Der KR4 ist ein relativ günstiger Rennrad-Schuh mit gestricktem Oberschuh. Beim italienischen Schuhhersteller und Strickspezialisten DMT markiert er die Einstiegsklasse für sportive Rennradfahrerinnen und Rennradfahrer. Wir haben den DMT KR4 für unsere Artikelserie „Ausprobiert“ ganz genau unter die Lupe genommen. Dort findet ihr regelmäßig kurze Vorstellungen von spannenden Produkten, die wir einem ersten Check unterzogen haben.
DMT KR4 – kurz und knapp
- Rennrad-Schuh mit Hybrid-Oberschuh
- Keine Zunge dank Stricktechnik
- Verschluss 1 x BOA L6
- Gewicht 250 Gramm pro Schuh, gewogen in Größe 43
- Bindung 3-Loch Road (SPD-SL, Look etc.)
- Sohle Nylon Composite
- Größen 37 – 48 (nur ganze Größen)
- Farben schwarz/silber (im Test), schwarz/gelb reflex, schwarz
- Preis 150,- €
- Info www.dmtcycling.com
DMT KR4 im Detail
DMT ist bekannt für seine gestrickten Oberschuhe. Die Italiener haben diese Technik perfektioniert und stellen alle Rennrad-Schuhe der aktuellen Kollektion nach diesem Verfahren in eigenen Produktionsstätten in Europa her. Bei den hochpreisigen Modellen wie dem KR1, den wir ebenfalls getestet haben, ist der gesamte Oberschuh in einem Stück gestrickt, beim Einstiegs-Modell KR4 ist der Oberschuh hingegen in einem Hybridverfahren produziert. Der Vorderschuh ist aus einem sehr atmungsaktiven „Stoff“ gestrickt und mit der Fersenkappe verbunden.
Über den Spann verläuft ein nach allen Richtungen elastisches, breites Flex-Band, welches den Fuß nach dem Anziehen wie in einem Slipper festhält. Um den Fuß zum Fahren ordentlich zu fixieren, kommt ein einzelnes BOA Drehrad mit dem üblichen dünnen Kunststoffseil, welches über vier Positionen am Rand des Spanns und eine mittig angebrachte Öse am oberen Ende des Schuhs geführt wird, zum Einsatz.
Die Sohle ist aus einem Nylon Composite Material gefertigt und hält die übliche 3-Loch-Befestigung für die gängigen Pedalplatten von zum Beispiel Shimano oder Look bereit. Die eingelegte Innensohle ist sehr dünn und flexibel und verfügt nicht über Stützelemente oder gar anpassbare Keile wie sie mitunter in deutlich teureren Radschuhen zu finden sind.
Vergleichstest DMT KR1 gegen KR4 – teuer oder günstig?
DMT KR4 bei der Anprobe
Wer zum ersten Mal ein Rennrad-Schuh mit Strick-Oberschuh in der Hand hat, wird sich fragen, wie er mit dem Fuß in den Schuh kommen soll. Das ist auch beim KR4 nicht anders, denn im Gegensatz zu einem Sneaker oder Laufschuh, der in Stricktechnik gefertigt wurde, ist der Oberschuh des KR4 deutlich steifer. Ein Schuhlöffel hilft der Ferse bei den ersten Versuchen den Weg in den Schuh zu finden, mit der anderen Hand zieht man den Schaft im Bereich des Spanns etwas nach oben und hilft somit dem Fuß seinen Weg in den Schuh zu finden. Nach einiger Übung klappt das auch schnell und ohne die Hilfe eines Schuhlöffels.
Ist der Fuß erst mal im Schuh, sitzt er schon relativ gut und ausreichend fest zum Umherlaufen, doch beim Radfahren wirken natürlich andere Kräfte. Deshalb wird der KR4 über ein Seilsystem mit BOA-Verschluss festgezurrt. Allerdings ist das BOA-Drehtrad nur in eine Richtung zu bedienen. Das heißt, man kann den KR4 zwar mittels kleiner Rasterungen fester zuschnüren, aber nicht wieder schrittweise öffnen. Zum Öffnen muss das komplette BOA-Bedienelement nach oben gezogen und damit die Schnürung komplett gelöst werden. Danach kann man sich wieder Schritt für Schritt an die eigene Komfortzone herantasten.
Das ist gerade an heißen Tagen, an denen der Fuß auch während der Fahrt noch ein wenig anschwellen kann, nicht sehr komfortabel. Komplett öffnen und wieder zudrehen ist zwar auch während dem Fahren möglich, aber im Vergleich zu einem BOA-Drehrad, das in beide Richtungen funktioniert, einfach lästig.
Ansonsten gilt es noch zu erwähnen, dass der KR4 nur in ganzen Größen erhältlich ist. Das kann, wie in meinem Fall, bedeuten, dass die eine Größe eindeutig zu klein und die nächste Größe dennoch gefühlt ein wenig zu groß ist. Aber mit dem Verschlusssystem ließ sich dieses kleine Manko gut ausgleichen und fiel im Alltagsbetrieb nicht wirklich negativ auf.
DMT KR4 im Einsatz auf dem Rad
Ich hatte wie gesagt bei der Anprobe das Gefühl, dass mir der KR4 in Größe 43 einen Hauch zu groß war und ich ihn deshalb etwas fester als üblich zuschnüren müsste. Auf dem Rad verschwand dieses Gefühl jedoch relativ schnell. Ebenso wie die Bedenken, dass die Sohle deutlich zu weich sein könnte. Denn man spürt bereits beim Gehen auf hartem Untergrund, wie sich das Nylon Composite-Material über den Pedalplatten leicht verformt. Im Fahrbetrieb hat sich das bei meinem Gewicht von 65 kg jedoch nicht gravierend negativ bemerkbar gemacht. Vielmehr hat sich der KR4 beim Pedalieren stabiler angefühlt als beim Gehen. Dennoch ist die recht weiche Sohle vor allem für schwere und sportliche Fahrer nicht erste Wahl, für Rennfahrer gar ein K.O.-Kriterium.
Ansonsten funktioniert der KR4 auf dem Rad einwandfrei. Der Fuß lässt sich fest genug fixieren, um auch bei viel Kraft in der Zugphase nicht im Schuh zu rutschen, ohne dass der Schuh dabei unkomfortabel wird. Auch der Fersenhalt ist ausreichend gut, sicher auch ein Verdienst des im Fersenbereich angebrachten „Anti-Rutsch-Elements“, welches jedoch nicht die Haut oder die Achillessehne reizt. Die Zehenbox bietet ausreichend Platz, sodass man eher ein komfortables anstatt ein eingequetschtes Gefühl hat.
Die Belüftung funktioniert trotz des geschlossen aussehenden Materials wunderbar. Im Bereich des gestrickten Oberschuhs ist der KR4 sehr atmungsaktiv und verhindert zuverlässig schwitzige Füße. In Sachen Unterstützung des Fußes darf man sich allerdings nicht zu viel erwarten, die Sohle ist in dieser Hinsicht „sehr flach“ und auch die sehr einfachen Einlegesohlen bringen hier keinerlei Gewinn. Wer diesbezüglich zu Problemen neigt, sollte sich also nach einer Custom-Einlegesohle umsehen.
Fazit von Rennrad-News.de
Der KR4 ist bei DMT das Einstiegs-Modell in die Welt der Rennrad-Schuhe mit gestricktem Oberschuh. Der Drang zum Sparen ist daher auch an einigen Stellen zu spüren, sei es die relativ weiche Sohle oder das nur in eine Richtung zu bedienende BOA-Einstellrad. Dennoch ist der KR4 gerade für Einsteiger oder Wenigfahrer ein guter Rennrad-Schuh. Die Stricktechnik bietet eben auch in dieser Preisklasse Vorteile, wie etwa das cleane Design, das niedrige Gewicht, die gute Passform oder die hohe Atmungsaktivität des Strickmaterials am Vor- und Mittelfuß.
Pro / Contra
Pro
- Gute Belüftung
- Niedriger Preis
- Niedriges Gewicht
Contra
- Weiche Sohle
- Nur ganze Größen
- BOA-Drehrad nur in eine Richtung bedienbar
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Weitere kurze Tests aus der Serie Ausprobiert findest du auf dieser Übersichtsseite. Wenn du ein Produkt für einen ersten Test vorschlagen möchtest, schreibe uns einfach hier eine Nachricht!
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