Fahrradfahrer werden von aktuellen, teilautonomen Fahrerassistenzsystemen oft noch übersehen. Jeder Dritte Radfahrer wurde getroffen, wenn nur das Auto wachte, wie eine neue Studie des US-Autofahrerverband AAA zeigte. Untersucht wurde in 15 Testläufen mit Autos von drei verschiedenen Marken.

Autonomes Fahren ist in aller Munde. In Deutschland ist es als erstem Land erlaubt, wenn bestimmte Bedingungen zusammenkommen: auf der Autobahn in Staus mit maximal 60 km/h und bei Tag und nicht bei Regen oder Schnee. Die Vorstellung des selbständigen „Level 3 Fahrens“ von Mercedes war gestern deutschlandweit in den Nachrichten und gilt als „Quantensprung“ (hier die SAE-Klassifizierung der Fahr-Assistenzen).

AAA-Fahrerassistenzsystem Studie

In den USA fordert derweil der große Automobilclub AAA zunächst eine Weiterentwicklung der Fahrer-Assistenzsyteme. Laut neuen AAA-Tests sind „uneinheitliche Leistungen nach wie vor ein Problem mit den verfügbaren Fahrassistenzsystemen“ und führten bei eigenen Tests zu Zusammenstößen mit einem Auto und einem Fahrradfahrer. Die Fehler traten dabei unabhängig von der Fahrzeugmarke und dem Modell auf.

In 15 Testläufen stellte der AAA die Fahrerassistenzsysteme (Level-2-Systeme nach SAE-Definition) unter anderem vor die Anforderung, eine Kollision mit einem kreuzenden Radfahrer zu vermeiden. Außerdem sollten die 3 getesteten Autos Radfahrer auf der gleichen Fahrbahn mit Sicherheitsabstand überholen. Getestet wurden laut AAA der Subaru Forester 2021 mit „EyeSight”, der Hyundai Santa Fe 2021 mit „Highway Driving Assist“ und der Tesla Model 3 2020 mit „Autopilot”. Die Ergebnisse:

  • Mit einem Radfahrenden, der die Fahrspur des Testfahrzeugs kreuzte, kam es bei 5 von 15 Testläufen, also in 33 % der Fälle, zu einer Kollision.
  • Mit einem Radfahrenden, der in der gleichen Richtung auf der Fahrspur vor dem Testfahrzeug fuhr, kam es bei 15 Testläufen zu keiner Kollision.

Während die 3 Assistenzsysteme also Radfahrenden auf der eigenen Spur bereits zuverlässig ausweichen, gelingt es ihnen noch bei einem Drittel aller Radfahrenden, die von der Seite in die Fahrspur einfahren, nicht, einen Unfall zu verhindern.

ADAC Studie zu Automatischen Notbremsassistenten (AEBS)

Auch der deutsche Automobilverband ADAC bereits Studien zur Sicherheit von Automatischen Notbremsassistenten (AEBS) durchgeführt. In einer Auswertung von Euro-NCAP-Testergebnissen betrachtet der ADAC 42 Pkw-Modelle, die teils stark unterschiedliche Bewertungen erzielten. Besonders die Notbremsassistenten in Klein- und Mittelklassefahrzeugen weisen dabei schlechte Erfüllungsraten für Radfahrende auf. Sie helfen teils in über der Hälfte der Fälle nicht. Dagegen gibt es teurere Fahrzeuge – darunter wie in der US-Studie Subaru – mit über 90 % Erfüllungsrate.

Wie beurteilt ihr die Notbremsassistenten?


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Text: Jan Gathmann / Foto: AAA
  1. benutzerbild

    JNL

    dabei seit 09/2017

    Automobilverband Studie in den USA: Fahrerassistenzsysteme für Radfahrer unsicher

    Fahrradfahrer werden von aktuellen Fahrerassistenzsysteme oft noch übersehen. Eine Untersuchung in den USA hat gezeigt, dass jeder dritte Radfahrer an Kreuzungen in einen Unfall verwickelt wird, wenn nur das Auto aufpasst.

    Den vollständigen Artikel ansehen:
    Automobilverband Studie in den USA: Fahrerassistenzsysteme für Radfahrer unsicher

    Wie beurteilt ihr die Notbremsassistenten?
  2. benutzerbild

    ꓗeinerꓰiner

    dabei seit 11/2017

    Reagieren eines Systems ist halt nur möglich, wenn es relevante Objekte eindeutig und rechtzeitig erkennt. Das ist bei einem Fahrrad vermutlich schwieriger als gedacht. Wirklich vorausschauendes Fahren setzt sehr viel Erfahrungswissen voraus. Beispiel: Querstrasse nur teilweise einsehbar, Hecken, geparkte Fahrzeuge etc. vom Radfahrer nur Oberkörper ab und an sichtbar. Ein aufmerksamer Fahrer erkennt das und rechnet mit einer Begegnung an der nahenden Kreuzung, verhält sich entsprechend.
    Können aktuelle Assistenzsysteme und automatische Fahrsysteme mit ihren Sensoren so etwas überhaupt erfassen und berechnen?
    Offenbar gelingt das nichtmal in einfachen Situationen, vermutlich weil ein Radfahrer eine technisch weniger leicht erfassbare Signatur hat als ein Auto.
    Naja, für den Fortschritt werden dann sicher bald alle Straßen, auf denen Autos fahren, für Radfahrer verboten.
    Oder man erlaubt automatisches Fahren nur auf Kraftfahrstraßen.
    Der Traum vom automatischen Fahrzeug, dass ganz ohne Fahrer in allen Verkehrs- und Witterungssituationen so oder besser agiert alswie ein guter Fahrer ist vermutlich weiter von der Realisierung entfernt als gedacht.

  3. benutzerbild

    Ros Tocker

    dabei seit 02/2016

    Fahrradfahrer werden von aktuellen Fahrerassistenzsysteme oft noch übersehen.
    Wie menschlich diese System mittlerweile schon geworden sind, unglaublich.

    😉
  4. Ist doch schon ein echter Fortschritt gegenüber dem aktuellen Stand.
    Die Lösung für die Verbesserung der Sicherheit wurde hier schon vorgestellt:
    https://www.rennrad-news.de/news/garmin-varia-rct716-mit-dashcam/Die Geräte werden verpflichtend und müssen dann nur noch miteinander reden - per 5G beispielsweise.

  5. benutzerbild

    bada-boom

    dabei seit 02/2018

    Können aktuelle Assistenzsysteme und automatische Fahrsysteme mit ihren Sensoren so etwas überhaupt erfassen und berechnen?
    Offenbar gelingt das nichtmal in einfachen Situationen, vermutlich weil ein Radfahrer eine technisch weniger leicht erfassbare Signatur hat als ein Auto.

    Das gelingt derzeit nicht einmal bei der vergleichsweise einfachen Aufgabe "Fernlichtautomatik":


    Dummerweise besteht das Verkehrsgeschehen in Verbindung mit Radfahrern eigentlich nur aus Sonderfällen. Wie beispielsweise hier: Radweg mit Radler auf der "falschen" Seite und Radweg etwa einen halben Meter tiefer als die Fahrbahn für Kfz.

    Ich glaube auch nicht, dass sich hypersensible Assistenzsysteme gut verkaufen, die bei jedem nahenden Radfahrer gleich eine Vollbremsung einleiten. Damit würden sich zwar ungeahnte Möglichkeiten eröffnen smilie - nur wäre das für die Akzeptanz sicher nicht förderlich...

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