Die Endura Pro SL Thermal Biblong wird als „ultimative Winterhose“ bezeichnet – große Worte des schottischen, schlechtwettergewohnten Herstellers. Auf bisher 700 Winterkilometern zeigte sich, wie das 199-Euro-Beinkleid das Versprechen einlöst – wir haben die lange Radhose getestet.
Endura Pro SL Thermal Biblong – kurz & knapp
Mit einer (angeblich) dauerhaften Imprägnierung gegen Wassereinbruch – Fachwort: DWR – und einer winddichten Front mit Thermoroubaix-Stoff sind die Grundzutaten für eine echte Winter-Radhose bei der Pro SL Thermal gegeben. Eine Besonderheit ist, dass die lange Radhose von Endura mit drei verschieden breiten Sitzpolstern gekauft werden kann. Das Konzept dazu haben die Schotten mit den deutschen Ergonomie-Experten von Gebiomized erstellt, die Profis vom Team Movistar gaben zusätzliches Feedback. Entsprechend hoch ist die lange Winterhose mit 199 Euro eingepreist. Die Eckdaten:
- wasserfest imprägniert mit PFC-freiem DWR
- winddichtes 4-Wege Stretch-Gewebe im Front- und Sitzbereich
- Thermoroubaix-Material
- vorgeformtes Stretch-Sitzpolster mit antibakterieller Beschichtung
- Sitzpolster in 3 Breiten erhältlich
- Front-Reißverschluss
- große Reflektoren an der Wade hinten
- Rückenpartie und Träger in Mesh-Lycra-Mix
- Größen: S, M, L, XL, XXL
- Gewicht: 352 g (gewogen, M)
- Herstellungsland: Marokko
- Materialien: 60% Polyester / 29% Nylon / 8% Elasthan / 3% Polyurethan
- www.endurasport.com
Preis: 199 Euro Bikemarkt: Endura Pro SL Thermal Biblong kaufen
In der Hand
Wir haben die Endura Pro SL Thermal Biblong in Größe M getestet. Ein wertiger Eindruck in der Hand, die soliden Materialien spiegeln sich auch im ordentlichen Gewicht von 352 g wider. Alle Nähte sind flach ausgeführt, nirgendwo lösen sich Fäden oder stehen über. Das Sitzpolster wirkt flexibel, lässt sich leicht dehnen und fällt insgesamt eher flach aus, wobei zwei Einlagen den Sitzknochenbereich zusätzlich dämpfen. Das winddichte Material an Front und Gesäß erinnert haptisch etwas an Neopren und erscheint sehr robust. Gut: die großen Reflektoren an den Waden sind eingenäht und nicht aufgeklebt, das verspricht Haltbarkeit. Positiv fällt auch das zusätzliche Flausch-Material an der Front und an den Beinen auf. Ein kurzer Reissverschluss dort erleichtert das „Erleichtern“ während der Tour. Der Verzicht auf schädliche Fluor-Anteile bei der Imprägnierung gibt zumindest in Teilen ein gutes Gewissen. Beinabschlüsse ohne Reißverschluss verlangen, dass man die Endura Pro SL Biblong immer vor den Schuhen überzieht.
Übermäßig trage ich mit 1,80 m Körpergröße Radhosen in „L“ – die Endura Pro SL Thermal Biblong in „M“ sitzt daher sehr körperbetont, aber komfortabel. Das spricht dafür, dass diese lange Radhose eher normal bis groß ausfällt. Alle Stoffpartien, sowohl die winddichten als auch die luftigen, stretchen stark, die Bewegungsfreiheit ist ausgesprochen gut. Die fleece-artig gefütterten Teile sind geradezu hautschmeichelnd. Die Träger sind gut platziert und schneiden nicht ein.
Auf dem Kurs
Gefahren wurde die Endura Pro SL Biblong überwiegend auf Graveltouren und im Trainingstempo auf der Straße, dabei waren einige 60 km/h-Abfahrten bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. In Unterlenkerhaltung zwickt es nirgends, die tief ausgeschnittene Front lässt dem Bauch genügend Atemfreiheit und das M-Sitzpolster passt super. Es schneidet an den Oberschenkeln im Schritt nicht ein und fühlt sich gut belüftet an. Sehr gut gefällt die Kniepartie, da es weder in der Kniekehle kneift noch auf die Kniescheibe drückt – ein Vorteil des starken Stretch-Materials. Die Beinabschlüsse bleiben immer da, wo sie hingehören: unten.
Und der Wetterschutz? Kurz gesagt: Äußerst zufriedenstellend. Wegen der Thermoroubaix-Fütterung war die lange Radhose überwiegend bei Temperaturen im einstelligen Plus- oder Minusbereich im Einsatz, darüber wird es in der Pro SL eher zu warm. Aber innerhalb dieses Bereiches leistet die Endura Pro SL Biblong das, was der Hersteller verspricht: Ideales Körperklima während der Fahrt, nirgends sammelt sich Schweiß, auch am Berg nicht. Auch dreistündige Fahrten bei mäßigem Regen wurden mit dieser Hose insgesamt als besser klimatisiert und geschützt empfunden als mit 100-prozentigen Regenhosen. Trotz DWR sickerte dann zwar mit der Zeit etwas Wasser durch, aber es wurde nie kühl, im Gegenteil: Bei nachlassendem Regen trocknet das Material recht schnell wieder. Ein echter Mehrwert ist der Wind- und Wetterschutz an der Gesäßpartie: Zwei Stunden „Beschuss“ vom Hinterrad hält er bei intakter Imprägnierung stand, bevor es nasser wird.
Haltbarkeit
Die Endura Pro SL Biblong ist bis jetzt 700 Testkilometer im Einsatz gewesen. Abnutzungsspuren zeigten sich nach dieser Zeit weder im stark beanspruchten Sitzbereich noch an der Front – letzteres, obwohl es einige Male Kontakt mit Ästen auf Gravel- und Cyclocrosstouren gab. Auch einen Sturz auf der „Waldautobahn“ überstand die Radhose ohne Schaden. Nach 8 Wäschen zeigte die DWR erste Lücken im Oberschenkel-Bereich, wo das Wasser nicht mehr abperlte. Erfahrungsgemäß lässt sich der Werkszustand einer DWR nicht mehr 100-prozentig wiederherstellen. Entscheidend für uns ist aber, dass auch mit „halber“ Imprägnierungsleistung die Funktion noch überzeugt.
Fazit – Endura Pro SL Thermal Biblong
Die Endura Pro SL Biblong ist eine racemäßig geschnitte, aber komfortable lange Radhose mit einem gelungenen Wetterschutz-Konzept. Der Kompromiss aus Wasserfestigkeit und Atmungsaktivität ist bei Temperaturen um den Gefrierpunkt bis knapp unter den zweistelligen Bereich nahezu ideal. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Wahlfreiheit bei den Sitzpolstern, die Verarbeitung der langen Radhose macht einen rundum soliden Eindruck. Angesichts der gebotenen Gesamtleistung ist der Preis von 199 Euro noch fair.
Pro / Contra
Pro
- hoher Tragekomfort dank Stretch und Fleece
- gutes Körperklima
- konsequenter Rennrad-Schnitt
- saubere Verarbeitung
- noch fairer Preis
- wintertauglich
Contra
- für den Übergangsbereich eher zu warm, daher stark spezialisiert
- Imprägnierung muss für optimale Funktion immer wieder aufgefrischt werden
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