die letzten drei Runden bot sich dann ein Bild wie bei vielen Rennen des Weltcups in der Saison. Ein einsam Führender baute seinen Vorsprung Sekunde um Sekunde aus und fuhr schließlich fast eine Minute auf den zweitplatzierten Sascha Weber heraus.
Spannend verlief noch einmal der Kampf um Platz drei. Aus der anfänglichen Verfolgergruppe scheidet Yannick Gruner in der sechsten Runde nach einem Sturz aus. Später übernimmt Ben Zwiehoff über lange Strecken die Pace und kann sich sogar um einige Radlängen absetzen. In der letzten Runde fehlt ihm dann aber die Kraft, um bei der entscheidenden Tempoverschärfung mitzugehen. Manuel Müller sichert sich durch einen Antritt rund vier Minuten vor Schluss den 3. Platz. Ben Zwiehoff landet auf dem undankbaren 4. Rang. Platz 5 belegt Max Lindenau vom Stevens Racing Team.
Ergebnisse Männer Elite
- Marcel Meisen – Steylaerts-Betfirst
- Sascha Weber – MTB Freiburg
- Manuel Müller – RSV Rheinstolz Whyl
- Ben Zwiehoff – RRG Essen-Steele
- Max Lindenau – Stevens Racing Team
- Christian Pfäffle – Möbel Märkli MTB Pro Team
- Yannick Gruner – Stevens Racing Team
- Georg Egger – MSC Wiesenbach
- Jannik Geisler – Stevens Racing Team
- Lukas Meiler – Team Vorarlberg Santic
Das Rennen der Frauen Elite
Bei den Frauen Elite bestimmten Elisabeth Brandau, Jessica Walsleben und Stefanie Paul von Beginn an das Rennen. Doch es dauerte nicht lange, bis Elisabeth Brandau vom RSC Schönaich sich absetzen konnte und wie bei den Männern Marcel Meisen ein einsames Rennen fuhr. Da hatten die anderen nichts mehr dagegenzuhalten. Die Bensheimer Lokalmatadorin Kristin Endres zeigte sich lange in der Verfolgergruppe, wurde am Ende Sechste des Rennens und war überglücklich: „Mein Ziel war ein Platz in den Top Ten und das ist mir gelungen. Wenn man in seiner Heimatstadt fährt, will man sich natürlich vorne präsentieren. Ich freue mich über die gute Platzierung“, so dieEndres. Platz zwei ging an die Vorjahressiegerin Jessica Walsleben, den dritten Rang belegte dieLuisa Beck, die Stefanie Paul in Schach hielt.
Ergebnisse Frauen Elite
- Elisabeth Brandau – RSC Schönaich
- Jessica Walsleben – Stevens Racing Team
- Luisa Beck – Edelsten Factory Racing
- Stefanie Paul – Stevens Racing Team
- Lisa Heckmann – Stevens Racing Team
Alle Ergebnisse der DM Cyclocross 2018 findet ihr hier.
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