Manche Rennrad-Events sind in aller Munde. Andere hätten es verdient, tauchen aber nirgends auf. Rennrad-News redet mit und fragt nach dem Jedermannrennen, dem Rennradmarathon oder dem Brevet die Teilnehmer nach ihren Erfahrungen. Diesmal: der Radsportklassiker Eschborn-Frankfurt Jedermann 2018.
Eschborn–Frankfurt ist ein Profi- und Jedermann-Rennen im Rhein-Main-Gebiet, das neben den Cyclassics in Hamburg und Rund um Köln zu den wichtigsten deutschen Eintagesrennen zählt. Seit 1962 wird es jährlich ausgetragen, seit 1968 jeweils am 1. Mai. Neben dem Eliterennen und den Rennen in Nachwuchsklassen gibt es einen Jedermann- sowie Inlineskating-Wettbewerb, die zur Veranstaltungsserie Škoda Velotour gehören. 2018 haben 5094 Jedermänner- und frauen mitgemacht sowie 174 Skater. Zu den Teilnehmerinnen gehörte Franziska Heger. Sie erlebte bei Eschborn-Frankfurt auf der kurzen 50 km Strecke ihre Jedermannrennen-Premiere. Bisher hatte sie ausschließlich 24-Stunden-Rennen absolviert.
Rennrad-News.de: Wann hast Du die Entscheidung getroffen, an diesem Rennen teilzunehmen? Was hat Dich gereizt?
Franziska Heger: Die Entscheidung für die Teilnahme fiel erst vor wenigen Wochen, als ein Kollege – oder: der Chef – anfragte, ob wir als „Bookwire Racing Team“ starten wollen. Dann habe ich spontan zugesagt, weil ich schon immer bei dem Rennen vor der eigenen Haustür starten wollte, aber bislang immer Mitfahrer fehlten. Reizvoll an diesem Rennen ist es vor allem, in dieser Kulisse in Frankfurt auf gesperrten Strecken durch die City zu fahren.
Warum bist Du bislang nur 24-Stunden-Rennen gefahren? Was reizt Dich daran?
Das Tolle an 24-Stunden-Rennen ist das gesamte Event; Camping mit Freunden, die Atmosphäre eines Nachtrennens und die Stimmung in der Stadt beziehungsweise an der Strecke. Ich war zuletzt mehrere Jahre in Kelheim, das ist einfach ganz wunderbar mit der Strecke durch die Altstadt und durch ein großes Partyzelt. Und zum zweiten ist es für mich ein riesiger sportlicher Reiz, den Körper an seine Grenze zu bringen, gegen die körperliche Ermüdung und die eigene Müdigkeit anzukämpfen: Man fährt jede Runde im maximalen Tempo und ist danach völlig erschöpft und muss doch nach wenigen Stunden Pause wieder los – und das, obwohl der Körper mit jeder Runde mehr Müdigkeit zeigt und es vor allem nachts eine Herausforderung ist, aufzustehen und loszufahren. Und ich liebe die Geschwindigkeit, es ist einfach wahnsinnig toll, in einer Kleingruppe wie im Sprintzug durch die Ebene zu rasen – und auch zu sehen, dass ich in einer Gruppe Männer zumindest mitfahren kann.
Was waren Deine Erwartungen in Eschborn?
Es war mein erstes klassisches Radrennen, daher wollte ich vor allem schauen, wie sich das anfühlt, gegebenenfalls in einem großen Feld zu fahren, ob und wieviel Kraft das spart, wie die Dynamik in so einer Gruppe funktioniert. Ich hatte kein Ziel hinsichtlich einer Zeit oder Platzierung, ich wollte einfach das Rennen und die Strecke aufsaugen und mit lieben Kollegen ein schönes Event erleben.
Hattest Du für das Rennen speziell trainiert?
Nein, dieses Jahr leider nicht, ich habe bislang zu wenig Zeit gehabt, Rennradkilometer zu sammeln. Da ich aber seit 12 Jahren Rennrad fahre, ist zumindest eine gewisse Grundkondition vorhanden. Im nächsten Jahr möchte ich die größere Runde inklusive Feldberg fahren – dann würde ich vorab natürlich auch schon einmal auf den Feldberg fahren.
Wie ist Dein Gesamteindruck nach dem Rennen?
Es ist ein tolles Event mit einer sehr schönen und abwechslungsreichen Strecke, das auch sehr gut organisiert war – bis auf die vielleicht etwas zu lange Wartezeit an der Kleideraufbewahrung. Eine super Sache an dem Rennen ist die Option, unterwegs entscheiden zu können, welche Streckenlänge man fahren möchte. Das hat die Entscheidung zur Anmeldung extrem erleichtert. Generell macht es sehr viel Spaß, auf abgesperrten Straßen fahren zu können, und die Stimmung an der Strecke war trotz des kalten Wetters und der frühen Uhrzeit super. Insgesamt fand ich die Startgebühren etwas zu hoch.
Wie lief das Rennen?
Das Rennen war deutlich entspannter als erwartet. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl hatte ich mit hektischen, großen Gruppen gerechnet, was gar nicht der Fall war. Stattdessen konnte ich sehr entspannt in kleineren Gruppen oder allein radeln. Es macht natürlich sehr viel Spaß, wenn man in der Gruppe auch mal höhere Geschwindigkeiten fahren kann, ohne sich zu verausgaben. Generell habe ich aber mit den Kollegen das Rennen und die Strecke genossen und wenig aufs Tempo geschaut.
Wie ist die Streckenführung?
Die Streckenführung war großartig! Ich fand sie sehr abwechslungsreich und vor allem innerhalb Frankfurts auch durchaus anspruchsvoll mit vielen Kurven und auch mal engeren Passagen. Die Abschnitte im Taunus mit der Ortsdurchfahrt durch Bad Homburg und Oberursel beispielsweise haben natürlich auch ihren Reiz mit den Zuschauern und immer wieder dem Ausblick auf Frankfurt.
Wie war die Stimmung?
Wir sind relativ weit hinten gestartet, dort war die Stimmung super, ziemlich entspannt und wenig renn-typisch/hektisch. So ergab es sich immer wieder, dass ich mit jemandem plaudern konnte. Eine feste Gruppe zum Mitfahren hatte ich nicht, sondern ich bin immer wieder in verschiedenen Gruppen mitgefahren, zwischendurch aber auch mal allein beziehungsweise nur mit den Kollegen.
Was waren Deine persönlichen Highlights bei Eschborn-Frankfurt Jedermann?
Highlight insgesamt war einfach ein toller Tag mit Kollegen, gemeinsam Radeln, hinterher ein Bier trinken… Landschaftlich ist es natürlich besonders toll, aus dem Taunus wieder in Richtung Eschborn zu fahren und dabei auf die Frankfurter Skyline zu schauen. Ein wirkliches sportliches Highlight war das heute nicht, dafür sind 50 km einfach zu wenig…aber es war insofern aus sportlicher Sicht sehr gut, weil ich den Charakter des Rennens gut kennengelernt habe und nun für das nächste Jahr die längere Strecke in Angriff nehmen kann.
Geht es bald weiter mit anderen Rennen?
Bis jetzt hatte ich noch kein Radrennen geplant. Aber nach der super Erfahrung heute wird sich das vermutlich ändern. Ansonsten werde ich wieder am Frankfurt City Triathlon im August teilnehmen.
Hier geht es zu Erfahrungen bei Eschborn-Frankfurt 2018 im Forum
Hier findest Du mehr Berichte von Rennradevents der Rubrik „So wars“:
- So war’s: Rad Race Tour de Friends
- So war’s : Münsterland Giro 2017 Jedermann
- Mein erstes Cyclocross-Rennen – Mitgefahren!: „Überholen kostet oft viel Kraft“
- So war’s: London- Edinburgh-London 2017
- So wars: Danilith Nokere Koerse Cyclo: „Immer mit einem alten Stahlrahmen und 32 mm Reifen“
- So war’s: Eschborn-Frankfurt Jedermann 2018: „Innerhalb Frankfurts durchaus anspruchsvoll“
- So wars beim Skoda Velodom 2018: Drei Fahrer, drei Rennen?
- So war’s: Mecklenburger Seenrunde 300: „Ein wunderbares Bianchi-Rennrad und ein wenig Kondition“
- So war’s: Schotter, Kies und Moos 2018: Schick durch den Schlick – 120 km Gravelride mit der „Mütze“
- So war’s beim Bodenseeradmarathon 2018: Äpfel, Alpenkulisse und Albtraumwetter – aber alles gut!
- So war’s – Münsterland Giro 2018 im Fun Block: Lenker an Lenker mit Hanka
- 300 km-Gran Fondo nach Holland und zurück: Und das alles für Pommes
- So war’s bei der Fietselfstedentocht: „Die Niederländer sind total radsportverrückt“
- So war’s bei Mallorca 312: „Ein Event, das nachhaltig wirkt“
- Rund um Köln 2019: Video und Interview zum Jedermannrennen
- So war’s bei Rund um die Kö 2019: Im Tunnelblick über die Königsallee
- So war’s beim Pathfinder Giro CX in Eindhoven: Sehr viel tiefer Sand
- Votec Gravel Fondo 2019 – so war’s: „Ein ganz rundes Ding“
- Bohemian Border Bash 2019 – so war’s: Mit Radverrückten entlang der Grenze
- So war’s beim Alé La Merckx-Granfondo: Post-pandemische Wettkampffreuden
- Radcross-Wochenende Vaihingen-Magstadt 2021/22: „Gute Schule für die Fahrtechnik“
- Bombtrack NRW Cross-Cup Bonn 2021/22: „Ein neues Lieblingsrennen“
- GP Groot Egmond 2023 – Fotostory: 38 km Strandrennen mit dem Gravel Bike
- So war’s – Challenge Roth 2023: Triathlon Mythos Roth live erlebt
- King of the Lake Attersee – Mitgefahren!: Saisonabschluss mit brennenden Beinen
Kommentare