Fahrrad.de Insolvenz Finanzierung gestoppt – so geht es weiter

[Update]Nachdem Signa Sports United (SSU) die Finanzierung kappte, hat die Internetstores GmbH und deren bekannte Marke Fahrrad.de Insolvenz angemeldet. Jetzt sagt fahrrad.de Kundinnen und Kunden, wie es weitergeht. Hier gibt's alle Updates.
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Alle Entwicklungen in der Übersicht

  • 16. Oktober: Signa zieht Kredit in Höhe von 150 Millionen € an Signa Sports United zurück
  • 17. Oktober: Erste Berichte über Rückzug der Finanzierungszusage, von der rund 80 Online-Händler betroffen sind
  • 19. Oktober: Tennis Point GmbH, ChainReaction & Wiggle insolvent, keine Rücksendungen bei Fahrrad.de möglich
  • 23. Oktober: Insolvenzverwalter für Internetstores GmbH inklusive Fahrrad.de beauftragt
  • 25. Oktober: Fahrrad.de veröffentlicht Statement, dass bis zum Ende der Woche alle Services wieder angeboten werden sollen

Update: Fahrrad.de arbeitet an Lösung

Update 25.10.2023:

Bis zum Ende dieser Woche will Fahrrad.de alle gewohnten Services wieder anbieten. Das hat das Unternehmen in einem Statement auf der eigenen Website inzwischen verkündet. Wie gewohnt kann man weiterhin im Online-Shop bestellen – allerdings sei es derzeit weder möglich, Gutscheine auszustellen, noch könne man aktuell Retouren bearbeiten. Auch der Aufbauservice werde derzeit nicht angeboten. Zudem könne es aktuell zu Verzögerungen bei Lieferungen kommen.

Ein weiteres Update von Fahrrad.de soll am 27.10. veröffentlicht werden – wir halten euch natürlich auf dem Laufenden. Dass sich Fahrrad.de aktuell im Insolvenzverfahren befindet, wird im Update nicht erwähnt. Generell ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar, wie genau es mit dem großen Online-Händler weitergeht.

Update: Insolvenzverwalter für Internetstores GmbH beauftragt

Update 23.10.2023: 

Das Verfahren wurde gestartet, ein vorläufiger Insolvenzverwalter wurde beauftragt. Alle Details hier: Internetstores im Insolvenzverfahren.

SSU: Tennis Point offiziell insolvent, weitere Insolvenzen angekündigt

In einem heute publizierten News Release auf ihrer Website geben Signa Sports United an, die Tennis Point GmbH habe inzwischen Insolvenz beantragt. Weiter heißt es, auch weitere Marken der Signa Sports United Gruppe befänden sich in Vorbereitung, entsprechende Schritte zur Einleitung von Insolvenzverfahren zu unternehmen. Die Meldung bestätigt, dass ursächlich hierfür die Beendigung der bereits verbindlich und bedingungslos zugesicherten 150-Mio.-Euro Kapitalspritze durch SSU-Hauptaktionär Signa vom 16. Oktober sei.

SSU-Meldung: Tennis Point GmbH ist insolvent, weitere angekündigt.
# SSU-Meldung: Tennis Point GmbH ist insolvent, weitere angekündigt.

ChainReaction – WiggleCRC ebenfalls insolvent

Inzwischen scheint aufgrund der ausgefallenen Finanzierung auch der Online-Fahrradhändler WiggleCRC mit seinen Marken Wiggle und ChainReaction Cycles insolvent zu sein: Bestellungen bei Lieferanten seien storniert und Zahlungen von Rechnungen gestoppt worden, berichtet das Industrie-Fachmagazin Cyclingnews.

Rücksendungen bei Fahrrad.de nicht möglich

Rücksendungen von gekaufter Ware können aktuell bei den Online-Stores Fahrrad.de, Campz.de, Bruegelmann.de oder Tennis-Point.de laut einer Meldung auf deren Websites „aus internen Gründen“ nicht bearbeitet werden. Was hier so kurz wie wenig aussagekräftig verkündet wird, scheint gravierende Gründe zu haben.

Fahrrad.de Rücksendungen nicht möglich
# Fahrrad.de Rücksendungen nicht möglich

Signa zieht Kreditzusage zurück

Wie das Manager Magazin in einem Artikel vom 17. Oktober berichtet, hat die Signa Gruppe des österreichischen Investors René Benko seine Sporthändler unter dem Dach der Signa Sports United (SSU) fallen gelassen: Von einem Verkauf der Marke Sport Scheck an den britischen Sportgiganten Mike Ashley (Sports Direct) ist die Rede – und auch vom Rückzug einer festen Zusage für einen 150 Millionen Euro schweren Liquiditätskredit an den Tochterkonzern Signa Sports United, zu dem die vorgenannten Onlineshops gehören.

Welche SSU-Marken sind vom Rückzug der Finanzierungszusage betroffen?

Zu SSU gehören insgesamt 80 Online-Shops, darunter folgende Marken:

  • Addnature.com
  • Bikester.com
  • Bruegelmann.de
  • Campz.de
  • Chainreactioncycles.com
  • Cycles-for-heroes.com
  • Fahrrad.de
  • Ortler-rad.at
  • Padel-point.de
  • Probikeshop.com
  • Redcycling.de
  • Serious-Cycles.com
  • Tennis-Point.de
  • Tennispro.eu
  • Tennisexpress.com
  • Vermont-bikes.de
  • Votec.de
  • Wiggle.com (dazu gehören u.a. die Bike-Marken Nukeproof und Vitus)

Nach Berichten der Finanzpresse war der Aktienkurs der SSU seit dem von Benko forcierten Börsengang im Jahr 2021 von einem Höchstkurs von 8 US-Dollar auf zuletzt nur noch 0,017 $ pro Aktie abgestürzt, das entspricht einem Absturz von 3,2 Milliarden auf 6 Millionen US-Dollar Börsenwert.

Der Handel mit der Sportaktie wurde Mitte Oktober mit sofortiger Wirkung ausgesetzt, um den freien Fall des Wertpapiers zu stoppen. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz bittet SSU Kleinaktionäre via Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter), sich bei ihr zu melden.

Der Benko-Mutterkonzern und SSU Hauptaktionär, Signa, hatte für den Prozess einer Restrukturierung, zu dem auch das Abstoßen „nicht leistungsfähiger Vermögenswerte“ gehören sollte, per eines „Equity Commitment Letter“ eine Kapitalspritze von 150 Mio. Euro fest zugesagt – und genau der Rückzug dieser Mittel (hier die Mitteilung dazu auf der Signa Seite) soll nun Ursache der Liquiditätsprobleme sein.

Signa Sports dazu:

„Nach vielen Jahren vertrauensvoller Zusammenarbeit und zuverlässiger Finanzierung zwischen dem Unternehmen und der SIGNA Holding hat sich SSU auf die verbindliche und bedingungslose Natur des Equity Commitment Letter verlassen, um weiterhin Mittel zur Erfüllung ihrer kurzfristigen Verpflichtungen und für die Bewertung der Unternehmensfortführung des Unternehmens und seiner Tochtergesellschaften zu erhalten. Das Unternehmen hält die Kündigung des Equity Commitment Letter durch SIGNA Holding für ungerechtfertigt.“

Zu SSU gehören insgesamt 80 Online-Shops im Bereich Fahrrad, Tennis- und Outdoorsport, im Jahr 2022 verzeichnete der Gigant einen Jahresumsatz von über eine Milliarde Euro – bei zugleich 567 Mio. Euro Verlust, allein 244 Mio. davon beim britischen Sportartikelhändler Wiggle.com.

Geleakte E-Mail an Lieferanten ist offenbar echt

In einer E-Mail an Lieferanten der Internetstores GmbH, welcher der MTB-News-Redaktion vorliegt, und deren Echtheit uns inzwischen durch eine zweite Quelle bestätigt wurde, heißt es:

Lieber Geschäftspartner,
Am gestrigen 16. Oktober 2023 hat unser Hauptaktionär SIGNA die zugesagte bedingungslose Finanzierung von 150 Mio. € (als Teil unserer IBR „Independent Business Review“) ohne weitere Erklärungen zurückgezogen.

Aufgrund dieser Umstände sind wir gezwungen, vor Gericht zu gehen und einen Insolvenzantrag zu stellen, insbesondere einen Antrag auf Eigenverwaltung.

Solange uns kein Verwalter zugeteilt ist, sind wir aktuell daher nicht in der Lage:

– Neue Liefertermine zu vergeben und Neuware anzunehmen

Aus diesem Grund bitten wir sie freundlich darum, keine Neuware an Speditionen und Paketdienstleister zu übergeben und die Ware vorerst in ihrem Lager zu behalten.

Weitere Informationen bezüglich zukünftigen Avisierungen und Abläufen werden wir in den nächsten 14 Tagen mit Ihnen teilen. Sollten Sie Fragen haben, kontaktieren Sie bitte ihren zuständigen Ansprechpartner bei der Internetstores.

Wir danken für Ihr Verständnis!

Was sagst du zu den möglichen Problemen bei so vielen Sport-Marken auf einmal?

303 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Ungefragte Weitergabe von personenbezogenen Daten, der man aktiv widersprechen muss, ist lt Gesetz nicht erlaubt. Ziemliche Frechheit, was sie da machen
    Der Insolvenzverwalter versucht alles, um Kohle abzuschöpfen. Sehe das wie Du. Er kann nicht einfach Kundendaten verkaufen und dann auf einen aktiven Widerspruch setzen, um soviele Daten wie möglich zu verkaufen.
  2. Spielt es evtl. eine Rolle, was in deren AGB steht bzw. ob man einer Weitergabe an Partner bei der ursprünglichen Registrierung aktiv zugestimmt hat? In vielen Shops gibt es ja dazu ein Häkchen.

    Ich habe bisher diese Mail nicht erhalten, obwohl ich Kunde war.
    Es würde mich wundern, wenn AGB DSGVO Bestimmungen aufheben können. Ich habe mich auch gewundert über die Mail und habe natürlich widersprochen und auch direkt eine Bestätigung bekommen. Bin aber auch in dem Geschäftsbereich kein DSGVO Experte, ich habe damit auf interpersoneller Ebene zu tun.
  3. Es würde mich wundern, wenn AGB DSGVO Bestimmungen aufheben können.
    Stimmt, vermutlich nicht.

    Aber was ist, wenn man per Häkchen eine Einwilligung gegeben hat? Dann werden die Daten doch auch in anderen Fällen an Partner weitergegeben.

    EDIT: Aus dem Datenschutzdokument:

    "18. Zu weiteren Zwecken
    Darüber hinaus geben wir Ihre persönlichen Daten nur an Dritte weiter, wenn:
    • Sie Ihre nach Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. a DSGVO ausdrückliche Einwilligung dazu erteilt haben,
    • für den Fall, dass für die Weitergabe nach Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. c DSGVO eine gesetzliche Verpflichtung besteht, sowie
    • die Weitergabe nach Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. f DSGVO zur Geltendmachung, Ausübung oder Verteidigung von Rechtsansprüchen erforderlich ist und kein Grund zur Annahme besteht, dass Sie ein überwiegendes schutzwürdiges Interesse an der Nichtweitergabe Ihrer Daten haben."

    Die agieren also sogar gegen ihre eigene Datenschutzregelung (falls es dieses Häkchen nicht gibt). smilie
  4. Egal, Widerruf abgeschickt und dabei die Übermittlung der über mich gespeicherten Daten angefordert. Widerruf wurde bestätigt, die andere Mail erst mal ignoriert...

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