Das dreckigste Bike der Eurobike 2022, ein besonders spannendes Falt-Gravel Bike von Breezer, ein 7,7 Kilo leichtes Titan Gravel Bike von Böttcher und das neue Monster Gravel Bike von Rondo sowie einige kleine Überraschungen findet ihr hier im zweiten Teil unseres Gravel Bike-Rundgangs von der Premiere der internationalen Fahrradshow in Frankfurt am Main.
3T Exploro vom Evolution Gravel Race
Nach allem, was wir gesehen haben, kann das 3T Exploro Race am Stand von Pirelli den Titel „dreckigstes Gravel Bike der Eurobike“ für sich beanspruchen. Es sollte demonstrieren, welche Härteprüfungen die neuen Pirelli Gravel Reifen (hier in unserem Gravel Reifen-Rundgang von der Eurobike) bestehen können. Der italienische Rennfahrer Mattia de Marchi war mit diesem Set-up in Tansania beim Evolution Gravel Race am Start. Die 850 km lange Strecke des Rennens, das vor allem afrikanischen Startern eine Chance bietet, wartet mit 10.000 Höhenmetern auf und berührt Nationalparks sowie den Kilimandscharo.
Breezer Gravel Bikes
Die Gravel Bikes der US-MTB-Kult-Marke Breezer fahren unter einem Firmendach mit der japanischen Marke Fuji. Auf der Eurobike 2022 zeigte Breezer ein spannendes Falt-Gravel Bike, das wir so noch nicht kannten, und das nach seiner Vorstellung 2021 nun tatsächlich verfügbar sein soll:
Breezer Squall Falt-Gravel Bike
Das Breezer Squall kann man als preisgünstige Alternative zum Ritchey Outback Breakaway sehen. Es handelt sich um ein Gravel Bike mit Alu-Rahmen, der zum Transport an Verbindungsstellen getrennt werden kann – also kein Faltrad im klassischen Sinne, sondern ein Gravel Bike, das leichter per Bahn oder Flugzeug (kein Sperrgut!) mitzunehmen ist.
An dem praktischen Zusatznutzen gemessen, wirkt der Preis von 2.299 €, den wir am Breezer-Stand fanden, geradezu günstig. Zumal das Breezer Squall auch sonst vergleichbar oder besser ausgestattet ist wie einige Gravel Bikes der 2.000-Euro-Klasse. Dem Breezer Katalog ist zu entnehmen, dass zum Bike auch ein Koffer gehört, der einen Doppelnutzen als Anhänger bietet. Die Eckdaten:
- Rahmen Aluminium
- Gabel Vollcarbon
- Schaltung Shimano GRX 600 2×11
- Bereifung WTB Venture 44-584
- Preis 2.299 €
Breezer Inversion Team Allroad Bike
Breezer bezeichnet das Inversion Team als Highend Allroad-Bike. Eine Ausnahme-Erscheinung unter den Serien Allroad-Bikes ist es wegen seines Stahlrahmens, der laut Breezer aus einem japanischen D’Fusion Rohrsatz gefügt wird. Es bietet Reifenfreiheit für Pneus bis 34 mm in 700c oder 47 mm in 650b und kommt ab Werk mit einer Shimano GRX 810 2×11-Gruppe. Die Eckdaten:
- Rahmen Breezer D’Fusion CrMo-Stahl
- Gabel Vollcarbon
- Schaltung Shimano GRX 810 2×11
- Bereifung WTB Byway TCS 34-622
- Preis 2.999 €
Böttcher Gravel Bikes
Böttcher Fahrräder ist ein Anbieter aus dem deutschen Norden und unter Touren- und Stadtradfahrern relativ bekannt, für Performance orientierte Rennradfahrer*innen jedoch eher Neuland. Gleichwohl fanden wir bei dem Hersteller, der auf Individualisierung spezialisiert ist, zwei interessante Gravel Bike-Aufbauten.
7,7 Kilo Gravel Bike: Böttcher Titanium Gravel
Leichte 7,7 kg nannte uns die Manufaktur Böttcher als Gewicht für ihr ausgestelltes Titan Gravel Bike. Zu dem geringen Gewicht führt der konsequente Einsatz von Komponenten der Leichtbau-Experten von THM Composites, die wie Böttcher ihren Firmensitz in Schleswig-Holstein haben und deshalb gewählt wurden.
Der Rahmen stammt vom italienischen Hersteller Rewel und soll 1.480 g in Größe M wiegen. Er besitzt ein T47 Tretlager und außen konifizierte Rohre. Die Reifenfreiheit des Showbikes liegt bei 40 mm in 700c. Bei der Gabel handelt es sich um die ebenfalls superleichte Carbongabel des Open New U.P. So wie gezeigt soll das Titan Allroad Bike 9.999 € kosten (ohne Pedale)
Böttcher Evolution 853 Gravel Bike
Günstiger als mit dem edlen Werkstoff Titan geht es bei Böttcher auf der anderen Seite mit dem Material Stahl. Zum ersten Mal zeigte die Manufaktur auf der Eurobike ihr Gravel Bike aus hochwertigem Reynolds 853-Stahl mit einer Campagnolo Ekar 1×13 Gruppe. Wie ausgestellt, mit Ritchey Parts und Aerycs-Laufradsatz (hier zu unserem Aerycs Gravel-Laufradatz Test) soll es 6.000 € kosten. Rahmen solo bietet Böttcher übrigens nicht an.
Cinelli x Iuter
Am Stand von Selle Italia war eine Sonderedition des Cinelli King Zydeco aus einer Kollaboration mit der Modemarke Iuter zu sehen. Preis: 4.999 €. Ähnlich wie bei der Kooperation zwischen Palace und Cannondale gibt es auch On- und Off-Bike-Mode. Wie gefällt es euch?
Fuji Jari Carbon
Das Fuji Jari Carbon 1.3 feierte auf der Eurobike 2022 seine Premiere. Es reiht sich ein in die Riege der Gravel Bikes mit besonderen Stauraum-Lösungen wie das Specialized Diverge oder das Trek Checkpoint in ihren Carbon-Varianten. Beim Fuji Jari 1.3 sitzt der Stauraum unter dem Tretlager. Speziell für die Schnittstelle dort gibt es auch anderes Zubehör. Clever ist auch der Snack-Halter auf dem Oberrohr statt einer Fuel Bag.
Rahmen und Gabel sind aus Carbon in Monocoque-Bauweise gefertigt. Neben dem Jari 1.3 mit Shimano GRX 600 1×11 gibt es auch noch das Jari 1.1 mit Shimano GRX 810 2×11 Schaltung. Alle Leitungen und Kabel sind intern verlegt. Das Tretlager ist als T47 ausgeführt. Diese Bauweise setzt sich immer stärker durch.
- Rahmen Carbon Monocoque
- Gabel Vollcarbon
- Schaltung Shimano GRX 810 oder GRX 600
- Bereifung Maxxis Rambler 42-622
- Preis Fuji Jari Carbon 1.3 2.999 €
Rondo MYLC
Das Rondo MYLC ist der jüngste Neuzugang in der großen Gravel Bike Familie des polnischen Herstellers. Nachdem man zuletzt mit dem Modell Ratt die Gattung Allroad-Bike auf eigene Weise interpretierte (hier findet ihr unseren Rondo Ratt Test), wählt man jetzt auch einen besonderen Ansatz für die Gattung der besonders offroad-lastigen Gravel Bikes.
Rondo nennt das MYLC ein Gravel Plus Bike, wobei der Zusatz sich auf die höheren Trailqualitäten bezieht. Die speisen sich vorwiegend aus der (nach neusten Maßstäben gar nicht mehr so) generösen Reifenfreiheit von 47 mm in 700c. Das allein genügt jedoch nicht – schließlich haben heutzutage auch Race orientierte Gravel Bikes wie das Specialized Crux 2022 solche Freiheitsgrade. Auch die Geometrie ist stark am Mountainbike orientiert, was man schon erahnen kann, wenn man den Stummelvorbau des MYLC sieht. So radikal wie die Optik daherkommt, ist die Lenkwinkel-Auslegung auf dem Papier jedoch nicht. Typisch für Rondo ist der Flip-Chip in der Gabel, mit dem man die Lenkung wahlweise mehr Richtung agil oder beruhigt tunen kann. Hier findet ihr die Geometrie für das ruhige Setting (LO) in unserem Geometrievergleich-Werkzeug Geometrics.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 369 mm | 380 mm | 388 mm | 400 mm |
Stack | 534 mm | 557 mm | 581 mm | 610 mm |
STR | 1,45 | 1,47 | 1,50 | 1,53 |
Lenkwinkel | 72,2° | 72,2° | 72,2° | 72,2° |
Sitzwinkel, real | 73° | 73° | 73° | 73° |
Oberrohr (horiz.) | 532 mm | 550 mm | 565 mm | 586 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 135 mm | 160 mm | 190 mm |
Sitzrohr | 490 mm | 520 mm | 540 mm | 570 mm |
Überstandshöhe | 782 mm | 802 mm | 820 mm | 835 mm |
Kettenstreben | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm |
Tretlagerabsenkung | 70 mm | 70 mm | 70 mm | 70 mm |
Gabel-Offset | 50 mm | 50 mm | 50 mm | 50 mm |
Rondo bietet das MYLC Gravel in vier verschiedenen Varianten mit drei verschiedenen Rahmenmaterialien an: Los geht es mit der Stahl-Variante Rondo MYLC ST für 2.399 €. Zwei Carbon-Varianten, die 3.699 € und 4.899 € kosten, eine Alu-Variante für 2.399 € und einem Shimano GRX / Microshift Schaltungsmix. Top-Modell ist das Rondo MYLC CF1 mit Carbonrahmen und Gabel und SRAM Rival AXS 1×12 Gruppe für 4.899 €. Die Varianten im Überblick:
- Rondo MYLC CF1 SRAM Rival eTap AXS 1×12 – 4.899 €
- Rondo MYLC CF2 Shimano GRX 810 1×11 – 3.699 €
- Rondo MYLC AL SRAM Apex 1×11 – 3.199 €
- Rondo MYLC ST Shimano GRX – 2.399 €
Last but not least
Was sagt ihr zur zweiten Welle Gravel Bike-Neuheiten von der Eurobike 2022 – habt ihr einen Favoriten?
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