Emanuel Buchmann gilt als große deutsche Rundfahrthoffnung. Dahinter setzte er vor kurzem bei der Dauphiné-Rundfahrt in Frankreich mit einem 6. Platz ein Ausrufezeichen. Die bevorstehende Tour de France bestreitet der 25-jährige Fahrer vom Team Bora-Hansgrohe jedoch nicht – stattdessen ist er als Kapitän bei der Vuelta in Spanien gesetzt. Rennrad-News hat den kletterstarken Deutschen Meister von 2015 zu seinen Rundfahrt-Ambitionen für dieses Jahr, seinen Lieblingsbergen und dem Profileben im Team befragt.
Rennrad-News.de: Emanuel, Du konntest das Critérium du Dauphiné, das als Indikator für Tour-Chancen gilt, mit einem 6. Platz beenden. Es war vorher klar, dass Du bei der Tour nicht starten würdest. Wie fühlt sich das jetzt wenige Wochen vor der Rundfahrt an?
Emanuel Buchmann: Also um ehrlich zu sein bin ich froh, dieses Jahr nicht dabei zu sein. Natürlich ist die Tour das größte Radrennen und ein tolles Ereignis, aber in diesem Jahr sind einige Etappen in Nordfrankreich, mit viel Wind, engen Straßen, und auf der Etappe nach Roubaix sogar mit Kopfsteinpflaster, das ist einfach nicht meine Welt. Darum ist die Entscheidung gegen die Tour auch relativ früh gefallen.
Statt bei der Tour zu starten bist Du Kapitän bei der Vuelta in Spanien. Wie ist dabei Dein Gefühl?
Gut. Von kleineren Rundfahrten wie der Romandie oder Dauphiné kenne ich das ja schon. Nun bei der Vuelta als Kapitän an den Start zu gehen ist ein toller Vertrauensbeweis vom Team.
Welche Chancen rechnest Du Dir aus?
Das Ziel sind die Top Ten, das sollte möglich sein, wenn ich gesund bleibe und ohne Sturz durchkomme. Grundsätzlich sollte mir die Vuelta mit den vielen Bergen und den heißen Temperaturen entgegenkommen.
Hast Du das Gefühl, die Mannschaft steht hinter Dir? Auf wen möchtest Du am wenigsten verzichten im Aufgebot?
In jedem Fall! Wir haben einen super Spirit im Team und immer Spaß, egal wer bei Rennen dabei ist. Wie das Line-up bei der Vuelta aussieht, hängt sicherlich auch noch von der Tour ab. Aber ich mache mir da keine Sorgen, wir werden da gut aufgestellt sein.
Giro oder Vuelta – welche Rundfahrt gilt mehr im Profisport, welche in der deutschen Wahrnehmung?
Das ist als Deutscher schwer zu sagen. In Italien sicher der Giro, in Spanien die Vuelta. Der Giro hat sich die letzten Jahre sehr gut entwickelt, Israel war sicher etwas Besonderes. Ich denke aber, dass in Deutschland die Wahrnehmung eher von den Fahrern abhängt. Wenn also Froome oder Quintana die Vuelta fahren, eher die Vuelta. Mit Froome beim Giro, dann wohl der Giro. Und dann spielen die deutschen Erfolge eine Rolle, Etappensiege etc.
Seit Deinem 15. Platz bei der Tour giltst Du als größtes deutsches Rundfahrttalent. Wen siehst Du selbst noch bei Rundfahrten in der Zukunft ganz vorne?
Es ist ein sehr großer Unterschied, ob man auf einzelnen Etappen aufzeigt, oder mal bei einer kleineren Rundfahrt vorne dabei ist. Über drei Wochen stabil zu sein, ist eine ganz andere Nummer. Darum gibt es immer wieder Fahrer die zwar aufzeigen, aber dann nie ganz nach vorne kommen bei Grand Tours. Aber ich denke, Maximilian Schachmann hat schon bewiesen, dass er Talent hat.
Mit 62 Kilo bei 1,81 m laut Wikipedia bist Du eher der Kletterer. Hast Du einen oder mehrere Lieblingsberge in Deutschland?
Ich wohne ja jetzt schon länger in Bregenz. Und mein Hausberg ist der Pfänder (Pfänder bei quäl-dich.de).
Hast Du Dir die Etappen der Tour dennoch schon einmal angeschaut? Wenn ja, was wäre dieses Jahr dort Deine Lieblingsetappe und warum?
Die 17. Etappe ist sicher besonders. Sehr kurz, drei große Pässe, das wird bestimmt interessant. Man kann etwas versuchen, aber ich denke am Ende werden die Besten wieder unter sich sein und der lange Schlussanstieg die Entscheidung bringen, denn die großen Teams werden das Rennen von Beginn an kontrollieren.
Gibt es irgendeinen Radsportfilm, den Du selbst gerne geguckt hast und weiterempfiehlst?
Eigentlich nicht. Wenn ich einmal nicht trainieren muss, gehe ich lieber mit meiner Freundin wandern oder wir kochen zusammen.
Die Vuelta findet parallel zur Deutschland-Tour statt. Wem drückst Du für die erste Deutschland Tour besonders die Daumen?
Natürlich unserem Bora-Hansgrohe Team! Wäre toll, wenn wir dort eine Etappe gewinnen könnten.
Wie sähe Deine Traum-Etappe bei einer Deutschland-Tour aus?
Naja, das müsste eine Bergetappe sein, irgendwo im Süden. Da gäbe es schon Möglichkeiten eine richtig harte Etappe zu gestalten.
Wie ist es in einem Team mit Peter Sagan zu fahren?
Ganz locker. Peter ist eigentlich immer gut drauf und macht gerne Spaß. Da gibts im Bus schon mal was zu lachen.
Wir danken Dir für das Interview!
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